Welche heutige Feder bringt noch eine solche Schrift...?

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Christian83
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Welche heutige Feder bringt noch eine solche Schrift...?

Beitrag von Christian83 »

Hallo!

Sagt mir einmal, bin Laie, ob es heutzutage noch Füller mit bezahlbaren 0-Federn gibt, die ungefähr, in etwa folgendes Schriftbild hinbekommen:

Bild

Natürlich nicht so extrem wie auf dem Foto abgebildet, aber dennoch mehr, als dies z.B. mein Lamy 2000 OM Füller schafft.

Suche noch einen Füller, der unter 150€ kostet, der eine O-Feder hat, die auch sichtbare, markante unterschiede im Auf- und Abstrich möglich macht.

DANKE EUCH!!!!

Viele Grüße

Christian
werner
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Beitrag von werner »

Hallo Christian,

welche modernen Füller mit den dazugehörigen modernen Federn das noch schaffen, dazu bin ich etwas überfragt. Dazu wird sich sicherlich der eine oder andere Nutzer melden. Mein Schwerpunkt sind alte Modelle. Aber Federn in Füllern aus den 50er-Jahren (Pelikan 400, Pelikan 140 und auch anderer Hersteller wie z.B. Waterman) schaffen das auf jeden Fall. Ich besitze einige dieser Federn und bin begeistert. Auch Federn vom Modell 100N aus den späten 30er/40er-Jahren haben die gleichen flexiblen Eigenschaften. Auch davon habe ich etwas zu meiner täglichen Benutzung auf dem Schreibtisch.

Viele Grüße
Werner
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Christian,
ein solches Schriftbild kann erzeugt werden mit:
1. hochflexiblen Federn
2. Bandzugfedern gerade
3. ... oder schräg

Hochflexibele Federn gibt es nicht mehr. Stipula und Aurora produzieren Federn mit dieser Charakteristik, auch für den Duofold von Parker bekommt man solche Federn. Aber: diese Modelle sind deutlich teurer als 120 Euro.

Mein Montblanc 14 aus dem 60ern produziert natürlich solche Linien problemlos. Ich glaube nicht, daß die o. g. Federn eine solche Schreibqualität erzeugen können. Gerade deutsche Füllermodelle aus den 50ern und teils noch 60ern haben aber ebenfalls sehr gute Schreibqualität - mit Hartgummi-Tintenleiter natürlich! Sie haben auch immer eine leichte Elastizität, während - vielleicht mit Ausnahme von Stipula - ansonsten die Federn starr sind. Da muß die Schliff-Form alleine für das Schriftbild sorgen.

Kalligraphiefedern und normale Federhalter zum Eintauchen bringen dieses Schriftbild ebenfalls.

Viele andere Hersteller haben nur schräg angeschliffene kugelige Federn als Oblique-Federn. Diese produzieren nur eine geringe oder gar keine Linienvariation. Häufig ist der Tintenfluß auch nicht optimal, viele Federn kratzen oder quietschen.

Zusammenfassend muß man leider erkennen, daß man sich schwer tut, in modernen Serien eine Schreibqualität zu finden, wie sie früher üblich war. Kein moderner Montblanc besitzt bsp.-weise die Schreibleistung einer Geha Goldschwinge aus den 50er oder 60er Jahren.

Für alte Füller: Frau Regina Martini fragen, ob sie noch den unverbindlichen Versandservice neben den Auktionen anbietet.

Viele Grüße
Thomas
Christian83
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Beitrag von Christian83 »

Hallo Thomas,

danke für deine Antwort!!!

Weche alten Füller sind es denn, die das vielleicht noch in etwa erreichen? Ein Pelikan 400? Ein alter Waterman, aber welcher?????

Wie gesagt, mein Limit sind maximal 150€. Mehr kann und möchte ich nicht ausgeben.

Vielleicht kannst du mir ja Füller nennen, die in der Preislage sind, und eine deutliche Varianz im Auf- und Abstrich erzeugen können!!

DANKE!!!!!!!!!!!!

Viele Grüße

Christian
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Von Pelikan und Rotring gibt es Kalligraphiefüller mit gerader Stub-Feder in verschiedenen Breiten. Sie sind nicht besonders teuer, sehen aber auch nicht edel aus und sind mit Patronensystem.
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Christian,
ich beziehe mich jetzt nur auf alte Füllhalter:
Die Hersteller haben bis in die 50er Jahre hinein sehr viele verschiedene Federn produziert. Bei Pelikan z. B. gibt es bei den 400ern ab 1950 rigide bis elastische Federn. Auch die Schliff-Form kann unterschiedlich sein. Das muß man probieren, kann man nicht über E-Bay abwickeln. Quelle evtl. Frau Martini. Wenn sie ihren Versandservice noch anbietet, kann sie eine FH-Auswahl zur Probe schicken mit diesen gewünschten Federeigenschaften. Am ehesten wird man dieses Schriftbild über eine OB-Federn realisieren können. Stub-/Italic-Federn waren früher meist abgeschrägt. Amerikanische Federn haben meist keine Schrägschliffe. Natürlich gibt es auch OBB-Federn beim Parker "51" (sehr gutes Schreibverhalten übrigens). Das sind aber Seltenheiten.
Eher berechenbar sind die Montblanc-Nachkriegsmodelle. Hier gibt es häufig Schrägfedern. Optimal: Montblanc 14.
Der Preisrahmen dürfte nicht gesprengt werden, auch wenn hier Euro = Teuro ist. Vor 10 Jahren hat man einen 14er für 100 bis 120 DM im Handel erworben.
Typische gute Nachkriegs-FH-Hersteller sind z. B. auch Osmia-Faber-Castell, Geha, Soennecken (teuer), Kaweco, um einige zu nennen. Schau dazu auch beim Frau Martinis Internet-Versteigerungen vorbei.
Hervorragend sein können auch Sheaffer-Modelle, die bis vor einigen Jahren mit sehr scharf und steil geschliffenen Oblique-Federn angeboten wurden. Aber: unbedingt probeschreiben, viele schlechte Federn!
Bloß Vorsicht: Wer einen guten 14er hat, muß häufig seine eigene Qualitätsskala moderner Füller nach unten korrigieren!

Falls Du mit Frau Martini Kontakt aufnehmen solltest, laß uns doch bitte wissen, ob sie noch Schreibgeräte probeweise verschickt. Danke.

Viele Grüße
Thomas
Canoves
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Beitrag von Canoves »

Liebe Füllergemeinde,

nachdem ich den Beitrag von Thomas gelesen habe, in dem er sehr skeptisch über die Qualität der aktuellen Federn geschrieben hat, habe ich mir ein paar alte Geha Füller gekauft.
Unter anderem die erwähnte Goldschwinge und einen Schulfüller (760 BS).

Ehrlich gesagt, da liefen mir die Augen über!!!

Ein solches Schreibgefühl ist mit heutigen Füllern nicht zu vergleichen!
Traumhaft weich und angenehm!

Ich fürchte, meine Meßlatte hat sich deutlich nach oben verschoben, wenn es um Füller geht!

Ich glaube jetzt zu verstehen, was man unter einer flexiblen Feder meint.
Jammerschade, daß die heutigen Produzenten zu so etwas nicht mehr willens (fähig?) sind.

Gruß
Hans-Peter
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

... ja, Hans-Peter, so ist es.

Viele Grüße
Thomas
yoda
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Beitrag von yoda »

Canoves hat geschrieben: Jammerschade, daß die heutigen Produzenten zu so etwas nicht mehr willens (fähig?) sind.
Hallo
Daran sind nicht nur die Hersteller schuld, es sind auch die Kunden. Es ist heute für einen Füllerhersteller einfach zu aufwändig wenn ein großer Teil seiner Federn zurückkommt, weil irgendwelche Amotoriker mit gewaltigem Druck auf solchen Federn herumreiten. Wenn einer viel mit einem Kugelschreiber geschrieben hat, ist er es einfach nicht mehr gewohnt eine Füllerfeder ohne Druck und verkantungsfrei zu führen. Und schon gibt es Probleme und gleich heisst es der Hersteller xyz baut schlechte Füller. Der Handel kann sich dann mit den Reklamationen herumschlagen und hat die "dankbare" Aufgabe dem Kunden zu sagen, dass er den Füller selbst aus blanker Unkenntnis kaputt gemacht hat. Das wollen sich die Händler nicht geben und nehmen nur die "Druckstabilen" Federn wie es in der Werbung so schön heisst. Und die Hersteller bedienen das.
Ich hatte Gelegenheit einmal mit H. Bock darüber zu Sprechen. Er hat schon Federn produziert, als ich noch nicht mal wusste was Schreiben ist. Der könnte noch immer flexible Federn produzieren. Aber keiner will sie. Er hat sogar schon mal Sonderserien für besondere Händler gemacht. Die haben dann 10 Füller verkauft und haben es aufgegeben und wieder stabile Federn eingesetzt. Der Ärger sei zu groß gewesen.

Also können kann man schon. Der Markt ist zu klein und die Kunden sehen nicht ein, dass sie selbst etwas falsch gemacht haben.

Gruß
Hugo
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Tenryu
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Beitrag von Tenryu »

Auf der anderen Seite wundert es mich schon ein wenig, wenn Pelikan z.B. O3B-Federn anbietet, aber keine flexiblen. Denn solche werden bestimmt auch nur von einer sehr kleinen Zahl Kunden nachgefragt.
Zumindest könnte man die flexiblen Federn als "Sonderzubehör" auf Bestellung anbieten.

Immerhin werden ja auch limitierte Schreibgeräte gefertigt, von denen kaum dreistellige Stückzahlen produziert werden. Wenn sich also so etwas verkauft (und wohl auch rechnet), dann bestimmt auch Spezialfedern.
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Hallo miteinander,
unverkennbar gibt es in den letzten 10 Jahren den Trend zu recht uniformen, unelastischen Goldfedern. Das läßt - bis auf vielleicht anderes Punktspitzenmaterial (vielleicht) - kaum Raum für eine Goldfeder. Das kann, bis auf Optik und Nimbus, eine gute Stahlfeder auch.
Pelikan hat seine Federn gegenüber früher sehr verändert und dieser Tendenz angepaßt.
Natürlich wollen es sich die Hersteller einfach machen und Standardware ohne Ärger anbieten. Vielfach werden sicher auch diese Federn, vor allem M, gekauft. In den Läden gibt es häufig die besonderen Federn gar nicht mehr, sie müssen bestellt werden.
Das sorgt für eine starke Verarmung von Schriftbild und Schreibgefühl und mir tut jeder leid, der keine wirklich charaktervollen Federn (mehr) kennt.
Was die Hersteller im einzelnen motiviert, ist mir unklar. Pelikan verweißt ja auch auf Kundengeschmack und -wunsch.
Interessant ist, daß Bock elastische Federn (auch flexible vielleicht) produzierten könnte. Von Bock sieht man ja auch vorwiegend recht uniform gestaltete Federn.

Viele Grüße
Thomas

P. S.: Vor Jahren ist eine gemeinsame Aktivität bei Pelikan gescheitert, flexible Federn anzubieten. Es sei kein Bedarf vorhanden. Warum schliefen dann in den USA die Nibmeister die Pelikan-Federn für gutes Geld um?
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stift
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hallo

Beitrag von stift »

hallo
da ich fast nur mit alten federn schreibe verstehe ich viele von euch.

der kuli hat die füllerindustrie praktisch umgebracht und daher sind die heutigen federn auf dieses schreibverhalten ausgerichtet.
gib jemanden eine flexible feder zu schreiben der noch nie damit geschrieben hat.
ich glaube und bin mir überzeugt das wird nichts.
aber eine heutige feder wzb. von montblanc oder pelikan wird einen kulischreiber nicht viele probleme bereiten.
es ist leider so und der aufwand für die vielfalt an federn könnte sich heute eine firma nicht leisten.
also wer flexible federn liebt sollte viel auf flohmärkten oder börsen unterwegs sein.
ich selber war jahrelang jeden samstag ab 4.00 uhr früh unterwegs um meine sammlung zu erweitern.
das non plus ultra sind für mich meine waterman aus den 20er jahren.
mlg
harald
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Christian OSB
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Beitrag von Christian OSB »

Hallo Christian,
habe diesen Beitrag schon das eine oder andere Mal angeklickt, aber mein Bildschirm will mir die Schriftprobe nicht anzeigen, die Du Deiner Anfrage beigefügt hast. Ich würde sie zu gerne mal sehen! Läßt sich da was machen?
Viele Grüße,
Christian
secretagentman
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Beitrag von secretagentman »

Schade, ich kann die Schriftprobe ebenfalls nicht sehen, auch wenn ich das Thema sehr interessant finde!
Münsterländer
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Re: Welche heutige Feder bringt noch eine solche Schrift...?

Beitrag von Münsterländer »

Hallo, Christian83,

Dein letzter Beitrag zu diesem Faden ist zwar schon etwas älter (09/2008), aber ich möchte mich dazu doch melden. Ich kann in der aktuellen Forensoftware-Ausgabe Deine Schriftprobe zwar nicht mehr lesen, kann sie mir aber vorstellen. Es geht Dir wohl um deutliche Unterschiede im Aufstrich / Abstrich.

Ich hätte da eventuell etwas für Dich. Mir liegt da eine alte PELIKAN-Feder der Strichbreite OBB (derzeit in einem 140er, grüngestreift) vor. Für mich ein Fehlkauf, da meine Hand mit dem Oblique-Schliff nicht klar kommt. Tintenleiter aus Ebonit, mit 4 vertikalen Rippen. Material 14 Karat 585. Tintenfluß satt, sehr flach geschliffen, annähernd kein aufliegendes Schreibkorn. Breiter Strich, deutlich schmaler im Aufstrich. Das muß wohl noch eine der guten alten Federnart aus dem Hause Pelikan sein. Ich kann mir vorstellen, mich von der Feder (natürlich nur in liebevolle, würdigende Hände) zu trennen.

Magst Du mal probieren ?? Gibt mir einfach eine PN, wenn Du interessierst bist. Ich schicke sie Dir gern mal zu.

Grüßlis, auch ins Forum für die Mitleserschaft

Ewald
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