twein hat geschrieben:Verantwortung beginnt nicht beim Konsumenten, sondern bei denen, die die Möglichkeit haben, sie zu verordnen. Ein Kollektiv hat weder Schuld noch Macht, noch lernt es aus geschichtlichen Ereignissen.
Ich wollte das eigendlich unkommentiert lassen weil es das falsche Forum für so was ist, aber da ich nicht mehr die einzige bin, sage ich doch was.
Wir haben hier (noch) eine Demokratie, wir wählen diejenigen, die die Möglichkeit haben, etwas zu verordnen, und haben dadurch zumindest theoretisch Mitverantwortung. Die Verantwortung hat natürlich nicht ein ominöses Kollektiv, aber jeder Einzelne hat die Verantwortung dafür, wen er wählt und was er mit seinem Konsum unterstützt oder auch nicht. Wir sind keine Kinder, die ständig jemanden brauchen der ihnen den Süßkram verbietet und sie ans Zähneputzen erinnert. Auch die Lenker der Wirtschaft sind das nur, solange wir in ihren Firmen arbeiten und ihre Produkte konsumieren, die (indirekt von uns beauftragten) Exekutivorgane des Staates kontrollieren sie (hoffentlich), und wenn sie es nicht tun müssen wir eben andere Volksvertreter wählen, die das System wieder auf Linie bringen, oder uns notfalls einem Aufstand anschließen um die Demokratie zu verteidigen (wenn Demokratie denn das ist, was wir wollen). Niemand bestreitet, dass Leute mit Macht und/oder Geld eine andere Art Verantwortung haben, aber das enthebt uns nicht von der unsrigen. Alle "Verordnungen" werden in einer echten Demokratie sowiso nichts bringen, wenn nicht die Mehrheit der Leute zumindest grundsätzlich dahinter steht, sonst sind sie nach dem nächsten oder übernächsten Wahlkampf Geschichte. Dass Bewegungen "von unten" auch erfolgreich sein können, hat sich gerade bei Themen wie Umwelt- und Verbraucherschutz immer wieder gezeigt, wie schon rororo anmerkt.
Twein, ein "Kollektiv" als solches gibt es nicht, es gibt nur viele, viele Einzelne, die alle das ihrige zur Gesellschaft beitragen, oder eben nicht. Wenn man deine Sätze konsequent zu Ende denkt, dann wäre Demokratie absurd und man sollte wohl besser bei ein paar Von und Zus anfragen ob sie die Jobs ihrer Großväter wiederhaben wollen. Oder alternativ halt einer Handvoll Bankern und Wirtschaftskapitänen freie Bahn lassen, die machen das dann schon. Dann kann der einzelne berechtigterweise erklären, keine Verantwortung für irgendwas zu haben. Und wer dann immernoch meint, Verantwortung für sich selbst und seine Umwelt übernehmen zu müssen, kriegt von Papa (oder wie immer die staatlichen Exekutivorgane sich dann schimpfen) eine auf den Allerwertesten.
Ich bin übrigens auch nicht dafür, Verantwortung am Besitz oder Nichtbesitz eines Jinhaos festzumachen. Da gibt es echt wichtigere Baustellen. Man kann auch nicht immer 1000% alles "richtig" machen, aber manchmal ein bischen nachdenken und manchmal ein bischen bewusster konsumieren, das geht.