Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

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Andreas-54
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von Andreas-54 »

Nur nochmal eine kurze Verständnisfrage:
Mal wird von Italic-, mal von Stub-Federn gesprochen. Ich dachte, das ist gar nicht das gleiche, oder?
Die Federn von Lamy (1.1, 1.5 , 1.9) sind doch reine Italic-Federn, dachte ich.
Ich hatte das bisher so verstanden, dass Italic-Federn wie gerade "Spaten" sind und Stub-Federn wie Spaten mit etwas abgerundeten Ecken und je nach Hersteller auch teilweise mit etwas Iridium-Spitze ...?
Ich bin da etwas verwirrt, weil das immer wieder mal so und mal so zu lesen ist (auch wenn es tatsächlich um die gleichen Federn/Hersteller geht). Gibt es da keine einheitliche Definition?
Und lässt sich eine Italic- zu einer Stub-Feder umschleifen und wie ändert sich dann das Schriftbild?
(jetzt sind es doch mehr Fragen geworden ... :oops: )

Schönen Gruß
Andreas
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hessi
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von hessi »

Andreas-54 hat geschrieben:Mal wird von Italic-, mal von Stub-Federn gesprochen. Ich dachte, das ist gar nicht das gleiche, oder?
Tja, das ist der Unterschied zwischen der "reinen Lehre" und der kommerziellen Realität.

Nach der reinen Lehre, zumindest so, wie sie von Richard Binder und anderen Koryphäen der Füllfederhalterwelt verbreitet wird, gibt es tatsächlich eine saubere Definition von Italic und Stub - so, wie Du sie darstellst. Ich bin allerdings immer noch der Auffassung, dass man es den Federn direkt nicht ansieht, ob sie Italic oder Stub sind. Ob noch ein Korn übrig ist sagt nichts darüber aus, ob das Schriftbild italic scharf oder stubbig weich ist.

Die Hersteller scheinen diese Definitionen allerdings komplett zu ignorieren und bezeichnen ihre Federn einfach so, wie sie wollen. Bei Pelikan heißt es Italic, bei Visconti und Delta Stub, wobei gerade die Delta Fusion Stub meine schärfste Italic ist (von der Pendleton mal abgesehen, aber die ist kein Massenprodukt). Die Pelikan Italic ist hingegen eher weich.

Und dann gibt's ja auch noch Oblique, was manche Hersteller wohl mit Italic/Stub verwechseln, im Sinne von: Wir bieten doch Obliquefedern an, wozu wollt Ihr noch Stub/Italic?

Es ist eigentlich traurig, aber zum Glück gibt's ja Sorowka, Pendleton, Binder, Masuyama und all die anderen guten Nibmeister.
Gruß hessi
Andreas-54
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von Andreas-54 »

Ah ja ....
Und was sind dann diese Lamy-Federn? Sind doch wohl Italic, oder?
Ich komme mit der 1.1 und der 1.5 eigentlich sehr gut klar, je nach Exemplar kratzt nur die 1.1 manchmal ein wenig.
Kann man die an den beiden "Ecken" etwas anschleifen und bringt das irgendwas, eine Veränderung im Schriftbild?

Schönen Gruß
Andreas
G-H-L
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von G-H-L »

Monti81 hat geschrieben: naja, der Lamy 2000 versteckt die Feder halt ziemlich und ich fände es schon schön, wenn ich eine reich verzierte Goldfeder auch sehen kann.
Darf ich hier den Waterman Carene mit Stub-Feder in den Ring werfen? Zwar keine reich verzierte Goldfeder, dafür aber eine eingelegte 18K-Goldfeder. Bis auf das Griffstück und die Kappendichtung ist der Füller aus Metall. Ein Tintenkonverter liegt bei und es gibt ihn in verschiedenen Ausführungen und Farben.

Gruß´
Gerhard
Gruß
Gerhard

Nein, das ist keine unleserliche Handschrift!
Der Text ist nur analog verschlüsselt! :)
HorstS
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Onlne Best Writer Federn passen in andere Füllern

Beitrag von HorstS »

Es gibt zwar eine ganze Reihe sogenannter Kalligraphie-Füllfederhalter, aber die meisten wirken sehr billig. Online verkauft für seine Kalligraphie-Füller "Best Writer" die sogenannten "Mundstücke" auch einzeln. Bei Müller fand ich für 5,50 EUR ein Dreierset mit 0,8, 1,4 und 1,8. Auf Verdacht habe ich sie mal mitgenommen. Vieleicht passen sie ja in irgendeinen meiner Füller.
Um es gleich vorwegzunehmen: die "Mundstücke" passten nirgends und auch die Tintenleiter nicht.
Dann fiel mein Blick auf meinen Jinhao 189 und die wirklich sehr ähnliche Feder. Ein paar Handgriffe, und der massive Chinese hatte eine 1,4er Kalligraphie-Feder. Ob man das Ding nun Italic, Oblique oder Stub nennet - keine Ahnung.
Anschreiben funktionierte problemlos. Auch der Tintenfluss lässt keine Wünsche offen. Dass der Füller verhältnismäßig groß und schwer ist, passt mir für den Zweck gut.
Die "Mundstücke" der Online-Füller sind nicht unbedingt kompatibel. Dem optischen Eindruck nach müsste die Feder in den Online Eleganza reinpassen, aber der wäre mir für den Zweck zu leicht.
Bei den Jinhaos scheinen die Federn auch beim 886 (leicht) zu passen, ebenso beim Boeur 79 (schwer).
Beim 159 dürften sie nicht passen. Die Feder ist deutlich größer. Das ist dann eher die Domäne der Flexfeder-Hacks.
So habe ich für umgerechnet weniger als fünf EUR einen Kalligraphi-Füller der deutlich wertiger daherkommt als alles, was ich so am Markt gefunden habe.
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blackboro
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von blackboro »

Um es jetzt noch schwerer zu machen: ein sehr interessantes Schriftbild lässt sich mit flexiblen Federn erzeugen. Dazu eignen sich besonders alte Füller mit Goldfedern.

Gruß
Stefan
~Stefan
HorstS
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von HorstS »

Flexfeder habe ich ja auch erwähnt, ist aber eine andere Baustelle - wenn auch mit ähnlichen Problemen:
Denn den alten Füller mit Goldfeder gibt's ja auch nciht um die Ecke. Außerdem kann er ja wegkommen oder kaputtgehen, also durchaus nicht für alle Zwecke angezeigt. Daher gibt es ja Umbauanleitungen, wo z.B. Jinhaos mit Flexfedern versehen werden. Die Verfügbaren rosten aber, weil sie nicht für dauerhaften Kontakt mit Tinte ausgelegt sind, bekanntermaßen schnell weg. Da ist die optimale Lösung noch nicht gefunden.
Bei Italic, Oblique oder Stub gibt es optimale Lösungen in Form von entsprechenden Federn, aber eher für höherpreisige Füller, und am anderen Ende der Skala stehen die mehr oder weniger schrottigen Kalligraphie-Sets. Da ist meine Kombi Jinhao mit Online-Feder wirklich eine Alternative dazwischen.
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glucydur
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von glucydur »

blackboro hat geschrieben:Um es jetzt noch schwerer zu machen: ein sehr interessantes Schriftbild lässt sich mit flexiblen Federn erzeugen. Dazu eignen sich besonders alte Füller mit Goldfedern.

Gruß
Stefan
Wie allseits bekannt und hier oft zu lesen muss nicht unbedingt eine Goldfeder sein. Alte Stahlfedern, CN-Federn, Palladium- oder Palliag-Federn können auch flexen. Eine große Rolle bei der Elastizität spielt die Federgeometrie und die unterschiedliche Materialstärke innerhalb der Feder.

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
HorstS
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Re: Interessanteres Schriftbild: OM oder Stub?

Beitrag von HorstS »

Zwei Anmerkungen noch: An eine "echte" Flexfeder habe ich mich noch nicht rangetraut. In meinem alten Artus Favorit ist eine relativ stark flexende Feder. Von da und meinen früheren Versuchen mit Tuschefedern weiß ich, dass es Übung braucht, bis man den Bogen raus hat. Mir fehlte die Geduld.
Mit der Kallligraphie-Feder stellte sich das "interessante Schriftbild" dagegen von selber ein. Da kommt es vor allem auf die Schriftgröße an. So, wie ich schreibe, passt die 1,4er fast perfekt. Die 1,8er ist zu viel des Guten und die 0,8er hat mir zu wenig Linienvariation dafür, dass sie sich kratziger anfühlt als jede meiner "normalen" Federn.
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