Füllhalter -Kein Hobby für die junge Generation?

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Petrus
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Beitrag von Petrus »

Wie kann man den Nagel nur so auf den Kopf treffen! Prima!!

Peter
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Super Frodo!
RomanL
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????

Beitrag von RomanL »

Na, dann kennen wir wohl sehr verschiedene Statistiken ;-) Ich dachte eigentlich, es ging hier um die Generation, die bereits schreiben kann und es als Hobby betrachten soll, Füller zu sammeln... und die ist tatsächlich am Aussterben.

etwas verständnislosen Gruß
Roman
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Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Roman,

gib uns doch mal eine Quellenangabe zu Deiner Statistik über Füllersammler. Mich würde wirklich sehr interessieren, wer diese erstellt hat.

Ich kann auf verschiedenen Sammlertreffen nicht feststellen, dass wir am Aussterben sind :oops:

... um ganz ehrlich zu sein, treffe ich da eine wirklich spannende Mischung aller Altersgruppen, aller Bevölkerungsschichten und aller Berufe. Gerade DAS ist doch das spannende an unserer Leidenschaft. Es ist eben kein eng abgegrenzter Kreis.

Ansonsten klingt, was die allgemeine Sammelleidenschaft angeht, Frodos Statistik irgendwie plausibler 8)

Viele Grüße
Michael
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
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Frodo
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Beitrag von Frodo »

Hallo Michael
Also ich denke schon, dass es verlässliche inoffizielle Statistiken über Füllhalternutzer und -sammler gibt, wenn auch nicht in Deutschland. Bei der webseite fountainpennetwork werden immer wieder detaillierte Umfragen gemacht, die von den überwiegend amerikanischen Teilnehmern auch begeistert beschickt werden. Die Fragen klingen allesamt recht unbefangen, wie: Welches sind die besten/ schlechtesten Füller? Wieviel würdet ihr für eueren Traumfüller ausgeben? Wieviel gebt ihr für Füller aus/ pro Jahr/ als Geschenke/ nach einer Einkommensteuerrückzahlung? Welche Füller sind überteuert/ haben ein gutes Preis- Leistungsverhältnis? Welches sind die besten amerikanischen/ europäischen/ asiatischen Füller? Parallel dazu laufen im gleichen Forum Umfragen über Alter, Beruf und Vorlieben als Nutzer oder Sammler. Kombiniert man und wertet allein die Umfragen des dortigen Forumsmitglieds "goodguy", von dem die meisten der Umfragen stammen, aus, dann erhält man hervorragende witschaftlich nutzbare Datensätze über die Schreibeigenschaften der Forumsmitglieder. Obgleich ich doch mal die Unschuldsvermutung hege und zunächst an -just for fun- Umfragen glaube.
Die USA sind, trotz der gewaltigen Teilnehmerzahl und dem input in den Schreibgeräteforen, füllhaltermäßig allerdings wieder ein Entwicklungsland geworden. Etwa 1% der Bevölkerung weiß, was ein Füllhalter ist.
Gruss, Frodo
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Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Frodo,

hmm, naja ... also ... was soll ich sagen, bei solchen Internetbefragungen habe ich immer ein Selbstselektionsproblem, ähnlich wie bei "Ted-Befragungen" im Fernsehen. Es rufen nur die an, die über ein gewisses Involvement verfügen und gern bei solchen Befragungen mitmachen. Insofern würde ich solche Polls doch etwas kritischer hinterfragen. Aber zumindest ist das sicher ein erster, netter Anhaltspunkt. Ich muss mir das bei Gelegenheit mal anschauen...

(... und trotzdem denke ich nicht, dass wir gerade aussterben...
... und wenn, sterben dann auch Uhrensammler, Motorradfahrer, Mercedes-, BMW-, Audi-Kunden auch bald aus? nur weil das Durchschnittsalter nicht dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht?)

Aber eines interessiert mich jetzt doch SEHR:
USA: Etwa 1% der Bevölkerung weiß, was ein Füllhalter ist.
Nein, oder ?! :oops: :shock:

Hast Du da einen Link oder sonst etwas. :lol:

Viele Grüße
Michael
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RomanL
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Statistik

Beitrag von RomanL »

fountainpen.de hat geschrieben:Hallo Roman,

gib uns doch mal eine Quellenangabe zu Deiner Statistik über Füllersammler. Mich würde wirklich sehr interessieren, wer diese erstellt hat.
Kick Dich mal zum statistischen Bundesamt hin... ich habe zu dem Thema "Sammeln" im letzten Jahr recherchiert. Da ging es zwar um andere Themen und Gründe, aber die publizierten Untersuchungen sind da eher global denn um einzelne Themen gruppiert. Ach ja, und zur Quelle - die steht bei jeder einzelnen Statistik dabei ;-)
Ich kann auf verschiedenen Sammlertreffen nicht feststellen, dass wir am Aussterben sind :oops:
??? Also ich kann mir nicht vorstellen, daß der typische Füllersammler unter 30 ist (allein schon aus Kostengründen). Aber da mag es ja lokal und persönlich andere Eindrücke geben als hier in der Gegend...
Berufe. Gerade DAS ist doch das spannende an unserer Leidenschaft. Es ist eben kein eng abgegrenzter Kreis.
...wie in anderen Fällen auch...
Ansonsten klingt, was die allgemeine Sammelleidenschaft angeht, Frodos Statistik irgendwie plausibler 8)
Viele Grüße
Michael
Also sorry, wenn ich "Sammler" als jemanden definiere, der aus Gründen sammelt, die jenseits vom kindlichen Spieltrieb liegen. Ansonsten könnten wir ja auch Ölfilter als eine Sammlergemeischaft in Sachen Dieselruß bezeichnen... Die sammeln zwar nicht (für uns offensichtlich) mit Absicht, aber Treffen führen die auch durch (z.B. beim Verwerter in der Tonne), tauschen ihr Sammelgut aus (ebenda) und die Sammmlungen sind ja auch so richtig individuell **ggg**

Nun, man kann sich ja (Schein)Argumente ja beliebig basteln ;-) Nur Bezug zu Coris Feststellung/Frage hat das da schon gar nicht mehr. Die Ursache zum Thema "Warum so wenig junge Leute und wie ändern" war ja ursprünglich gestellt - und da ist das Charakteristikum, daß Füller halt, neben der Eigenschaft ein Schreibgerät zu sein, mehr und mehr Sammelobjekt wird (dadurch auch die Zielgruppe wechselt und diese statistisch belegt kleiner wird/werden muß).

Wo nimmt denn eigentlich Frodo den Beleg seiner Aussagen her? Sagt jetzt bitte nicht: persönliche Erfahrung ;-)

Gruß
Roman


PS: Ansonsten ist hier für mich EOT bis wieder Inhalte zum eigentlichen Thema kommen.
RomanL
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Statistik II

Beitrag von RomanL »

Frodo hat geschrieben:Hallo Michael
Also ich denke schon, dass es verlässliche inoffizielle Statistiken
Was bitte sind "verläßliche, inoffizielle Statistiken"? Entweder sind es Statistiken, die sind dann belegt und verläßlich im Sinne der vorgegebenen Stichprobengenauigkeit, oder aber es sind wenig aussagekräftige Gruppenbefragungen - und die dann vielleicht noch von lobbyistische angehauchten Strukturen in Themenbereichen durchgeführt.
Wie war das: Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast...
Also wer Foren als Spiegel der tatsächlichen Community ansieht, der irrt sich in vielen Bereichen um Faktor 100 und mehr (bevor Ihr wieder nach Quellen fragt: Bsp. -> Bulliforen bezüglich VW T3 - Faktor der aktiven Mitglieder zu Halterzahl ca. 1:1000...ist aber nur EIN Beispiel).
Bei der webseite fountainpennetwork werden immer wieder detaillierte Umfragen gemacht, die von den überwiegend amerikanischen
Wie schon zu recht kritisiert wurde: Polls sind Nutzerbefragungen. Die haben soviel Aussagekraft, als wenn Du deine Mutter fragst, ob sie Dich schön findet... Sorry, aber das ist kein Argument in Sachen Allgemeingültigkeit, nicht nicht mal ein Ansatz!

Gruß
Roman
Frodo
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Beitrag von Frodo »

das wird ja ein richtig munterer thread....
FidelZastro
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Beitrag von FidelZastro »

Nein, wir kehren ganz schnell zum Ursprungsthema zurück ;-) Dass viele Hobbys zu teuer für die junge Generation sind ist sicher ein gewichtiger Faktor, aber definiert sich die Leidenschaft für etwas nicht auch dadurch, wie viel man bereit ist, dafür zu opfern? Ich bin schon länger mit dem Uhrenvirus angesteckt ohne dass ich mir bisher auch nur eine Automatikuhr leisten konnte (ist auch o.k. - ich liebe das Gefühl, mir sowas leisten zu können, weil ich selber hart gearbeitet habe. Da ich im Moment auf Kosten meiner Eltern studiere, habe ich kein Problem damit, mich ruhig zu verhalten), dennoch würde ich lieber einen Monat lang nur Reis und Nudeln essen und dafür die erste "richtige Uhr" am Arm tragen als täglich in die Mensa zu gehen, wo das Essen auch nicht bedeutend besser schmeckt (da ich das ohnehin nicht tue, stellt sich mir die Wahl gar nicht).

Den Füllhaltervirus haben meine Freundin und ich uns so eingefangen, wie es sich jeder Marketingmensch wünschen würde - über eine Parker-Anzeige in einem KulturSpiegel. Was in weniger als 3 Monaten daraus geworden ist, seht ihr in meiner Signatur. Die ersten beiden Füller konnte ich letztendlich nur bezahlen, weil ich Nächtelang gesucht habe und mir zu der Zeit der Wechselkurs des Britischen Pfunds sehr entgegen kam.

Eine der Qualitäten von Kindern (und all denen, die sich ihre Kindheit innerlich bewahrt haben) ist die Experimentierfreude. Man möchte alles ausprobieren, und "Neu" wird meistens dem "Gut" vorgezogen. Das ist ganz natürlich, weiß man doch viele Qualitäten - egal ob materiell, menschlich o.ä. - erst zu schätzen, wenn man selbst erlebt hat, dass es auch anders geht. Die Konstanten, die sich im Leben eines Menschen entwickeln sind eben Resultat eines Lernprozesses, der sich nur schwer beeinflussen lässt. Und der vielleicht auch vernachlässigt und unterschätzt wird, in einer Zeit, in der "Lernen" und "Bildung" Synonym für angehäuftes Lehrbuchwissen sind das einen bereits mit 22 von der Hochschule ins Berufsleben führen soll.
Some say the world will end in fire / Some say in ice.
From what I’ve tasted of desire / I hold with those who favor fire.
But if it had to perish twice / I think I know enough of hate
To say that for destruction ice / Is also great / And would suffice.
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Beitrag von fountainpen.de »

Hallo zusammen,

entschuldigt, wenn mein Beitrag etwas "OT" war, ... ich hatte mich aber vielleicht auch nur zu sehr an Kleinigkeiten "festgebissen".

Ich denke besser als FidelZastro kann man es gar nicht sagen und das geht auch in die Richtung, in die ich auch wollte ...

1. Frage: Ich schließe mich den Vorschreibern an ...

2. Frage:
Wenn es um hochwertige Schreibgeräte geht, dann fehlt es jüngeren Menschen oft einfach an Kaufkraft ... es gibt eben wenig verrückte wie mich (ich falle auch noch nicht in die 35 :wink: ) oder eben andere ... da hat man noch ganz andere Wünsche und Bedürfnisse. Obwohl ... und darauf wollte ich auch hinaus, wenn ich bei Sammlertreffen bin, dann sehe ich auch genügend junge und jüngere Sammler.

Ich denke nicht, dass es unbedingt am fehlenden Verständnis, sondern eher daran liegt, dass andere Wünsche eben erst einmal erfüllt werden.
Deshalb auch der Vergleich mit Audi-, BWM- und Mercedes Kunden ... die sterben auch nicht weg, nur weil das Durchschnittsalter weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt. Es kommen ja immer wieder "welche nach".

Allerdings, kann es natürlich wirklich sein, dass irgendwann kaum jemand noch Füllhalter kennt (siehe Anmerkung von Frodo zur USA). Ich hoffe aber, dass es auch bei Schreibgeräten einen Trend wie bei den Uhren gibt, d.h. einerseits eben die Digitaluhren (die derzeit von Handys verdrängt werden ... wenige Judendliche tragen eine Uhr) und andererseits analoge Uhren, bei denen die Hersteller ja in den letzten Jahren wirklich beeindruckende Zuwächse verbuchen konnten.

Ich denke, dass man sich auch in Zukunft etwas "gönnen" (im Sinne von einem Genuss beim analogen Schreiben) will und dann früher oder später zum Füllhalter zurück kommt.

Zur 3. Frage:
Ja ich denke, die Schule spielt schon eine wichtige Rolle ... ich habe keine Statistik, aber wenn ich von mir ausgehe ... ich habe mit einem Füllhalter angefangen und bin dabei geblieben. (gut, ja ich weiß, ich bin nicht repräsentativ! aber trotzdem...)

Ich befürchte aber nur, dass ein Lehrer heutzutage kaum noch Einfluss auf die Kaufentscheidungen seiner Schüler hat :(

Hier sind die Eltern und Hersteller gefragt ... die Eltern, wenn es darum geht, bestimmte Werte zu vermitteln und die Hersteller, indem "coole" Füllhalter produziert werden, die die Zielgruppe auch akzeptiert...

______

So bitte entschuldigt, jetzt ist es "OT" :oops:

[Besserwissermodus "an"]

Noch kurz zum Statistischen Bundesamt:
Ich kenne die Website und habe auch einige weitergehende Statistik-CDs gekauft. Das Ausmaß der Aggregation ist dabei aber immer erheblich, so dass ich davor warnen würde, von allgemeinen Informationen zu Sammlern auf den "typischen" Füllhaltersammler schließen zu wollen. Um es zu wiederholen: Ich glaube, wir sind heterogener als es diese Statistik vermuten lassen würde ... also müsste man zumindest immer die Standardabweichung, die Quartile usw. angeben :wink:

Thema Verlässlichkeit von "inoffiziellen" Quellen:
Solche werden in der Praxis häufig als erste (!) Informationsquelle genutzt, d.h. die Befragung von HeavyUsern (Sammlern) ist ganz typisch, wenn es in der Produktentwicklung um das Auffinden von künftigen Trends geht. Man weiß, dass die dort gesammelten Daten nicht repräsentativ sind, aber darum geht es auch nicht. Mafo kann/muss(!) man später auch noch machen. Wen es interessiert, der kann ja mal in einschlägigen Literaturdatenbanken unter dem Stichwort "Customer co-creation" oder "LeadUser" nachschlagen.

Insofern sind die von Frodo beschriebenen Erhebungen schon interessant.

[Besserwissermodus "aus"]

Entschuldigt, wenn ich zu lang, "off topic" war, ich versuche, mich zu bessern.

Viele Grüße
Michael
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
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absia
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Beitrag von absia »

Lieber Michael,

noch ein Exkurs (gefällt mir besser als OT) meinerseits: Du unterschätzt den Einflussfaktor "Lehrer" erheblich. Ich komme mir nämlich schon lange vor wie ein Missionar. Das habe ich an anderer Stelle auch schon immer wieder einmal dargestellt. Die meisten älteren (d. h. Sekundarstufen I und II) Schüler sind froh, wenn man ihnen echte Alternativen zu den von der Werbung fulminant angepriesenen "Schreibkartoffeln" unterschiedlichster Färbung und Formgebung, die angeblich in die Hand der Kinder hineingezaubert sein sollen, in die Hand gibt und sie diese in Ruhe ausprobieren lässt. In meinen neu übernommenen Deutschklassen schreibt spätestens nach zwei Monaten niemand mehr mit Kugelschreiber oder Tintenroller - und zwar "freiwillig". Verbieten tue ich ihnen das nicht, aber das Kennenlernen der Alternativen wirkt Wunder.

Das eigentliche Problem dabei ist vielmehr die Ignoranz der - vor allem jüngeren - KollegInnen selbst, die kein vernüftiges Schreibgerät mehr kennen, seit Jahr und Tag den Kugelschreiber oder Fineliner für das Schreibgerät schlechthin halten und zudem auf sämtliche Werbephrasen der Schreibgeräteindustrie hereinfallen vor allem in den Grundschulen. Man braucht nur irgendwelche Fraunhofer- oder Max-Planck-Institute als Mitentwickler oder Prüfer der neuen Schreibgeräte anzugeben und der gesunde Menschenverstand für die Beurteilung der Schreibknollen ihrer Schüler setzt bei vielen KollegInnen schlichtweg aus. Tut mir leid, wenn ich das so hart sagen muss! Oft muss man auch denjenigen nur einen sanft und saftig schreibenden Füller in die Hand drücken und die Überraschung ist ebenso groß wie das Interesse nach mehr. Man hält es demnach offenbar in vielen Kollegien nicht mehr für nötig, einen ernsthaften Gedanken an das im Unterricht zu verwendende Schreibsystem zu verschwenden, weil das Schreiben mit der Hand deren Meinung nach in den Zeiten von Note- und Netbook sowie Handy sowieso nicht mehr lange alltagsrelevant sein werde.

Dass aber die individuelle Handschrift zu einem Menschen gehört wie sein Fingerabdruck, wird dabei vollkommen ignoriert. Wo sollen denn die jungen Leute von heute noch eine individuelle Handschrift, mit der sie möglicherweise später ihre lebenswichtigsten Zeilen an den Menschen, den sie lieben, zu Papier bringen könnten, noch lernen, wenn nicht in der Schule bis zum 14. Lebensjahr? Danach ändert sich an der persönlichen Handschrift eh' nicht mehr viel. Dass dann auch andere Kommunikationstechniken auf den Stundenplan gehören, ist unbestritten.

Wir Lehrer nehmen diesbezüglich unsere individuelle Verantwortung vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fächern nicht mehr genügend wahr und ernst, die Kinder anzuhalten, zunächst einmal mit der eigenen Hand schreiben zu lernen, bevor man ihnen die Mainstreamschreibprothesen in die Hand gibt, die heute so schnell und so leicht mit moderner Kommunikationskompetenz verwechselt werden. Mir sträuben sich meine letzten grauen Haare, wenn ich immer wieder lesen muss, dass schon Grundschulen, ja sogar Kindergärten (!) ganz stolz darauf sind, schon eigene PCs und Laptops zu haben.

Zudem trauen wir Lehrer uns nicht, uns mit den Schreibknollenproduzenten anzulegen, indem wir den Schülern gegenüber klare Empfehlungen für die Anschaffung von aus unseren Erfahrungen heraus guten und sinnvollen Schreibgeräten aussprechen. Zwingen - das ist klar - können wir die Schüler letztendlich nicht. Aber wir können sie ja auch nicht zum Lernen zwingen, wenn sie das nicht wollen. Lernerfolge sind immer ein Produkt der Glaubwürdigkeit dessen, der sie vertritt. Alle Kinder sind lernwillig, wenn sie einen Sinn in dem, was sie lernen sollen, erkennen können. Das gilt auch für Schreibgeräte. Für etwas, das Sinn macht, kann ich mich u. U. auch über den reinen Gebrauchswert hinaus begeistern. Mein "Hobby" (siehe Thema) ist nämlich letztlich das, was mir ganz persönlich und im tiefsten Innern aus freien Stücken betrieben den gegenwärtig größten Daseinssinn und ein damit verbundenes Glücksempfinden vermittelt, - abseits der Plackerei, mit der ich tagtäglich mein Dasein sichern muss.

War das jetzt wirklich so weit am Thema vorbei?

Grüßle
Peter
Zuletzt geändert von absia am 10.02.2009 19:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Beginner »

absia hat geschrieben:War das jetzt wirklich so weit am Thema vorbei?

Grüßle
Peter
Überhaupt nicht, ich finde es sehr spannend von der "Front" zu hören wie die Lage ist. Als Unbeteiligter habe ich gar keine Vorstellung wie die Kids überhaupt an das Thema Füller herangeführt werden (können). Ich glaube bei uns (DDR, mitte 80er) war es sogar verboten mit Kugelschreiber zu schreiben. Später war es toll die vielen bunten Werbekulis zu sammeln. Das Füllerinteresse kam spät und dann auch zögerlich.

Die Sammelleidenschaft muss sich nicht zwingend auf die exklusiven Marken und Modelle beziehen. Eine Lamy Vista oder Waterman Audace Kollektion ist doch etwas Feines. Da kann sich auch die jüngere Generation austoben. Ich glaube aber, dass die Einflüsse aus Elternhaus und Schule sehr wichtig sind.

roberto
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Beitrag von fountainpen.de »

Hallo Peter,

bitte entschuldige die späte Antwort.

Deinen Exkurs finde ich sehr, sehr spannend!!! Aber wie Du ja schreibst ... letztlich muss der Lehrer auch von einem Füllhalter überzeugt sein, und wenn das fehlt ... naja.

... und beeindruckt bin ich auch. Ich würde mir wünsche, dass es mehr Lehrer von Deiner Sorte gäbe!

Viele Grüße
Michael
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absia
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Beitrag von absia »

Lieber Michael!

An unserer Schule gibt es inzwischen eine ganze Reihe von KollegInnen, die inzwischen nicht nur selbst wieder mit Füllern schreiben, sondern auch ihre Schüler dazu anhalten, auf ihr Schriftbild zu achten, weil das deren unfreiwiliige Visitenkarte ist. Für KollegInnen gilt übrigens das Gleiche, was für Kinder gilt: Der Mensch an sich ist lernwilllig, sofern er über die dazu erforderliche geistige und charakterliche Grundausstattung verfügt. Es gibt natürlich immer auch ein paar unheilbare Fälle, die zwar über dieselben Voraussetzungen verfügen, aber gerne Opposition um der Opposition willen spielen. Die muss man einfach hinnehmen wie gewisse krause Kräutlein im Rosenbeet. Der Schönheit des Rosenbeets an sich tut das im Großen und Ganzen keinen Abbruch. Eine unnachgiebige Insistenz auf der jeweiligen Position führt da nur zu rechthaberischen Streitereien, was die Sache letztlich nicht wert ist. Ich setze eher auf den steten Tropfen, der den Stein höhlt, - und da sind in meinem Wirkungsumfeld schon ganz schön viele Löcher drin.

Im Übrigen herzlichen Dank für die aufmunternden Worte! Aber wenn ich mir dagegen dein Engagement für die Füllerwelt anschaue, bin ich da nur ein kleines Lichtlein an der Front. Wie machst du das? Aber das gehört nun wirklich ein eine andere Rubrik!

Herzlichen Gruß
Peter
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