Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

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agathon
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von agathon »

MarkIV hat geschrieben: Ich habe drei TWSBI Eco die ich dafür initial verwende.
Mark, wir werden wohl doch noch Brüder im Geiste, denn genau dafür verwende ich den TWSBI Eco auch. Er hat u.a. den Vorteil, dass man sehr gut beobachten kann, ob es Verfärbungen am Material gibt usw. - Das Tintentesten ist halt mehr als nur zu schauen, ob einem die Farbe gefällt oder nicht. Hat man aber nur letzteres im Sinn, ist sicherlich die Zahnstochermethode eine wirklich gute Idee.

Mir geht es immer auch um das Verhalten im Füller (Fließverhalten der Tinte) und um das Verhalten der Tinte auf dem Papier (bei mir insbesondere: Randschärfe). Und das lässt sich eben nur mit einem Füller und über einen längeren Zeitraum herausfinden.



Grüße

agathon
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JulieParadise
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von JulieParadise »

Unabhängig vom später verwendeten Schreibgerät gibt auch ein schmaler Papierstreifen, der kurz in die Tinte getaucht wird, Aufschluss über Shading- und Sheen-Qualitäten einer Tinte, v.a. wenn man das mit verschiedenen Papieren durchführt, etwa Kopierpapier + weißes Qualitätspapier (Rhodia / Clairefontaine / Tomoe River ) + farbiges Papier (Rhodia yellow lined = die linierten gelben Blöcke), dazu vielleicht noch ein Abstrich mit dem Pinsel.

Letztlich kann/wird jede Tinte mit verschiedenen Feder(breite)n + versch. Papier sowieso überraschend unterschiedlich aussehen.

Die Papierstreifenmethode ist jedenfalls recht fix, die getrockneten Streifen klebe ich auf meine Tintenkärtchen und kann so, bevor ich die Tinte noch je in einem Füller hatte, sehen, wo die Reise hingeht.
meinauda
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von meinauda »

Meine getrockneten Papierstreifen befestige ich meistens (gekürzt) auf der Rückseite des Tintenfasses. Unterstützt die Farbauswahl später.
Welche Federn und welche Papiere mit ihr gut gehen erprobe ich dann in der Folgezeit.
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MarkIV
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von MarkIV »

Das mit den Papierstreifen würde ich nicht empfehlen, der Grund ist eigentlich recht trivial. Moderne Papiere bestehen meistens aus mehreren Lagen, insbesondere bei Offset- und Laserdruckpapier (das schließt Kopierpapier mit ein). Im Regelfall, zwei harte (härtere) Außenlagen und eine weichere Fülllage (das können auch mehr als drei Lagen sein). Problem mit dem Eintauchen ist, dass der Rand des Papiers in die Tinte getaucht wird. Sprich, die Tinte läuft zwischen die Lagen und färbt das Papier von innen. Mit Aquarellpapier und handgeschöpftem Papier geht das, aber mit dem Rest wohl eher nicht.
Dazu kommt, beim Tauchen läuft die Tinte wieder ab, schlecht fürs Shading, noch schlechter für die Tinte im Glas. Ich tauch weder Füller noch irgend etwas anderes (ausgenommen Spritze mit Kanüle, steril) in Tintengläser. Ich mag kein Wachstum biologischer Kulturen in Tintengläsern fördern.

Mark
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Papermint
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von Papermint »

Ihr Lieben,

danke für eure zahlreichen Antworten und interessanten Einsichten. Ich habe mir mal zwei Federhalter und ein paar Federn bestellt, nachdem ich noch schnell recherchiert habe, wie die sich verhalten. Es sind Pfannen und Schnurzugfedern geworden (glaube ich), ich hoffe, damit liege ich richtig.

Ich bin ja wirklich noch ein kompletter Neuling und "richtige" Tintentests/Reviews/Betrachtungen kann und will ich derzeit noch gar nicht durchführen. Mir geht es bei der Anzahl an Proben, die ich bekomme, erstmal um einen schnellen Eindruck der Farbe beim Schreiben und bei flächigem Auftrag. Insofern war "Tintentest" wohl etwas unglücklich formuliert... eher "Farbtest"
MarkIV hat geschrieben:Ich tauch weder Füller noch irgend etwas anderes (ausgenommen Spritze mit Kanüle, steril) in Tintengläser.
Das ist jetzt eine interessante Aussage. Wie betankst du deine Füller dann? :oops:
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buchfan
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von buchfan »

Ich habe Tintenkarten gemacht mit Wattestäbchen, merke aber, dass ich darüber nur sehen kann, wie Farben sich etwas unterscheiden, z. B. Blautöne. Daher habe ich mir Dollar-Füller gekauft und mit Tintenproben betankt zum Ausprobieren. Da ist mir aber die Feder zu schmal auf Dauer, das Shading kommt nicht durch. Nach diesen beiden Tests kann ich aber entscheiden, welche Tinten mich näher interessieren. Die werden dann gekauft.
In den letzten Wochen wollte ich dann mal nur eine Tintenfarbe testen. Dafür habe ich alle meine roten Tinten genommen und damit Füller betankt, mit jedem Füller einen Satz geschrieben (also eine Tinte auch mal in zwei oder drei Füller wegen der unterschiedlichen Federbreite). Das Blatt habe ich per Foto ins Forum gestellt. Das hat großen Spaß gemacht und ich bekomme ein gutes Gefühl dafür, wie sich welche Tinte in welchem Füller verhält. Glücklichweise habe ich genug Füller für diese Testart :wink:
Gestern habe ich mir einen Glasfüller gekauft, um diesen Weg mal auszuprobieren. Der kommt aber leider erst nächste Woche.
Das Experiment mit den roten Tinten möchte ich demnächst auch noch mal mit meinen blauen Tinten machen, mit lila Tinten, mit orangen Tinten. Schwarz und Grün verwende ich nicht bzw. kaum.
lg
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MarkIV
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von MarkIV »

Papermint hat geschrieben:
MarkIV hat geschrieben:Ich tauch weder Füller noch irgend etwas anderes (ausgenommen Spritze mit Kanüle, steril) in Tintengläser.
Das ist jetzt eine interessante Aussage. Wie betankst du deine Füller dann? :oops:
Kolbenfüller aus einem extra Glas, die meisten Tintengläser sind eh nicht wirklich geeignet daraus Tinte abzufüllen und Patronenfüller mit einer Spritze (egal ob Patrone oder Konverter). Egal was, nach Nutzung geht das in einen Sterilisator und kann neu genutzt werden. So ein Sterilisator ist weniger teuer als man glaubt und in meinem ist die Ultraschallfunktion integriert. Ich habe meinen aus dem medizinischen Laborbedarf gebraucht übernommen.

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agathon
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von agathon »

Papermint,

ich kann das schon gut verstehen, was der Mark da macht. Du ahnst vielleicht gar nicht, wie schnell man sich ein Glas Tinte mit Spuren einer anderen Tinte versauen kann.

Grüße

agathon
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Linceo
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von Linceo »

Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade letzte Woche einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht habe... aber ich sehe jetzt Mark vor mir mit Mundschutz, Haube und sterilen Einweghandschuhen... :wink:

Bei mir hat das Betanken meiner Füller und das Wechseln von Tintenfarben bisher immer auch etwas weniger aufwändig bestens funktioniert. Ohne Nebenwirkungen wie vermischte Tinte, Schimmel oder ähnliches.
Liegt aber vielleicht auch daran, dass Mark viel mehr Tinten testet als ich.

Bei mir laufen Tintentests so, dass die neue Tinte auf jeden Fall zuerst in einem Füller mit BB oder breiter Italic-Feder und reichlichem Tintenfluss landet. Ist die Feder zu schmal, kann ich die Farbe, das Shading etc. nicht beurteilen.
Dann wird eine Patrone, ein Konverter oder etwa eine Viertelfüllung bei einem Kolbenfüller verschrieben, auf verschiedenen Papieren. Gefällt mir eine Tinte, suche ich mir einen Füller aus, in dem ich sie auf Dauer verwenden möchte... oder auch mehrere.

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MarkIV
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von MarkIV »

Linceo hat geschrieben:Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade letzte Woche einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht habe... aber ich sehe jetzt Mark vor mir mit Mundschutz, Haube und sterilen Einweghandschuhen... :wink:
Mundschutz und Haube, eher nicht :D, lieber eine Schutzbrille. Einige Diamine Tinten legen das zwar nahe, aber noch halte ich es aus. Einweghandschuhe aber schon, aber nicht der Hygiene wegen, sondern eher der Verfärbung meiner Finger wegen. Der Umgang mit Pigmenttinten hat mich gelehrt, das diese sehr gut auf Haut (und Papier) reagieren. Es hat immer ein paar Tage gedauert bis die Farbe wieder ab war. Kunststoff ist hingegen recht immun, ich habe gerade bei Pigmenttinten noch keine gehabt, die Füller eingefärbt hat.

Ich möchte nur nicht das sich Kulturen in Tinte breit machen, was bei Kontamination durchaus passieren kann. Der Aufwand die Umgebung integer zu halten ist absolut überschaubar. Den Sterilisator habe ich mir ursprünglich nicht wegen der Tinte angeschafft, sondern zur Reinigung von Stiften, Brillen, was eben so anfällt für einen Ultraschallreiniger. Die Sterilisation ist da nur ein netter Seiteneffekt (wenn ich die Brille meiner lieben Tochter so ab und an sehe, ein wirklich sehr netter Seiteneffekt). Die Spülmaschine tut es sehr wahrscheinlich auch (nicht bei der Brille :lol:).

Nur Feder ins Glas tunken geht irgendwie gar nicht. Ich arbeite meist in technischen Umgebungen, da wird man da wohl fast automatisch affin. Ich wasch mir auch sehr gern und oft die Finger :D.

Mark
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JulieParadise
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von JulieParadise »

MarkIV hat geschrieben:Nur Feder ins Glas tunken geht irgendwie gar nicht. Ich arbeite meist in technischen Umgebungen, da wird man da wohl fast automatisch affin. Ich wasch mir auch sehr gern und oft die Finger :D.
Mark, nach dem, was ich von Dir aufgeschnappt habe, besitzt Du offenbar auch seltenere Tinten, die durchaus (Sammler)Wert haben und wesentlich weiter gereist sind, als meine Pelikan- oder Diamine-Fässchen für drei-fuffzich, da kann ich, zumal mit dem Hinweis auf Deinen beruflichen Hintergrund, solche Vorsicht schon nachvollziehen. Insofern danke für den Hinweis und die Erinnerung, dass es wirklich tatsächlich Tintengammel (ugh!) gibt.

Aber, psssst: Manchmal kippe ich sogar Tinten aus Füllern, die mir darin nicht gefallen, einfach zurück ins Glas. Meine Hände sind immer irgendwie bunt, der Schreibtisch sieht saumäßig bekleckert aus (aber aufgeräumt) und Wand und Teppich zieren Aquarellspritzer. Upsi.

Fazit: Da muss wohl jeder das Maß an Tintenhygiene finden, mit dem er gut leben kann. :wink:

@Christina: Die Bilberry ist noch rein und ungepanscht! :mrgreen:
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JulieParadise
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von JulieParadise »

OT: Da fällt mir noch ein: Oft wird ja der Tipp gegeben bzw. kann man in Videos sehen, Kolben-/Konverterfüller voll aufzuziehen, dann aber ein bis zwei Tropfen wieder (ins Glas) "abzulassen", damit der Füller nicht kleckert (wohl, weil sonst zu viel Tinte direkt oben im Tintenleiter festhängt). Das fällt dann wohl aus bzw. würde mit einem Tuch aufgefangen, oder.

(Frage ist ernst gemeint.)
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Rokebyrose
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von Rokebyrose »

JulieParadise hat geschrieben:
@Christina: Die Bilberry ist noch rein und ungepanscht! :mrgreen:
Du, ich bin in diesen Dingen völlig entspannt. :) Ich nehme hier nur -mal wieder- mit Interesse zur Kenntnis, dass es absolut nichts auf dieser Welt gibt, aus dem man nicht eine Wissenschaft machen kann, wenn man unbedingt möchte.
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von Lamynator »

Moin,
also laut der Anleitungen der jeweiligen Füllerhersteller füllen diese die Tinte wieder ins Glas zurück. Die Hersteller gehen wahrscheinlich auch davon aus, dass der Kunde nur ein Glas verwendet, welches eine recht kurze Lebenszeit hat. Hier sieht die Realität in unseren Reihen wahrscheinlich ganz anders aus :mrgreen: .
Ich selbst befülle meine Schreibgeräte in 99% der Fälle durch Visconti Reisetintenfässer, somit haben die Füller eigentlich nie einen Kontakt zum Tintenglas. Der Grund für dieses Vorgehen liegt jedoch in der Größe meiner Schreibgeräte und den damit verbundenen großen Federn, da nerven Tintenfläser meist einfach.

Zum eigentlichen Topic: ich erstelle mir ja für eine Übersicht ebenfalls Tintenkarten. Hierfür greife ich zu A7 Karteikarten von Herlitz. Diese Beschreibe ich dann mit Hersteller und Variante der Tinte sowie ein x beliebiger Satz (ok, es ist immer der olle Fuchs und der Hund). Anschließend mache ich einen Ausstich mit etwas weniger Tinte und daneben einen mit viel Tinte um Farbverlauf und Sheening zu zeigen. Hierfür nehme ich zum einen eine Glasfeder sowie eine Pipette.
Ich meine etwas zur Schreibdauer der Glasfeder gelesen zu haben, diese basiert in erster Linie auf der Tinte. Bei einer sehr gut fließenden und wässrigen Tinte kommt man damit zum Teil nur einen halben Satz weit. Andere Tinten schaffen hingegen zwei Sätze ohne Probleme.
Mit einer Glasfeder würde ich jetzt keinen ganzen Brief schreiben, aber für solche Sachen eignet sie sich einfach sehr, Else Marie hat ja schon die Reinigungsvorzüge angeführt :)

Viele Grüße
Marc
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meinauda
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Re: Mit welchem Schreibgerät am besten Tintenproben testen?

Beitrag von meinauda »

Gerade nochmal ausprobiert:
Mit einer ziemlich breiten Glasfeder (abgebrochen und wieder rundgefeilt, deshalb weich schreibend)
läuft mit einmal tauchen
die Super 5 nur 3 1/2 Reihen, große Schrift, 19 Worte
mit einmal tauchen in
die Pelikan 4001 königsblau, gleicher Text, große Schrift, 5 1/2 Reihen, 32 Worte.
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