ich denke über diesen Thread schon eine Weile nach, nicht nur in Bezug auf ganz speziell "Eau de Nil", sondern insgesamt über das Thema, wie beschriebe ich Tintenfarben. Ich lese hier gern bei vielen blaugrünen oder grünblauen oder türkisen Tinten, das ist ja ein dunkles Eau de Nil oder das ja genau wie Eau den Nil, mmhhh......
Ich bin jetzt aber auf das Thema aus einer ganz anderen Richtung gekommen. Ich habe im Moment, mal wieder (immer wieder gern), mit der Monumenta Germaniae Historica in München zu tun, der Bewahrerin deutschen Schriftgutes vergangener Zeiten. Ich habe dort nicht unbedingt etwas mit der Kulturhistorie sondern eher mit dem Aufbereiten des Archives zu tun, habe aber durch meine Hobbies auch eine starke persönliche Motivation und über diese auch sehr nette Kontakte. Und, über diese Kontakte hatte ich eine sehr interessante Unterhaltung (mit ein oder zwei Weizen) über die Herkunft von "preußisch blau". Ich habe gelernt, dass man nicht alles irgendwie als "preußisch blau" bezeichnen darf, sondern, dass die Bezeichnung auf einen spezifischen Farbton definiert ist und dem Farbton entspricht, der typisch bei Cyanotypien entsteht (auch preußisch blau Druck genannt). Da schoß mir dann (in mein leicht benebeltes Hirn) der Kommentar einer Freundin ein, dass auch "Eau de Nil" ein definierter Farbton wäre und eben auch nicht alles irgendwie als "Eau de Nil" bezeichnet werden dürfte. Dabei konnte mir mein Bekannter aber nicht helfen, außer der groben Auskunft, dass die Etymologie aus dem Französischen kommt, aber wirkliche Bedeutung erst im England des späten 19. Jahrhundert erlangt hat. Er versprach mir aber, dass er einen Kontakt in Oxford (Oxford University) ansprechen würde, der das sicher genauer wüsste.
Was soll ich sagen, dieser Kontakt, ein Professor, hat mich am Montag Abend angerufen (was ich erst für einen Scherz hielt, schließlich war Rosenmontag). Ich habe immer gedacht, Oxford Professoren müssen alt sein, aber wahrscheinlich kenne ich zu wenige, dieser hier ist so alt wie ich

Sie ist im British Standard Colour Chart BS 381C mit der Ordnungsnummer 216 (BS 381C 216) und BS 2660 (die ältere Variante) mit der Ordnungsnummer 6071 (BS 2660-6071) mit der Beschreibung: "pale yellowish green" definiert.
Hier sieht man das Chart: http://www.britishstandardcolour.com/
Was mich überrascht hat, der definierte Farbton hat gar nichts mit dem zu tun, was hier jeder irgendwie als helles oder dunkles "Eau den Nil" bezeichnet. Ich bin sogar sicher der Meinung, dass eine Tinte die per Definition "Eau de Nail" entspricht, nicht funktionieren wird, weil sie viel zu hell ist.
Eau de Nil ist sicher nicht irgend ein grünlich blauer oder bläulich grüner Farbton, sondern ein blass gelblich grüner Ton. Ich bin auch sehr sicher, dass so gut wie jeder der schon einmal in englischen Cottages war, den Farbton sofort wieder erkennt, denn offensichtlich war der Ton in dieser Zeit zum Dekorieren wirklich sehr beliebt.
Ich werde diesen Sommer wohl einige Zeit in England zubringen, da wir zwei sehr große Projekte dort umsetzen werden. Ich habe da schon jetzt ein Treffen bei englischem Ale in Oxford vereinbart. Diese Konversation ist noch nicht zu Ende......

Damit bin ich aber wieder am Anfang, wie beschreiben wir Farben, ich versuche schon eine ganze Weile zu vermeiden mich auf spezifizierte Farbtöne zu beziehen, lieber vergleichend zu anderen Tinten und damit Farben. Der Vergleich, "diese ist ein Eau de Nil" trifft in meinen Augen auf keinen einzigen Fall zu, in dem der Vergleich in den letzten sechs Monaten gezogen wurde. Keine blaugrüne/grünblaue Tinte kann wie Eau den Nil sein, weil diese schlicht gelbgrün sein müsste.
Warum schreibe ich das? Schlicht, mich interessiert eure Meinung dazu. Viele Beschreibungen tendieren immer in eine esoterische Richtung, wie die Tinte beschreibt einen Gemütszustand oder die ist wie Eau de Nil, nicht mal das was Diamine verkauft entspricht dem Farbton und schon gar nicht ist die Emeraude de Chivor irgendwie dicht am definierten Eau de Nil Farbton, auch nicht in dunkel. Ich versuche mit meinen Tintenbögen anderen einen Eindruck zu vermitteln und dies auf eine Art, die eine Abstraktion und einen wirklichen Vergleich zulässt. Mir persönlich scheint Esotherik da nicht wirklich zielführend. Ein Gemütszustand ist halt nicht wirklich hilfreich, beim Einschätzen eines Farbtones.
Mark