Kratz-Probleme bei OF Federn

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FlaschenKnick
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Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von FlaschenKnick »

Liebe Leute,

ich bin ein großer Freund von alten Pelikan-Füllhaltern, und ich habe schon mit vielen verschiedenen Federn Erfahrungen gesammelt. Und es kristallisiert sich dabei inzwischen ein Feder-Typ heraus, der zumindest mir immer wieder Probleme zu bereiten scheint, und ich möchte gerne hören, was eure Erfahrungen dabei sind.

Und zwar ist es so, daß tatsächlich alle meine Füller mit Federstärke OF kratzen (es sind allesamt Goldfedern). Dies ist gleich zweimal schade, denn ersten schreibe ich gerne mit Oblique-Federn und zweitens gerne mit feinen Strichen.

Dabei kann ich noch nicht mal sagen, daß mit den Federn irgendetwas ist - es sind Federn von Füllhaltern, die anscheinend nie benutzt wurden, die Federn sind entsprechend wie neu, und auch unter Lupe kein Makel sichtbar. Dabei handelt es sich einerseits um einen 400NN und andererseits um einen 140.

Im Vergleich mit Federn anderer Stärke sind mir allerdings ein paar Dinge aufgefallen:

1. da die OF-Feder recht fein ist, geben die Federschenkel beim Aufsetzen auf das Papier sehr leicht nach, viel leichter als bei allen anderen Federn. Man sieht deutlich, daß sich die Feder beim Aufsetzen auf das Papier etwas öffnet.

2. da es sich um eine Oblique-Feder handelt, eine linksfüßige wie es wohl heißt, ist der rechte Federschenkel natürlich etwas länger als der linke. Dadurch setzt er auch als erstes auf das Papier auf, und es ist auch dieser rechte Federschenkel, der sich als erstes beim Aufsetzen auf das Papier anhebt. Ich übe übrigens keinerlei unnötigen Druck aus.

3. die Feder kratzt genau dann, wenn der Strich in der selben Achse wie der Oblique-Schliff der Feder liegt.

Das im dritten Punkt genannte erklärt sich wohl so, daß, dadurch daß der rechte Federschenkel angehoben ist, man bei einer Bewegung in Längsachse zum Oblique-Schliff, man mit der scharfen Breitseite des Korns über das Papier zieht.

So, nach all dem Gesagten, und auch wenn man akzeptiert, daß an einer Feder ein Mangel sein könnte, selbst wenn er (für mich) nicht sichtbar zu sein scheint, so verstehe ich nicht, wie eine feine Oblique-Feder, Stärke OF, überhaupt gut funktionieren kann.

Denn es ist mir irgendwie einleuchtend, daß 1. und 2. schlichte Fakten der physikalischen Gegebenheit einer OF-Feder sind, und sich aus 1. und 2. auch logisch 3. ergeben muß.

Wo ist da mein Denkfehler? Wie kann eine OF-Feder denn überhaupt *nicht* kratzen? (Und was kann man dagegen tun?)

Bin auch eure Erfahrungen / Gedanken dazu gespannt.

Grüße
Andreas
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TomSch
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von TomSch »

Hallo Andreas,

wenn die Federn - so, wie du schreibst - alt aber im Grunde neu, also unbenutzt sind, sind sie nicht eingeschrieben. Dreh doch einmal vorsichtig ein paar Achten auf einer Rossmann Polierfeile und probier's danach noch einmal.

Tschö, Thomas
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SimDreams
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von SimDreams »

FlaschenKnick hat geschrieben:2. da es sich um eine Oblique-Feder handelt, eine linksfüßige wie es wohl heißt, ist der rechte Federschenkel natürlich etwas länger als der linke. Dadurch setzt er auch als erstes auf das Papier auf, und es ist auch dieser rechte Federschenkel, der sich als erstes beim Aufsetzen auf das Papier anhebt. Ich übe übrigens keinerlei unnötigen Druck aus.
Dann hältst du den Füller falsch (und deshalb kratzt er). Versuche mal, ihn so zu drehen, dass beide Federschenkel gleichzeitig aufliegen. Wenn sich das unnatürlich anfühlt, wäre "deine" Federstärke eher eine Stub denn eine Oblique Feder.

Bei 1 hast du Recht, bei 2 meiner Meinung nach nicht.

Grüße, Uwe
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/
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stift
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von stift »

Einschleifen und genau zuhören beim Schreiben den dann wirst du den Fehler beheben können .
Und eine Lupe und schau dir das Korn genau an,den oft ist es nur eine Kleinigkeit die kann aber sehr stören.
Wie ein kleiner Stein im Schuh .
Grüße Harald
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FlaschenKnick
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von FlaschenKnick »

Danke für eure Antworten soweit.

Ich glaube, Uwe hat recht, und ich setze die Feder einfach falsch auf das Papier. Es war mir nämlich nicht klar, daß man Oblique-Federn anders aufsetzen muß. Folgendes habe ich dazu im Netz gefunden:

"Die Oblique Federn sind nur für die Schreiber, die die Feder schräg auf das Blatt aufsetzen.
Oblique Federn (OM / OB / OBB) kratzen bei falscher Haltung."

(Quelle: https://www.pelikan-collectibles.de/de/ ... index.html)

Ausserdem:

"When you rotate your pen, regardless of which direction you go, the pressure of the nib on the paper tends to push the nib’s tines slightly out of alignment. The slit edge of the “upper” tine, the one on the side opposite the direction of rotation, is exposed and can scratch. If the nib is stiff enough that the tines remain aligned, the nib may not scratch; but the upper tine lifts from the paper, and the nib can skip. These problems can both be adjusted for by making the nib into an oblique. The oblique looks very much like the round tip — but it is modified so that both tines are in proper contact with the paper when the pen is rotated.

When you write with an oblique, you must change the orientation of the pen in order to make the nib’s flat surface contact the paper. A left-foot oblique, when used by a right-handed person, will be rotated counterclockwise in the writer’s hand so that the nib is facing generally toward the writer’s left."

(Quelle: http://www.richardspens.com/?page=ref/nibs/primer.htm)

Aber jetzt kommt's, ich habe in meinem Bestand tatsächlich noch einen Pelikan mit einer OF-Feder gefunden, die nicht kratzt. Ich habe diese Feder dann unter der Lupe mit einer kratzigen verglichen, und ich staunte nicht schlecht, was ich da entdeckt habe: beides sind Goldfeden von Pelikan mit OF bezeichnet, aber die Spitzen sehen anders aus:

Die kratzige OF hat an der Spitze einen "Plattfuß" (ich weiß nicht wie ich es besser ausdrücken soll), der der Beschreibung oben entspricht, und den Schreiber dazu zwingt, die Feder etwas im Gegenuhrzeigersinn zu verdrehen, damit dieser Plattfuß in die Ebene des Papiers kommt.

Die gute OF ähnelt von der Spitze her eher einer schrägen B-Feder, ein Plattfuß wie oben beschrieben ist nicht zu erkennen!

Wer ausser mir schreibt denn noch mit einer OF-Feder von Pelikan, und kann bestätigen, daß es unterschiedliche Ausführungen von OF-Federn gibt?

Grüße
Andreas
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TomSch
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von TomSch »

Hallo.

Eigentlich sind es keine unterschiedlichen Ausführungen der Federn, sondern nur von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich lang benutzte. Bei der mit "Plattfuß" hat anscheinend jemand über einen längeren Zeitraum, wir sprechen hier eventuell von Jahrzehnten, mit Druck in einer bestimmten - für ihn sinnvollen - Haltung geschrieben. :wink:

Cheerio, Thomas
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FlaschenKnick
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von FlaschenKnick »

Hallo Thomas,

ich denke, es ist jetzt an der Zeit, ein paar Bilder sprechen zu lassen. Dabei durfte sich auch mal das Mikroskop nützlich machen. Auf dem ersten Foto sieht man die beiden Füller und Federn, die linke davon ist die Kratzige. Dann im Anschluß eine Mikroskopaufnahme jeder einzelnen Feder.
IMG_8043b.jpg
IMG_8043b.jpg (129.35 KiB) 3697 mal betrachtet
Dies hier ist die kratzige OF:
IMG_8032b.jpg
IMG_8032b.jpg (126.65 KiB) 3697 mal betrachtet
Und dies die leicht schreibende OF:
IMG_8039b.jpg
IMG_8039b.jpg (156.87 KiB) 3697 mal betrachtet
Ich verstehe was du meinst, aber wenn man die Aufnahmen betrachtet, würde ich eine Abnutzung eher ausschliessen. Viel eher glaube ich, daß Pelikan das Kratzproblem gekannt hat, und über die Jahre die Herstellungsweise der OF-Federn geändert hat, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Soweit meine Vermutung, aber vielleicht findet sich ja auch noch mal ein "alter Hase" ein, der mit Fachwissen zum Thema beitragen kann.

Viele Grüße
Andreas
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TomSch
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Re: Kratz-Probleme bei OF Federn

Beitrag von TomSch »

Hallo Andreas,
Ich verstehe was du meinst, aber wenn man die Aufnahmen betrachtet, würde ich eine Abnutzung eher ausschliessen.
Damit hast du definitiv Recht. Die obere Feder scheint künstlich abgeflacht zu sein, wahrscheinlich hat da jemand selbst Hand angelegt. :? Dummerweise hat er zwei erkennbare Grate hinterlassen, die für das Kratzen verantwortlich zeichnen:
am oberen Federschenkel steht zur Mitte hin ein Grat vor,
am unteren Federschenkel an der Außenseite.
Deshalb ist es im Endeffekt egal, wie verkantet du die Feder auch immer hältst, immer erwischt du einen Grat, der kratzt. :!: :(
Probiers mit Achten auf der Polierseite eine Rossmann-Nagelfeile, kostet dich 1,60€ und du bist das Problem los.

Tschökess, Thomas
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