"Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

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Barbara HH
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"Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

Ich hab neulich mit Erstaunen gelesen, dass es in einigen Richtungen des Buddhismus tatsächlich die Tradition gab, buddhistische Sutren mit Blut abzuschreiben :shock: Ob dabei mit purem Blut geschrieben worden ist, ist fraglich, vor allem da Blut ja relativ schnell gerinnt. Hauptsächlich haben die Schreiber, die diese Praxis ausgeführt haben, wohl ein paar Tropfen Blut mit normaler Tinte gemischt. Besonders weit verbreitet war diese Praxis wohl nie, und darüber, ob sie authentisch ist, hat wohl auch von Anfang an Uneinigkeit geherrscht.

Aus unserem Kulturkreis springt einem natürlich sofort die Szene aus Goethes Faust ins Bewusstsein. Kennt ihr noch andere kulturelle Referenzen zum Thema Schreiben mit Blut?


John Kischnick: Blood Writing in Chinese Buddhism

Sam van Schaik: Blood Writing
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
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NicolausPiscator
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von NicolausPiscator »

Saddam Hussein soll einen mit Blut geschriebenen Koran in Auftrag gegeben haben.
Barbara HH
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

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NicolausPiscator
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von NicolausPiscator »

Tschuljung! Hier der Verweis: http://www.zeit.de/2003/13/Hussein
Barbara HH
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

War nicht als Kritik an Dir gemeint ;-) Danke für den Link!
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NicolausPiscator
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von NicolausPiscator »

Schon verstanden! ... Besonders erbaulich und schön ist die Vorstellung ja nicht! ... Aber da Du gefragt hattest: Eine Wendung dieses Themas.
Thom

Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Thom »

Ja. Ich bevorzuge da schon Francisco Goya, der nahm auch kein Blut. Insbesondere Radierung Nr.79 aus "Die Schrecken des Krieges".
Sie zeigt den Tod der Wahrheit.

Bild
(Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... _79%29.jpg )

V.G.
Thomas
agathon
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von agathon »

Da liegt sie nun, die schöne Aletheia.
Barbara HH
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

Thom hat geschrieben:Ja. Ich bevorzuge da schon Francisco Goya, der nahm auch kein Blut.
Ich würd auch lieber Diamine Oxblood nehmen ;-) Oder Montblanc Leonardo Red Chalk.

Mich interessiert an dem Thema hauptsächlich, welche unterschiedlichen kulturellen Konnotationen damit verbunden sind. In Zeiten von HIV und MRSA ist das Thema Blut und Verletzungen an sich natürlich schon mal ganz anders besetzt. Dazu kommt unser kultureller Background, dass Schreiben mit Blut eher mit Verträgen mit dem Teufel assoziiert wird. Durch Saddam Hussein und den mit seinem Blut geschriebenen Koran wird das Thema für mich auch nicht gerade positiver besetzt. :lol:

Der kulturelle Hintergrund in China und teilweise auch in Tibet schien dagegen von solchen negativen Besetzungen völlig frei zu sein. Den beiden oben von mir verlinkten Artikeln zufolge war das Schreiben mit Blut wohl eher eine sakrale Praxis, die die Abschrift eines als heilig angesehenen Textes durch das zusätzlich gebrachte Opfer von ein paar Tropfen des eigenen Blutes auf eine noch höhere Stufe stellen sollte.
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NicolausPiscator
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von NicolausPiscator »

Auch die christliche Welt kann mit Bluttexten aufwarten: http://www.evangelisch.de/inhalte/96498 ... n-mit-blut
Barbara HH
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

Eigene Brustwunde, Tier- und Menstruationsblut
Ich komm aus dem Staunen nicht mehr raus!
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Thom

Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Thom »

Barbara, wer sowas macht, hat für meine Begriffe nicht alle Tassen im Schrank. Kann ja jeder denken, was er will. Wenn auch kein Blut, ganz soweit weg bist Du aber von den schönsten roten Tinten der Vergangenheit nicht.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/s ... -mexiko-fs

V.G.
Thomas
Barbara HH
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Barbara HH »

Thom hat geschrieben:Barbara, wer sowas macht, hat für meine Begriffe nicht alle Tassen im Schrank.
Ich find's interessant, zu sehen, was es alles gibt. Und das heißt nicht, dass ich Dir da grundsätzlich widerspreche :lol:

Was die frühen buddhistischen Traditionen betrifft, würde ich das zwar nicht so pauschal aburteilen. Im Zeitalter vor HIV & Co seiner Tinte ein paar Tropfen Blut beizumischen - naja, es gibt Schlimmeres. Wenn man in einem kulturellen Umfeld lebt, in dem diese Praxis keine negativen, sondern positive Konnotationen trägt... pfff... es gibt deutlich beklopptere religiöse Praktiken.

Aber auch wenn ich es nicht komplett aburteilen würde, gehöre ich zu den Leuten, die erhebliche Zweifel daran haben, ob solche Praktiken authentisch sind. Eine der Hauptquellen dafür, das Surangama-Sutra, gehört sowieso zu den Texten, deren Echtheit umstritten ist, und bei den Quellen, deren Echtheit unbestritten ist, scheint es so zu sein, dass da einige Leute eine metaphorische Passage etwas zu wörtlich interpretieren.

Was die Aktion betrifft, die Bibel u.a. mit Tier- und Menstruationsblut abzuschreiben.... muss man dazu was sagen? :roll:

Ehrlich gesagt bin ich von der Entwicklung dieses Fadens auch komplett überrascht, ich hatte eher damit gerechnet, dass jemand was dazu sagt, wie sich in unserem Kulturkreis die Assoziation entwickelt hat, dass Verträge mit dem Teufel mit Blut unterschrieben werden. Aber das heißt nicht, dass ich das Kuriositätenkabinett, das sich hier entwickelt, nicht in gewisser Weise interessant und erheiternd finde :mrgreen:
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Thom

Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Thom »

Na ja, ein gewisser ritueller Blutfluss ist bei meinem alljährlichen Heckenschnitt gang und gäbe. :)

V.G.
Thomas
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Strombomboli
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Re: "Das Blut ist ein ganz besonderer Saft"

Beitrag von Strombomboli »

Jenny Holzer hat vor gut zwanzig Jahren Frauen, die im Krieg in Jugsolawien litten, mit Kugelschreiber beschriftet, und diese sogenannten Texte wurden dann im Magazin der Süddeutschen Zeitung gedruckt, wobei der Druckerschwärze Blut dieser Frauen beigemengt wurde. Darüber hat die SZ wochenlang quasi ausschließlich berichtet, also über sich selbst, weswegen ich sie dann abbestellt habe.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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