Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
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- NicolausPiscator
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Da kann ich in der Tat nichts zu sagen, da ich mit meinem Experimentieren noch nicht so weiter vorangekommen bin. In einem günstigen Füller hätte ich da auch keine Bedenken. ... Beim Kindesfüller gibt es allerdings immer die Kritik, dass die Tinte gekillert werden können soll. 8)
- thewritingsonthewall
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
In der Grundschule sind bei uns Killer nicht gestattet. 

Möge der Saft mit dir sein 

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Killt bei Euren Experimenten vor allem nicht die Kinder. Zu Eisengallustinten und Füllern lässt sich darüberhinaus sagen,
rein geht sie immer.
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- NicolausPiscator
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ah! Sehr strenge - und sehr vernünftige - Lehrer.
Rein geht immer, raus irgendwie auch, wie mir scheint. 8)
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich habe mir heute etwas Zeit nehmen können und habe mal ein paar Vergleiche zwischen Spitzfeder und sehr feiner flexibler Feder im Pelikan 100 angestellt. Beim fertigen Schriftbild kann man auf den ersten Blick kaum Unterschiede feststellen, man muss da zum Teil schon sehr, sehr genau hinschauen! Wenn man das aber macht, stellt man fest, dass die feinen Aufstriche mit der Spitzfeder (etwas) feiner sind und die Abstriche gleichzeitig dicker sind. Außerdem wirkt die Füllhalterschrift (deutlich) gleichmäßiger - bzw. die Spitzfederschrift aufgrund des naturgemäß unsteteren Tintenflusses deutlich lebendiger. An dieser Lebendigkeit ist sie daher am klarsten von der Spitzfederschrift zu unterscheiden. Aber immer da, wo ich mit der Spitzfeder einen gleichmäßigen Auftrag hinbekommen habe, fällt es wirklich schwer, die Unterschiede zu erkennen. Hier ist also festzuhalten, dass wir mit den gegenwärtigen Mitteln der Spitzfederschrift im Ergebnis schon ziemlich nahe kommen. Laien werden vermutlich keinen Unterschied erkennen.
Anders sieht es natürlich aus, wenn wir den Schreibprozess betrachten. Ich muss deutlich langsamer schreiben, um mit dem Füllfederhalter ein möglichst optimales Ergebnis zu erzielen. Mit der Spitzfeder geht das viel lockerer von der Hand. Die Strichvariationen bei der Fuzzelkurrent (Mittellänge = 1 cm) kriege ich mit dem Füllfederhalter nicht hin. Das hat seinen Grund nicht nur darin, dass die Rückstellfähigkeit der Füllfeder nicht so gut ist wie die der Spitzfeder, sondern dass auf dem zur Verfügung stehenden minimalen Raum nicht genug Platz ist, um einen deutlich sichtbaren Unterschied im (etwas zu breiten) Aufstrich gegenüber dem (etwas zu schmalen) Abstrich hinzubekommen. Mit dem Füllfederhalter kann ich diese Unterschiede bei meiner Schrift erst bei Mittellängen ab 3 Millimeter erzeugen, gut sichtbar und lesbar wird es aber erst bei Mittellängen von 5mm.
Mit der Spitzfeder bekomme ich das Fuzzelkurrent aber auch nur mit Strichvariationen in den Mittellängen hin, wenn ich die Buchstaben weit voneinander stelle. In dem Schriftbeispiel, dass Thom eingestellt hat, sieht man ja auch, dass der Kollege dort die Buchstaben sogar einzeln stellt und Buchstaben wie das "a" und das "g" größer schreibt, nämlich so im Bereich von 2 Millimetern. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass man dort die Unterschiede vielleicht auch nur sieht, weil die Darstellung insgesamt vergrößert ist, kann man vielleicht sagen, dass Fuzzelkurrent mit Strichvarianz sehr schwierig zu realisieren ist und vielleicht erst im Bereich von 2-3 Millimetern zu realisieren ist.
Grüße
agathon
Anders sieht es natürlich aus, wenn wir den Schreibprozess betrachten. Ich muss deutlich langsamer schreiben, um mit dem Füllfederhalter ein möglichst optimales Ergebnis zu erzielen. Mit der Spitzfeder geht das viel lockerer von der Hand. Die Strichvariationen bei der Fuzzelkurrent (Mittellänge = 1 cm) kriege ich mit dem Füllfederhalter nicht hin. Das hat seinen Grund nicht nur darin, dass die Rückstellfähigkeit der Füllfeder nicht so gut ist wie die der Spitzfeder, sondern dass auf dem zur Verfügung stehenden minimalen Raum nicht genug Platz ist, um einen deutlich sichtbaren Unterschied im (etwas zu breiten) Aufstrich gegenüber dem (etwas zu schmalen) Abstrich hinzubekommen. Mit dem Füllfederhalter kann ich diese Unterschiede bei meiner Schrift erst bei Mittellängen ab 3 Millimeter erzeugen, gut sichtbar und lesbar wird es aber erst bei Mittellängen von 5mm.
Mit der Spitzfeder bekomme ich das Fuzzelkurrent aber auch nur mit Strichvariationen in den Mittellängen hin, wenn ich die Buchstaben weit voneinander stelle. In dem Schriftbeispiel, dass Thom eingestellt hat, sieht man ja auch, dass der Kollege dort die Buchstaben sogar einzeln stellt und Buchstaben wie das "a" und das "g" größer schreibt, nämlich so im Bereich von 2 Millimetern. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass man dort die Unterschiede vielleicht auch nur sieht, weil die Darstellung insgesamt vergrößert ist, kann man vielleicht sagen, dass Fuzzelkurrent mit Strichvarianz sehr schwierig zu realisieren ist und vielleicht erst im Bereich von 2-3 Millimetern zu realisieren ist.
Grüße
agathon
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
agathon,
vielen Dank für Deine so detaillierten Erläuterungen.
Ich komme leider mit der Spitzfeder nicht zurecht. Wie viele Wörter kannst Du ungefähr mit 1 x Eintauchen in die Tinte schreiben ?
Das Eintauchen unterbricht bei mir immer den Schreibfluß. Wenn ich gerade schön "in Schwung" bin, kommt die Unterbrechung. Das erneute Ansetzten bringt wieder eine kleine Veränderung bei den Buchstaben und "stört" die Gleichmäßigkeit.
Wie ist das bei Dir ?
Grüße,
Pennino
vielen Dank für Deine so detaillierten Erläuterungen.
Ich komme leider mit der Spitzfeder nicht zurecht. Wie viele Wörter kannst Du ungefähr mit 1 x Eintauchen in die Tinte schreiben ?
Das Eintauchen unterbricht bei mir immer den Schreibfluß. Wenn ich gerade schön "in Schwung" bin, kommt die Unterbrechung. Das erneute Ansetzten bringt wieder eine kleine Veränderung bei den Buchstaben und "stört" die Gleichmäßigkeit.
Wie ist das bei Dir ?
Grüße,
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Pennino,
bei mir ist es ganz genauso wie bei dir. Mit dem Füller schreibt es sich gleichmäßiger, mit der Spitzfeder aber schneller und interessanter, aber auch ungleichmäßiger ( jedenfalls bei so Dilletanten wie mir) aus den von dir genannten Gründen. Ich kriege so etwa fünf Wörter in einem Zug hin, würde ich mal sagen. Und wie du bin ich auch eher der Füllerschreiber, vielleicht sollte ich mir zu Hause das Schreiben mit der Spitzfeder einfach mal angewöhnen und regelmäßiger betreiben. Mir gehen aber ehrlich gesagt auch diese dünnen Halter auf die Nerven, da bräuchte ich was kräftigeres.
Grüße
agathon
bei mir ist es ganz genauso wie bei dir. Mit dem Füller schreibt es sich gleichmäßiger, mit der Spitzfeder aber schneller und interessanter, aber auch ungleichmäßiger ( jedenfalls bei so Dilletanten wie mir) aus den von dir genannten Gründen. Ich kriege so etwa fünf Wörter in einem Zug hin, würde ich mal sagen. Und wie du bin ich auch eher der Füllerschreiber, vielleicht sollte ich mir zu Hause das Schreiben mit der Spitzfeder einfach mal angewöhnen und regelmäßiger betreiben. Mir gehen aber ehrlich gesagt auch diese dünnen Halter auf die Nerven, da bräuchte ich was kräftigeres.
Grüße
agathon
- NicolausPiscator
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
@agathon: Entschuldige, dass ich mich hier einmische und auch ergänzend antworte. 8)Pennino hat geschrieben:Wie viele Wörter kannst Du ungefähr mit 1 x Eintauchen in die Tinte schreiben?
Das kommt ganz auf die Feder und Deinen Schreibstil an. Ich habe Federn, mit denen ich zwei bis drei Zeilen auf einem DIN A4 Blatt schreiben kann, wohlgemerkt mit einem Mal Eintauchen. Aber, wenn ich mehr "flexe", dann reicht die Tinte nicht so lange. Meine Schrift ist auch klein, wenn man größer schreibt, dann reicht die Tinte auch nicht.
Natürlich gibt es auch Reservoirs für die Federn, damit arbeite ich gar nicht. Ich finde sie hässlich und brauche sie auch aus meiner Sicht nicht.
Nun, sicherlich Deine Frage: Mit welcher Feder machst Du denn das? Mit der Soennecken 111 EF, die hier im thread gewissermaßen als die Kafka-Feder bezeichnet werden darf.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Exakt, "it depends". Ich schreibe durchweg mit flexiblen ef-Federn. Was für welche das sind, weiß ich gar nicht. Thom hatte mir mal so an die 20 Stück geschickt. Diejenigen, mit denen ich am besten klar kam, habe ich auf einige Halter gesteckt, mit denen ich seitdem wahllos schreibe. Die "Schreibdauer" hängt bei mir vor allem davon ab, wie sauber ich die Feder eintauche und ob und wie gründlich ich die Tinte abstreife. Gerade bei kleiner Schrift versuche ich darauf zu achten, nur wenig Tinte an der Feder zu haben. Die geringe Reichweite ist daher durchaus bewusst herbeigeführt.
Grüße
agathon
Grüße
agathon
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich muss mal kurz ergänzen, agathon meint hier natürlich 1 mm.agathon hat geschrieben:Die Strichvariationen bei der Fuzzelkurrent (Mittellänge = 1 cm) kriege ich mit dem Füllfederhalter nicht hin.
In's Spätmittelalter kommen wir mit dieser Schrift allerdings nicht (mit den Eisengallustinten schon). Da wurden "hierzulande" eher Gotische Minuskel, Notula, Bastarda oder irgendwas dazwischen geschrieben.
V.G.
Thomas
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich glaube mittlerweile, dass 1mm nicht die Standardgröße gewesen sein dürfte, das geht zu sehr an die Grenzen der Gerätschaften.
Grüße
agathon
Grüße
agathon
- Edelweissine
- Beiträge: 2684
- Registriert: 08.01.2016 18:32
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
...und an die der Augen. Gab es früher denn keine Kurz-, Weit- und Altersweitsichtigkeit???
Gruß,
Heike
Heike
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich habe in diesem Zusammenhang auch schon über die Monokelproduktion nachgedacht. 

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ist ja nicht nur schwer lesbar, sondern auch schwer schreibbar. Als jemand, der nicht mit einer Monokolproduktion liebäugelt, kann ich das ja ganz offen sagen. Wenn man e, i, u, m, und n so gar nicht mehr auseinanderhalten kann, ist das halt schon ein wenig blöd. (Schreibr man aber umgekehrt die Mittellängen zu groß, sieht es auch wieder blöd aus. Mir gefällt sowie so das Verhältnis von 3:1:3 am Besten mit Mittellängen von 3 mm.)
Grüße
agathon
Grüße
agathon
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Die haben durchaus auch Fraktur geschrieben. Über das "S" hatte ich mich da schon bei Lissi gewundert. viewtopic.php?f=17&t=9619&p=86445&hilit=lissi#p86445