Faber Castell 883 öffnen

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TomSch
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Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von TomSch »

Tach Gemeinde,

wie dat manchmal so is', habe ich Glück und Unglück gehabt:
die Bucht hat mir einen Faber Castell 883 zugespült (Glück), 8)
der aufgrund zu starker Hitze-Einwirkung leicht verzogen ist ('geht' noch), :?
und dessen Kolben natürlich nicht mehr dicht ist. :(

Hier in der Runde vermute ich einige Verdächtige, die bestimmt schon einmal einen 883 geöffnet haben. Im Klartext: ich möchte ihn gern selbst versuchen zu reparieren, weiß aber nicht, wie ich an den Kolben kommen kann. Habt ihr einen Tipp für mich?

Danke für's Reinlesen,
tüsskess, Thomas
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ddss
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von ddss »

Hallo Thomas,

ich habe Deine Frage leider erst jetzt gelesen (zu viel Arbeit im Büro).

Einen FC 883 habe ich bislang noch nicht zerlegt, wohl aber einen FC Osmia 883, also das Vorgängermodell, welches so aussieht:

http://www.thepenguinpen.com/other/detail/ot2581.jsp

Meine Bemerkungen sind daher mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten, weil man nie ganz sicher sein kann, ob der Nachfolger ausschließlich optische Veränderungen erfahren hat.

Wenn ich mir allerdings dieses Foto eines zerlegten FC 884 ansehe, bin ich einigermaßen optimistisch:

http://www.fountainpennetwork.com/forum ... try2745521

So sah mein Osmia 883 nach der Operation auch aus (die "Krümmel" auf der linken Seite waren ursprünglich einmal die Kolbendichtung).

Die Kolbenmechanik wird nach hinten herausgedreht ("normales" Gewinde: Herausdrehen gegen, Hineindrehen im Uhrzeigersinn). Wie man das macht, bleibt der Phantasie des Bastlers und der Ausstattung des Werkzeugkoffers überlassen. Ich habe meinen Osmia 663 und meinen 883 zerlegt, indem ich einen schmalen angefeuchteten Lederstreifen um das Gewinde gewickelt habe, auf das die Abdeckkappe für den Kolbendrehknopf geschraubt wird (Alternative: schmaler Streifen Fahrradschlauch). Dieses Gebilde habe ich dann mit dem kleinsten Zangenschlüssel von Knipex gegriffen und gedreht, und zwar ohne zusätzliche Wärmezufuhr (Vorsicht: die Zange hat ungeheure Kräfte).

Der Schaft ist (anders als beim Osmia 663 und ebenso wie beim neueren FC 663) vermutlich nicht mehr zweigeteilt (entsprechende Schraubversuche habe ich daher auch unterlassen). Die Feder ist gesteckt und kann herausgezogen werden (geht etwas schwer). Sie steckt in einer Hülse, die danach ebenfalls mit einem passenden Schraubenzieher herausgedreht werden kann (ähnlich wie beim FPR Indus).

Die Herstellung einer Ersatz-Kolbendichtung habe ich für den 663 schon einmal hier beschrieben:

viewtopic.php?f=5&t=18450&p=186998#p185887

Wenn Du passende O-Ringe hast, kannst Du die natürlich auch probieren (ich habe Unmengen von O-Ringen, aber nie den Richtigen :) ).

Viele Grüße

Michael
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TomSch
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von TomSch »

Hallo Michael.

Vielleicht lag das auch nicht nur an deiner Büroarbeit, sondern auch daran, dass ich den Fred erst bei den Oldies geparkt hatte. Ich kam erst letztens auf die Idee, ihn umzuparken, was einer der Mods (Vielen Dank, Desas!) schnell korrigiert hat. :wink:

Wow, tolle Bilder vom 884; mein 883er sieht exakt so aus wie jener.
Vielen Dank für die Tipps.
Hinten ein Schraubgewinde als Zugang zum Kolben hatte ich vermutet, nun wird's wahrscheinlicher.
O-Ringe habe ich in allen möglichen - und unmöglichen - Durchmessern und Schnurdicken hier.
Hauptproblem ist das Fehlen eines Zangenschlüssels. Aber nun werde ich um den "KNIPEX 86 03 125" nicht mehr herum kommen, den meintest du doch, oder?

Tüsskess, Thomas
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ddss
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von ddss »

Genau die Zange meine ich. Die kann man für alles Mögliche gebrauchen: Unlängst hat sie mir ein Alu-Fotostativ mit Drehverriegelung vor der Verschrottung gerettet. Die Zange hat die Verriegelung gelöst, ohne das Alu zu verformen.

Zum Füller:
Versuche, so viel Wasser wie möglich in den Füller zu bekommen (z.B. mit einer Spritze oder einem Ohrspüler durch den Tintenleiter). Wenn nämlich die Dichtung kaputt ist, ist damit zu rechnen, dass Tinte an Stellen gelangt ist, wo sie nichts zu suchen hat, nämlich in die Kolbenmechanik, und dort alles "verbacken" ist. Ich habe mich bislang nicht getraut, den R&K-Füllerreiniger auch bei "historischen" Stiften anzuwenden. Wenn der geeignet wäre (was ich eben nicht weiß), würde der deutlich mehr schaffen als Wasser.

Viel Erfolg!

Michael
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TomSch
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von TomSch »

Update zum Reparaturversuch :?

Die Knipex-Zange ist eingetroffen und hat mir in einem anderen Fall schon gute Dienste geleistet.
In diesem jedoch gibt es ein unvorhergesehenes Problem: die Backen der Zange sind - trotz ihrer Winzigkeit - immer noch zu breit für die Lücke zwischen Korpus und Kolbenschraube, wenn diese bis zum Anschlag herausgedreht ist. Ich komme mit den Zangenbacken um 1mm nicht dazwischen, um Schraubversuche zu unternehmen. :cry:
Wässern hat bislang nicht wirklich etwas genutzt. :(

Hat jemand von euch noch weitere DIY-Vorschläge?
Tüsskess, Thomas
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ddss
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von ddss »

Hallo Thomas,

das ist ärgerlich. In dem Punkt ist das neuere Modell dann anders als der Vorgänger.

Kannst Du nicht versuchen, die Feder und den Tintenleiter abzuziehen, die eingedrehte Hülse zu entfernen und die Kolbenstange nach unten herausdrehen?

Bei den alten Osmias geht auch das: Der Kolbenweg wird nur dadurch begrenzt, dass die Stange unten gegen den Tintenleiter anschlägt. Ist dieser entfernt, kann man die Stange weiter nach unten schrauben und herausnehmen. Dann müsste auch der Drehknopf abzunehmen sein und die Zange würde passen.

Viele Grüße

Michael
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TomSch
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Re: Faber Castell 883 öffnen

Beitrag von TomSch »

Hallo Michael,

mir schwant so langsam, warum ich an diesen Zeitgenossen so günstig gekommen bin. :roll:
Da gibt es das nächste Problem, denn der Füller war erhöhter Temparatur ausgesetzt, v.a. am Mundstück, was dieses leicht verzogen hat. Eine Entfernung von Feder, Tintenleiter und Hülse ist unter diesen Umständen kaum machbar. :twisted:
Ich probiere es erst noch einmal mit Wässern. :|

Tüss, Thomas
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