Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

@ Thom,

die sogenannte Kupferstecherfraktur mit Spitzfeder geschrieben.

https://www.google.de/search?q=kupferst ... YA42x2PCM:

Weiß auch nicht wie sich der Link verkürzen lässt.

Gruß, Martin
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

agathon hat geschrieben:Ich glaube mittlerweile, dass 1mm nicht die Standardgröße gewesen sein dürfte, das geht zu sehr an die Grenzen der Gerätschaften.

Grüße

agathon
Hallo agathon,

dann sieh dir mal die Urkunde aus dem Jahr 1867 an, 27 Seiten für 4 Parteien geschrieben plus Exemplar für den Notar und was weiß ich wen noch, alles handschriftlich, muss man sich heute mal vorstellen, alles in etwas über 1mm Größe. Das muss damals Standardgröße gewesen sein. Seitengröße ca 3cm höher als A4.
P1010876.JPG
P1010876.JPG (116.04 KiB) 4423 mal betrachtet
Des weiteren ein handgeschriebenes Kochbuch aus dem Jahr 1896, noch kleiner geschrieben, aber superexakt, also das müssen damals schon echt Superschreiber geschrieben haben. Das Kochbuch, die Dame welche das geschrieben hat war wahrscheinlich eine Köchin, hat etwa 70 Seiten alle in dieser Schriftgröße.
P1010870.JPG
P1010870.JPG (133.19 KiB) 4423 mal betrachtet
Gruß, Martin
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

pejole hat geschrieben:Kupferstecherfraktur
Martin, danke!
Da verlinken wir mal direkt zum Schenk. http://www.kalligraphie.com/files/kupferstecher_a12.jpg

Viele Grüße
Thomas
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

agathon hat geschrieben:Ich habe mir heute etwas Zeit nehmen können und habe mal ein paar Vergleiche zwischen Spitzfeder und sehr feiner flexibler Feder im Pelikan 100 angestellt. Beim fertigen Schriftbild kann man auf den ersten Blick kaum Unterschiede feststellen, man muss da zum Teil schon sehr, sehr genau hinschauen! Wenn man das aber macht, stellt man fest, dass die feinen Aufstriche mit der Spitzfeder (etwas) feiner sind und die Abstriche gleichzeitig dicker sind. Außerdem wirkt die Füllhalterschrift (deutlich) gleichmäßiger - bzw. die Spitzfederschrift aufgrund des naturgemäß unsteteren Tintenflusses deutlich lebendiger. An dieser Lebendigkeit ist sie daher am klarsten von der Spitzfederschrift zu unterscheiden. Aber immer da, wo ich mit der Spitzfeder einen gleichmäßigen Auftrag hinbekommen habe, fällt es wirklich schwer, die Unterschiede zu erkennen. Hier ist also festzuhalten, dass wir mit den gegenwärtigen Mitteln der Spitzfederschrift im Ergebnis schon ziemlich nahe kommen. Laien werden vermutlich keinen Unterschied erkennen.


agathon
Hallo agathon und Kurrentfreunde,

Im Foto eine Spitzfeder und 5 Füller schreiben mal Fuzzelkurrent.

Also auf den ersten Blick sind die Unterschiede wirklich nicht sehr groß, aber die Schrift mit der Spitzfeder ist doch schnell als solche zu erkennen, obwohl die Schrift mit dem Pelikan 400N und EEF Feder der Spitzfederschrift doch schon sehr nahe kommt.

Aber ehrlich gesagt, großen Spaß macht diese kleine Schrift nicht, purer Stress für die Augen, die Hand und am besten hält man auch noch kurz den Atem an um mit möglichst ruhiger Hand rumzufuzzeln. Kleine Schwellzüge sind dabei erheblich einfacher zu schreiben für Buchstaben mit Ober- und Unterlängen.

Kurrent im Wohlfühlbereich liegt wohl doch eher bei Kleinbuchstaben in 2,5 bis 3mm Größe, dazu möglichst mit Spitzfeder, bei mir jedenfalls.

Gruß, Martin
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oben links:    Spitzfeder Soenneken 075 EF<br />oben rechts:  Pelikan 400 N EEF Feder<br />mitte links:     Pelikan 100N EF Feder<br />mitte rechts:   Pilot Falcon SEF Diamine Royalblue<br />unten links:   Pelikan 400 EF Feder<br />unten rechts: Montblanc 256 EF Feder<br /> Tinte: Pelikan 4001 blau-schwarz, <br />Papier: Clairefontaine 90 g
oben links: Spitzfeder Soenneken 075 EF
oben rechts: Pelikan 400 N EEF Feder
mitte links: Pelikan 100N EF Feder
mitte rechts: Pilot Falcon SEF Diamine Royalblue
unten links: Pelikan 400 EF Feder
unten rechts: Montblanc 256 EF Feder
Tinte: Pelikan 4001 blau-schwarz,
Papier: Clairefontaine 90 g
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agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

Martin,

danke für die tollen Bilder und Einsichten. Für mich ist das sehr interessant. Im Grunde decken sich da unsere Erfahrungen und Beobachtungen. Was die Köchin da macht, ist schon phänomenal, aber auch sie achtet auf einen relativ großen Buchstabenabstand, um etwas Raum für die Strichvariation zu bekommen im Mittellängenbereich. Ich habe mir jetzt einfach mal ein paar supersuperfeine Spitzfedern bestellt, vielleicht hatte die Köchin neben ihrem Talent auch eine extra spitze Feder.

Bei deinen Proben sticht natürlich die eef hervor, die tatsächlich etwas Varianz bei den Mittellängen zulässt. Beim Pelikan 100 ist das kaum noch zu sehen, der Füller wird vermutlich aber auch einen wesentlich höheren Tintenfluss haben.

Das Fazit lautet nun für mich: Es geht so gerade, aber es ist schon ein grenzwertiger Spaß.

Grüße

agathon
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Pennino
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Pennino »

Martin,
danke für den guten Federvergleich !
Ja, man merkt kaum einen Unterschied, aber deutlicher z.B. am "h" .
Die Spitzfeder und die EEF sind sich schon sehr ähnlich.

Also mir hat es die Fuzzelkurrent ( z.B. von der Köchin) angetan, sie fasziniert mich total.
Da mußte ich :lol:
"..purer Stress ..am besten hält man auch noch kurz den Atem an .."
Soweit bin ich noch nicht .... :wink:


agathon,

da bin ich gespannt, wie es Dir mit den supersuperfeinen Spitzfedern ergeht.

" ....sie achtet auf einen relativ großen Buchstabenabstand, um etwas Raum für die Strichvariation zu bekommen im Mittellängenbereich ...... "
Ich weiß nicht ob es nur der relativ große Buchstabenabstand ist . Ich habe schon alte Fuzzel-Kurrentschriften gesehen, da waren die Buchstaben enger zusammen und trotzdem war eine deutliche Strichvarianz zu sehen.
Ob wir das Rätsel jemals lösen werden ? :wink:

"Das Fazit lautet nun für mich: Es geht so gerade, aber es ist schon ein grenzwertiger Spaß."
Bei mir fängt der richtige Spaß erst bei der Fuzzel-Kurrent an . :)


Grüße
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Pennino hat geschrieben: ... das Rätsel ... ?
Die haben von kleinauf so schreiben gelernt, die drücken beim Abschwung einfach mehr auf (beim Aufschwung geht's sowieso nicht), alles andere macht die Spitzfeder. Abstand zwischen den Schwüngen braucht's nur soviel, dass die Tinte nicht zusammenläuft.
Das sind aber beides Schönschriften, die Urkunde wurde sogar von einem Profi geschrieben. Die Maria hat der Frau Mama eine Gleichzugkurrent geschrieben (und sich auch noch mit dem Platz verschätzt).
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Brief.JPG (394.19 KiB) 4353 mal betrachtet
V.G.
Thomas
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

So, ich schreibe wegen der mehr oder weniger mittelalterlichen Tinten (die Füllertinten sind ja praktisch durch) z.Zt. sowieso
90% Spitzfeder / 10% Kuli, allerdings in meiner Handschrift nicht Kurrent oder Minuskel. Jetzt habe ich mal nachgemessen, was sich bei mir "von selbst" als Kleinbuchstaben ergibt, ist zwischen 1,5 und 2mm. 1mm ist auchmal dabei, aber nur als nachträglich eingefügte Randnotiz. Für längere Texte wäre mir das viel zu anstrengend zu lesen.
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JulieParadise
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von JulieParadise »

Man muss auch nicht alles so machen wie früher. :mrgreen:
pejole hat geschrieben:Im Foto eine Spitzfeder und 5 Füller schreiben mal Fuzzelkurrent.
In dem obigen Beispiel von Dir, Martin, sieht man übrigens schön, dass der Pilot Falcon eben doch ganz gut dafür taugt, auch wirklich kleine feine Kurrentschrift zu schreiben.
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

@Sina
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meinauda
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von meinauda »

Nein, Sina, das muss man nicht alles nachmachen, stimmt! Aber es ringt mir schon Hochachtung und auch Ergeiz ab. Deshalb musste ich heute Nacht noch mal probieren.
Ich habe mir auf Deine Empfehlung hin neulich auch einen Pilot Falcon SEF bestellt. Er schreibt wunderbar und von meinen flexiblen Federn am feinsten. Was mich besonders freut, dass er den Schimmer der Diaminetinte ohne schütteln preisgibt. Auf dem mittleren Bild ist oben mit Eisengallustinte (Danke @agathon) die Zebra G und darunter schimmernder Pilot Falcon.
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JulieParadise
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von JulieParadise »

Ui, das klingt schön, Else Marie, und sieht noch schöner aus!

Auch Martin kann ich wieder nur ein großes Kompliment machen, das sieht klasse aus!
agathon
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von agathon »

pejole hat geschrieben: Also auf den ersten Blick sind die Unterschiede wirklich nicht sehr groß, aber die Schrift mit der Spitzfeder ist doch schnell als solche zu erkennen, obwohl die Schrift mit dem Pelikan 400N und EEF Feder der Spitzfederschrift doch schon sehr nahe kommt. [...] Kleine Schwellzüge sind dabei erheblich einfacher zu schreiben für Buchstaben mit Ober- und Unterlängen. Kurrent im Wohlfühlbereich liegt wohl doch eher bei Kleinbuchstaben in 2,5 bis 3mm Größe, dazu möglichst mit Spitzfeder, bei mir jedenfalls.
Meine neuen Spitzfedern sind nun endlich, nach einer kleinen Odyssee, bei mir angekommen. Und nun kann auch ich bestätigen, dass es mit den sehr sehr feinen Spitzfedern möglich ist, Buchstaben mit Mittellängen von 1mm zu schreiben und gleichzeitig auch ohne Lupe eine sichtbare Linienvarianz zu erzeugen (und zwar nicht nur bei den Ober- und Unterlängen). Auch sieht man wirklich deutlich einen Unterschied zum Schriftbild meines Pelikan 100 mit eef-Feder. Dies wird seinen Grund auch darin haben, dass die Feder des Füllers, obwohl es wirklich eine sehr feine Feder ist, doch spürbar breiter als die Spitzfeder ist. Und natürlich spielt auch die Tinte eine Rolle, für die Spitzfeder habe eine von Thoms Tinten genommen, die ausdrücklich nicht für den Füller gedacht sind.

Grüße

agathon
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NicolausPiscator
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von NicolausPiscator »

agathon hat geschrieben:Pelikan 100 mit eef-Feder
Mich würde sehr interessieren, wie eine EEF-Feder von Pelikan aussieht. Kannst Du vielleicht, wenn Du die Möglichkeit dazu hast, einmal ein Bild posten?
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

Im Foto sieht man dass es einen Unterschied zwischen Spitzfeder und der EEf gibt, nicht riesig, aber an der Schrift ist die
Spitzfeder schnell als solche zu erkennen.

Gruß, Martin
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