Ich habe bei all meinen Füllern die Erfahrung gemacht das es keinen gibt der mit allen Tinten kann
Es gibt auf jeden Fall Füller, die mit allen handelsüblichen Tinten gut schreiben (natürlich nicht mit „dicker“, eingetrockneter Tinte).
Einige meiner „perfekten“ Schreiber, sind z.B. Sheaffer Legacy I Sterling Silver („F“- Feder), 1941 Sheaffer Crest Triumph („EF“-Feder), Sheaffer Balance II (selbergeschliffene „F-Stub“ Feder eines 1930er Balance montiert auf einem No-Nonsense Tinteleiter), einige Omas Füller sowie ein 1946er Parker 51 und ein Parker 75 aus den 70ern.
Im allgemeinen sind alte Füller (Montblancs und Pelikane aus den 40-60er Jahren eingeschlossen) viel unempfindlicher, was die Veträglichkeit verschiedener Tinte betrifft.
Einem 1929er Sheaffer Flattop kann man so ziemlich alles zu Trinken geben
Was das Anschreiben betrifft, sind besonders neuere Modelle mit breiteren Federn sehr problematisch (allerdings hatte ich auch schon „F“ und „M“ Federn, die dieses Anschreibproblem haben).
Hauptsächlich sind hier Schreibkörner schuld, die an den Ecken (nach innen, zum Tinteschlitz hin) zu rund geschliffen wurden (um dem potentiellen Kunden bei Ausprobieren im Gschäft – in der Regel wird der Füller nur eingetaucht und auf den „aal-glatten“ Ausprobierblocks ausgeführt – den Eindruch zu vermittel, der Füller schriebe seidenweich. Hier beindrucken besonders die breiten Federn – ich sage nur „Aquaplaning“. Das böse Erwachen kommt dann oft zu Hause wenn der Füller befüllt ist und man sein „normles“ Papier verwendet).
Ist eine Feder auf diese oben erwähnte Art und Weise geschliffen, reicht die Kapillarkraft nich aus, die Anhaftung (Adhäsion) der Tinte an der Innenrseite der Federschenkel zu überwinden. So gelangt die Tinte nicht sofort bis an die vorderste Spitze des Schreibkorns. So kann es vorkommen, dass die Tinte beim Kontakt mit dem zu beschreibenden Papier nicht sofort zur Verfügung steht = der Füller schreibt nicht sofort an.
Im gewissen Maße ist die Tinte an dem Anschreibverhalten beteiligt; jede Tinten hat eine spezifische „Oberflächenspannung“ (Kohäsion). Allerdings (so meine Meinung) hilft eine gut fließende Tinte (Waterman Tinten ist hier oft eine gute Wahl) meistens Füllern auf die Sprünge, die nicht ganz perfekt schreiben (wie gesagt, es gibt Füller, die mit allen Tinten gut schreiben).
Zum Glück gibt es ja viele Tinten in allen möglichen Farben, so dass für (fast) jeden Füller was dabei ist.
Geschilderte Anschreibprobleme treten bei meiner Schreibweise besonders bei schnellen, steilen Abstrichen von oben links nach unten rechts auf (wie z.B. beim großen „W“), oder auch bei fast senkrechten Abstrichen („4“, „T“). Tritt das Anschreibproblem während des gesamten Schreibens auf (wird also auch nach einigen Zeilen nicht besser) liegt es wirklich oft an der Feder.
Manchmal hilft viel auch viel; d.h. ein sehr starker Tintenfluss hilft, das Problem zu „vertuschen“.
Das diese Anschreibschwäche besonders stark bei breiteren Federn auftritt, ist eigentlich logisch – die brauchen ja auch mehr Tinte auf einmal.
Bekommt man das Problem nicht mit der Wahl der Tinte in den Griff, hilft leider oft nur ein Federwechsel oder Umschliff. Ich kenne genug Füller-Sammler (besser gesagt „Benutzer“), die fast alle ihrer Füller von einem „nib-meister“ in den USA tunen lassen. Mit viel Übung kann man das mit Hilfmitteln wie ultrafeinem Polierpapier (6.000 - 12.000 Körnung) auch selber machen.
Tritt eine Anschreibschwäche nur am Anfang auf, ist oft eingetrocknete Tinte der Grund (einige Füller sind wegen der Kappenbelüftung sehr anfällig dafür – prominentestes Beispiel dürfte wohl der Parker Sonnet sein) – einige hochpigmentierte Tinten (Parker Penman, kräftige Farben im allgemeinen, Montblanc Schwarz-Blau) begünstigen dieses Phänomen.
Setzt der Füller nicht nur beim Anschreiben aus, sondern besonders wenn man schon einige Seiten geschrieben hat, ist oft der Tintenleiter schuld (es kommt nicht soviel Tinte nach wie vorne verbraucht wird).
Manchmal hilft hier eine neu Justierung von Feder/Tintenleiter.
Manchmal sind es allerdings auch die modernen Konverter aus Kunststoff, hier ist die Anhaftung der Tinten and die Konverterwand so groß, dass die Tinte einfach nicht richtig aus dem Konverter herausfließen kann. Mit Patronen oder älteren Konvertern (Sheaffer und Parker verwendete Pumpkonverter mit Tintesack aus Gummi aus denen die Tinte viel „freier“ floss) schreiben diese Füller dann besser.
Leider sind oben geschilderte Problem bei neuen Füllern (egal welcher Firma) schon fast keine Ausnahme mehr; früher hat man sich offensichtlich mehr Mühe mit der Alltagstaglichkeit der Füller gegeben, da man wusste, dass die Füller wirklich benutzt wurden.
Michael