Die Tinte der Woche (2018)

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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Frischling hat geschrieben:
23.04.2018 10:34
Tinten-Info
Jup, die kommen immer ganz automatisch dazu, bei mir dann aber eher anekdotisch und argumentativ, weil ich die Tinten neu, wieder und überhaupt erst erfahren möchte.
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Dem kann ich nur zustimmen.

Bei mir ist die Tinte der Woche ein Versuch, ein Essay. Bei einer Vorstellung kommen sowohl Verstand als auch Zwerchfell zum Zuge. Ich weiß im Grunde nie, was dabei herauskommt. Deswegen setze ich auch immer drei Füller mit verschiedenen Federstärken ein. Da ich momentan unter "brutalem" Zeitmangel leide, bin ich gezwungen, die Vorbereitungen möglichst früh zu starten. Für die KW 17 habe ich eine Tinte erwischt, die mich verblüfft und nahezu ratlos zurückläßt. Aber ich war vorgewarnt, da die Tinte vor fast zwei Jahren schon vorgestellt wurde. Neu vielleicht nur, daß ich die Kommentare dazu in einem "bildlichen Essay" vorstellen will. Wenn denn die Kamera die Unterschiede festhalten kann. Das weiß ich vorher auch nie. Hoffentlich klappt das.

Gruß Tomm
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

2018_04_28_Sailor_Tokiwa_Matsu_05_red.jpg


Hallo liebe Freunde alles Schönen und Guten,

für die Kalenderwoche 18 möchte ich eine Tinte betrachten, die gut bekannt ist und von Mark IV vor anderthalb Jahren besprochen wurde. Für mich ist sie Neuland. Es handelt sich um die Sailor Shiki-sai Tokiwa Matsu, eine Tinte aus der Serie „Jahreszeiten“. Sie ist vom Hersteller dem Herbst zugeordnet worden. Bevor ich zu einer Beurteilung komme, schauen wir auf die Aussagen der drei Füller. Vorab: es wären mehr Stifte nötig gewesen, um die Bandbreite der Tinte zu erfassen.

Der Sailor mit der Kalligraphie-Feder suhlt sich förmlich im Grün. Ich finde, der Sailor Profit in seiner breitesten Führung bringt die Tinte am besten zur Geltung. Ich habe on top einen wellenförmigen Strich gewählt, wobei die Striche wie wogendes Gras im Wind aussehen. Die Feder zeigt am besten den dezenten Gelbanteil. Das shading ist verhalten.

Der Laban mit seiner Medium-Feder reduziert die Gelbanteile etwas, so daß die Tinte etwas dunkler daher kommt. Hier entsteht der Eindruck von „Grasgrün“. Das shading nimmt doch sehr ab und ist nur noch als Punkt am Strich-Ende sichtbar. Die Tinte ist trocken. Das bestätigt die Erfahrung, daß ich ursprünglich einen ganz anderen Füller für diese Besprechung vorgesehen hatte, nämlich einen Sheaffer Sagaris. Der Test ergab, daß die Feder nicht in der Lage war, die Tinte ordentlich aufs Papier zu bringen. Permanente Aussetzer brachten mich schnell zur Erkenntnis, daß diese Kombination „unheilig“ ist. Diese Tinte und jener Füller passen überhaupt nicht zusammen. Der Laban PF-900, mein „Feld-Wald-und Wiesenfüller“, der normalerweise mit jeder Tinte zurecht kommt, hat eine Medium-Feder, aber der Strich ist schon einigermaßen dünn.

Abschließend der Prera. Vom Gelbton ist hier nichts mehr zu sehen. Jetzt verändert die Tinten völlig ihren Charakter. Selbst das Grün ist hier „mangelhaft“, statt dessen tendiert die Tokiwa Matsu zu einem noch grünlichen Grau. Nun wird es tatsächlich herbstlich. Was für ein Unterschied zum Farbton, den der Sailor offenbart! Man traut seinen Augen nicht.

Einigermaßen konsterniert betrachte ich das Ergebnis. Ich frage mich, ob ich mit weiteren Füllern noch mal andere Resultate bekommen würde. Vermutlich. Für mich ist die Tinte deshalb problematisch, weil ich beim Zeichnen nur feine Federn verwende. Ich hätte gern den gelbstichigen Farbton der Sailorfeder gehabt, aber das funktioniert nicht. Stattdessen finde ich eine graugrüne Maus vor. Es ist jetzt keine Enttäuschung, ich kann die Tinte trotzdem einsetzen, aber anders. Spannend ist die Tinte auf jeden Fall.

Für die schreibende Zunft: Ich hätte gerne eine Broad-Oblique eingesetzt, die ich leider (noch) nicht habe. Ich denke, eine solche Feder würde das Gelbgrün beim Schreiben einigermaßen mitteilen. Vermutlich zeigen die M- und F-Federn „nur“ das grünliche Mausgrau. Das sollte man bei der Wahl der Tinte im Auge behalten.

Grüne Grüße,
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Nach der Tintenbelastung der letzten Woche, habe ich für die 18. KW eine Genuss- und Wohlfühltinte ausgesucht: Herbin Eméraude de Chivor aus der 1670er Serie. Auch, wenn ich meine, dass die Tintenmacher von Herbin sich den Glitter hätten sparen können, denn die Tinte ist, wie alle 1670er Tinten auch ohne diese Partikel differenziert und tief, dann ist sie doch eine meiner Lieblingstinten. Allerdings ist sie nicht unproblematisch, weil sie gerne und leicht verschmiert, und schlecht von den Händen abgeht, obwohl sie doch so leicht an die Hände gelangt. Ich finde sie in allen Nuancen schön, am schönsten im Verlauf. Und der rote sheen ist großartig.

KW 18/2018-Herbin Eméraude de Chivor
KW 18/2018-Herbin Eméraude de Chivor
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Was für eine warme Tinte, und das für eine blaue. Das verhaltene Rot gibt der blaßblauen Farbe einen heimeligen Anstrich, in dem man sich richtig wohlfühlen kann. Ja, Geborgenheit. Das fällt mir ad hoc dazu ein. Geborgenheit in einer kühlen Welt von blaugrau, die die Tinte auch zeigt. Sehr schön!
Gruß
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Interessant, dass Du sie als warm und heimelig wahrnimmst. Für mich strahlt sie eine selbstbewusste Frische aus, die mit ihrer Tiefe in die Weite der Welt führt. Aber so ist das mit Farben, Assoziationen und Bildern.
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Das kommt wahrscheinlich daher, daß ich zuletzt einige "kühle" Tinten in meiner "Grünfindung" hatte, wo es mich mitunter gefröstelt hat. Nix für ungut, aber da kommt mir diese Tinte gerade recht zum kuscheligen Wohlfühlen. Aber ja, diese Tinte hat noch mehr, sie strahlt auch eine Würde aus, die ihresgleichen sucht.

Nein, nicht Eau de Nil, die ist mir wieder zu unentschlossen. Hmm. Auch so eine Tinte, mit der ich mich noch auseinander setzen muß. Aber wann? Ach herrjeh, lauter lose Enden...

Gruß
Tomm
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Ja, Grün ist endlos und für mich immer eine Versuchung.
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Grün ist die Farbe des Lebens. Kein Wunder, daß es so viele Tintenfarben davon gibt.
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Knorzenbach
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

2018_05_06_Diamine_Majestic_Purple_01_redu.jpg



Hallo liebe Freunde alles Schönen und Guten,

für die KW 19 möchte ich eine Tinte aus dem Farbbereich „Lila-Violett-Purpur“ vorstellen, mit dem ich so meine Probleme habe. Die sind privater Natur, was hier unerheblich ist. Ich dachte mir, daß ich mich in diesem Leben noch diesem Bereich annähern muß, sonst finde ich keine Ruhe. Also habe ich mir die „Majestic Purple“ von Diamine ausgesucht. Majestätischer Purpur, das ist mal eine Ansage!
Die Tinte wurde von Faith vor fünf Jahren vorgestellt. Ich habe mir die schöne Besprechung noch einmal angeschaut und bin überrascht, wie kühl die Tinte damals daher kam. Einzig der Klecks offenbarte damals die wärmere Pointe, den ich hier auf dem Schirm habe. Aber so ist das mit den Scans und den Fotos bei unterschiedlichem Licht. Insofern ist meine Vorstellung heute vielleicht eine „warme“ Ergänzung.

Was teilen uns die Füller mit? Das ist ja immer die spannende Frage, von der die Betrachtung abhängt. Der Sailor Profit mit aufgebogener Feder und breiter Brust zeigt ein erfreuliches Violett, das nicht zu kalt daher kommt. Das shading ist eher verhalten. Ich habe die Tinte kräftig angeschrieben, damit auch ja der eigentliche Charakter der Tinte zum Vorschein kommt. Das habe ich mir mittlerweile angewöhnt, denn die Erfahrung hat gezeigt, daß in den ersten Minuten hauptsächlich dunkle Farbstoffe aus der Feder fließen. Dank an dieser Stelle an Mark IV, der diese Beobachtung mitgeteilt hat, zu recht.

Der Jinhao X750 mattschwarz mit M-Feder hat vor ein paar Tagen bei mir Einzug gehalten. Ich dachte, dem steht die Farbe besonders gut. Und, in der Tat bringt er ein dunkles Purpur hervor, besonders im Schriftzug „DIAMINE“. Danach wird er heller. Die Tinte fließt locker aus der Feder, daß es eine Freude ist. Allerdings neigt die Tinte zum Ausfransen, da sie sehr flüssig ist. Das sehen wir vor allem an der Klecks-Spirale.

Der Pilot Prera, wie könnte es anders sein, ist quasi neutral. Das Positive daran ist, daß die Tinte einígermaßen unverfälscht aus der Feder fließt. Der Rotanteil fehlt etwas, aber sie wird dadurch nicht kalt. Das habe ich letzte Woche anders erlebt. Die Tinte franst bei diesem Füller nicht aus. Im Gegenteil, der Prera kommt mit ihr bestens zurecht. Schaut Euch die Raupe an, da kann man bestens Details erkennen. Der Prera zeichnet die Tinte perfekt durch.

„Majestic Purple“, mit der Bezeichnung hat Diamine einen hohen Standard angepeilt. Freilich, es soll an die kaiserliche Farbe erinnert werden, die seit der Antike den höchsten Würdenträgern vorbehalten war. Die Gewinnung der Farbe aus der Purpurschnecke war ja auch immens aufwendig und sündhaft teuer. Unsere Tinte trifft den kaiserlichen Anspruch ganz gut. Je nach Einsatz der Federn kann man dunkle oder helle Töne hervorrufen.

Für mich habe ich mit dieser Tinte meinen Frieden gefunden. Sie überzeugt mich im Einsatz mit allen drei Füllern. Zum Schreiben bestens geeignet, aber auch zum Zeichnen, wie der Prera eindrucksvoll zeigt. Vielleicht sollte man beim Schreiben eine Feder wählen, die geizig ist, und die Tinte am Ausfransen hindert.

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Nachtrag: Klar, wird Majestic mit „c“ am Ende geschrieben, aber in der Headline gefiel mir „k“ besser. K für kaiserlich.

Liebe Grüße,
Tomm
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Witzig, Tomm, irgendwie scheinen die Farben in der Tintenwoche im Fluss zu sein! In der letzten Zeit habe ich mir die Lilatinten genau angeschaut und festgestellt, dass sie schöner sind als mich mein Gedächtnis erinnern machte. Diamine war da auch dabei, sehr satt, sehr feierlich, sehr strahlend und nobel. Gelandet bin ich am Ende bei Pilot Murasaki-Shikibu.

Aber für die kommende KW habe ich eine andere Farbe, die dem Glück gewidmet ist.
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Knorzenbach »

Zur Wahl stand noch die Diamine Crimson, habe mich aber letztendlich für die Majestic entschieden, weil sie, wie Du richtig sagst, etwas Strahlendes, Leuchtendes hat. Die Sailor kenne ich nicht; und schon wird meine Nase wieder länger.

Auf die Glücksfarbe bin ich gespannt. Ich stelle mir was terrakottaorangerotgelbfarbenes vor...

Gruß
Tomm
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Pelle13
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von Pelle13 »

Auch ich bin gespannt auf die "Glücksfarbe" - tippe aber eher auf ein frisches Grün ;)

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Die Ink of Joy von Montblanc wird mich in der 19. Kalenderwoche begleiten. Den kritischen Tintengeistern wird aufgefallen sein, dass das schon wieder eine orange Tinte ist und in der Tat, sie ist Kin-Mokusei und ihren Schwestern ähnlich. Ähnlich, aber nicht gleich, denn die Ink of Joy ist genau gesagt nicht orange sondern Mandarine. Und wie die Mandarine hat sie ein so zartes, frisches und delikates shading, dass es mir für meine Vorlieben dann doch schon fast etwas zu sanft ist. Schön ist sie aber ohne Zweifel. Eine für sich stehende Tinte nicht. Aber eine willkommene Variante, wenn es um Markierungen im Text geht.

KW 19/2018-Montblanc Ink of Joy
KW 19/2018-Montblanc Ink of Joy
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NicolausPiscator
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Re: Die Tinte der Woche (2018)

Beitrag von NicolausPiscator »

Eure Tipps sind interessant! Und irgendwie habt Ihr beide recht! Für mich persönlich wäre eine "Ink of Joy" immer Grün... Aber nun ist MB nun mal nicht ich und ich nicht MB...
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