Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

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Tenryu
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Tenryu »

Ich denke, da man früher viel mehr von Hand geschrieben hat, als heute, gab es auch mehr Bedarf an "Schönschreib-Füllern". Vermutlich hatten die Leute auch mehr Zeit und natürlich hatten sie eine andere Schrift als wir heute. (vgl. die Duskussion über die neue Schulschrift.)

Nicht zuletzt war der Füllhalter damals (neben dem Bleistift) das einzige Schreibgerät und mußte also auch den Kugelschreiber, Tintenroller, Filzschreiber und die Schreibmaschine ersetzen. Demenstprechend brauchte man auch viel mehr unterschiedliche Federn.
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

denn wie kommt es dann, daß in früheren Zeiten, als eben der Füller für die meisten Menschen das Schreibgerät des Alltags war und nicht der Kugelschreiber, die Angebotspalette hinsichtlich der Federn schon für einfachere Füllhalter, z.B. den Pelikan 140 aber auch für die meisten anderen Modelle, auch anderer Hersteller, so viel breiter war als heute?
Mir scheint, die Frage hast Du gleich selbst beantwortet. Es gab eben keine Kugelschreiber (Tintenroller, Faserschreiber usw.) Der Markt für Füller ist doch heute viel kleiner als damals.

Gruß
Peter
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

Das ist wohl nicht die Antwort auf Roswithas Frage.
Die Frage war aber vielleicht doch nicht so klar. Zunächst sollten wir uns vorstellen, eine Prüfung zu schreiben. Dazu muss man sich ja nicht gleich in die Schul- oder Studienzeit zurückversetzen, in der man noch kein Geld hatte. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, mir vorzustellen, ich müsste heute noch einmal eine große Prüfung schreiben und überlegen, mit welchem Füller ich es denn täte. Wenn es aber heißt, Schüler oder Studenten könnten sich in der Regel keinen Pelikan M400 leisten, so setzt das natürlich eine andere Fragestellung voraus. (Stellt Euch vor, Ihr wäret heute wieder in der Schule oder im Studium...) Wenn man nun billige alte Füller von früher mit heutigen vergleicht, bin ich auch nicht sicher, ob die neuen dabei immer so schlecht abschneiden.

Drittens kann es um die Frage gehen, warum überhaupt preiswerte Füller praktisch genauso gut und sicher schreiben wie sündhaft teure. Das ist dann nochmal ein anderes Thema.

Peter
Saarländerin
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Petrus hat geschrieben:...Die Frage war aber vielleicht doch nicht so klar. Zunächst sollten wir uns vorstellen, eine Prüfung zu schreiben. Dazu muss man sich ja nicht gleich in die Schul- oder Studienzeit zurückversetzen, in der man noch kein Geld hatte. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, mir vorzustellen, ich müsste heute noch einmal eine große Prüfung schreiben und überlegen, mit welchem Füller ich es denn täte. Wenn es aber heißt, Schüler oder Studenten könnten sich in der Regel keinen Pelikan M400 leisten, so setzt das natürlich eine andere Fragestellung voraus. (Stellt Euch vor, Ihr wäret heute wieder in der Schule oder im Studium...) Wenn man nun billige alte Füller von früher mit heutigen vergleicht, bin ich auch nicht sicher, ob die neuen dabei immer so schlecht abschneiden.
Drittens kann es um die Frage gehen, warum überhaupt preiswerte Füller praktisch genauso gut und sicher schreiben wie sündhaft teure. Das ist dann nochmal ein anderes Thema.
Peter
Ja, vielleicht war die Frage nicht ganz deutlich formuliert, aber ich weiß nicht, wie ich es besser rüberbringen kann :(
Das Wissen und der individuelle Bestand an Füllerfederhalten von heute in einer voraussichtlichen Stresssituation (wie halt eine mehrstündige wichtige schriftliche Prüfung) sind meine Vorgaben.
Der Hintergedanke ist, in Erfahrung zu bringen, ob die Mehrheit der Schreiberätefreunde in jedem Fall in dieser Lage bedenkenlos seinem hochwertigsten Füller vertraut.
Oder nicht.
Wenn ja, besteht keinerlei Anlass, am Angebot der Hersteller Kritik zu üben.
Wenn nicht - warum sollen wir kaufen, was unseren Ansprüchen nicht entspricht?
Tagebücher, Gedichte, Liebesbriefe kann man(n)/frau mit Muße zu Papier bringen, dabei verliebt in den äußerlich wunderschönen FH Aussetzer, langweiliges Schriftbild u.a. großmütig übersehen.
Aber die Realität der Lehrer/Juristen/Mediziner und vieler anderer im hektischen Alltag, der durchaus im Dialog mit Schülern/Studenten/Mandanten/Patienten/Geschäftspartnern schriftliche Aufzeichnungen erfordert, die ggfs lesbar und ohne sich für die eigene "Sauklaue" schämen zu müssen, an Sachbearbeiter zur Erfassung im PC weitergegeben werden müssen, verlangt nach einem sowohl individuellen (Federalternativen) als auch zuverlässigen Schreibgerät, das dem Nutzer nicht noch Verrenkungen abfordern darf, um überhaupt in Gang zu kommen. Ich denke hier an die peinlichen Situationen, in denen der Füllerschreiber unter belustigtem Grinsen der Anwesenden seinen FH erst mal kräftig schütteln und die Feder "ankritzeln" muss.
Linceo hat den sehr guten Vergleich mit dem Auto gebracht.
Wer würde einen PKW kaufen, wenn der Verkäufer erst mehrere Startversuche aufführen muss, wenn das Dingens mitten in der Probefahrt stehenbleibt...?
All das ist, wenn man so durchs Forum liest, den Freunden schöner (und teurer) Schreibgeräte keineswegs fremd.
Warum akzeptieren wir, was wir bei Autos, Waschmaschinen, PCs u.a. auf keinen Fall akzeptieren würden?
Weil wir die Hoffnung haben, der neue, superduper gestylte, mit Brillies geschmückte (nein, ich meine nicht MB damit, sondern Online, die voll auf dieser Schiene fahren) FH wird die bekannten Probleme nicht mehr zeigen?
Welcher Hersteller deutet auch nur an, dass von den zig Euronen, die das Teil kostet, auch richtig Geld gegenüber den Vorgängermodellen z.B. im Tintenleiter investiert wurde?
Warum kaufen wir ohne die Zusicherung zu haben, dass die Probleme (Beispiel: Anschreibprobleme beim Parker Sonnet) endlich registriert und behoben wurden?
Ich selbst erliege ja ab und an durchaus der Versuchung :oops:
Und kaufe.
Und ärgere mich.
Warum?
Fragende Grüße von der Saarländerin Roswitha
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Tenryu
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Tenryu »

Da ich (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nur Pelikane sammele, die im allgemeinen als sehr zuverlässig gelten, stellt sich mir bei dieser Aufgabe eigentlich nur die Frage, welcher von denen in bezug auf die Größe und Handhabung am besten für eine lange Schreibarbeit taugt. Mein M800, der genau so zuverlässig ist wie die vorhin genannten, wäre mir z.B. einfach etwas zu groß und schwer.

Wenn ich meinen alten Pelikano aus meiner Schulzeit noch hätte, würde ich vermutlich sogar den nehmen. (Da könnte ich auch bei schwierigen Prüfungsfragen ungeniert drauf rumknabbern...)

Einen unpraktischen Füllhalter würde ich mir nicht kaufen; da kann der noch so schön, edel und elegant oder selten sein.
absia
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von absia »

Grüß Gott zusammen!

Vielen Dank für diesen Meinungsaustausch, liebe Roswitha. Aus Zeitmangel nur ganz kurz: Ich habe meine Examensklausuren alle mit drei Füllern der Firma Rambold geschrieben, von der ich nicht weiß, ob es sie überhaupt noch gibt. Die Füller hatten strichmattierte, verchromte Messinggehäuse und Italic-Federn der Stärken 1,1 und 1,5. Sie liefen hervorragend, bekamen später aber massive Tintenflussprobleme. Außerdem sind alle Gehäuse dieser drei Füller vom Handschweiß derart zerfressen, dass sie keinen schönen Anblick mehr bieten, weil sich Messingfarbe mit Restchrombeständen wirklich schmutzig mischt. Dennoch habe ich sie noch und werde sie auch nicht hergeben. Die drei haben ihre Geschichte und mir geholfen zu werden, was ich heute bin. Damit haben sie sich ihr Gnadenbrot redlich verdient. Von Füllern, die für mich eine Geschichte haben, und wenn es eine kleine ist, trenne ich mich nicht mehr. Das bin ich ihnen schuldig. Dem gegenüber kann es aber durchaus geschehen, dass ich Füller viele Jahre habe, dass sie aber dennoch geschichtlos bleiben. Von denen trenne ich mich auch irgendwann, selbst wenn sie Hochkaräter sind. Ich sehe mich als Sammler (?) aus emotionaler Bindung heraus und nicht als Trophäenjäger, der irgendwelchen Sammlungskomplettierungszwängen unterworfen ist. Heute würde ich den Füller nehmen, den ich meinem Sohn zu eben diesem Zweck vermacht habe: Einen schildpatt-braunen Pelikan M400 älterer Bauart (vor 1997) mit unheimlich elastischer M-Stahl-Feder, die besser schreibt als meine Goldfedern von Pelikan zusammen.

Grüßle
Peter
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Beginner
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Beginner »

Hallo zusammen,
eine interessante Frage von Roswitha. Ich saß für einen Moment da und musste ernsthaft überlegen. Das sollte man mal jemandem erzählen der sich den erstbesten Werbekuli schnappt und loslegt :D

Nach Abwägung zwischen MB 146, Noir et Noir und GvFC Guilloche würde ich mich für den GvFC entscheiden. Er ist für meinen Geschmack sehr gut ausbalanciert, die Feder schreibt wunderbar auf jedem Papier und ich kann mit Patronen "nachladen". Ich hätte nicht die Ruhe mit einem Tintenfass zu hantieren. Meine Reserve wäre jedoch das (gut gefüllte) Meisterstück Le Grand. Die Tinte fließt zuverlässig und wenn in der Hektik der letzten Minuten die Zeichen größer werden und die Feder über das Papier fliegt kann ich mich auf den 146er verlassen.

Grüße, Roberto
absia
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von absia »

Hallo Rowitha!

Ich habe festgestellt, dass ich auf deine letzte Frage gar nicht geantwortet habe. Ich denke, wir verzeihen unseren Schätzchen wohl deswegen so manchen Aussetzer, weil wir sie wirklich gern haben; von Liebe zu reden, wäre hier wohl deplaziert. Wen man mag, dem verzeiht man viel eher selbst gröbere Verfehlungen, als jemandem, der einem realtiv wurscht ist oder gar zuwider. Was für Personen gilt, gilt wohl auch für Objekte des Begehrens. Ich hatte bisher nur einen Füller, dem ich am Ende nichts mehr verziehen habe. Deshalb habe ich ihn auch nicht mehr. Ansonsten wandern, die, die nicht mit mir kooperieren wollen, in eine Schublade und bleiben dort liegen bis zum jüngsten Tag oder bis ich irgendwo im Forum lese, wie ich deren Macke beseitigen kann. So habe ich schon manchen nach vielen Jahren durchaus kurieren können.

Kurz: Gebrauchsgegenstände haben für uns eben einfach zu funktionieren, wenn man sie braucht, Objekte unserer Leidenschaften haben uns dagegen nur zu gefallen, ob man sie brauchen kann oder nicht ist dabei sekundär. Und Examensfüller sind in erster Linie Gebrauchsgegenstände, die sich keine Blöße geben dürfen. Wenn ich mich auf meine Hochpreiser beschränken müsste, um Examen zu schreiben, würde ich wohl ausschließlich meine Sheaffers benutzen, angefangen bereits beim einfachsten Modell, dem "NoNonsens", und weiter zum Prelude, Targa, Intrigue, Legacy, Balance bis zum Valor. Vor allem den letzteren oder den Prelude würde ich nehmen aufgrund ihrer für mich besonders geeigneten Haptik.

Grüßle
Peter
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Saarländerin
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Schön, dass dieser Thread noch weiter Aufmerksamkeit findet :D
Und ein ganz besonderes Dankeschön dafür, dass er nicht zu einem Hersteller- oder Modellbashing abgedriftet ist :D
Um vielleicht mal von der nicht jedem Leser (mehr?) realisierbaren schriftlichen Prüfung abzulenken: Bis eben war ich in einer Besprechung (neudeutsch: meeting). Derartige Zusammenkünfte müssen, soweit ich zurückdenken kann, ordentlich protokolliert werden, damit die genialen Erkenntnisse der Teilnehmer später als eine der unzähligen, sauber in einer Textverabeitung getippten und formatierten "wichtigen Infos" vom Leser zur Kenntnis genommen, abgenickt und umgehend in die Ablage befördert werden können. Es war zu erwarten, dass dieses enorm bedeutende Amt des Protokollführers mal wieder – wegen meiner bekannten Leidenschaft für das Schreiben von Hand mit schönen Schreibgeräten – einstimmig mir angetragen werden würde. Und wie immer traten bei Auswahl des Schreibgeräts die wohl jedem Leser hier bekannten Ängste auf: ich kann doch unmöglich den Redefluss eines Mitarbeiters, Kollegen oder gar Vorgesetzen stoppen mit einem schüchternen Räuspern und dem dezenten Hinweis darauf, dass mein Füller gerade streikt....Und für den Sachbearbeiter, der das Resultat meiner Schreibkünste im PC erfassen muss, gesondert eine "Reinschrift" ohne verzweifelte Ankritzelspuren der Feder (die während einschläfernder, längst jedem Teilnehmer bekannter aber als sensationell neu verkaufter Worttiraden versehentlich ohne Kappe schutzlos austrocknet), ohne (natürlich nur zum Wachhalten des Tintenleiters und der Feder) kunstvoll und äußerst treffende Strichmännchen (zur unverwechselbaren Charakterisierung des gerade Sprechenden neben seinem Namen) zukommen zu lassen, ist irgendwie nicht der Sinn der Sache – meist fehlt auch die Zeit... :cry:
Was tun?
Das, was ich vor solchen Ereignissen immer mache – und was mich zu diesem Thread veranlasst hat: Die Auswahl auf die in dem Behältnis für die absolut zuverlässigen befindlichen FH vornehmen (Lamy und Pelikan) und die repräsentativen Diven sowie die aus oft irrationalen Neigungen zu "Lieblingen" avancierten Schreiber außen vor lassen – sowie einen schnieken Rollerball (Waterman Carene schwarz mit Silberkappe und relativ neuer Mine) in Reserve halten :oops:
WARUM ist das so?
Warum sind nicht die Schönsten (ich liebe den Sterling Silber Sonnet von Parker sehr, aber er schreibt nur unzuverlässig an) und Teuersten (mein Meisterstück schreibt wie ein Besenstiel, ich bräuchte einen ganzen Packen Kopierpapier für eine oder zwei Stunden Besprechung) auch die Zuverlässigsten und Besten?
Weil es im Leben (fast immer, zumindest sehr oft) nicht anders ist?
Nun, wenn der menschliche Charakter (noch) nicht fehlerfrei generierbar ist – schnöde Technik in Sachen Tintenleiter und Feder sollte es nach den vielen Jahren der industriellen Fertigung doch sein?
Immer noch fragende Grüße von der Saarländerin Roswitha
Thomas Baier
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Thomas Baier »

Hallo Roswitha,

es ist bei solchen Gelegenheiten wie bei Protokollen, Besprechungen, Fortbildungen, Prüfungen etc. immer so, daß man möglichst einen Halter wählt,

der einem sympathisch ist (und auch ein bißchen wertvoll für einen ist),
der gut in der Hand liegt (ganz wichtig)
und die Handschrift gut und leicht zur Geltung bringt
und dabei keine Unsitten an sich hat wie Auslaufen, Nichtsofortanschreiben u. dergleichen.

Bei manchen Gelegenheiten ist auch der Tintenvorrat und dessen Kontrolle von Relevanz. Und wiederum manchmal darf es eben kein "Vorzeigehalter" ala Montblanc sein.

Und da gibt es für einen i. d. R. eine überschaubare Zahl von Schreibern.

Da moderne Schreibgeräte häufig nicht mehr nach primär praktischen Erwägungen konstruiert sind und die Schreibqualität aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) immer so befriedigt, fällt die eigene Auswahl bei vielen eben auf "die üblichen Kandidaten". Und das können, müssen aber nicht, teure Halter sein.

Und das ist im einen Fall ein Pelikan Souverän, im anderen ein alter 400er, wiederum kann es auch ein alter Kaweco sein oder ein 80er-Jahre Targa.

Daß immer mehr moderne (und gerade dort teure) Füller für solche Einsätze "durchfallen", liegt mehr an den Federn bzw. an deren Justage als an anderen Eigenschaften.

Um bei Neuanschaffungen "einen kühlen Kopf" zu bewahren, braucht es eine Art Referenz, die einem den Weg weist. Und das sind eben oft preiswertere und vor allem ältere Füllhalter. Und der Vergleich mit diesen kann einem manche Fehlkäufe ersparen.

Ich jedenfalls füge meiner Sammlung nur noch Füllhalter hinzu, die auch sehr gut in der Hand liegen und im Schreibverhalten meinen Ansprüchen entsprechen. Reine Sammlerobjekte oder Halter, die einem so sehr gefallen, kommen nicht mehr in Frage.

Viele Grüße und nochmals danke für den schönen Faden.

Thomas
Petrus
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Petrus »

Hallo Roswitha,

Deinem letzten Beitrag stimme ich in jeder Beziehung zu, was die Beschreibung des Zustands oder Problems angeht. In der Bewertung weiche ich insofern etwas ab, als ich die Tatsache, dass auch relativ preiswerte Füller sehr gut und zuverlässig schreiben, während sehr teure in dieser Hinsicht manchmal keine Vorteile oder sogar Nachteile bieten, zum Teil auch positiv sehe. Bei vielen anderen technischen Geräten ist es tatsächlich so: je teurer, desto besser. Ein Spitzenfernglas kostet um die 1500 Euro, ist aber tatsächlich sehr viel besser als ein preiswertes, sagen wir für 50-60 Euro und auch noch erkennbar besser als eines, was vielleich halb soviel kostet. Bei anderen technischen Geräten, Kameras, Musikanlagen, Musikinstrumenten usw. wird es ähnlich sein. Das bedeutet eben aber auch: Wer kein Geld hat oder jedenfalls nicht so viel, der kann sich diese Qualität nicht leisten. Wenn die Schreibqualität bei Füllern schon im unteren bis mittleren Preissegment zum Teil hervorragend ist, so hat das doch auch etwas "Demokratisches". Unser Hobby ist nicht elitär, obwohl man natürlich auch 20000 Euro für einen brilliantbesetzten Füller ausgeben kann, wenn man das möchte. Aber was das Schreiben angeht, ist vielleicht der Pelikano gar nicht viel schlechter. Das hat doch auch seinen Reiz.
Auch mir gefallen ein Montblanc 146 z.B oder ein Parker Duofold sehr. Sie sehen toll aus, bestehen aus edlem Materialien und halten vermutlich ein Leben lang. Doch kann ich nicht wirklich behaupten, dass ein Pelikan M200, ein Lamy Studio oder gar ein Lamy 2000 schlechter schreiben. Hat das nicht auch etwas Beruhigendes?

Viele Grüße

Peter
Zuletzt geändert von Petrus am 09.08.2010 19:20, insgesamt 1-mal geändert.
Saarländerin
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Saarländerin »

Petrus hat geschrieben:...In der Bewertung weiche ich insofern etwas ab, als ich die Tatsache, dass auch relativ preiswerte Füller sehr gut und zuverlässig schreiben, während sehr teure in dieser Hinsicht manchmal keine Vorteile oder sogar Nachteile bieten, zum Teil auch positiv sehe. Bei vielen anderen technischen Geräten ist es tatsächlich so: je teurer, desto besser. Ein Spitzenfernglas kostet um die 1500 Euro, ist aber tatsächlich sehr viel besser als ein preiswertes, sagen wir für 50-60 Euro und auch noch erkennbar besser als eines, was vielleich halb soviel kostet. Bei anderen technischen Geräten, Kameras, Musikanlagen, Musikinstrumenten usw. wird es ähnlich sein....
Peter und Thomas, genau das wollte ich in meinen Beiträgen sagen - Ihr habt es besser formuliert :D
Bei den Kameras beispielsweise ist es, seit ich fotografiere (seit rund 50 Jahren) tatsächlich so (und auch heute noch), dass ein (relativ) hoher Preis nicht nur ein Vielfaches an Bildqualität und Möglichkeiten, vor allem aber an Zuverlässigkeit bietet. Sowohl meine analogen Nikons als auch die jetzige D90 haben mich noch nie im Stich gelassen, was mir, da ich nebenberuflich für ein Monatsmagazin schreibe und fotografiere, sehr wichtig ist.
Die gleiche Zuverlässigkeit bieten mir der Pelikano, der 400er von Pelikan (wegen Handling sprich Größe erwähne ich die größeren Souveräne nicht) und einige Lamys - nicht aber die FH, in die ich mich unsterblich "verliebt" habe - wie der bereits erwähnte (karierte) Parker Sonnet Sterling Silber. Warum darf ich schlichtweg nicht erwarten, dass Parker (Sanford) ungeachtet steigender Preise die Anschreibprobleme endlich angeht?
Petrus hat geschrieben:Das bedeutet eben aber auch: Wer kein Geld hat oder jedenfalls nicht so viel, der kann sich diese Qualität nicht leisten. Wenn die Schreibqualität bei Füllern schon im unteren bis mittleren Preissegment zum Teil hervorragend ist, so hat das doch auch etwas "Demokratisches". Unser Hobby ist nicht elitär, obwohl man natürlich auch 20000 Euro für einen brilliantbesetzten Füller ausgeben kann, wenn man das möchte. Aber was das Schreiben angeht, ist vielleicht der Pelikano gar nicht viel schlechter. Das hat doch auch seinen Reiz.
Auch mir gefallen ein Montblanc 146 z.B oder ein Parker Duofold sehr. Sie sehen toll aus, bestehen aus edlem Materialien und halten vermutlich ein Leben lang. Doch kann ich nicht wirklich behaupten, dass ein Pelikan M200, ein Lamy Studio oder gar ein Lamy 2000 schlechter schreiben. Hat das nicht auch etwas Beruhigendes?
Richtig, mehr oder weniger jeder kann sich heute einen hervorragend schreibenden FH leisten. Allerdings weiss ich immer noch keine schlagfertige Antwort auf die schon oft erlebte Frage: "Sie besitzen doch viel schönere FH als dieses kleine grüngestreifte Ding da. Schreiben die nicht so zuverlässig oder wieso haben Sie den so oft dabei und die wirklich schönen FH nicht? Warum geben Sie (in den Augen des Fragenden) dann immer wieder so wahnsinnig viel Geld dafür aus? Na ja, irgendwann werden auch Sie merken, dass Ihre Texte mindestens gleich gut/mittelmäßig/übel sind wie mit einem geschenkten Werbekuli geschrieben..."
Der Porsche ist schneller, der dicke Daimler schneller und komfortabler als der Fiat Cinquecento, das kann niemand in Abrede stellen, von der Agfa Click oder Clack erwartet niemand ähnlich gute Fotos wie von einer Hasselblad (beide Mittelformat). Aber von meinem wunderschönen karierten Parker Sterling Silber (very british 8) , understatement wie es mir gefällt :wink: ) darf ich nicht die problemlose Zuverlässigkeit eines Pelikano oder Safari erwarten?
Das will mir einfach nicht in den Kopf :cry:
Grummelnde Grüße von Roswitha
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Joachim K
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Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von Joachim K »

Liebe Roswitha,
liebe(r) Füllfederhalterfreund(e)(inn),

herrlich, wieder ein schönes Thema! Die Frage: „Welchen Füller nehmt Ihr mit …?“ ist ja grundsätzlich einfach zu verstehen, aber eben nur grundsätzlich! Wenn halt so „Federliebende oder sammelfreudige Menschen hier über eine doch simple Frage nachdenken, gibt es einfache, schnelle, leichte, zögernde, nachdenkliche und vor allem schöne Antworten. Dies ist dann auch einer der Gründe, warum ich Mitglied in dem unseren schönen Forum geworden bin! Roswitha fragte nach dem einen Füller, wenn möglich aktuell und etwas wertiger (was jetzt nicht zwingend wertiger im Geldwert sein muss). Eigentlich muss ich ja zugeben, dass ich von gestern bis heute überlegt habe … aber dennoch eine relativ schnelle, einfache und leichte (man geht ja seine Modelle mal durch und wägt ab …) Antwort: ich nehme meinen Duofold PT mit, wenn ich nur einen mitnehmen darf. Er schreibt auch nach längerer Liegezeit sofort an, schnell oder langsam schreiben ist kein Problem und mit 1-2 Reservepatronen gebe ich ihm mein Vertrauen.
Die zögernde Antwort wäre wie folgt: eigentlich habe ich immer und würde auch immer 1-2 Ersatzgeräte mit mir führen. Zweifelsohne würden „wir“ im Wissen um eine wichtige Prüfung oder Niederschrift doch bestimmt unser(e) Schreibgeräte(e) reinigen, füllen, überprüfen und Probe schreiben, oder? Nun, bedingt durch die Vergleiche im Kfz-Bereich, denke ich – ist das vom Wert sicher ähnlich – klar fährt es sich besser und angenehmer in der Benz S-Klasse, aber wenn die Batterie streikt, bleibt auch der stehen …
Meine Frontiers liegen mindestens ebenso gut in der Hand wie meine Sonnets und schreiben können sie beide (manchmal der erstere sogar schneller bzw. problemloser nach eventueller Liegezeit). Die nachdenkliche, hinterfragte und vielleicht eher versöhnliche Antwort an die Leser der unterschiedlichsten benutzten und geliebten Marken: „die geliebten ins Töpfchen und die ungeliebten ins Kröpfchen“! Ich kann ja jetzt nur für mich selber sprechen, ich habe mittlerweile (seit 29 Jahren aktiv) einige Halter und bis auf wenige Ausnahmen (zu reparieren oder im „Trennungsjahr“) sind sie gereinigt, gepflegt d.h. nach befüllen sofort einsatzbereit – so das ich eigentlich jeden davon nehmen könnte, egal welche Marke da nun vorhanden ist – gern hab ich sie doch alle, sonst hätte ich sie nicht! Für mich kommt es generell nicht auf den Wert oder einen möglichen Gewinn beim Verkauf (igitt, böses Wort!) an, sondern der Füller muss 3 Kriterien erfüllen: er muss mir gefallen, nach meinen Bedürfnissen schreiben und muss gut mit meiner Hand harmonieren. Denn nur gedippt oder gar unbenutzt – in meinen Augen wäre das dann Verschwendung und wüsste dann nie, ob der Füller das tut was er denn soll : schön und gut schreiben. Denen, die das so praktizieren – sei das natürlich unbenommen, denn es ist ja jedem selbst überlassen, wie er es macht! Wenn ich den Parker nicht mitnehmen würde, vielleicht dann den Pelikan M605, den MB145, den Sheaffer Balance, den Diplomat CD800, den LAMY 2000 , einen Japaner oder einen Italiener etc..
Mit ein wenig Obacht tun sie doch alle, was sie sollen: schreiben. Ein jeder von uns hat seine ganz speziellen Lieblinge und mit den Worten des reg. Bürgermeister von Berlin ausgedrückt: „ … und das ist gut so …!“
Im ungünstigen Notfall habe ich immer noch den V-Pen in der Mantel- oder Jackentasche. Man höre und staune – bei letzter Benutzung dessen, sagte die Kassiererin meiner Bank: „was haben Sie den da für einen schönen Stift?“ Mhh, mal kurz überlegt – grau-blaues Plastik, kann dann nur die glänzende Feder gewesen sein, oder? :P
Nun @Roswitha, ich habe ja selbst einige Sonnet´s – die ich nach wie vor innig mag, nur warum Sanford da nicht wirklich etwas ändert – überfordert mich ebenfalls! Ich kann da auch keine Antwort finden! Bei den neueren hat sich ja etwas im Bezug auf den Tintenleiter und die Federn getan, aber bei der Kappe und dem stupiden „Beatmungsloch“ eben nichts!
Die Lösung mit Tesafilm ist durchaus (manchmal) hilfreich, aber gefällt mir auch nicht wirklich. Ich benutze nun Silikon (transparent, braun oder schwarz) aus dem Baumarkt in Verbindung mit einem Zahnstocher (quasi als „Spachtel“), Zellstoff und verschließe die Öffnung dementsprechend optisch ansprechend. D.h. man sieht eigentlich fast nichts. Das Ergebnis ist allerdings wesentlich besser als mit Tesa. Kommt der Prophet nicht zum Berg, muss der Berg halt zum Propheten! Klar, der ein oder andere wird jetzt sagen – dafür geb ich doch kein Geld aus (für einen „non-writing pen“) – aber das entscheidet ja wieder mal : jeder selbst für sich! @Roswitha – vielleicht also eine Alternative für Dich!?

Abschließend zum Thema denke ich, jeder wird für sich selbst den richtigen Füllhalter auswählen und dieser wird dann schon „bestehen“ !
(wenn nicht, ist vielleicht auch nur das Thema verfehlt …. ) :D

Liebe Grüße
Joachim
pelikaniac
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Registriert: 18.01.2006 11:48

Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von pelikaniac »

Hallo ihr Klausurgeplagten!
Da ich neben dem Beruf noch ein kleines Freizeitvernichtungsstudium betreibe steck ich noch bis zum Hals in der Frage.

1. Versuch: Pelikan M400, einfarbige M-Goldfeder 80iger Jahre
2. Versuch: Kaweco Dia, F-Feder neues Modell
3. Versuch: Lamy 2000, F-Feder
4. Versuch: Lamy Safari, F-Feder
5. Versuch: Kaweco Luxe, F-Feder, neues Modell
6. Versuch: Parker Vector, M-Feder, für 2,39 Euro vom Grabbeltisch...
7. Versuch: Parker 45, F-Feder, aus dem Jahr meiner Geburt: 1964
8. Versuch: Kommt demnächst, Parker 45, F-Feder aus diesem Jahrtausend.

Alle Füllhalter mit Waterman Schwarz, aus Fass oder Patrone, nur die Parker mit der Standard-Patrone von Parker in "Unwashable Blue".

Fazit: Der Vector wäre erste Wahl wenn ich mit Bafög auskommen müsste.
Der alte 45er ist heute erste Wahl, Klasse Feder, satter Tintenfluss, Patronen zum schnellen Nachtanken und das Gefühl einen Klassker zu benutzen.
Der neue 45er ist ein Traum von einem Füllhalter für kleines Geld, ich hab aber noch keine längeren Texte damit geschrieben, kommt im Mai dran...

Also wurde aus einem Pelikaniac ein Kaweconiac, ein Lamyniac und jetzt ein Parkeniac oder so...

Gruss,
der Jörg, der Tastaturen hast!
tangentialkraft
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Registriert: 05.03.2010 9:59

Re: Schriftliche Prüfung - welchen Füller nehmt Ihr mit?

Beitrag von tangentialkraft »

Ich hab für meine Klausuren immer mehrere dabei.
Um die (Anfangs)Frage zu beantworten:
Sheaffer PFM5

Da aber die Tinte oft nicht ausreicht, verwende ich noch den Rest:
Lamy Studio
Ballograf unbekanntes Modell
Elysee unbekanntes Modell

Diese sind mit blauer Tinte befüllt (löschbar)
Sollte auch das nicht reichen, muss ich mit dem M200 (MB Violett), dem Phileas (schwarz) oder dem anderen Ballograf (schwarz Blau) weiter schreiben, wobei diese Tinten nicht löschbar sind :(
(Für Klausuren dämlich)
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