Hallo,
schön, dass der alte Böhler auf so viel Interesse stößt!
Danke auch Dir Frodo für Deinen - wie immer - äußerst fundierten Beitrag.
Der Trick mit dem erhöhten Vorschub bei mehrgängigen Gewinden war mir bekannt (allerdings hätte ich bei einem deutschen Hersteller etwas metrisches erwartet - da aber auch das Gewinde für die Blindkappe und den Endstopfen der Kappe, Withworthgewinde sind, gehe ich davon aus, dass der Arbeiter einfach alles mit dem gleichen Strehler geschnitten hat).
Was mir absolut neu war, ist, dass die Künstler mehrgängige Gewinde von Hand schneiden konnten. Das ist gelinde gesagt krass!!!
Ob kurz oder lang, muss ich auf jeden Fall mal nach Heidelberg und Dein Museum anschauen - leider teilt meine Frau die Füllerleidenschaft nicht, so dass ich mich irgendwie freischaufeln muss.
Ich bin ein eingebildeter Schnösel, was meine handwerklichen Fähigkeiten angeht, aber bei mehrgängigen Gewinden schummle ich

Habe mir aus der englischen Bucht Handstrehler mit 36 tpi ( turns per Inch) gezogen und benutze sie eingespannt in die Drehbank. 36 tpi (scheint eine Art Standard bei alten Füllfederhaltern zu sein) entsprechen ziemlich genau einer metrischen Gewindesteigung von 0,7 - möchte ich ein dreigängiges Gewinde schneiden, stelle ich über das Vorgelegegetriebe der Leitspindel (der Drehbank) eben auf 2,1 Steigung ein.
Die Zahnteilung des Strehlers (0,7) in Verbindung mit dem Vorschub (2,1) erzeugt nun automatisch ein dreigängiges Gewinde.
Beim anfertigen der fehlenden Blindkappe war die Bohrung mit 6,8mm zu klein, um den Withworthstrehler für Innengewinde zu benutzen.
Habe mir deshalb mit einem metrischen M4 Gewindebohrer - eingesetzt wie ein Strehler - beholfen ( Steigung 0,7).
Mit 0,7 mm Vorschub pro Umdrehung, gibt das ein eingäniges Gewinde entsprechend 36 tpi Steigung. Der Flankenwinkel der Gewindegänge ist zwar mit 55 Grad (Withworth) und 60 Grad (metrisch) unterschiedlich und die Spitzengeometrie ist auch nicht die gleiche, aber Mutter metrisch und Schraube withworth geht ( anderes herum nicht!!!)

- Abnehmen des Konuswinkels am (vorhandenen Kappenabschluss)
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Jetzt ein paar Bilder vom Anfertigen der Blindkappe.
Die Kolbenmechanik war zu diesem Zeitpunkt schon überholt, geschmiert und mit neuer Korkdichtung versehen.

- Rohling aus Ebonit drehen - hier der Einsatz des Gewindebohrers als Strehler
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Aus einer Ebonitstange ist der Rohling grob vorgedreht.
Nach dem Schneiden des Gewindes kommt die Aussenkontur. Hier das Drehen, des vorher abgenommen Winkels.

- Kappenspitze und Blindkappenende bekommen den gleichen Konus
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So sieht das nebeneinander aus.

- Neue Blindkappe und Kappenendstueck nebeneinander
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So mal zusammenbauen und schauen ob's passt!

- Sieht doch gut aus!
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Sieht doch bis jetzt ganz gut aus
To be continued -
Ciao Andi