Datierung und Spezifikation von Pelikan-Federn

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nibby
Beiträge: 46
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Datierung und Spezifikation von Pelikan-Federn

Beitrag von nibby »

Hallo,

ich habe mir vor einiger Zeit das neue Pelikan Schreibgeräte-Buch von Dittmer/Lehmann gekauft, ein wirklich schönes Buch.
Doch auch ein so umfangreiches Werk kann nicht perfekt sein. Mir fehlt zum Beispiel eine etwas ausführlichere Behandlung der Federn: Wann wurden Design/Hersteller gewechselt, welche Federn waren erhältlich, welche Konstruktionsmerkmale oder Schreibeigenschaften wurden im Laufe der Zeit angepaßt.

Auf Seite 79 des genannten Buches sind zwar einige Abbildungen von Federn mit Jahreszahlen versehen, doch werden die Unterschiede nicht sehr deutlich. Da durch die leichte Austauschbarkeit der Federn/Federkomponenten eine definitve Aussage ohne Firmenhilfe immer unsicher bleibt, wäre es wünschenswert, wenn in der nächsten Auflage des Buches die Pelikan-Quellen verläßliche Informationen auch zu den Federn sprudeln ließen.

Bis dahin müssen wir uns eben selber helfen: Aus den verschiedensten Quellen habe ich mir die folgende Liste zusammengebastelt. Ich würde mich freuen, wenn sie ergänzt bzw. korrigiert werden könnte. (Serifen sind übrigens die kleinen Abschlußstriche an den Buchstabenfüßen: Times New Roman hat Serifen, Arial nicht.)


A) Pelikan 120
- Tintenleiter: Ebonit mit 4 Längsrillen. Länge des Federmoduls ca. 36 mm
- Standardfedern: EF, F, M in Stahl vergoldet
- Sonderfedern: ST in Stahl vergoldet (evtl. auch blank), O, PF
- Federprägung: "Pelikan" sowie Bild eines Pelikans im Kreis

B) Pelikan 140
- Tintenleiter: Ebonit mit 4 Längsrillen. Länge des Federmoduls ca. 36 mm
- Standardfedern: 14K in EF, F, M, B, BB, KEF, KF, KM, DEF, DF, DM, OF, OM, OB, OBB, ST
- Sonderfedern:
+ CN unflexible Durchschreibefeder - Achtung: Tintenleiter hat nur drei Längsrippen nur (im Elektrografik)
+ CN etwas flexibel Breite ca. F-M (im Modell Schwarz/Chrom)
+ 18K (im Export mit Federprägung: "Pelikan" gepunktet "18" KARAT" "Germany", A ohne Serifen)
- Federprägung:
+ vor 1954 "Pelikan" glatter Schrifzug, "585", "14 KARAT" A ohne Serifen
+ nach 1954 alt "Fischgräten" gehen bis zum Schlitz, "Pelikan 14 C 585" im runden Logo
+ nach 1954 neu "Fischgräten" hören vor dem Schlitz auf, "Pelikan 14 C 585" im runden Logo
+ Bei CN-Federn CN im Kreis

C) Pelikan 400
- Tintenleiter: Ebonit mit 4 Längsrillen. Länge des Federmoduls ca. 39 mm
- Standardfedern wie beim 140 jedoch längere Federschenkel
- Sonderfedern:
+ Musikfeder mit zwei Schlitzen
+ 18K (im Export mit Federprägung: "Günther Wagner" im Oval, "18 Karat", "GERMANY")
- Federprägungen entsprechen prinzipiell denen des 140 (natürlich auf den längeren Federn), zusätzlich findet man aber auch noch die "gepunkteten" Varianten:
+ "Pelikan", "585", "14 KARAT", A ohne Serifen
+ "Pelikan", "-14-", "KARAT", A mit Serifen (Umbau aus einem 100 ??)

D) Pelikan 100
- Tintenleiter: Ebonit mit 3 Längsrillen
- Federn
+ Normalfedern EEF, EF, F, M, MM
+ Kugelspitze KEF, KF, KM
+ Breit B, BB, BBB
+ Linksschräg O9 (sehr fein), O8, O7, O6, O5, O4 (sehr breit),
+ Rechtsschräg R (mittel), RB, RBB (sehr breit)
+ Abgerundet S (mittel), SB, SBB (sehr breit)
+ Durchschreibefeder DEF, DF, DM
+ Stenofeder ST
+ Extraharte Ausführung H (z.B. HF, HM etc.)
- Federprägungen (aus Dittmer/Lehmann 2. Aufl. Seite 79):
+ 1929-1930 "Pelikan" gepunktet, "14", "KARAT" A mit Serifen, Atemloch herzförmig
+ 1930-1937 "Pelikan" gepunktet, "14", "KARAT" A mit Serifen
+ 1937-1940 "Pelikan" gepunktet, "585", "14 KARAT" A mit Serifen
+ 1938-1940 "Pelikan" glatt, "Pd" im Kreis, silberfarben
+ 1939-1949 "Pelikan" glatt, "CN" im Kreis, silberfarben

E) Pelikan 100N
Leider kann ich hier die Angaben im Dittmer/Lehmann nicht genau einordnen. Folgende Einstufung könnte Sinn machen:
+ alt "Pelikan" dünn gepunktet, "585", "14 KARAT" A ohne Serifen
+ mittel "Pelikan" gepunktet, "585", "14 KARAT" A mit Serifen (da sie auch oft im 400er gefunden wird)
+ neu "Pelikan" glatt, "585", "14 KARAT" A ohne Serifen (siehe 140)

Man darf bestimmt nicht zu pingelig sein, da viele Federn sicher auf Vorrat produziert und über einen längeren Zeitraum verkauft wurden. Interessant wäre aber eine Verknüfung von Produktionszeitraum, Fabrik und Federcharakteristik. Die neuen 18K-Federn der Pelikan M800 sind ja mit ihrer mehr geraden Konstruktion auch ganz anders im Schreibverhalten als die alten, mehr geschwungen konstruierten.

Viel Spaß beim Ergänzen

nibby
Zuletzt geändert von nibby am 22.12.2004 9:16, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

... da fällt mir ein, wir könnten doch die Pelikan-Leute mal wieder nerven und fordern für Ihren Verkauf und fragen:

Wo sind die herrlichen 14 K Goldfedern der M 800er, wann produiert ihr die nach, wo ist Euer Geschäftssinn?

Dann könnten wir wieder sehen, ob die Pelikan-Leute wie bei den flexiblen Federn wieder keinen Bedarf erkennen können...

Viele Grüße an Euch alle
Euer Thomas Baier
nibby
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Beitrag von nibby »

Hallo Thomas,

ich kann nur zustimmen. Bis vor einiger Zeit dachte ich, daß die fehlende Flexibilität der modernen Federn mehr in einer einseitigen Wahrnehmung besonderer Liebhaber begründet ist als in einem fühlbaren Unterschied.

Die Einsicht kam aber schließlich doch und zwar mit dem M805, dessen fabrikseitig eingebaute Feder (18K) wirklich das Schreibgefühl eines "Nagels" gegeben hat. Bis dahin hatte ich diese Beschreibung immer für sehr übertrieben gehalten. Dank des hervorragenden Pelikan Service war zum Glück schnell eine Austauschfeder (18K) eingebaut, die wesentlich weicher/flexibler war und ziemlich entsprechend meinen Vorstellungen schrieb.

Die Geschichte geht aber noch etwas weiter: Angeregt von der Diskussion hier im Plenum orderte ich nämlich noch eine alte 14K Feder bei einem Händler: Auch sie kam prompt, schrieb aber nur unwesentlich weicher/flexibler als die ausgetauschte 18K. Gut, sie ist spürbar besser und bleibt daher in Benutzung, aber aufgrund der Beschreibungen hätte ich doch deutlich mehr erwartet. Daß ich nicht ganz alleine stehe zeigt eine ähnliche Aussage, die ich zum Namiki Falcon gelesen habe (den ich leider noch nicht selbst probieren konnte): "Flexibel? Ja, schon irgendwie, aber bei weitem nicht so wie die "Lobeshymnen" es vermuten lassen."

Auf jeden Fall habe ich das zum Anlaß genommen, alle Informationen, die ich fassen konntem, mal genauer anzusehen und ein paar Kriterien aufzustellen, die einen vielleicht objektiveren Eindruck von Flexibilität ermöglichen. Der Bericht ist fast fertig und wird von mir am Sonntag in den Bereich "Rund um die Feder" eingestellt. Es wäre schön, wenn man so einmal auszutauschen könnte, was mit "wirklich felxibel" tatsächlich gemeint ist.

Mein bisheriger Eindruck sieht im Moment aus wie folgt: Eine Gewisse Flexibilität ist wünschenswert, damit das Schriftbild lebendig aussieht. Zuviel Flexibilität behindert aber das Schreiben, da sich bei normaler Schreibhaltung die Federschenkel ständig überkreuzen und die Federspitzen im Papier hängen bleiben. Das richtige Maß ist also wichtig, das hängt aber sehr vom Schreibstil und vom Schreiber ab, ist also eine sehr individuelle Angelegenheit.

Für mich ist ein Füller / eine Feder dann gut, wenn sie einem Optionen eröffnet: Ausdrucksstarke Schrift mit wahrnehmbaren Kontrasten beim täglichen Schreiben, gute Kontrolle über die Strichbreite bei "Schönschrift", große Variationsbreite beim Kalligraphieren und natürlich tadellose Funktion in allen Lebenslagen.

Die Kunst ist es den richtigen Kompromiß zu finden. Wie gesagt, mehr hierzu am Sonntag!

Mit bestem Gruß

nibby

P.S.: Auch ich finde es schade, daß die neuesten Federn wohl in Richtung "Kugelschreiber-Ersatz" gehen. Das individuelle eines Federhalters sollte auf jeden Fall erhalten bleiben, daher auch von mir ein Appell an Pelikan, sich an den alten Federn zu orientieren!
Stephan Th
Beiträge: 136
Registriert: 19.09.2003 16:48

Beitrag von Stephan Th »

Ich muß sagen daß mir die Pelikanfedern, so wie sie im moment sind, sehr gut gefallen. Ich habe selbst zwei Pelikan M400 (altes Modell in Schildpatt) mit vergleichsweise halbflexiblen Federn, mit denen ich nicht wirklich glücklich werde, weil sie meiner Meinung nach etwas gewöhnungsbedürftig schreiben.

Wenn jemand Interesse hat, würde ich mich von einem der beiden leichten Herzens trennen, denn ich glaube daß andere Leute mit dieser Feder mehr Freude haben. Das einfachste wäre natürlich ein Tausch gegen einen anderen M400 (ich brauche noch: altes Modell in Grün und Blau, Neues Modell in Rot, Schwarz und Schildpatt).

Wenn jemand Interesse hat, würde ich den Füller den Stammgästen im Forum auch einfach mal zur Ansicht zusenden...

Viele Grüße,



Stephan
(275069[[at!]]gmx.de)
nibby
Beiträge: 46
Registriert: 15.11.2004 19:18

Beitrag von nibby »

Hallo Stephan,

ich habe gerade Deinen Kommentar zu den alten M400 gelesen. Aus meiner Sicht ist eine gute Feder diejenige, welche möglichst vielen Nutzern die Option gibt, mit einer möglichst großen Vielfalt zu schreiben. Flexibilität ist dabei nur ein Faktor, aber ein sehr wichtiger. Leider wird oft von Flexibilität gesprochen und stillschweigend davon ausgegangen, daß alle dasselbe darunter verstehen. Ich hoffe, daß ich meine Infos zu dem Thema Flexibilität bis Sonntag geordnet habe, denn wahrscheinlich erleichtert eine gemeinsame Definition die Diskussion sehr.

Insgesamt kann ich die Probleme mit den alten M400 gut nachvollziehen! Ich habe zwar bisher nur zwei ausprobieren können, aber beide hatten folgende (in Kombination eher unangenehme) Eigenschaften:
- sehr weich: die Feder war schon bei wenig Druck sehr nachgiebig
- große Spreizung: schon bei mäßigem Druck haben sich die Federschenkel stark getrennt und es hätte theoretisch einen breiten Strich gegeben jedoch
- eingeschränkter Tintenfluß: bei normaler Schrift war alles i.O. aber wenn man etwas stärker aufgedrückt hat, riß der Tintenfluß unvermittelt ab.

Daher sind die neueren Federn (wie die oben beim M805 als Austausch geschickte) prizipiell angenehmer, da die Eigenschaften besser aufeinander abgestimmt sind, sich die Federschenkel also nur soweit trennen, daß der Tintenfluß noch gesichert ist. Meine Kritik ging speziell an die neueste Feder für den M805, da sich hier die Federgabeln praktisch überhaupt nicht mehr trennen und nur wenig nachgiebig sind. "Nagel" trifft es eigentlich genau. Sie schreibt zwar sehr gut, legt einen aber auf genau einen Schreibstil fest! (Bietet also nicht nur weniger sondern genaugenommen nur eine Optionen die Feder zu nutzen).

Um die Kritik einzuordnen muß ich noch folgendes sagen: Diese Feder war bisher in meiner Erfahrung ein Einzelfall, doch hege ich die Befürchtung, daß generell die Federkonstruktion geändert bzw. sogar der Hersteller gewechselt wurde: Vor ca. einem Jahr hat man lesen können, daß beim M1000 Probleme in Zusammenhang mit einer neuen Federform auftraten, dann wird ein Pelikan M805 aus der Fabrik ausgeliefert, dessen Federform wesentlich gerader ist und "nagelt", auf den neuesten Pelikan-Abbildungen sind alle neuen M800 mit diesen etwas geraderen Federn ausgestattet. Natürlich kann das ein Fehlschluß sein, es müssen einfach mehr Erfahrungen gesammelt und einem bestimmten Federtyp zugeordnet werden (und daher auch dieser bzw. der am Sonntag folgende Thread).

Zum anderen weiß ich (leider) auch (noch) nicht wie die typischen, hochgelobten flexiblen Federn aussehen, aber ich kann verstehen, wenn von den alten Pelikan-Federn geschwärmt wird. Unter Normalbedingungen fühlt sich die Feder eines alten Pelikan 140 oder 400 genauso an, wie die, die ich bisher in den neuen M400 probiert habe. Nur gibt es eben noch die zusätzliche Option unter erhöhtem Schreibdruck die Linie in wesentlich größerem Maße zu gestalten, ohne daß der Tintenfluß Probleme macht.

Wie gesagt gibt es nicht die Feder schlechthin. Aber man sollte versuchen möglichst viele wünschenswerte Eigenschaften zu bündeln. Ich persönlich schreibe am liebsten mit einer F-Feder 14 K aus einem alten Pelikan 140, da sie zuverlässig ist und all die Variationen erlaubt, die ich vornehmen möchte, ohne daß sie einer speziellen Handhabung oder Bedienung bedarf. Und auch die 18-KAustauschfeder im M805 wäre hervorragend gewesen, hätte ich nicht die 14K-Feder schon geordert gehabt (sooo groß ist der Unterschied standardmäßg nämlich nicht, er zeigt sich wohl erst, wenn man die Feder nachträglich bei einem "Nib-Master" flexibilisieren läßt), aber dieses Mindestmaß an Flexibilität sollte vorhanden sein. Oder noch besser (und hier habe ich Thomas voll zugestimmt) wieso wird die ("versteckte ?") Flexibilität der alten Federn nicht wieder eingeführt?

Mit bestem Gruß

nibby
nibby
Beiträge: 46
Registriert: 15.11.2004 19:18

Beitrag von nibby »

Hallo,

anbei eine Ergänzung zu den CN-Federn im Pelikan 140, es gibt hier mindestens zwei Typen: Die CN-Feder im verchromten 140 ist normalgroß und leicht flexibel, die CN-Feder im Elektrographik hat 400er Größe und ist eine Durchschreibefeder.

Die Elektrographik-Feder hat zudem eine bemerkenswerte Besonderheit: Der Tintenleiter hat nur 3-Stege und nicht 4 wie im 120/140 sonst üblich. Wahrscheinlich mußten die Abstände vergrößert werden, damit die Graphit-Partikel fließen konnten. Interessant wäre, ob die optionale Goldfeder für den Elektrographik auch nur drei Längsrillen hat.

Vielleicht findet Ihr ja auch noch besondere Pelikan-Federn, die in der Liste noch nicht aufgeführt sind.

Mit bestem Gruß

nibby

P.S.: Nachdem ich eben entdeckt habe, daß man eigene Beiträge auch editieren kann, habe ich diese Info in mein Original-Posting eingefügt, so daß dort alle Infos zusammen sind.
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