Hi Ralph, Dirk und alle MitleserInnen,
vielen Dank für Eure Reaktionen auf meinen „Frust“.
Dem vermeintlichen (?!?) Erfordernis stetigen Wirtschaftswachstums Tribut zollen zu müssen ist wohl systembedingt und uns (den Nachkriegsgenerationen) wahrscheinlich bereits in die Gene reingeschrieben. Wenn ich daran denke, dass ich in meiner aktiven Zeit als Controllerin in einem Industriekonzern in meinen Berichten sinkende Erträge ganz selbstverständlich als „Negativ
wachstum“ verkauft habe, kann ich heute mit 60+ derartige Vergewaltigungen der Sprache, sprich, die Übernahme der Definitionshoheit über gängige Begriffe durch bestimmte Interessengruppen, nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Ein schönes Beispiel hierfür ist auch „
Eigenverantwortung“ – bis vor kurzer Zeit hatte man Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen, plötzlich wird ziemlich platt und durchsichtig „
Eigen“verantwortung als das Maß aller Dinge postuliert...
Weg von OT und hin zu unserer Freude an den schönen Schreibgeräten.
Oder doch nicht – denn mir fällt nun mein Auto ein. Das Wägelchen ist nun älter als 10 Jahre und hat mehr als 200.000 km hinter sich gebracht (Diesel). Dennoch bin ich „glücklich“ mit ihm, regelrecht mit ihm „verwachsen“ – so wie ich es mir in meinen noch nicht durch den FH-Virus infizierten Zeiten auch bei den Füllern vorgestellt habe.
Es stehen Schreibarbeiten an? Da nehme ich doch ganz selbstverständlich meinen XY zur Hand – was sonst? (Ebenso wie ich ganz selbstverständlich in mein altes Auto krabble, um von A nach B zu gelangen. Neues Auto kaufen? Aber ja doch – dann, wenn mein kleines Dieselchen mal endgültig den Geist aufgegeben hat)...
Wahrscheinlich denken viele Penexchangler in Sachen Auto ebenso, aber warum ist dies bei schönen Schreibgeräten anders? Weil sie (von Ausnahmen abgesehen) nicht so viel kosten wie ein Auto? Nein, es ist dieser Virus, der uns permanent nach einem noch schöneren, noch besseren FH für noch mehr Geld Ausschau halten lässt...und die Industrie liefert ihn...
Bitte missversteht mich nicht: ich maße mir als
selbst hochgradig Infizierte keineswegs ein Urteil darüber an, wie sinnvoll es für wen ist, wofür wieviel Geld auszugeben oder nicht, sondern neige eher der Ansicht zu, dass alles, was Arbeitsplätze schafft bzw. erhält, tatsächlich sinnvoll ist. Aber der Frust, der mich schon vor zwei Jahren befallen und noch nicht wieder losgelassen hat, lässt sich nicht wegdiskutieren. Ebenso die Tatsache, dass ich mich bereits vor zwei Jahren unsterblich „verliebt“ habe in das FH-Modell X des Herstellers Y, mir den FH auch hätte leisten können, ihn aber nicht gekauft habe – und deswegen heute in Sachen FH weder „glücklicher“ noch „unglücklicher“ bin, als wenn ich ihn tatsächlich erworben hätte...
Wieso ist das möglich?
Eine große Freude ist mir allerdings geblieben: Wiederentdeckungen früher erworbener und in der Versenkung (ihren Behältnissen) verschwundener „Schätzchen“. Vielleicht ist das ein Weg für mich (und viele andere auch)?
DiBa hat geschrieben:Den Erwerb neuer Schreibgeräte jedoch sehe ich aus Sicht eines Sammlers als niemals befriedigend an. Entweder man hat Geld ohne Ende und kauft sündhaft teure Füller im Abonnement, so wie andere Leute neue Briefmarken der Post kaufen um sie nie zu verwenden. Oder man hat weniger Geld und kauft sich immer mal wieder einen Stift und setzt sich weiterhin der Werbung aus. Beides nimmt aber weder ein Ende noch macht es irgendwie Sinn.
Damit beschreibst Du in wenigen, prägnanten Worten meine langatmig formulierte Erkenntnis.
DiBa hat geschrieben:Daher bleibt mir nur der Rat, mit dem ich auch Cori nervös mache: alte Sachen sammeln und dabei historisch vorgehen. Dir als Saarländerin müsste der Zweischreiber von Juska aus Kaiserslautern nahegehen. Oder vielleicht gab es in Deiner Heimatstadt auch Hersteller von Schreibgeräten, deren Erforschung Deiner harrt.
Leider sind mir im Saarland keine (ehemaligen) Schreibgerätehersteller bekannt - da müsste ich wohl eher in Richtung Frankreich forschen
mit de Pälzer hann mir es ned so als Saarlänner In Sachen Waterman war ich in dieser Richtung bereits aktiv, habe aber mangels finanziellem Polster, Fachkenntnissen und Kontakten ernüchtert aufgegeben...
Vielleicht sollte ich mich tatsächlich auf "Wiederentdeckungen" in meiner doch umfangreichen, aber durch von wenigen prestigeträchtigen Sahnestückchen geschmückten Sammlung konzentrieren?
Wer macht mit - und schreibt neue Erfahrungsberichte über alte Schätzchen?
Erwartungsfrohe Grüße von der Saarländerin Roswitha