Will hat geschrieben: ↑14.11.2019 14:29
....................Wobei einer Markteinführung meist eine Testphase vorausgeht und die Absatzpotenziale bewertet werden. Das hätte jedoch alles schon gelaufen sein sollen, bevor man einen neuen Maschinenpark einrichtet, Personal aufbaut und in Serienproduktion geht. So richtig kann ich die Vorgehensweise nicht nachvollziehen. Man hat dadurch auch das Weihnachtsgeschäft 1929 sausen lassen...................
Hi Gerd
Nun ja, wir sind im Jahr 1929/ 1930 und, wie gut da wirtschaftliche Voraussagen des noch recht jungen Faches Nationalökonomie angenommen worden sind, ist fraglich. Viele Firmen haben mit <trial and error> gewirtschaftet, was, nach Aussagen eines Insiders der Branche, auch noch lange Zeit praktiziert worden ist. Aber bei Pelikan denke ich eher, dass die einen sehr guten Überblick hatten. Auf jeden Fall hatten sie ihren Aloys Schumpeter studiert und sein <Prinzip der kreativen Vernichtung> in die Tat umgesetzt und ins Schwarze getroffen.
Auch die Werbung hat etwas recht Erfrischendes. Vergleicht man die Werbeblätter vom Eingang der Bilder in diesem thread mit z.B. dem ersten Auftreten von OWA, Peter Jungmann in Dossenheim im gleichen Jahr, so liegen bei Letzterem schwarze Sicherheitsfüller in 6 verschiedenen Größen in Reih und Glied. Wie Blei. Bereits Kenneth Parker hatte bei der Absprache zur Parker- Osmia- Connection solcherart muffige Präsentation gerügt. Schaut man aber die erste Pelikan- Werbung an, dann liegt nur ein Halter planparallel zu den geschriebenen Zeilen. Der ganze Werbeblock wurde gekippt, sodass der sichtbare Tintenstand scheinbar wieder in die Waagrechte geschwappt ist und sich von den Kanten des Füllers deutlich abhebt. Allein dieses "Gimmick" macht für mich eine herausragende Werbung aus. Vielleicht fällts nicht so auf, aber das ist Futter fürs Kleinhirn.
Das mit dem verpassten Wehnachtsgeschäft muss nicht unbedingt was heißen. Die Aktivitäten der Hersteller wurden eher vor den großen Messen in Leipzig angeregt.
Die Produktionszahlen können nach folgender Werbeanzeige im Zeitraum 1930 mit 1000/Tag angegeben werden. Ob das viel oder wenig innerhalb Deutschlands ist, da muss ich erst die Statistik befragen, die ich zur Zeit nicht im Haus habe. Die Einzelteile wurden in 80 Arbeitsschritten bearbeitet.

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In den folgenden Jahren schwappte die Weltwirtschaftskrise über den Teich, der Goldpreis stieg enorm an und viele Länder schotteten ihren Markt mit drastischen Zöllen ab. 1932 galt als das schlechteste Absatzjahr für Füllhalter. Danach wurden mit einiger Sicherheit keine Sicherheitsfüller mehr hergestellt. (Wie gut für meine beiden Kaweco Sport Safeties. Die sind selten)
Gruss, Frodo