Hallo Thomas,
das sieht ziemlich interessant aus. Allerdings weiß ich nicht, ob man mit so einer spitzen Feder auf Papier schreiben kann, das nicht glatt ist.
Ich habe mit geschliffenen Federspitzen die ständige Erfahrung, dass sie aus dem Papier Fasern herauskratzen, die sich dann in den Tintenkanal setzen und schön die Schrift verschmieren. Sieht "super" aus.
Ich vermute, dass das normale Papier heute deswegen diese furchtbare Qualität hat, weil man darauf mit einem Kugelschreiber viel besser schreiben kann als auf glattem Papier. Diese rauhe Oberfläche gibt offenbar der Kugel die Haftreibung, die es ihr ermöglicht, ohne Schlupf zu rollen und so eine gleichmäßigere Linie zu erzeugen. Auch die Pasten scheinen sich in den letzten Jahren verändert zu haben und etwas leichter abzurollen.
Wenn die Kugelschreiberkugel mangels Haftreibung nicht rollt, wird die Paste abgestreift, die Kugel wird blank und es entstehen diese fürchterlichen weißen Flecken in den Linien. Dasselbe kann natürlich passieren, wenn die Paste nicht schnell genug nachkommt. Deswegen haben Gelschreiber ja ein besseres Schriftbild als Kulis, weil das Gel durch Scherung flüssig wird und auf die Kugel nachfließt.
Auch für Bleistifte gilt dasselbe.
Wenn man aber jetzt mit Füllfederhalter darauf schreiben will, dann hat man den Spaß. Ausfedern, Durchbluten, Fusseln in der Federspitze.
Die Zeiten sind heute halt anders. Früher passte alles zusammen, man konnte einfach in einen Laden gehen, Kladden oder Notizbücher kaufen, und mit Füller, Bleistift oder Kugelschreiber nach Herzenslust kritzeln, denn schließlich wusste jeder, dass "Kuli die Handschrift verdirbt".
Heute ist das nicht mehr so, und wenn man mit Füller schreiben will, muss man das wissen, sonst ärgert man sich nur, wenn man viel Geld für Notizbücher diverser Marken ausgibt.
Das ist eben das, was sich seit den 1990ern verändert hat. Ich hatte noch die alte Landschaft im Hinterkopf, und als ich wieder mit Füller schreiben wollte, war nichts mehr, wie ich es kannte und ich habe lange nicht verstanden, wieso.
In der Chinakladde aus den 1990ern konnte man mit Füller, Geltinte, dem Geha (Pelikan) Inky schreiben ohne Ausfedern oder Durchbluten (wohl aber mit Durchscheinen), das war das billigste Papier und der unterste Standard, und so kannte ich das.
Nun habe ich über Jahre sehr viel ausprobieren müssen, nur um wieder mit Füller schreiben zu können, ohne mich ständig zu ärgern. Lange war ich damit beschäftigt, die Kombinationen aus Tinte und Füller zu finden, und hatte das Papier völlig vernachlässigt.
Immerhin bin ich endlich an ein vorläufiges Ende der Reise angekommen mit der Entdeckung, dass es tatsächlich einen Hersteller auf der Welt gibt, der Füller macht, mit denen ich wirklich gerne schreibe.