Tintenchromatogramme

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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

K15 hat geschrieben:
10.08.2021 10:32
Hier ist ein Chromatogramm von Lamy Vibrant Pink, das Sabine und ich zusammen gemacht haben. Hermann HeKe2 hat diese Tinte hier vorgestellt: viewtopic.php?t=21082#p220702

In dem Faden hat er auch ein Chromatogramm mit Wasser gezeigt.

Hier sind also Hermanns Ergebnisse reproduziert. Zitat HeKe2: <<Einmal einem wirklich "vibrantem" Pink und zusätzlich aus einem etwas matten Altrosa.>>

Viele Grüße Daniel
Lieber Daniel,

danke für den aussagekräftigen Vergleich, der wieder einmal die Reproduzierbarkeit von Chromatogrammen deutlich macht. Auch wenn möglicherweise unterschiedliche Papiere eingesetzt wurden.
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Hier sind schon einige schöne blaugrüne Tinten gezeigt worden (Edelstein Aquamarine, R&K Altgoldgrün, Verdura und Verdigris, Sailor Yama Dori, Montblanc Leo Tolstoy, etc.), die Sailor Miruai möchte ich gerne zu dieser Gruppe ergänzen.


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Als Einstieg eine kleine Schreibprobe, bei der aber bereits deutlich wird, dass diese Tinte ein ausgesprochen schönes Dunkelgrün mit blauen Anklängen zu bieten hat, eine hohe Sättigung und ein Shading, mit dem man über die Schreibgeschwindigkeit hervorragend spielen kann.

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Links mit „normaler“ Konzentration und dem Laufmittel Wasser, rechts wieder Wasser, aber mit geringerer Tintenkonzentration.

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Die Streifenchromatogramme links mit Wasser, rechts mit einer Mischung Ethanol : Wasser = 2 : 3 .

Meine Meinung:
Das Rundfilterchromatogramm oben links gefällt mir am besten, sowohl von der Aussagekraft als auch von der Optik.

Abschließend noch die Info, dass die Miruai bereits 2010 als LE erschienen ist („Blue Sea Pine“), dann 2014 im Rahmen der Shikiori Four Seasons („Seaweed Indigo“). Ob sich nur die Bezeichnung oder auch die Tintenzusammensetzung geändert hat, kann ich nicht beurteilen, ist mir aber jetzt auch egal, denn die aktuell vorliegende Tinte ist jedenfalls klasse.
LG
Heinrich
K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

Lieber Heinrich,

ich stimmte Dir völlig zu: Mir gefällt das Rundchromatogramm links oben auch am besten. Dadurch wird der Charakter dieser Tinte deutlich. Eine wirklich schöne Tinte :D

Viele Grüße Daniel
K15
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

Hier ein Chromatogramm von J. Herbin Bleu des Profondeurs. Das ist eine meiner Lieblingstinten, und das Chromatogramm erklärt auch, wieso ich die Tinte so sehr mag: Ein Schwarz, das sich vom Wasser nicht vom Papier lösen lässt plus zwei Blautöne ergeben ein sattes Tiefdunkelblau. Wobei das hellere Blau (Zyan) nicht überwiegt und auch nicht mit dem Wasser in der Laufmittelfront läuft. Deshalb schmiert diese Tinte nicht, wenn ich damit Einkaufszettel schreibe. Der Briefträgertest zeigt, dass die Tinte zwar von Regentropfen angegriffen wird, die Schrift aber trotzdem noch lesbar bleibt.

Dieses Mal habe ich zwei Chromatogramme mit unterschiedliche Mengen nebeneinander laufen lassen: mit unterschiedlichen Tintenmengen. Es lässt sich gut erkennen, dass in der linken Spur (mit wenig Tinte) die Farbstoffe nicht so weit gelaufen sind wie in der rechten Spur (mit viel Tinte). In der rechten Spur sind die Farbstoffe im jeweils oberen Teil viel intensiver. Das passt gut zu den Überlegungen von Hermann, dass das Papier nicht mehr alle Tintenfarbstoffe binden kann, wenn zu viel Tinte eingesetzt wird: "... man kann die Haltefähigkeit der stationären Phase auch überfordern".

Aber das macht in diesem Fall nichts, denn die Farbstoffe sind ausreichend voneinander getrennt. Andererseits bedeutet das, dass die relativen Laufweiten unter anderem abhängig sind von der Menge der aufgetragenen Tinte. Es wäre also sehr aufwändig, Rf-Werte zu vergleichen. Für mich sind direkte Vergleiche praktischer, wie DanielH und ich sie weiter oben gemacht haben. Wenn eine vergleichbare Menge an Tinte eingesetzt wird, sind auch die Chromatogramme vergleichbar.

Viele Grüße Daniel
Dateianhänge
J-Herbin-Bleu-des-Profondeurs-Chromatogramm-Wasser.jpg
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

K15 hat geschrieben:
11.08.2021 7:36

Dieses Mal habe ich zwei Chromatogramme mit unterschiedliche Mengen nebeneinander laufen lassen: mit unterschiedlichen Tintenmengen. Es lässt sich gut erkennen, dass in der linken Spur (mit wenig Tinte) die Farbstoffe nicht so weit gelaufen sind wie in der rechten Spur (mit viel Tinte).
Eine interessante Idee, die Längen von Laufstrecken zu vergleichen, lieber Daniel.

Während Dein Ergebnis mit unterschiedlichen Tintenmengen plausibel ist, habe ich für die Ergebnisse beim Vergleich unterschiedlicher Laufmittel noch keine Erklärung.

Zunächst der Sachverhalt:
Chromatogramm Oku-Yama (s.S. 13): Laufstrecke Wasser 13 cm / Ethanol-Wasser-Gemisch 12 cm.
Chromatogramm Miruai (s.S. 14): Laufstrecke Wasser 11,5 cm / Ethanol-Wasser-Gemisch 9 cm.

Bei den vier Chromatographien endete der Aufstieg nach ca. 1 Stunde. Das eingesetzte Löschblattpapier (Brunnen) ohne Angaben etwa zur Grammatur, aber deutlich dicker und fester im Vergleich zu den Löschblättchen in diesen Schulheften. Die Tintenmengen jeweils gleich. Von unten ausreichende Laufmittelmenge.

Natürlich kann man aus zwei Versuchen noch keine Gesetzmäßigkeit ableiten, aber die sich im Prinzip entspechenden Ergebnisse mit verkürzter Laufstrecke (Abstand Startlinie - Laufmittelfront) bei den Ethanol-Wasser-Gemischen sind zumindest ein Anstoß, darüber nachzudenken.
Und damit bin ich im Erklärungsnotstand. Keine Hypothese in Sicht, reine Spekulationen lasse ich zunächst mal weg.🙂
LG
Heinrich
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von K15 »

Lieber Heinrich,

Du meinst, dass in 1 Stunde das Ethanol-Wasser-Gemisch weniger weit gestiegen ist, als das Wasser? Da fallen mir nur Spekulationen wie z. B. unterschiedliche Viskosität ein. Google sagt, dass 40% Ethanol in Wasser eine 2,8fach erhöhte Viskosität hat. Im Vergleich zu Wasser.

Oder habe ich Dich falsch verstanden?

Viele Grüße Daniel
https://www.whisky.de/wissen/herstellun ... asser.html
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

K15 hat geschrieben:
11.08.2021 12:28
Lieber Heinrich,

Du meinst, dass in 1 Stunde das Ethanol-Wasser-Gemisch weniger weit gestiegen ist, als das Wasser?
Genau, und der Aufstieg endete fast gleichzeitig.
Das Thema Viskosität passt mMn.

Übrigens, die Einbeziehung der Wasserstoffbrückenbindung in das Thema „Scotch“ hat was.
Lieber Daniel, deshalb ist Horst L. gerade wieder in die TOP 10 meiner Lieblingswhiskyblogger aufgestiegen.🙂
LG
Heinrich
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

C2EF67F7-9F5D-4A2B-A42C-FCBDEC68BBD5.png
C2EF67F7-9F5D-4A2B-A42C-FCBDEC68BBD5.png (615.13 KiB) 3334 mal betrachtet
Ein Vergleich der beiden Montblanc Tinten James Dean Rouge (links) mit James Dean Brun Orange (von Roman /Xerxes / gerade im „Neue Tinten“ Faden gepostet).
LG
Heinrich
Dino2008
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Dino2008 »

@vanni52,

die Chromatographie ist ein analytisches Verfahren zur Stofftrennung.

Eine Trennung der beiden „roten“ Tinten in weitere Farbstoffkomponenten liegt nicht vor.
Nun gibt es zwei mögliche Erklärungen:
1) Es handelt sich bei den o.g. Tinten um reine Farbstoffe (z.B. rote Azofarbstoffe mit wasserlöslichen funktionellen Gruppen). Eher unwahrscheinlich…
2) Zur analytischen Trennung muss eine andere stationäre Phase (z.B. Kieselgel im Rahmen der Dünnschichtchromatographie) und/oder eine andere weniger polare mobile Phase eingesetzt werden. Die wahrscheinlichere Variante …

Gruß
Dieter
Thom

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Thom »

Rechts oben gibt's ja eine Trennung in Magenta und Gelb, ich hab schon gesagt, man muss nur genau hinschauen. :)

V.G.
Thomas
Dino2008
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Dino2008 »

Thom hat geschrieben:
11.08.2021 22:17
Rechts oben gibt's ja eine Trennung in Magenta und Gelb, ich hab schon gesagt, man muss nur genau hinschauen. :)

V.G.
Thomas
Wird Rot verdünnt, schlägt der optische Farbeindruck in Gelb um.
Da hilft auch genaues hinschauen nicht weiter… :)
(…auch erkennbar auf dem linken Rundfilter unterhalb des roten Rings)

Gruß
Dieter
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Vielleicht sollte ich zu dem Vergleich der Chromatogramme ergänzen, dass es um die Frage geht, ob es sich um die gleiche Tinte handelt (trotz unterschiedlicher Bezeichnungen und Produktnummern).
Die Vorgeschichte zu dieser Frage im Faden „Tinten-Neuzugänge“.
LG
Heinrich
Thom

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Thom »

vanni52 hat geschrieben:
11.08.2021 22:50
Vielleicht sollte ich zu dem Vergleich der Chromatogramme ergänzen ...
Na rechts auf alle Fälle, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob Praxis oder Theorie vorne liegt. Mache doch mal ein Streifenchromatogramm.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von vanni52 »

Thom hat geschrieben:
11.08.2021 22:59
vanni52 hat geschrieben:
11.08.2021 22:50
Vielleicht sollte ich zu dem Vergleich der Chromatogramme ergänzen ...
Na rechts auf alle Fälle, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob Praxis oder Theorie vorne liegt. Mache doch mal ein Streifenchromatogramm.

V.G.
Thomas
Bei Deiner Interpretation der Tintenchromatogramme solltest Du vielleicht auch das linke miteinbeziehen.
LG
Heinrich
Thom

Re: Tintenchromatogramme

Beitrag von Thom »

Diese Tinte kannst Du ja auch mitmachen. Machen, es wird schon vielzuviel interpretiert. :)

V.G.
Thomas
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