
Bei meinem Neuzugang handelt es sich um einen MONTBLANC 322, welcher zwischen 1935 und 1938 hergestellt wurde. Diese kleinen, einfachen Füller sind vor allem in farbigem Zelluloid bei den Sammlern beliebt. Die Farbe meines Exemplars wird im Buch "Collectible Starts I" mit Malachit-Grün bezeichnet.

Das besondere an diesem Füller ist sein Zustand. Ich konnte kaum Gebrauchsspuren finden, ausser etwas eingetrockneter blauer Tinte an der Feder (im Gegensatz zur Blindkappe, welche ein Ersatzteil ist, da der Füller ohne diese zu mir kam).

Der Tintensack war hart geworden, war aber frei von Tinte. Merkwürdig. Ich habe den Füller zerlegt, alles gereinigt, einen neuen Tintensack eingesetzt und alles wieder zusammengebaut. Als ich ihn befüllen wollte, musste ich feststellen, dass der Füller nicht füllte! Die Ursache dafür war, dass die Druckstange im Innern des Schaftes ein ganz klein wenig zu kurz war und das offensichtlich seit Anbeginn an...! Deshalb war vermutlich keine Tinte im Sack. Der ursprüngliche Eigentümer musste beim Versuch, seinen Füller zu befüllen frustriert aufgegeben, und den Füller weggelegt haben. Dabei kam wahrscheinlich auch die Blindkappe abhanden.

Warum der Füller nie repariert, oder die Herstellergarantie nicht in Anspruch genommen wurde, lässt sich nicht mehr herausfinden. Auf jeden Fall erklärt das aber den Zustand des Füllers. Natürlich habe ich die Druckstange ersetzt, und der Füller schreibt endlich wie er soll - nach ca. 85 Jahren!

Was mich an den alten Montblanc besonders begeistert, ist die Sorgfalt mit denen sie entworfen und hergestellt wurden, all die kleinen, aber wichtigen Details. Nur ein kleines, montblanc-typisches Beispiel: Die Tintenleiter dieser Füller sind aufwändig bearbeitet, damit auch noch der letzte Tropfen Tinte aufs Paipier gelangt.

Deshalb sind auf der Unterseite ebenfalls Tintenkanäle eingefräst, welche bei tiefem Tintenstand die letzten Tropfen zu einer ringförmigen Einfräsung und somit auf die Oberseite des Tintenleiters befördern. Einfach genial!

(PS: mein spezieller Dank geht an Tom Westerich für das unkomplizierte Aushelfen mit einem passenden Ersatzteil. Danke Tom.)