Tintenchromatogramme
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Re: Tintenchromatogramme
Und wo wir gerade bei Bestimmungsübungen sind, die Tinte links unten in der Collage von Matthias finde ich ebenfalls spannend (Schwarzbraun mit Türkis). Jemand eine Idee ?
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Mir kam da zuerst Robert Oster Motoroil in den Sinn. Aber laut diesem Chromatogramm sind da wohl noch ein paar mehr Farben in dem Schlammbraun.
https://www.reddit.com/r/fountainpens/ ... atography/
Ich hab noch ein paar kleine DC Platten/Stäbchen, kann ich gern mal ausprobieren. Welches Laufmittel sollte ich wählen? Hab seit erfolgreichem Ende meines Chemie-Studiums 1999 nix mehr mit Chemie zu tun gehabt.

LG
Andrea
Andrea
Re: Tintenchromatogramme
Bisher hatten wir hier auf der polaren Seite neben Wasser auch mal Salzlösungen verwendet. Am weitesten in den unpolaren Bereich ist mWn Hermann mit Butanol vorgedrungen.
Und danke für den Link. Was für eine Farbpracht.
Auf Deine DC - Chromatogramme bin ich schon sehr gespannt.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
In den verdünnteren Bereichen des Schlammbrauns changiert es leicht nach Rotbraun.
Vielleicht ein Hinweis in Richtung der Sailortinten Oku-Yama oder Kounan Maroon. Außerdem besitzen deren Chromatogramme auch diesen ausgeprägten äußeren türkisen Bereich.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Sieht klasse aus.
Dass die Reihenfolge der Farbstoffe im Vergleich zu dem von Dir verlinkten Beispiel im Prinzip umgekehrt ist, hatten wir hier schon einmal am Beispiel der Verdigris (S.10).
Dort lag es an den unterschiedlichen stationären Phasen. Und da Du DC-Streifen verwendet hast, möglicherweise die gleiche Ursache.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Salzlösungen „wandern“ nicht bei der Papierchromatographie.
Um Ionen „wandern“ zu lassen - wie bei der Elektrophorese - muss eine elekt. Spannung (Gleichstrom) angelegt werden.
Dann bewegen sich Kationen in Richtung Kathode (Minuspol) und Anionen in Richtung Anode (Pluspol).
In einer Kochsalzlösung bilden hydratisierte Natriumionen die Kationen, die Chloridionen bilden die Anionen.
Gruß
Dieter
Um Ionen „wandern“ zu lassen - wie bei der Elektrophorese - muss eine elekt. Spannung (Gleichstrom) angelegt werden.
Dann bewegen sich Kationen in Richtung Kathode (Minuspol) und Anionen in Richtung Anode (Pluspol).
In einer Kochsalzlösung bilden hydratisierte Natriumionen die Kationen, die Chloridionen bilden die Anionen.
Gruß
Dieter
Re: Tintenchromatogramme
Als Beispiel für eine Eisengallustinte hatte ich vor 5 Tagen hier (S.19) die R&K Salix gezeigt, und zwar mit einer Schreibprobe und zwei Chromatogrammen . Angefertigt direkt nach dem Auftrag.
Zum Vergleich die Chromatogramme von heute, bei denen der Tintenauftrag auch bereits am 30.8.2021 erfolgte. Also 5 Tage Zeit für die Oxidation.
Und das Ergebnis bestätigt natürlich das, was über die Bildung des wasserunlöslichen Eisen-III-Gallatkomplexes bekannt ist.
PS: Den Fortgang einer chemischen Reaktion zu verfolgen, gehört zu den bekannten Einsatzmöglichkeiten von Chromatogrammen. Möglich wäre auch die Beobachtung des ersten Chromatogrammes mit einer Kontrolle in mehr oder weniger kurzen Abständen.
Und da der Auftrag der Tinte an der Startlinie mit einem Füllerstrich erfolgte (und nicht etwa mit einer Messpipette wie bei einem Tintenpunkt), sind die Tintenmengen wohl nicht gleich groß.
Zum Vergleich die Chromatogramme von heute, bei denen der Tintenauftrag auch bereits am 30.8.2021 erfolgte. Also 5 Tage Zeit für die Oxidation.
Und das Ergebnis bestätigt natürlich das, was über die Bildung des wasserunlöslichen Eisen-III-Gallatkomplexes bekannt ist.
PS: Den Fortgang einer chemischen Reaktion zu verfolgen, gehört zu den bekannten Einsatzmöglichkeiten von Chromatogrammen. Möglich wäre auch die Beobachtung des ersten Chromatogrammes mit einer Kontrolle in mehr oder weniger kurzen Abständen.
Und da der Auftrag der Tinte an der Startlinie mit einem Füllerstrich erfolgte (und nicht etwa mit einer Messpipette wie bei einem Tintenpunkt), sind die Tintenmengen wohl nicht gleich groß.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Hat etwas gedauert, was allerdings auch daran liegt, dass wohl einige Vorversuche notwendig sind. Als Beispiel für die zweidimensionale Chromatographie habe ich die OMAS Blau ausgewählt. Zunächst die Suche nach einem geeigneten „Laufmittel 1“ :Dino2008 hat geschrieben: ↑28.08.2021 23:09Hallo Heinrich (@vanni52),
vielleicht analysierst Du diese Tinte mal mit einem zweidimensionalem Chromatogramm.
Mein Vorschlag:
1) Als Quadrat geschnittenes Stück Filterpapier vorbereiten.
2) Start- und Ziellinie ganz leicht mit einem Bleistift kennzeichnen. Alle vier Seiten besitzen dann eine Bleistiftgerade - soll ja zweidimensional ausfallen.
3) Ausreichend großes Glasgefäß zunächst 1cm hoch mit Laufmittel 1 (Isopropanol aus der Apotheke. Ethanol und Wasser sind sich zu ähnlich in ihrer Polarität) füllen und mit Deckel verschließen. Der Gasraum sollte gesättigt sein ehe Du anfängst.
4) Auf die erste Startlinie ca. 1 cm vom Papierrand entfernt einen Tropfen der Tinte auftragen und das Papier in die Kammer stellen.
5) Hat das Laufmittel 1 die Ziellinie erreicht, das Chromatogramm trocknen lassen.
6) Die Kammer mit dem zweiten Laufmittel füllen und den Vorgang wiederholen nachdem das Chromatographiepapier um 90 Grad gedreht wurde.
In ihrer Polarität ähnliche Farbbestandteile der Tinte lassen sich so möglicherweise besser trennen.
Polares Laufmittel: Leitungswasser
Schwach polares Laufmittel: Gemisch Ethanol : Wasser = 2 : 3
Eher unpolares Laufmittel: Propan-2-ol (Trivialname Isopropanol)
Ein vollkommen unpolares Laufmittel wie etwa Hexan oder Benzin hatte ich im Vorfeld ausgeschlossen.
Es läuft beim „Laufmittel 1“ auf das polare Wasser hinaus. Vor allem aufgrund der längeren Laufstrecke der Farbstoffe.
Als „Laufmittel 2“ bietet sich das Ethanol - Wasser Gemisch an. Damit der gelbe Farbstoff nicht herausfällt, der in der Vergrößerung deutlich zu sehen ist.
Als völlig ungeeignet für die OMAS Blau zeigt sich Propan-2-ol.
Nicht annähernd auschromatographiert, und das nach ca. 8 Stunden Laufzeit.
Das erste Chromatogramm muss jetzt komplett austrocknen, und mit etwas mehr Zeit demnächst dann der letzte Schritt.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Ich auch nicht wirklich, aber im nachhinein macht es Sinn. Der Farbton der Tinte erinnert mich an die Malkasten meines kleinen Bruders früher nach einer ausgiebigen Malsession: alles dreckig Braun

LG
Andrea
Andrea
Re: Tintenchromatogramme
Die Wolken in Cassis 1/6
Liebe Freunde der Chromatographie,
hier Bilder von Wolken und einem Schneckengehäuse. Ich will in den nächsten Posts erklären, was das mit Chromatographie von Tinte zu tun hat.
Viele Grüße Daniel
Liebe Freunde der Chromatographie,
hier Bilder von Wolken und einem Schneckengehäuse. Ich will in den nächsten Posts erklären, was das mit Chromatographie von Tinte zu tun hat.
Viele Grüße Daniel
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Re: Tintenchromatogramme
Die Wolken in Cassis 2/6
Also, jetzt zur Chromatographie: Sabine kam auf eine wirklich gute Frage: Wieso entstehen bei den Chromatogrammen manchmal Wolken? Bei manchen Tinten laufen die Farbstoffe nicht gleichmäßig nach außen bzw. oben, sondern es entstehen Linien, die an Küsten mit Buchten und Landzungen erinnern. Beispiele gibt es in diesem Thread viele, zuletzt bei OMAS Blau in Propan-2-ol: viewtopic.php?f=8&t=31328&p=356529#p356500
Das macht hübsche Chromatogramme und erinnert an Fraktale. Das lässt sich im Chromatogramm von Lamy Schwarz T51 in Wasser gut sehen: viewtopic.php?f=8&t=31328&start=15#p349800
Wer sich dieses Chromatogramm genau ansieht kann erkennen, dass die dunkelblaue Linie dort in großen Zungen nach oben gewandert ist. Und an der Obergrenze dieser Linie bilden sich wieder kleine Zungen aus. Der Vergleich mit Wolken ist also gar nicht so falsch. Auch die Wolken zerklüften in Mustern, die sich im Kleinen wiederholen. Wo kommen diese Buchten, Zungen und Wolken her?
Die Tinte L'Artisan Pastellier Callifolio Cassis macht richtig schöne Wolken in den Chromatogrammen mit Wasser. Vor allem, wenn das Chromatogramm mit viel Tinte geladen wird, werden die Wolken geradezu dramatisch.
Woran kann das liegen? Verschmutzung? Als reflexhafte Antwort habe ich an Fingerabdrücke auf dem Chromatogramm gedacht. Stimmt aber nicht: Die Wolken treten auch auf, wenn wir das Papier definitiv nie angefasst haben. Und den Effekt sehen wir auf wirklich vielen Chromatogrammen mit verschiedenen Tinten.
Fortsetzung folgt, sonst klappt die Zuordnung mit den Bildern nicht. Hier sind erst einmal Chromatogramme von L'Artisan Pastellier Callifolio Cassis. Diese Tinte ist hier vorgestellt: viewtopic.php?f=48&t=16641
Aufgetragen sind unterschiedliche Mengen an Tinte. Das Laufmittel ist Wasser.
Also, jetzt zur Chromatographie: Sabine kam auf eine wirklich gute Frage: Wieso entstehen bei den Chromatogrammen manchmal Wolken? Bei manchen Tinten laufen die Farbstoffe nicht gleichmäßig nach außen bzw. oben, sondern es entstehen Linien, die an Küsten mit Buchten und Landzungen erinnern. Beispiele gibt es in diesem Thread viele, zuletzt bei OMAS Blau in Propan-2-ol: viewtopic.php?f=8&t=31328&p=356529#p356500
Das macht hübsche Chromatogramme und erinnert an Fraktale. Das lässt sich im Chromatogramm von Lamy Schwarz T51 in Wasser gut sehen: viewtopic.php?f=8&t=31328&start=15#p349800
Wer sich dieses Chromatogramm genau ansieht kann erkennen, dass die dunkelblaue Linie dort in großen Zungen nach oben gewandert ist. Und an der Obergrenze dieser Linie bilden sich wieder kleine Zungen aus. Der Vergleich mit Wolken ist also gar nicht so falsch. Auch die Wolken zerklüften in Mustern, die sich im Kleinen wiederholen. Wo kommen diese Buchten, Zungen und Wolken her?
Die Tinte L'Artisan Pastellier Callifolio Cassis macht richtig schöne Wolken in den Chromatogrammen mit Wasser. Vor allem, wenn das Chromatogramm mit viel Tinte geladen wird, werden die Wolken geradezu dramatisch.
Woran kann das liegen? Verschmutzung? Als reflexhafte Antwort habe ich an Fingerabdrücke auf dem Chromatogramm gedacht. Stimmt aber nicht: Die Wolken treten auch auf, wenn wir das Papier definitiv nie angefasst haben. Und den Effekt sehen wir auf wirklich vielen Chromatogrammen mit verschiedenen Tinten.
Fortsetzung folgt, sonst klappt die Zuordnung mit den Bildern nicht. Hier sind erst einmal Chromatogramme von L'Artisan Pastellier Callifolio Cassis. Diese Tinte ist hier vorgestellt: viewtopic.php?f=48&t=16641
Aufgetragen sind unterschiedliche Mengen an Tinte. Das Laufmittel ist Wasser.
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Re: Tintenchromatogramme
Die Wolken in Cassis 3/6
... und hier die Fortsetzung. Vielleicht sind die Chromatogramme überladen? Auch das gehört zu den Standardantworten bei Problemen in der Chromatographie. Also hat Sabine auch einmal wenig Tinte aufgetragen. Und auch sehr, sehr wenig Tinte. Zum Schluss hat sie nur noch das Papier so gerade eben mit der Feder berührt. Das ergab ein extrem dünner, haarfeiner Strich. Und Überraschung: Die Wolken entstehen immer. Völlig egal, wie viel oder wenig Tinte aufgetragen wird. Bei wenig Tinte sind die Wolken nicht so dramatisch, aber das ganze Chromatogramm sieht ja auch insgesamt langweiliger aus.
Also ist die Wolkenbildung eine Eigenschaft der Tinte. Aber welche?
Auf dem Bild: Chromatogramme von Cassis mit Wasser. Aufgetragen ist möglichst wenig Tinte.
... und hier die Fortsetzung. Vielleicht sind die Chromatogramme überladen? Auch das gehört zu den Standardantworten bei Problemen in der Chromatographie. Also hat Sabine auch einmal wenig Tinte aufgetragen. Und auch sehr, sehr wenig Tinte. Zum Schluss hat sie nur noch das Papier so gerade eben mit der Feder berührt. Das ergab ein extrem dünner, haarfeiner Strich. Und Überraschung: Die Wolken entstehen immer. Völlig egal, wie viel oder wenig Tinte aufgetragen wird. Bei wenig Tinte sind die Wolken nicht so dramatisch, aber das ganze Chromatogramm sieht ja auch insgesamt langweiliger aus.
Also ist die Wolkenbildung eine Eigenschaft der Tinte. Aber welche?
Auf dem Bild: Chromatogramme von Cassis mit Wasser. Aufgetragen ist möglichst wenig Tinte.
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