Die Unverkäuflichen
Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator
Die Unverkäuflichen
Die meisten von euch wissen es ja: Zur Zeit trenne ich mich von einer ganzen Reihe meiner Füllfederhalter, nur die absoluten Lieblingsstücke werde ich behalten. Zu meist sind das Füllfederhalter, mit denen ich besondere Erinnerungen verknüpfe, hinter denen eine besondere Geschichte verborgen ist oder die einfach für meine Zwecke ganz toll schreiben oder die mich geschmacklich einfach begeistern. Da mir in den letzten Wochen in ganz vielen Privat-Nachrichten die Frage gestellt wurde, welche Füller ich neben dem MB149 flex behalten werde, denke ich, dass es einfach wohl das Beste ist, diese hier einfach zu zeigen. Und um zu verhindern, dass das eine langweilige Sache wird, wäre es vielleicht ganz schön, wenn andere es mir gleich täten und wir ihr eine kleine Sammlung der allerliebsten Lieblingsstücke samt der sie umrankenden Geschichten, falls vorhanden, zusammenbrächten.
Ich mache den Anfang mit einem Füller, der mir besonders ans Herz gewachsen ist und den ich auch im Alltag gern benutze, auch wenn er, wenn ich unvorsichtig bin, hin und wieder mal kleckst. Es ist ein Sicherheitshalter von Columbus aus Fürth und ich habe mir sagen lassen, dass der Füller wohl aus den 20zigern stammen müssen. Ich habe ihn in restaturierten Zustand in Wien beim Grahofer gesehen und sofort damit schreiben müssen, was sich alles in Allem bestimmt über 2 Stunden hinzog und mit allerlei Fachsimpeleien verbunden war; Ein Nachmittag also, an den ich mehr sehr gerne zurückerinnere.
Die sehr fein schreibende Feder, man würde sie sicherlich mit Fug und Recht als leicht flexible eef-Feder bezeichnen können, fasziniert mich auch heute noch wegen ihrer Schreibeigenschaften Grahofer bezeichnete sie als Buchhalterfeder. Aber nun ein paar Bilder. Ich freue mich auf eure Kommentare.
Grüße
agathon
Ich mache den Anfang mit einem Füller, der mir besonders ans Herz gewachsen ist und den ich auch im Alltag gern benutze, auch wenn er, wenn ich unvorsichtig bin, hin und wieder mal kleckst. Es ist ein Sicherheitshalter von Columbus aus Fürth und ich habe mir sagen lassen, dass der Füller wohl aus den 20zigern stammen müssen. Ich habe ihn in restaturierten Zustand in Wien beim Grahofer gesehen und sofort damit schreiben müssen, was sich alles in Allem bestimmt über 2 Stunden hinzog und mit allerlei Fachsimpeleien verbunden war; Ein Nachmittag also, an den ich mehr sehr gerne zurückerinnere.
Die sehr fein schreibende Feder, man würde sie sicherlich mit Fug und Recht als leicht flexible eef-Feder bezeichnen können, fasziniert mich auch heute noch wegen ihrer Schreibeigenschaften Grahofer bezeichnete sie als Buchhalterfeder. Aber nun ein paar Bilder. Ich freue mich auf eure Kommentare.
Grüße
agathon
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Re: Die Unverkäuflichen
Also, ich behalte auf alle Fälle den Boots New Century Fountain Pen. Mit dem habe ich mich in den Finger gestochen,agathon hat geschrieben: ↑12.09.2021 16:27... Und um zu verhindern, dass das eine langweilige Sache wird, wäre es vielleicht ganz schön, wenn andere es mir gleich täten und wir ihr eine kleine Sammlung der allerliebsten Lieblingsstücke samt der sie umrankenden Geschichten, falls vorhanden, zusammenbrächten. ...
seitdem sind wir EG-Bluts-Brüder.
V.G.
Thomas
Re: Die Unverkäuflichen
Hier ist mein Füller, den ich sicher behalten will: viewtopic.php?f=18&t=31410&hilit=vobb#p343891
Der Füller ist ein Montblanc 3-42 OBB, den ich von meiner Großmutter geerbt habe. Erst wollte ich ihn gar nicht benutzen, denn OBB ist mir zu breit und die Feder ist verbogen. Und der Füller kratzt beim Schreiben.
Aber: Es macht riesen großen Spaß, mit diesem Füller zu schreiben.
Das Kratzen ist dezent und Überraschung: Es fehlt mir, wenn ich andere Füller verwende. Das Kratzen gibt mir ein akustisches Feedback beim Schreiben. Immer, wenn ich einen anderen Füller verwende, kommt mir in den Sinn, doch den MB 3-42 zu nehmen. Mit einer geraden, nicht-kratzenden, glatten Feder zu schreiben ist immer wieder eine kleine Umstellung. Und es ist eine Freude, wenn ich wieder den Montblanc 3-42 in der Hand habe.
Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass meine Großmutter den Füller extra verbogen hat. Sie hat ihn stumpf auf den Tisch gehauen oder so. Wenn das stimmen sollte, erkläre ich sie posthum zum Nib-Master
Ich habe einen originalen Montblanc-Füller 3-42 mit einer unversehrten OBB-Feder zum Vergleich (diesen Füller verwende ich aber nie). Die verbogene Feder ist nicht mehr so breit und schreibt nicht mehr so nass. Für mich perfekt. Iris hat die Feder passenderweises VOBB getauft: Verbessertes OBB. Ich stimme ihr völlig zu: Eine Feder muss überhaupt nicht gerade sein. Und sie darf auch etwas kratzen.
Viele Grüße Daniel
Moderation: späteren Beitrag hier eingefügt
Nachtrag: Das Kratzen ist nicht schlimm, nur wenig und hängt auch vom verwendeten Papier und der Tinte ab. Aber es ist da.
Viele Grüße Daniel
Der Füller ist ein Montblanc 3-42 OBB, den ich von meiner Großmutter geerbt habe. Erst wollte ich ihn gar nicht benutzen, denn OBB ist mir zu breit und die Feder ist verbogen. Und der Füller kratzt beim Schreiben.
Aber: Es macht riesen großen Spaß, mit diesem Füller zu schreiben.
Das Kratzen ist dezent und Überraschung: Es fehlt mir, wenn ich andere Füller verwende. Das Kratzen gibt mir ein akustisches Feedback beim Schreiben. Immer, wenn ich einen anderen Füller verwende, kommt mir in den Sinn, doch den MB 3-42 zu nehmen. Mit einer geraden, nicht-kratzenden, glatten Feder zu schreiben ist immer wieder eine kleine Umstellung. Und es ist eine Freude, wenn ich wieder den Montblanc 3-42 in der Hand habe.
Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass meine Großmutter den Füller extra verbogen hat. Sie hat ihn stumpf auf den Tisch gehauen oder so. Wenn das stimmen sollte, erkläre ich sie posthum zum Nib-Master

Ich habe einen originalen Montblanc-Füller 3-42 mit einer unversehrten OBB-Feder zum Vergleich (diesen Füller verwende ich aber nie). Die verbogene Feder ist nicht mehr so breit und schreibt nicht mehr so nass. Für mich perfekt. Iris hat die Feder passenderweises VOBB getauft: Verbessertes OBB. Ich stimme ihr völlig zu: Eine Feder muss überhaupt nicht gerade sein. Und sie darf auch etwas kratzen.
Viele Grüße Daniel
Moderation: späteren Beitrag hier eingefügt
Nachtrag: Das Kratzen ist nicht schlimm, nur wenig und hängt auch vom verwendeten Papier und der Tinte ab. Aber es ist da.
Viele Grüße Daniel
- Edelweissine
- Beiträge: 2677
- Registriert: 08.01.2016 18:32
Re: Die Unverkäuflichen
Guten Morgen,
auch ich beteilige mich gern an diesem Faden.
Meinen Füller, der wird bei mir bleiben dürfen, hatte ich bereits einmal hier vorgestellt:
viewtopic.php?f=11&t=29115&p=318726&hil ... le#p318726
Der Souverän ist ein Erbstück und graviert, er trägt meinen Familiennamen und schreibt toll, warum also sollte ich ihn wieder abgeben? Er hat sich wirklich in mein Herz geschlichen, also gebe ich ihn nicht wieder her.
auch ich beteilige mich gern an diesem Faden.
Meinen Füller, der wird bei mir bleiben dürfen, hatte ich bereits einmal hier vorgestellt:
viewtopic.php?f=11&t=29115&p=318726&hil ... le#p318726
Der Souverän ist ein Erbstück und graviert, er trägt meinen Familiennamen und schreibt toll, warum also sollte ich ihn wieder abgeben? Er hat sich wirklich in mein Herz geschlichen, also gebe ich ihn nicht wieder her.
Gruß,
Heike
Heike
Re: Die Unverkäuflichen
Ah! Welch ein schönes Thema, agathon, danke dafür!
Aber nun komme ich ins Grübeln: Nur ein Füller darf vorgestellt werden? Wie schade! Zunächst dachte ich ja ich hätte keinen Stift der zu diesem Thema passt, aber nach einiger Überlegung fallen mir gleich mehrere ein. Also, was soll‘s? Ich stelle sie einfach vor. Hier nun also sechs kleine Geschichten zu Schreibgeräten, und wie es sich gehört mit allen Zutaten, die dem Füllerfreund das Leben bereichern: Begeisterung! Rührseligkeit! Banalität! Verzweiflung und Wut! Drama! Und einem großen Rätsel, dessen Lösung wir wohl niemals erfahren werden…
Fernsehers Unverkäufliche, Teil 1
Lamy Scala
Ja, Lamy Scala. Eigentlich ist der Füller die Zugabe, mir geht es vor allem um die 14k-Federn von Lamy. Denn das sind die einzigen modernen Federn die ich kenne, die meinen Feder-Härtetest durchweg bestehen: Die EG-blau – Farbtöne von KWZ (blauschwarz, blau #1-3, 5 und 6) so darzustellen dass die unterschiedlichen Eigenschaften der Tinten unter meinen Schreibbedingungen einwandfrei zu unterscheiden sind. Da können die Mitbewerber einpacken.
Gut, dass der Scala die Zugabe sein soll ist natürlich ein wenig untertrieben. Denn ich finde ihn wunderschön, das Design ist in meinen Augen einfach perfekt. Ich wüsste nicht, was man an diesem Füller besser machen könnte! Und erst dieses piano-black – ich liebe es! Aber unverkäuflich? Wahrscheinlich ja, denn als ich merkte dass dieses Modell langsam vom Markt verschwindet habe ich mir gleich noch ein zweites Exemplar gekauft. Für auf Tasche...
Sheaffer Targa (V1) laque brown marbled
Mein mit Abstand hässlichster Füller. Irgendwo habe ich einmal gelesen dass es das Modell in über 40 Farbvarianten gab: brown marbled und mehr als 39 schönere. Aber der Füller ist nicht nur scheußlich, er ist auch noch unpraktisch: Der Konverter ist umständlich zu befüllen und zu reinigen, das Fassungsvermögen ist zu gering, das Griffstück ist mir eigentlich zu schmal und die feine Feder ist hart wie ein Nagel. Aber: Sie schreibt traumhaft! Die Feder schwebt leicht und mühelos über die Seiten, ohne dabei schwammig zu wirken und die Handschrift zu beeinträchtigen. Das ist wirklich sensationell, das kenne ich so von keiner anderen Feder. Ich schreibe immer wieder gerne damit, und kann mir nicht vorstellen den Füller irgendwann einmal weiterziehen zu lassen.
Geha Schulfüller
Ein Erbstück. Der Füller meiner Mutter, den sie sich 1958 zu ihrem Eintritt ins Berufsleben gekauft hat. Obwohl sie ihn in den dreißig letzten Jahren ihres Lebens nicht mehr benutzt hat, bewahrte sie den Füller bis zu ihrem Tod abseits der „üblichen“ Schreibgeräte in ihrem Nachtschränkchen auf. Ich habe ihn zerlegt, gereinigt und geschmiert und nun schreibt er wieder einwandfrei. Leider viel zu breit und mit viel zu üppigem Tintenfluss – dennoch ist der Stift unverkäuflich.
(Teil 2 folgt)
Aber nun komme ich ins Grübeln: Nur ein Füller darf vorgestellt werden? Wie schade! Zunächst dachte ich ja ich hätte keinen Stift der zu diesem Thema passt, aber nach einiger Überlegung fallen mir gleich mehrere ein. Also, was soll‘s? Ich stelle sie einfach vor. Hier nun also sechs kleine Geschichten zu Schreibgeräten, und wie es sich gehört mit allen Zutaten, die dem Füllerfreund das Leben bereichern: Begeisterung! Rührseligkeit! Banalität! Verzweiflung und Wut! Drama! Und einem großen Rätsel, dessen Lösung wir wohl niemals erfahren werden…
Fernsehers Unverkäufliche, Teil 1
Lamy Scala
Ja, Lamy Scala. Eigentlich ist der Füller die Zugabe, mir geht es vor allem um die 14k-Federn von Lamy. Denn das sind die einzigen modernen Federn die ich kenne, die meinen Feder-Härtetest durchweg bestehen: Die EG-blau – Farbtöne von KWZ (blauschwarz, blau #1-3, 5 und 6) so darzustellen dass die unterschiedlichen Eigenschaften der Tinten unter meinen Schreibbedingungen einwandfrei zu unterscheiden sind. Da können die Mitbewerber einpacken.
Gut, dass der Scala die Zugabe sein soll ist natürlich ein wenig untertrieben. Denn ich finde ihn wunderschön, das Design ist in meinen Augen einfach perfekt. Ich wüsste nicht, was man an diesem Füller besser machen könnte! Und erst dieses piano-black – ich liebe es! Aber unverkäuflich? Wahrscheinlich ja, denn als ich merkte dass dieses Modell langsam vom Markt verschwindet habe ich mir gleich noch ein zweites Exemplar gekauft. Für auf Tasche...
Sheaffer Targa (V1) laque brown marbled
Mein mit Abstand hässlichster Füller. Irgendwo habe ich einmal gelesen dass es das Modell in über 40 Farbvarianten gab: brown marbled und mehr als 39 schönere. Aber der Füller ist nicht nur scheußlich, er ist auch noch unpraktisch: Der Konverter ist umständlich zu befüllen und zu reinigen, das Fassungsvermögen ist zu gering, das Griffstück ist mir eigentlich zu schmal und die feine Feder ist hart wie ein Nagel. Aber: Sie schreibt traumhaft! Die Feder schwebt leicht und mühelos über die Seiten, ohne dabei schwammig zu wirken und die Handschrift zu beeinträchtigen. Das ist wirklich sensationell, das kenne ich so von keiner anderen Feder. Ich schreibe immer wieder gerne damit, und kann mir nicht vorstellen den Füller irgendwann einmal weiterziehen zu lassen.
Geha Schulfüller
Ein Erbstück. Der Füller meiner Mutter, den sie sich 1958 zu ihrem Eintritt ins Berufsleben gekauft hat. Obwohl sie ihn in den dreißig letzten Jahren ihres Lebens nicht mehr benutzt hat, bewahrte sie den Füller bis zu ihrem Tod abseits der „üblichen“ Schreibgeräte in ihrem Nachtschränkchen auf. Ich habe ihn zerlegt, gereinigt und geschmiert und nun schreibt er wieder einwandfrei. Leider viel zu breit und mit viel zu üppigem Tintenfluss – dennoch ist der Stift unverkäuflich.
(Teil 2 folgt)
"Reiter werden ja immer gebraucht!"
Re: Die Unverkäuflichen
Fernsehers Unverkäufliche, Teil 2
Otto Hutt 04 „Blümchen“
...für die kitschigen Momente in meinem Leben. Der Füller ist angenehm schwer und liegt ausgezeichnet in meiner Hand. Das Griffstück dürfte dicker sein.
Diesen Füller besitze ich schon ziemlich lange, mit ihm begann meine derzeitige Füllernutzungsphase. Uns verbindet eine echte Hassliebe, denn das Gerät hat eine Eigenart, deren Ursache ich immer noch auf der Spur bin: Mit Stahlfedern schreibt er einwandfrei, mit Goldfedern hingegen nicht. Der Stift liegt als ständige Herausforderung auf meinem Schreibtisch, und ich kann ihn einfach nicht ziehen lassen bevor ich ihn „geknackt“ habe. Aber danach will ich ihn wahrscheinlich gar nicht mehr verkaufen. Obwohl sich dann ein weiteres Problem eröffnet: Dann muss ich herausfinden wie man diese langweilig und charakterlos vor sich hin plörrenden Jowo #5-Aggregate in angenehme Schreiber verwandelt, die mir Lust machen den Stift für das zu benutzen, wofür er hergestellt wurde: Zum Ablegen in der Vitrine. Äh, zum Schreiben, natürlich.
Uhu Primus
Hergestellt zwischen 1949 und 1953. Ein Hammer! Schreiben mag ich ihn nicht, die sehr feine Feder ist so hart dass man mit ihr Ornamente in den Putz schlagen könnte. Dennoch finde ich ihn faszinierend, der Stift ist für mich ein typisches Beispiel für german overengeneering. Oder anders formuliert: Ein Beispiel dafür, wie man nicht existierende Probleme auf möglichst aufwändige Weise löst.
Beispiele gefällig? Das Zelluloid ist nicht etwa einfach rund gebogen und entlang einer Längsnaht verklebt (wie z.B. bei Pelikan), nein, es ist diagonal um die Füllerachse gewickelt (wie z.B. beim Kern einer Klopapierrolle). Die Kolbenschraube besitzt einen besonders raffinierten Mechanismus: Zunächst muss beim Drehen ein Widerstand überwunden werden, und dann passiert – erst einmal nichts. Erst nach Überwindung eines weiteren Widerstandes wird die Kolbenstange in Bewegung versetzt (Christof hat – soweit ich mich erinnere – diesen Mechanismus vor Jahren einmal im FPN vorgestellt). Der Verschluss der Schraubkappe ist legendär: Am unteren Ende des Füllers liegt das Gewinde auf der Innenseite des Schaftes um die Federaufnahme herum angeordnet. Die Feder gleitet in der Kappe in eine Hülse, deren Außengewinde in das Gewinde des Schaftes greift.
Eine ausgesprochen aufwändige Konstruktion, die geringe Fertigungstoleranzen und hohe Präzision beim Zusammenbau der Einzelteile verlangt. Nicht vergessen: Wir schreiben das Jahr 1950! Damals war das sicherlich die Spitze der Kunststofftechnologie. Und stelle ich in Rechnung dass nach 70 Jahren Schrumpfungs- und Versprödungsprozesse zu erwarten sind, finde ich es erstaunlich dass der Füller noch einwandfrei funktioniert. Ein kleines Meisterwerk in Plastik!
Hmm, na ja, zugegeben: Unverkäuflich ist der Stift aber nur weil ich ihn zu einem überhöhten Preis gekauft habe. Bei einem Verkauf würde ich mich nur ärgern.
Kaweco Colleg durchsichtig 645 K
Ein alter, schmaler Füller aus Ebonit und Zelluloid. Ursprünglich war das Ebonit wohl einmal schwarz, und als der Füller zu mir kam war er völlig verkrustet – von durchsichtig keine Spur. Das Tintenfenster habe ich erst bei der groben Grundreinigung entdeckt.
Ich wüsste gerne wie er schreibt, denn die Stahlfeder wirkt auf mich elastisch und leicht flexibel. Leider ist sie ruiniert, der in der Federhülse steckende Teil ist wohl durch die Einwirkung der Tinte korrodiert. Ein Bastelobjekt für lange Winterabende.
Der Füller regt meine Phantasie an. Das Ebonit am hinteren Schaftende ist weniger verfärbt als an den anderen Stellen des Füllers, der Stift wurde also mit Tinte befüllt und dann mit hinten aufgesteckter Kappe abgelegt und vergessen. In diesem Zustand muss er Jahre – oder Jahrzehnte? - gelegen haben. Was mag die Ursache sein?
Ich weiß es nicht, aber in meiner Phantasie entspinnt sich eine Geschichte, in der die über den letzten Brief gebeugte, mumifizierte Leiche des Schreibenden eine Rolle spielt. Und ganz, ganz viele Spinnweben…
Euch allen noch einen schönen Abend!
Otto Hutt 04 „Blümchen“
...für die kitschigen Momente in meinem Leben. Der Füller ist angenehm schwer und liegt ausgezeichnet in meiner Hand. Das Griffstück dürfte dicker sein.
Diesen Füller besitze ich schon ziemlich lange, mit ihm begann meine derzeitige Füllernutzungsphase. Uns verbindet eine echte Hassliebe, denn das Gerät hat eine Eigenart, deren Ursache ich immer noch auf der Spur bin: Mit Stahlfedern schreibt er einwandfrei, mit Goldfedern hingegen nicht. Der Stift liegt als ständige Herausforderung auf meinem Schreibtisch, und ich kann ihn einfach nicht ziehen lassen bevor ich ihn „geknackt“ habe. Aber danach will ich ihn wahrscheinlich gar nicht mehr verkaufen. Obwohl sich dann ein weiteres Problem eröffnet: Dann muss ich herausfinden wie man diese langweilig und charakterlos vor sich hin plörrenden Jowo #5-Aggregate in angenehme Schreiber verwandelt, die mir Lust machen den Stift für das zu benutzen, wofür er hergestellt wurde: Zum Ablegen in der Vitrine. Äh, zum Schreiben, natürlich.
Uhu Primus
Hergestellt zwischen 1949 und 1953. Ein Hammer! Schreiben mag ich ihn nicht, die sehr feine Feder ist so hart dass man mit ihr Ornamente in den Putz schlagen könnte. Dennoch finde ich ihn faszinierend, der Stift ist für mich ein typisches Beispiel für german overengeneering. Oder anders formuliert: Ein Beispiel dafür, wie man nicht existierende Probleme auf möglichst aufwändige Weise löst.
Beispiele gefällig? Das Zelluloid ist nicht etwa einfach rund gebogen und entlang einer Längsnaht verklebt (wie z.B. bei Pelikan), nein, es ist diagonal um die Füllerachse gewickelt (wie z.B. beim Kern einer Klopapierrolle). Die Kolbenschraube besitzt einen besonders raffinierten Mechanismus: Zunächst muss beim Drehen ein Widerstand überwunden werden, und dann passiert – erst einmal nichts. Erst nach Überwindung eines weiteren Widerstandes wird die Kolbenstange in Bewegung versetzt (Christof hat – soweit ich mich erinnere – diesen Mechanismus vor Jahren einmal im FPN vorgestellt). Der Verschluss der Schraubkappe ist legendär: Am unteren Ende des Füllers liegt das Gewinde auf der Innenseite des Schaftes um die Federaufnahme herum angeordnet. Die Feder gleitet in der Kappe in eine Hülse, deren Außengewinde in das Gewinde des Schaftes greift.
Eine ausgesprochen aufwändige Konstruktion, die geringe Fertigungstoleranzen und hohe Präzision beim Zusammenbau der Einzelteile verlangt. Nicht vergessen: Wir schreiben das Jahr 1950! Damals war das sicherlich die Spitze der Kunststofftechnologie. Und stelle ich in Rechnung dass nach 70 Jahren Schrumpfungs- und Versprödungsprozesse zu erwarten sind, finde ich es erstaunlich dass der Füller noch einwandfrei funktioniert. Ein kleines Meisterwerk in Plastik!
Hmm, na ja, zugegeben: Unverkäuflich ist der Stift aber nur weil ich ihn zu einem überhöhten Preis gekauft habe. Bei einem Verkauf würde ich mich nur ärgern.
Kaweco Colleg durchsichtig 645 K
Ein alter, schmaler Füller aus Ebonit und Zelluloid. Ursprünglich war das Ebonit wohl einmal schwarz, und als der Füller zu mir kam war er völlig verkrustet – von durchsichtig keine Spur. Das Tintenfenster habe ich erst bei der groben Grundreinigung entdeckt.
Ich wüsste gerne wie er schreibt, denn die Stahlfeder wirkt auf mich elastisch und leicht flexibel. Leider ist sie ruiniert, der in der Federhülse steckende Teil ist wohl durch die Einwirkung der Tinte korrodiert. Ein Bastelobjekt für lange Winterabende.
Der Füller regt meine Phantasie an. Das Ebonit am hinteren Schaftende ist weniger verfärbt als an den anderen Stellen des Füllers, der Stift wurde also mit Tinte befüllt und dann mit hinten aufgesteckter Kappe abgelegt und vergessen. In diesem Zustand muss er Jahre – oder Jahrzehnte? - gelegen haben. Was mag die Ursache sein?
Ich weiß es nicht, aber in meiner Phantasie entspinnt sich eine Geschichte, in der die über den letzten Brief gebeugte, mumifizierte Leiche des Schreibenden eine Rolle spielt. Und ganz, ganz viele Spinnweben…
Euch allen noch einen schönen Abend!
"Reiter werden ja immer gebraucht!"
Re: Die Unverkäuflichen
Mir gefällt die Erweiterung der semantischen Bandbreite des Titels „Die Unverkäuflichen“ um die Gruppe der Füller, die man auch gar nicht verkaufen kann, neben der Gruppe der Füller, die man nicht verkaufen will.
Grüße
agathon
Re: Die Unverkäuflichen
Bei mir ist es Achim Velte, die Himmelsscheibe von Nebra: viewtopic.php?f=11&t=6140&p=339743#p339742
Gewichtsmäßig für mich fast perfekt...aber nicht mein heiliger Gral.
Und natürlich meine Schulfüller: viewtopic.php?f=11&t=16613&p=314031#p314021
Das ist vor allem nostalgisch begründet.
Gewichtsmäßig für mich fast perfekt...aber nicht mein heiliger Gral.
Und natürlich meine Schulfüller: viewtopic.php?f=11&t=16613&p=314031#p314021
Das ist vor allem nostalgisch begründet.
- JulieParadise
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Re: Die Unverkäuflichen
Früher hätte ich wohl alle meine Füller als unverkäuflich bezeichnet ("Was einmal bei mir ist, gebe ich nicht mehr her!"), aber inzwischen sind doch so einige Füller weitergezogen, die ich für Lieblinge hielt.
Momentan am unverkäuflichsten sind drei, mit einem ganz klaren Favoriten:
3) Montblanc Masterpiece 142 mit noch sehr schön klar gelbem Tintenfenster und herrlicher Feder [Ex-F, jetzt eine seitwärts sehr schmale Italic/Stub F-M]:
2) OMAS Extra Desk Pen [Ex-F, jetzt Italic/Stub F] "Bambi":

Der Füller, das kitschige Rehkitz und das Kalendermodul machen mir seit einem halben so viel Freude, dass ich mir eine Trennung nicht vorstellen mag.
1) Klarer Favorit ist ein ziemlich abgerocktes Montblanc Meisterstück 142 [Ex-F, jetzt Stub/Italic F-M] mit völlig blindem Tintenfenster und einst losem Kappenring, das zwar leider überhaupt nicht für Tintentests taugt, weil es sich niemals-nie zuverlässig säubern lässt, aber dafür die Tinte nur so raushaut, dass es eine wahre Freude ist.
Seit Januar besitze ich es und habe bestimmt 100 ml damit verschrieben, da ich jeweils exklusiv jetzt zrei Diamine-Fläschchen + 1 Herbintinte, mehrere Pröbchen und derzeit eine weitere Tinte darin nutze. Dieser Füller profitiert (wie so viele) sehr davon, die Tinte nicht ständig zu wechseln, sondern einfach immer weiter nachzufüllen, was sich in diesem Fall am besten (da ständig im Köcher neben mir griffbereit) mit dem Visconti Reisetintenfass oder dem Pineider Inkwell bewerkstelligen lässt. Da der 142 recht nass läuft, habe ich mich auf sehr helle Tinten konzentriert; bislang waren dies: Sailor Manyo Nekoyanagi, Sailor Manyo Haha, Sailor Manyo 123, Diamine China Blue, Diamine Misty Blue (nicht so hell), J. Herbin Diabolo Menthe und derzeit die letzten Reste Diamine Beau Blue.
Der Füller ist so ziemlich perfekt, höchstens ein Muster oder eine Maserung wie bei den Montblanc Tiger Eye-Modellen (Link zu fountainpen.de) könnte ihn noch verbessern.
Der so unscheinbare kleine schwarze Schatz schmiegt sich perfekt in die Hand, ist immer schreibbereit, hat eine fantastische, feine und weiche Stub/Italic-Feder, hach, ich liebe ihn!
Momentan am unverkäuflichsten sind drei, mit einem ganz klaren Favoriten:
3) Montblanc Masterpiece 142 mit noch sehr schön klar gelbem Tintenfenster und herrlicher Feder [Ex-F, jetzt eine seitwärts sehr schmale Italic/Stub F-M]:
2) OMAS Extra Desk Pen [Ex-F, jetzt Italic/Stub F] "Bambi":
Der Füller, das kitschige Rehkitz und das Kalendermodul machen mir seit einem halben so viel Freude, dass ich mir eine Trennung nicht vorstellen mag.
1) Klarer Favorit ist ein ziemlich abgerocktes Montblanc Meisterstück 142 [Ex-F, jetzt Stub/Italic F-M] mit völlig blindem Tintenfenster und einst losem Kappenring, das zwar leider überhaupt nicht für Tintentests taugt, weil es sich niemals-nie zuverlässig säubern lässt, aber dafür die Tinte nur so raushaut, dass es eine wahre Freude ist.
Seit Januar besitze ich es und habe bestimmt 100 ml damit verschrieben, da ich jeweils exklusiv jetzt zrei Diamine-Fläschchen + 1 Herbintinte, mehrere Pröbchen und derzeit eine weitere Tinte darin nutze. Dieser Füller profitiert (wie so viele) sehr davon, die Tinte nicht ständig zu wechseln, sondern einfach immer weiter nachzufüllen, was sich in diesem Fall am besten (da ständig im Köcher neben mir griffbereit) mit dem Visconti Reisetintenfass oder dem Pineider Inkwell bewerkstelligen lässt. Da der 142 recht nass läuft, habe ich mich auf sehr helle Tinten konzentriert; bislang waren dies: Sailor Manyo Nekoyanagi, Sailor Manyo Haha, Sailor Manyo 123, Diamine China Blue, Diamine Misty Blue (nicht so hell), J. Herbin Diabolo Menthe und derzeit die letzten Reste Diamine Beau Blue.
Der Füller ist so ziemlich perfekt, höchstens ein Muster oder eine Maserung wie bei den Montblanc Tiger Eye-Modellen (Link zu fountainpen.de) könnte ihn noch verbessern.
Der so unscheinbare kleine schwarze Schatz schmiegt sich perfekt in die Hand, ist immer schreibbereit, hat eine fantastische, feine und weiche Stub/Italic-Feder, hach, ich liebe ihn!
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede | julieparadise.de/berlin-e-ink-meetup
Re: Die Unverkäuflichen
Bei mir sind alle Füller unverkäuflich. Da hier Beispiele erwünscht sind, sind es die Füller, die speziell für mich angefertigt wurden, in einer kleinen Auflage erschienen sind, oder von einem Mitforisten für mich restauriert wurden.
Saarpen #250:
Zwei Achim Velte:
(Auf dem unteren Foto der Galalith)
Pelikan 100:
Saarpen #250:
Zwei Achim Velte:
(Auf dem unteren Foto der Galalith)
Pelikan 100:
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LG
Heinrich
Heinrich
Re: Die Unverkäuflichen
Genau, und man sieht auch gleich wieder, wer sich auskennt.
Ihr Philosophen sucht immer nach absoluter Gewissheit.

V.G.
Thomas
Re: Die Unverkäuflichen
Verkäuflich oder unverkäuflich ist bei mir letztendlich auch eine Frage des Preises, so profan, unsentimental und vielleicht sogar etwas gierig das klingen mag. Wer aktiv eine Sammlung kuratiert weiss, dass man ab und zu auch etwas gehen lassen muss um neue Mittel zu generieren.
Natürlich gibt es immer wieder solche, bei denen es mir etwas schwerer fällt sie ziehen zu lassen, aber schlussendlich würde ich keinen Einzigen als absolut unverkäuflich bezeichnen wollen. (Die meisten Füller, mit denen ich schreibe könnte man vielleicht als unverkäuflich bezeichnen, aber nur weil sie nicht viel wert sind...
)
...und natürlich besitze ich auch die Kategorie von unverkäuflichen (defekten) Füllern. Die sind mir aber schon eher ein Dorn im Auge...
Natürlich gibt es immer wieder solche, bei denen es mir etwas schwerer fällt sie ziehen zu lassen, aber schlussendlich würde ich keinen Einzigen als absolut unverkäuflich bezeichnen wollen. (Die meisten Füller, mit denen ich schreibe könnte man vielleicht als unverkäuflich bezeichnen, aber nur weil sie nicht viel wert sind...

...und natürlich besitze ich auch die Kategorie von unverkäuflichen (defekten) Füllern. Die sind mir aber schon eher ein Dorn im Auge...

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Re: Die Unverkäuflichen
Ja, und wenn es in "streng abgegrenzten Zweifels- und Unsicherheitsgebieten" ist, um Douglas Adams heranzuziehen.

Grüße, Matthias
--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
--
Man kann durchaus zu viele Füller, Papiere und Tinten haben - aber niemals genug.
Re: Die Unverkäuflichen
Gut, ich mache eine Ausnahme:


Diese kleine Familie habe ich mit viel Geduld über die letzten 15 Jahre zusammengetragen, aber das alleine macht sie nach nicht unverkäuflich. Wohl eher der Umstand, dass meine Tochter ein Auge darauf geworfen hat und ich sie ihr so gut versprochen habe.
...so gesehen gehören sie mir eigentlich gar nicht mehr (und sind in diesem Kontext gar nicht repräsentativ...

Beitrag in schwarz: Zollinger als Sammler - Beitrag in grün: Zollinger als Moderator
Re: Die Unverkäuflichen
Na ja, ich habe mir das mit dem Boots oben natürlich schon ein bisschen genauer überlegt
und verweise auf Thoms Definition des Optimums:

V.G.Thom hat geschrieben: ↑22.03.2018 18:46Aber bitte: bei einem Optimum führt jede Veränderung zu einer Verschlechterung.
Thomas