Tintenchromatogramme
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Re: Tintenchromatogramme
Hübsches Chromatogramm. Ich nehme an, Du hast es gemacht, ohne dass die Tinte getrocknet ist?
Viele Grüße Daniel
Viele Grüße Daniel
Re: Tintenchromatogramme
Hier sind Fotos, auf dem das Abbremsenx der Laufmittelfront gut zu erkennen sind. Dies ist noch einmal eine Chromatographie von L'Artisan Pastellier Callifolio Cassis mit Leitungswasser und einem Tropfen Pril Spülmittel. Das Lösungsmittel steigt auf und wird von der Tinte aufgehalten. Auf den Fotos ist gut zu erkennen, wie das Wasser am Rand weiter hochsteigt als bei der Tinte. Das Chromatogramm zeigt eine entsprechend wolkige Auftrennung.K15 hat geschrieben: ↑07.09.2021 11:55Die Wolken in Cassis 6/6
Wie kann ein Farbstoff oder ein Begleitstoff solche Wolken machen? Ich stelle mir das so vor: Das Lösungsmittel ist relativ dünnflüssig. Vor allem, wenn wir Wasser als Laufmittel nehmen. Das Wasser steigt auf, bis es auf die aufgetragene Tinte trifft. Dort löst das Wasser alles, was wasserlöslich ist und nimmt es in der Laufmittelfront mit. Hier sind die Farbstoffe und Begleitstoffe besonders hoch konzentriert. Und wenn das bedeutet, dass die Flüssigkeit hier besonders zähflüssig ist, dann läuft die Lösungsmittelfront nur noch sehr langsam. Dieses Abbremsen der Lösungsmittelfront lässt sich manchmal sogar direkt beobachten.
Die zähflüssige und langsame Schicht in der Laufmittelfront bildet eine Barriere für das nachfließende Laufmittel. An den Stellen, an denen es zufällig etwas weniger zähflüssig ist, kann das Laufmittel die Barriere durchbrechen. Hier fließt das Laufmittel etwas schneller weiter, während an den anderen Stellen das Laufmittel weiter zähflüssig bleibt. So bilden sich die Zungen und Gruben.
Viele Grüße Daniel
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Re: Tintenchromatogramme
Danke. Und ja, ich habe sofort nach dem Tintenauftrag mit der Chromatographie begonnen.
Mit der Idee, die Farben vor der Ausbildung des schwarzen Eisen-III-gallatkomplexes zu sehen. Und man erkennt auf der inneren Fläche, direkt an den zentralen Startpunkt angrenzend, einen mittelblauen Farbbereich. Meines Erachtens eine Übereinstimmung mit dem Chromatogramm der Salix, das ich vor einigen Tagen gezeigt habe (S.19). Meine Hypothese hierzu zielte schon bei der Salix in Richtung Eisensulfat, einem der Zusätze zu der Tinte.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Wo es gerade um Eisengallustinten geht, eine Frage, die ich mir schon beim Beitrag zur Salix gestellt habe:
Was passiert, wenn man den schwarzen Farbstoff, also den Eisen-III-gallatkomplex ein zweites Mal chromatographiert, und zwar mit einer Säure?
Kurzer Exkurs:
Der Eisen-III-gallatkomplex ist im Prinzip wie ein Salz aufgebaut, besteht also aus Kationen und Anionen.
Neben dem dreifach positiv geladenen Eisenkation aus einem dreifach negativ geladenen Anion, dessen negative Ladungen jeweils Sauerstoffatomen zuzuordnen sind. Entstanden durch eine zurückliegende Deprotonierung.
Durch die zugesetzte Säure könnte eine Rückreaktion verursacht werden, also der Komplex wieder gelöst werden.
Zur Chromatographie:
Beim Chromatogramm (links) sieht man deutlich den schwarzen, wasserunlöslichen Komplex.
Beim Chromatogramm (rechts) erkennt man, dass die aufsteigende Säure (hier Essigsäurelösung (25%)) den Komplex z.T. auflöst und eine blaufarbene „Spur“ hinterlässt.
Was passiert, wenn man den schwarzen Farbstoff, also den Eisen-III-gallatkomplex ein zweites Mal chromatographiert, und zwar mit einer Säure?
Kurzer Exkurs:
Der Eisen-III-gallatkomplex ist im Prinzip wie ein Salz aufgebaut, besteht also aus Kationen und Anionen.
Neben dem dreifach positiv geladenen Eisenkation aus einem dreifach negativ geladenen Anion, dessen negative Ladungen jeweils Sauerstoffatomen zuzuordnen sind. Entstanden durch eine zurückliegende Deprotonierung.
Durch die zugesetzte Säure könnte eine Rückreaktion verursacht werden, also der Komplex wieder gelöst werden.
Zur Chromatographie:
Beim Chromatogramm (links) sieht man deutlich den schwarzen, wasserunlöslichen Komplex.
Beim Chromatogramm (rechts) erkennt man, dass die aufsteigende Säure (hier Essigsäurelösung (25%)) den Komplex z.T. auflöst und eine blaufarbene „Spur“ hinterlässt.
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Ich will mal nochwas ergänzen, die Essigsäure ist nämlich selbst ein Komplexbildner mit Eisen. Und genau den Ansatz verfolgt man auch bei der Restaurierung alter Eisengallusschriften um den Eisenüberschuss im Papier zu beseitigen. Man versucht das Eisen mit schwächeren Komplexbildnern als Gallussäure zu komplexieren. Früher wurden Eisengallustinten u.a. auch mit Essig gemacht.
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
Re: Tintenchromatogramme
Danke Dir für die Info.
Das müsste das fehlende Puzzleteil sein bei der Aufklärung der chemischen Reaktion, die durch die beiden Chromatogramme gezeigt wird:
Der Komplex (Eisen 3+ / Gallatanion 3-) reagiert mit Essigsäure zu Gallussäure und einer „Eisen-Acetat-Verbindung“.
Mit meinen Mittelstufenchemiekenntnissen hatte ich zunächst nur über Eisenacetat nachgedacht. Dieses Salz besitzt aber eine braune Farbe. Da der neue Stoff, der sich oberhalb des zentralen „Komplexfleckens“ zeigt, eine blaue Farbe besitzt, läuft es wohl auf den von Dir genannten Eisenacetatkomplex hinaus.
Natürlich wieder nur als Hypothese (ohne Wahrheitsanspruch).
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
In den EG-Schriftzügen finden komplexe Reaktionen statt, die auch über lange Zeit ablaufen. Die Wissenschaft ist da auf den Eisengallat-Komplex fixiert und seine räumliche Struktur. In Wahrheit war in den alten Eisengallustinten, wenn die nicht gerade verschimmelt sind, kaum Gallussäure. Die schießen da voll am Ziel vorbei. Und was dann nach Jahrhunderten die Schriftzüge bildet,
ist nochmal eine ganz andere Frage.
V.G.
Thomas
ist nochmal eine ganz andere Frage.
V.G.
Thomas
Re: Tintenchromatogramme
L'Artisan Pastellier Bleu Myosotis Scented Ink
Ein Vergissmeinnicht-Blau, das einfach nur aus diesem einen Blau besteht.
Ansonsten kann ich hier im Forum keine Erwähnung dieser Tinte finden. Es hilft bei der Suche allerdings nicht, dass es eine weitere Tinte gibt, die den gleichen Namen hat: J. Herbin Bleu Myosotis.
Deshalb nenne ich hier den Link zur Beschreibung beim Hersteller: https://artisanpastellier.com/produit/encre-parfumee/
Viele Grüße Daniel
Ein Vergissmeinnicht-Blau, das einfach nur aus diesem einen Blau besteht.
Ansonsten kann ich hier im Forum keine Erwähnung dieser Tinte finden. Es hilft bei der Suche allerdings nicht, dass es eine weitere Tinte gibt, die den gleichen Namen hat: J. Herbin Bleu Myosotis.
Deshalb nenne ich hier den Link zur Beschreibung beim Hersteller: https://artisanpastellier.com/produit/encre-parfumee/
Viele Grüße Daniel
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- L-Artisan-Pastellier-Bleu-Myosotis-Chromatographie-Wasser.jpg (677.04 KiB) 3419 mal betrachtet
Re: Tintenchromatogramme
Ein wunderschönes dunkles Violett mit gutem Fluß.
Das gerade chromatografieren muß ich wieder lernen 
LG
Andrea
Andrea
Re: Tintenchromatogramme
Liebe Andrea,
schöne Auftrennung. Ästhetisch schön und gute Trennung der Farben. Welches Trägermaterial verwendest Du?
Viele Grüße Daniel
schöne Auftrennung. Ästhetisch schön und gute Trennung der Farben. Welches Trägermaterial verwendest Du?
Viele Grüße Daniel
Re: Tintenchromatogramme
Lieber Daniel,
vielen Dank. Ich verwende noch Überbleibsel aus dem Studium:
Polygram SIL G/UV Fertigfolien für die DC von Macherey-Nagel.
0,25 mm Kieselgel mit Fluoreszensindikator
vielen Dank. Ich verwende noch Überbleibsel aus dem Studium:
Polygram SIL G/UV Fertigfolien für die DC von Macherey-Nagel.
0,25 mm Kieselgel mit Fluoreszensindikator
LG
Andrea
Andrea
Re: Tintenchromatogramme
Rohrer & Klingner Scabiosa
Wenn die Rohrer & Klingner Salix hier schon mit mehreren Beiträgen behandelt wird, sollte die zweite bekannte Eisengallustinte des Herstellers nicht zurückstehen.
Um es vorwegzunehmen, die Scabiosa gefällt mir vom Aussehen gut, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Mit einer durchschnittlichen Feder im Hinblick auf den Tintenfluss (1.5 Stub) farblich im grauvioletten Bereich, bei stärkerem Tintenauftrag changiert die Tinte bis ins Schwarzviolette.
Die Sättigung liegt wie zu erwarten eher im mittleren Bereich, denn die Hilfsfarbstoffe (s. Chromatogramme) spielen bei einer Eisengallustinte nun mal nur die zweite Geige. Das Thema Eisen-III-gallatkomplex erst in einem späteren Beitrag, nachdem die auf ein Filterpapier aufgetragene Probe ausreichende Zeit zur Oxidation bekommen hat. Erst dann ein Vergleichschromatogramm.
Zur entsprechenden Wasserfestigkeit gibt es hier bereits zahlreiche Beiträge, deshalb direkt zu den Chromatogrammen mit der frisch aufgetragenen Tinte:
Bei den beiden Chromatogrammen mit dem Laufmittel Wasser zeigt sich sofort an der Startlinie bzw. am Startpunkt der wasserunlösliche Eisen-III-gallatkomplex. Im Gegensatz zum Rundchromatogramm ist beim Streifendiagramm der blaue Farbstoff kaum noch zu sehen, was ganz gut zu der deutlich längeren Chromatographierzeit passt (60‘ statt 10‘). Und zur Hypothese, dass es sich dabei um das Edukt Eisensulfat handelt. Zur besseren Sichtbarkeit beim Schreibvorgang ist ein Gemenge aus mehreren Farbstoffen zugesetzt worden.
Beim Laufmittelgemisch (Ethanol : Wasser = 2 : 3) fehlt der Komplex (noch).
Der Tintenvergleich auf einem anderen Papier (TR 52):
Wenn die Rohrer & Klingner Salix hier schon mit mehreren Beiträgen behandelt wird, sollte die zweite bekannte Eisengallustinte des Herstellers nicht zurückstehen.
Um es vorwegzunehmen, die Scabiosa gefällt mir vom Aussehen gut, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Mit einer durchschnittlichen Feder im Hinblick auf den Tintenfluss (1.5 Stub) farblich im grauvioletten Bereich, bei stärkerem Tintenauftrag changiert die Tinte bis ins Schwarzviolette.
Die Sättigung liegt wie zu erwarten eher im mittleren Bereich, denn die Hilfsfarbstoffe (s. Chromatogramme) spielen bei einer Eisengallustinte nun mal nur die zweite Geige. Das Thema Eisen-III-gallatkomplex erst in einem späteren Beitrag, nachdem die auf ein Filterpapier aufgetragene Probe ausreichende Zeit zur Oxidation bekommen hat. Erst dann ein Vergleichschromatogramm.
Zur entsprechenden Wasserfestigkeit gibt es hier bereits zahlreiche Beiträge, deshalb direkt zu den Chromatogrammen mit der frisch aufgetragenen Tinte:
Bei den beiden Chromatogrammen mit dem Laufmittel Wasser zeigt sich sofort an der Startlinie bzw. am Startpunkt der wasserunlösliche Eisen-III-gallatkomplex. Im Gegensatz zum Rundchromatogramm ist beim Streifendiagramm der blaue Farbstoff kaum noch zu sehen, was ganz gut zu der deutlich längeren Chromatographierzeit passt (60‘ statt 10‘). Und zur Hypothese, dass es sich dabei um das Edukt Eisensulfat handelt. Zur besseren Sichtbarkeit beim Schreibvorgang ist ein Gemenge aus mehreren Farbstoffen zugesetzt worden.
Beim Laufmittelgemisch (Ethanol : Wasser = 2 : 3) fehlt der Komplex (noch).
Der Tintenvergleich auf einem anderen Papier (TR 52):
LG
Heinrich
Heinrich
Re: Tintenchromatogramme
Noch eine Tinte, die einfach nur aus einem Blau besteht: Pilot Iroshizuku Kon-Peki. Das Laufmittel ist Wasser.
Ein großer Anteil der Farbe bleibt auf der Startlinie liegen. Die Tinte ist vermutlich relativ beständig gegen Wasser. Ich habe keine Probe hier, um das auszuprobieren.
Die dazugehörige Tintenbesprechung ist hier: viewtopic.php?f=48&t=4963
Viele Grüße Daniel
Ein großer Anteil der Farbe bleibt auf der Startlinie liegen. Die Tinte ist vermutlich relativ beständig gegen Wasser. Ich habe keine Probe hier, um das auszuprobieren.
Die dazugehörige Tintenbesprechung ist hier: viewtopic.php?f=48&t=4963
Viele Grüße Daniel
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- Pilot-Iroshizuku-Kon-peki-Chromatogramm-Wasser.jpg (538.93 KiB) 3247 mal betrachtet
Re: Tintenchromatogramme
Fritz Schimpf Niebla (misty violet)
Farblich nicht weit entfernt von der gestern gezeigten R&K Scabiosa.
Farblich nicht weit entfernt von der gestern gezeigten R&K Scabiosa.
LG
Heinrich
Heinrich