Sonstiges
Ich habe mich nicht getraut, die Feder auszubauen. Sie sieht zum Stecken aus, war mir aber zu riskant. Ebenfalls konnte ich nicht herausfinden, ob die Kappe aufgesteckt werden kann. Bei sehr vorsichtigem Aufstecken sitzt sie komisch, fester habe ich es nicht versucht. Sie sieht nicht so aus, als würde sie einrasten (das Käppchen vom Schaft ist glatt), und da ich sowieso nie die Kappe aufstecke, habe ich es dabei belassen.
Zeichentest auf Aquarellpapier Hahnemühle Bamboo 265 gsm mixed media: Zum Zeichnen sehr gut geeignet durch den hohen Schwerpunkt (kann flach gehalten werden), Feder schreibt bei flacher Führung gut, der mittelmäßige Tintenfluss ist optimal für Schraffuren, die leichte Kratzigkeit stört beim Zeichnen nicht, da gehört das so.

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Anmerkung zu Onlineinformationen:
Wo sucht man heutzutage alles? Natürlich im Internet. Ich suche sowieso immer zuerst im Internet (und kaufe dann offline im Laden

). Hier sind also Informationen, die ein interessierter Käufer auf die Schnelle im Internet zum Waldmann Tango findet:
Angeschaute Websites (die ersten, die Google ausgespuckt hat):
Lord-Pen:
https://www.lord-pen.de/faeuellhalter-w ... ign/a-5727
Penoblo:
https://www.penoblo.de/products/waldman ... -plattiert (übrigens in meiner Nähe, also könnte ich in lockdownfreien Zeiten dort den Füller anschauen)
Schreibundstil:
https://schreibundstil.de/collections/w ... ign-silber
Papeterie Ballin:
https://www.kolbenfueller.de/Schreibger ... hwarz.html
Schreibkultur Nova:
https://www.schreibkultur-nova.de/shop/ ... nn%20tango
Papierfischer:
https://www.papierfischer.de/shop/waldm ... der-b.html
Wenn ich schon nach teuren Stiften suche, dann brauche ich keine Werbung mehr; was ich brauche, sind Informationen, damit ich mir den richtigen Stift aussuche. Damit sieht es bei diesen Anbietern mau aus.
Was sofort negativ auffällt: Die Bilder bei allen diesen Anbietern sehen aus, als wären sie keine Fotos, sondern Exporte eines CAD-Programms (oder eben stark nachbearbeitete Fotos). Wenn ich mir einen Füller suche, möchte ich kein künstliches Bildchen sehen, sondern ein Foto eines real existierenden Schreibgeräts (aus demselben Grund werden in der Penexchange-Tauschbörse eigene Fotos verlangt, auch wenn das angebotene Schreibgerät nagelneu ist und genauso aussieht wie beim Hersteller). Ein guter Fotograf kriegt das hin! Solche künstlichen Bildchen schaffen Misstrauen.
Außerdem: auf allen diesen Bildern fehlt die in Wirklichkeit vorhandene kleine Stufe zwischen Schaft und Griffstück (siehe Pfeil auf dem Screenshot). Damit erscheint der Absatz größer, als er in Wirklichkeit ist. Mit dem Absatz vom Bildchen (ohne die kleine Stufe) würde sich der Füller in meinen Augen sofort ins Abseits katapultieren, weil ich solche Absätze nicht leiden kann, die verursachen starkes Unbehagen bei mir, auch wenn ich beim Schreiben gar nicht darauf greife. Mit der Stufe ist der Durchmesserunterschied kleiner und zwar nicht optimal, aber durchaus in Ordnung. Zumindest bei mir ist das der Unterschied zwischen „vielleicht kaufen“ (Original) und „auf gar keinen Fall kaufen“ (Internetbild). Entscheidend. Die Diskrepanz zwischen dem, was man auf dem Bild sieht, und dem, was man dann in der Hand hält, ist ebenfalls nicht vertrauensbildend! Vielleicht findet jemand gerade einen solchen ausgeprägten Absatz hübsch – und dann fehlt er beim realen Füller?

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Bei Schreibkultur Nova ist der Füller mit zweifarbiger Feder dargestellt statt mit der rutheniumbeschichteter – hat es seine Richtigkeit? Bei mir fällt eine solche Feder unter „geht gar nicht“, somit wäre er weg vom Fenster (mit der dunklen dagegen finde ich ihn stimmig und schön). Bei allen Anbietern fehlen wichtige („technische“) Produktangaben, die bei solchen übersättigten Haarspaltern wie uns (Sammlern und –liebhabern) essentiell für die Kaufentscheidung sind. Bei Penoblo fehlen sogar Maße und Gewicht (oder zumindest schwer zu finden? Oder wird nachgepflegt? Da steht „in Kürze…Artikelbeschreibung“).
Lord-Pen: Maß an dickster Stelle, mich interessiert aber vor allem das Griffstück. Länge ohne Kappe: gut. Gewicht: mit oder ohne Kappe?
Penoblo: nichts
Schreib und Stil: nichts
Papeterie Ballin: nichts
Schreibkultur Nova: nichts
Papier Fischer: Länge mit und ohne Kappe, sonst nichts.
Dagegen Informationen, die bei Fritz Schimpf zu finden sind (zu einem anderen Füller):

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Mir sind besonders der Schwerpunkt wichtig (viel wichtiger als das Gesamtgewicht) und der Durchmesser des Griffstücks. Diese Infos finde ich bei Fritz Schimpf. Wenn Schimpf den Waldmann führen würde, dann sicher auch zu dem.
Fazit:
Subjektiv
„Mein“ Füller ist es nicht. Mit dem nervigen langen Gewinde taugt er höchstens für lange Schriftstücke, und dafür ist er mir das Griffstück zu dünn und zu rutschig. Außerdem liegt der Schwerpunkt zu weit hinten, was das Schreiben in meiner Haltung anstrengend macht.
Was mir nicht gefällt (zum Schreiben): langes Gewinde (viel Zeit zum Auf- und Zuschrauben, damit unpraktisch für Einhandbedienung und/oder kurze Notizen), hecklastig, Griffstück zu dünn und zu rutschig, Feder kratzig, Tintenfluss zu schwach (ich mag „Schläuche“).
Was mir an ihm gefällt: Edle Optik, sehr schönes Design (dunkle Beschläge!), Plastik auf Minimum reduziert. Gut zum Zeichnen: Schwerpunkt weit hinten (beim Zeichnen halte ich einen Stift komplett anders als beim Schreiben), mittelmäßiger Tintenfluss.
Objektiv
Das Preis-Leistungsverhältnis finde ich nicht stimmig. Mit dem Schaft aus Silber und dem Preis erhebt der Füller den Anspruch, zu den edleren zu gehören. Dem wird er nicht gerecht. Ich würde ihn, abgesehen vom Silber (da kenne ich die Preise nicht, und mir ist sowas auch überhaupt nicht wichtig), eher in der Preisklasse eines Faber-Castell Ambition oder E-motion einordnen – nur kosten die ein Drittel bis ein Viertel. Für >200 Euro erwarte ich mindestens eine einwandfrei und angenehm schreibende Feder wie die von Faber-Castell (auch die vom 30 Euro-Loom!), außerdem ein Gewinde aus Metall wie z. B. bei Kaweco Sport, Supra, Liliput. Vielleicht wäre es eine Lösung, das Silber durch Edelstahl oder andere Metalle zu ersetzen und damit den Füller in eine andere Preisklasse versetzen. So aber ist das empfindliche Kunststoffgewinde nicht überzeugend (beim FC E-motion leider auch, und auch da geht es nach Rückmeldungen von Nutzern öfters kaputt). Ein Füller, der 200 Euro und mehr kostet, muss sich in meinen Augen mit einem Lamy 2000 vergleichen lassen, und da ist beim Tango, was Nutzeigenschaften angeht, noch eine Größenordnung dazwischen. Das Aussehen und die Haptik sind Geschmackssache und spielen bei diesem Vergleich gar keine Rolle, aber der Lamy hat einen sehr leicht laufenden Kolben (jedes Mal eine Wonne, ihn zu bedienen), eine Steckkappe, die absolut dicht schließt und über Jahrzehnte nicht ausleiert, weil die Sicherungsnoppen aus gefedertem Draht bestehen, und eine weiche, satt schreibende, aalglatte Goldfeder. Außerdem werden Lamy 2000 von der Fa. Lamy auch nach vielen Jahren auf Kulanz repariert, man hat also quasi eine lebenslange Garantie (nicht immer, aber oft). Waldmann gibt eine Vorratshaltung für Ersatzteile von 10 Jahren an. Und dann – wegwerfen?
Der Tango ist wie ein Sportwagen – überteuert, unpraktisch, macht aber irgendwie Spaß.
Den Füller habe ich trotzdem gekauft, und er bleibt bei mir. Ich schmachte nämlich seit Jahren den Graf von Faber-Castell Classic Macassar an, der eine ähnliche Optik und Haptik hat und genauso wenig zu mir passen würde, weil auch dünn und rutschig. Der Tango ist eine beständige Mahnung an mich selbst, warum ich den Macassar nicht kaufen sollte.
Außerdem würde mich die „Standzeit“/Langlebigkeit interessieren. Die Feder habe ich nachbearbeitet, weil ich keine Geduld habe, zu warten, bis sie sich am Papier einschleift, aber ich möchte wissen, wie sich das Gewinde verhält, wenn man den Füller über Monate 30 Mal täglich öffnet und schließt. Ich würde ihn gern ordentlich strapazieren – überall mitnehmen, auch im Federmäppchen mit anderen Stiften oder im Rucksack, mit ihm auf verschiedenen Papieren und mit verschiedenen Tinten schreiben – wie ist der Tintenfluss mit einer Diamine? Vielleicht ist er nur mit der Tanzanite mittel (ich konnte in den paar Tagen noch keine andere Tinte testen)? Unter anderem interessiert mich, wie das Silber nach einiger Zeit aussieht – es müsste doch anlaufen? Und wenn man poliert, kommt man aber nicht an die Vertiefungen im Schaft heran, die bleiben dann also dunkel, und die Optik des Stifts ändert sich, oder? Wie schnell verkratzt die Oberfläche? Geht die Ruthenium-Beschichtung ab?
Aktuell liegt er trotzdem in der Schublade, ich habe wieder einmal meine Kugelschreiberphase

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