Hallo,
Sorry das ich hier nochmal dieses Thema bringe, aber mich würde nun wirklich einmal interessieren wo in der Praxis der Unterschied zwischen 14k und 18k Feder bei Pelikan besteht.
Nachdem ich etliche Beiträge hier gelesen habe und auch bei den div. US-Fachleuten (Binder und Mottishaw) nachgeschaut habe, hab ich immer mehr den Eindruck das die 18k Feder mehr Prestige hat weil mehr Gold nach Mehr Wert aussieht, das aber in der Praxis gar kein Unterschied ist. Eher im Gegenteil für manche Fälle (flexibel, ...) ist die 14k die bessere Feder.
Stimmt das so?
- Weich oder hart, flexibel oder steif hängt offensichtlich von Form und schliff ab, nicht vom Goldgehalt.
- Mehrwert weil mehr Gold? Das kann ja wohl nicht Ernst sein.
Ich hab selbst keinen Pelikan mit 18k feder, kann also keinen Vergleich ziehen. Daher nochmal die Frage: Sind Pelikan mit 18k Feder in irgendeinem Punkt besser oder anders als die mit 14k Federn.
Würde mich wirklich interessieren!
Gruß
Max
14K Feder <> 18K Feder
Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator
Hallo max,
ich hatte schon einiges zu verschiedenen Pelikan Federn, die ich mal in den Händen hatte, in der Rubrik "Rund um die Feder" unter dem Titel "Auf der Suche nach der 'flexiblen Feder'" geschrieben, aber wahrscheinlich hast Du die Sachen dort schon gelesen.
Daher ein paar Gedanken von der Seite der Produktentwicklung her. (Zwar nur hypothetische, da ich leider noch keinen Einblick bei Pelikan und Co. hatte, doch könnte ich mir gut vorstellen, daß es so ähnlich läuft. Auf jeden Fall gibt es nochmal einen anderen Blickwinkel auf die Problematik).
Normalerweise werden wohl z.B. vom Marketing, Produktentwickler o.ä. Vorgaben gemacht, die die Eigenschaften des Zielproduktes beschreiben. Bei einer Feder z.B.:
- Sie soll weich schreiben,
- eine gewisse Spreizung zulassen
- aber trotzdem auch unter starkem Druck nicht dauerhaft verformt werden
- und darf natürlich nicht mehr als xx Euro kosten
- ach ja, da sie für einen hochwertigen Füller bestimmt ist, kommt nur eine Goldfeder der Größe y mindestens 14K Gold in Frage
Der Produktdesigner/Ingenieur muß nun diese Spezifikationen umsetzen, Dazu kann er in gewissen Grenzen das Material wie auch die Ausgestaltung (Form) auswählen und gestalten.
Die gewissen Grenzen sind noralerweise durch die Endkosten limitiert, so daß man einen bestimmten Kompromiß eingehen muß. So kann man eine spezielle Goldlegierung wahrscheinlich einfacher herstellen lassen als einen kundenspezifischen Stahl. Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Hochleistungsstähle schon von der Stange.
Auch die Prozesskosten sind wesentlich: Ein einfaches Stanzen und biegen ist sicher preiswerter als eine "Laserablation mit anschließendem Plasma-Ätzen".
Leider sind normalerweise nie alle Wünsche gleichzeitig zu verwirklichen, so daß Kompromisse eingegangen werden: Hier kommt die Unterscheidung zwischen 14K und 18K ins Spiel. 14K ist normalerweise elastischer und federnder als 18K. Man kann also dünnere Federn machen, die einen größeren elastischen Bereich haben, sich also bei gleicher Kraft weiter spreizen lassen ohne permanent zu verbiegen. 18K klingt nobler und ist schwerer in brauchbare (flexible) Federn zu verwandlen und waren daher auch seltener. Gold ist normalerweise einfacher zu verarbeiten als Hochleistungsstähle.
So, sind 14K Federn also anders als 18K Federn (bzw. Stahl)? JA!
Merkt man den Unterschied? KOMMT DRAUF AN!
Fall 1) man hat eine extrem harte und stabile Feder konstruiert. Da hier die elastischen Eigenschaften in erster Linie unwesentlich sind, merkt man keinen Unterschied!
Fall 2) man hat eine superelastische Feder konstruiert und die beste 14K Legierung für diesen Fall optimiert, nun nutzt man dieselbe Stanzplatine, um eine 18K-Nobelfeder für eine kleine Exportserie herzustellen, damit die Feder nicht sofort verbiegt macht man sie halt etwas dicker. Von den Schreibeigenschaften ist die 18K-Feder von der 14K Feder meilenweit entfernt.
Fall 3) man hat eine mittelelastische Gebrauchsfeder mit kleinem Spreizbereich in 14K. Da man aus strategischen Überlegungen heraus auf das "noblere" 18K umsteigen möchte, konstruiert man unter der alten Spezifikation aber mit neuem Material nochmal von Grund auf neu. Man wird im normalen Gebrauch kaum einen Unterschied merken!
Warum aber der Hype für Fall 3 (M800 14K vs. 18K) wenn man normalerweise kaum einen Unterschied merkt? Die Betonung liegt hier eindeutig auf normalerweise: Wenn man die Feder nachträglich flexibilisieren möchte und in den Grenzbereich vorstößt, hat die 14K Feder aufgrund des theoretisch elastischeren Materials die größeren Reserven. Resultat die Feder kann flexibler gemacht werden.
Wenn das Marketing Federn möchte, die sich wie Stahlnägel schreiben, ist das Material unwesentlich, solange die Oberflächeneigenschaften von Feder und Tintenleiter den angenehmen Tintenfluß sichern.
Es existieren Serien der 18K Federn für den M800 , die sich in vielen Fällen praktisch genauso schreiben lassen wie die 14K Federn, wenn man "Normalnutzer" ist. Warum nicht 18K nehmen, um Kunden anderer Füllermarken den Umstieg zu erleichtern.
(Schade ist nur, daß fast immer mit der Einführung einer neuen Serie die alte aus Kostengründen eingestellt wird. Jeder sollte das Produkt auswählen können, das er möchte.)
Nach der ganzen Theorie, was bedeutet das praktisch für Pelikan?
Bei den alten Füllern sind die Export-Modelle oft mit 18K-Feder ausgerüstet gewesen während die Normalware 14K-Federn hatte. Ich würde sagen, daß es sich hier um den unter 2 beschriebene Fall handelt. Bei dem 140 Export und dem 400 Export, die ich mal schreiben konnte, war die 18K Feder ähnlich weit zu spreizen wie die analogen 14K Federn, jedoch viel weicher und "langsamer" im Zurückfedern. Ich hatte ständig die Befürchtung zu weit gegangen zu sein.
Bei den M800ern habe ich bisher mit 14K F und M sowie 18K M und B (alte Serie) und 18K B (neue Serie) geschrieben. Hier liegt eindeutig Fall 3 vor. Bei wenig Druck habe ich kaum einen Unterschied gespürt, der über die normale Federstreuung hinausgeht. Erst bei starken Druckwechseln, die aber normalerweise selten vorkommen, waren die 14K Federn "direkter" als die 18K Federn (alten Serie). Der Unterschied zwischen 18K alter und neuer Serie war aus meiner Sicht viel gravierender, da die neue Serie zu Fall 1 (Stahlnagel-Profil) gehörte und somit eine ganz andere Design-Philosophie verkörperte, die nicht allein durch das Material bestimmt ist (eben Kugelschreiber-Feeling).
Da fällt mir noch der M600 (alte Serie) ein, den ich mit 14K M und 18K M geschrieben habe: Mir ist auch hier kaum ein Unterschied in Erinnerung, da der Tintenleiter nicht genug Tinte lieferte, um in einen relevanten Grenzbereich vorzustoßen.
Mein Tip ist:
Ausprobieren und die Feder nehmen mit der man am besten zurecht kommt und die am besten gefällt. (Es bleibt auf lange Sicht sowieso nicht bei einem Füller!) Die individuellen Streuungen zwischen unterschiedlichen Produktionsserien bzw. sogar individuen derselben Serie können oft wesentlicher für das Schreibgefühl sein, als der Unterschied zwischen 14K und 18K (meine persönliche Meinung).
Meinen M405 ziert eine blanke Stahlfeder aus dem 120er (Breite ST). Sie schreibt phantastisch, viel besser als die Original-Feder (oder besser gesagt, paßt ihre Schreibcharakteristik viel besser zu mir als die des Originals). Es muß eben nicht immer Gold sein ! (Und darüberhinaus paßt das Silber besser zum Chrom als die Bicolor-Feder.)
In meinem Unterwegs-Füller (140) benutze ich eine semiflexible 14K-Feder mit Ebonit-Tintenleiter.
Im M805 am Schreibtisch habe ich zwar auch eine 14K-Feder, aber nicht weil sie besser schreibt als die 18K, sondern weil das Gold wesentlich heller ist und somit besser zum Chrom paßt.
Zum Schluß vielleicht noch eine Analogie aus einem anderen Bereich: Für einen Pianisten ist ein Steinway produziert 1963 in Hamburg im Januar auch nicht gleich Steinway 1963 Hamburg aber Februar-Produktion.
Tja, es gibt viele (auch sehr persönliche) Kriterien was besser ist.
Mit freundlichem Gruß
nibby
ich hatte schon einiges zu verschiedenen Pelikan Federn, die ich mal in den Händen hatte, in der Rubrik "Rund um die Feder" unter dem Titel "Auf der Suche nach der 'flexiblen Feder'" geschrieben, aber wahrscheinlich hast Du die Sachen dort schon gelesen.
Daher ein paar Gedanken von der Seite der Produktentwicklung her. (Zwar nur hypothetische, da ich leider noch keinen Einblick bei Pelikan und Co. hatte, doch könnte ich mir gut vorstellen, daß es so ähnlich läuft. Auf jeden Fall gibt es nochmal einen anderen Blickwinkel auf die Problematik).
Normalerweise werden wohl z.B. vom Marketing, Produktentwickler o.ä. Vorgaben gemacht, die die Eigenschaften des Zielproduktes beschreiben. Bei einer Feder z.B.:
- Sie soll weich schreiben,
- eine gewisse Spreizung zulassen
- aber trotzdem auch unter starkem Druck nicht dauerhaft verformt werden
- und darf natürlich nicht mehr als xx Euro kosten
- ach ja, da sie für einen hochwertigen Füller bestimmt ist, kommt nur eine Goldfeder der Größe y mindestens 14K Gold in Frage
Der Produktdesigner/Ingenieur muß nun diese Spezifikationen umsetzen, Dazu kann er in gewissen Grenzen das Material wie auch die Ausgestaltung (Form) auswählen und gestalten.
Die gewissen Grenzen sind noralerweise durch die Endkosten limitiert, so daß man einen bestimmten Kompromiß eingehen muß. So kann man eine spezielle Goldlegierung wahrscheinlich einfacher herstellen lassen als einen kundenspezifischen Stahl. Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Hochleistungsstähle schon von der Stange.
Auch die Prozesskosten sind wesentlich: Ein einfaches Stanzen und biegen ist sicher preiswerter als eine "Laserablation mit anschließendem Plasma-Ätzen".
Leider sind normalerweise nie alle Wünsche gleichzeitig zu verwirklichen, so daß Kompromisse eingegangen werden: Hier kommt die Unterscheidung zwischen 14K und 18K ins Spiel. 14K ist normalerweise elastischer und federnder als 18K. Man kann also dünnere Federn machen, die einen größeren elastischen Bereich haben, sich also bei gleicher Kraft weiter spreizen lassen ohne permanent zu verbiegen. 18K klingt nobler und ist schwerer in brauchbare (flexible) Federn zu verwandlen und waren daher auch seltener. Gold ist normalerweise einfacher zu verarbeiten als Hochleistungsstähle.
So, sind 14K Federn also anders als 18K Federn (bzw. Stahl)? JA!
Merkt man den Unterschied? KOMMT DRAUF AN!
Fall 1) man hat eine extrem harte und stabile Feder konstruiert. Da hier die elastischen Eigenschaften in erster Linie unwesentlich sind, merkt man keinen Unterschied!
Fall 2) man hat eine superelastische Feder konstruiert und die beste 14K Legierung für diesen Fall optimiert, nun nutzt man dieselbe Stanzplatine, um eine 18K-Nobelfeder für eine kleine Exportserie herzustellen, damit die Feder nicht sofort verbiegt macht man sie halt etwas dicker. Von den Schreibeigenschaften ist die 18K-Feder von der 14K Feder meilenweit entfernt.
Fall 3) man hat eine mittelelastische Gebrauchsfeder mit kleinem Spreizbereich in 14K. Da man aus strategischen Überlegungen heraus auf das "noblere" 18K umsteigen möchte, konstruiert man unter der alten Spezifikation aber mit neuem Material nochmal von Grund auf neu. Man wird im normalen Gebrauch kaum einen Unterschied merken!
Warum aber der Hype für Fall 3 (M800 14K vs. 18K) wenn man normalerweise kaum einen Unterschied merkt? Die Betonung liegt hier eindeutig auf normalerweise: Wenn man die Feder nachträglich flexibilisieren möchte und in den Grenzbereich vorstößt, hat die 14K Feder aufgrund des theoretisch elastischeren Materials die größeren Reserven. Resultat die Feder kann flexibler gemacht werden.
Wenn das Marketing Federn möchte, die sich wie Stahlnägel schreiben, ist das Material unwesentlich, solange die Oberflächeneigenschaften von Feder und Tintenleiter den angenehmen Tintenfluß sichern.
Es existieren Serien der 18K Federn für den M800 , die sich in vielen Fällen praktisch genauso schreiben lassen wie die 14K Federn, wenn man "Normalnutzer" ist. Warum nicht 18K nehmen, um Kunden anderer Füllermarken den Umstieg zu erleichtern.
(Schade ist nur, daß fast immer mit der Einführung einer neuen Serie die alte aus Kostengründen eingestellt wird. Jeder sollte das Produkt auswählen können, das er möchte.)
Nach der ganzen Theorie, was bedeutet das praktisch für Pelikan?
Bei den alten Füllern sind die Export-Modelle oft mit 18K-Feder ausgerüstet gewesen während die Normalware 14K-Federn hatte. Ich würde sagen, daß es sich hier um den unter 2 beschriebene Fall handelt. Bei dem 140 Export und dem 400 Export, die ich mal schreiben konnte, war die 18K Feder ähnlich weit zu spreizen wie die analogen 14K Federn, jedoch viel weicher und "langsamer" im Zurückfedern. Ich hatte ständig die Befürchtung zu weit gegangen zu sein.
Bei den M800ern habe ich bisher mit 14K F und M sowie 18K M und B (alte Serie) und 18K B (neue Serie) geschrieben. Hier liegt eindeutig Fall 3 vor. Bei wenig Druck habe ich kaum einen Unterschied gespürt, der über die normale Federstreuung hinausgeht. Erst bei starken Druckwechseln, die aber normalerweise selten vorkommen, waren die 14K Federn "direkter" als die 18K Federn (alten Serie). Der Unterschied zwischen 18K alter und neuer Serie war aus meiner Sicht viel gravierender, da die neue Serie zu Fall 1 (Stahlnagel-Profil) gehörte und somit eine ganz andere Design-Philosophie verkörperte, die nicht allein durch das Material bestimmt ist (eben Kugelschreiber-Feeling).
Da fällt mir noch der M600 (alte Serie) ein, den ich mit 14K M und 18K M geschrieben habe: Mir ist auch hier kaum ein Unterschied in Erinnerung, da der Tintenleiter nicht genug Tinte lieferte, um in einen relevanten Grenzbereich vorzustoßen.
Mein Tip ist:
Ausprobieren und die Feder nehmen mit der man am besten zurecht kommt und die am besten gefällt. (Es bleibt auf lange Sicht sowieso nicht bei einem Füller!) Die individuellen Streuungen zwischen unterschiedlichen Produktionsserien bzw. sogar individuen derselben Serie können oft wesentlicher für das Schreibgefühl sein, als der Unterschied zwischen 14K und 18K (meine persönliche Meinung).
Meinen M405 ziert eine blanke Stahlfeder aus dem 120er (Breite ST). Sie schreibt phantastisch, viel besser als die Original-Feder (oder besser gesagt, paßt ihre Schreibcharakteristik viel besser zu mir als die des Originals). Es muß eben nicht immer Gold sein ! (Und darüberhinaus paßt das Silber besser zum Chrom als die Bicolor-Feder.)
In meinem Unterwegs-Füller (140) benutze ich eine semiflexible 14K-Feder mit Ebonit-Tintenleiter.
Im M805 am Schreibtisch habe ich zwar auch eine 14K-Feder, aber nicht weil sie besser schreibt als die 18K, sondern weil das Gold wesentlich heller ist und somit besser zum Chrom paßt.
Zum Schluß vielleicht noch eine Analogie aus einem anderen Bereich: Für einen Pianisten ist ein Steinway produziert 1963 in Hamburg im Januar auch nicht gleich Steinway 1963 Hamburg aber Februar-Produktion.
Tja, es gibt viele (auch sehr persönliche) Kriterien was besser ist.
Mit freundlichem Gruß
nibby
Hallo Nibby,
Zuerst mal Danke für die sehr ausführliche Antwort!!!
Im großen und ganzen hat es eigentlich bestätigt was ich vermutet habe: Bei 18k geht es hauptsächlich um Prestige - weniger um besondere Eigenschaften der Federn.
Mich wundert trotzdem das Federn des gleichen Herstellers (bei Pelikan ist das wohl BOCK) und sogar derselben Serie so unterschiedlich sein sollen.
Und das trotz einer großteils maschinellen Fertigung.
Bei 2 Steinway Flügeln sind die Unterschiede natürlich enorm - selbst wenn Sie im selben Monat hergestellt wurden, aber (und das sage ich als einer der sich mit Klaviertechnik ganz gut auskennt), da ist doch mehr als 2/3 Handarbeit involviert.
Da ich mich bei FH hauptsächlich für die Schreibeigenschaft und die Feder interessiere, bedauere ich immer wieder wie wenig Varianten es da heute gibt.
Vor kurzem hab ich gelesen, daß WATERMAN in den 30ger Jahren über 100 versch. Federn im Sortiment hatte, Sonderanfertigungen nicht mit eingerechnet.
Sehr interessant sind in dieser Hinsicht auch deine div. Beiträge zum Thema "Flexible Federn".
Da ich einerseits sehr von den "Flexiblen" angetan bin, andererseits aber nicht das Geld habe um eine entsprechende Auswahl an alten Pelikan FH zu kaufen (selbst bei ebay sind die ja nicht mehr so billig), suche ich seit einiger Zeit vorallem auf dem englischen Markt (ebay.uk, etc.) nach alten Waterman, SWAN, Eversharp etc.
Die sind noch zu erstaunlich günstigen Preisen zu bekommen und haben oft fantastische flexible Federn. Gerade alte Waterman (bis ca. 1940), aber auch manche Skylines von Eversharp sind wirklich toll.
Ich habe bisher noch für keinen meiner FH inklusive Restaurierung (die in England ja gleichfalls sehr günstig ist) mehr als 40.- EUR gezahlt, und dabei doch einige sehr schöne Exemplare wie z.B. einen Waterman 92 mit flexibler Stub-Feder erhalten.
Was ich am meisten bedauere, ist die Abwesenheit hier in Europa von sog. Nib-Meistern wie Binder oder Mottishaw in den USA. Ich zumindest kenne niemand, der zu einem angemessenen Preis hierzulande eine Feder adaptiert, umschleift, flexibilisiert, etc. Und die Federn in die USA zu senden ist bei Zoll und Mwst dann doch ziemlich teuer.
Gerade in diesem Sinne ist es dann wirklich schade, daß es für die meisten Käufer wichtiger ist ob 18k oder 14k auf der Feder steht, als wie nun die feder effektiv schreibt.
Also nochmals Danke für die Antwort!
Max
[/u]
Zuerst mal Danke für die sehr ausführliche Antwort!!!
Im großen und ganzen hat es eigentlich bestätigt was ich vermutet habe: Bei 18k geht es hauptsächlich um Prestige - weniger um besondere Eigenschaften der Federn.
Mich wundert trotzdem das Federn des gleichen Herstellers (bei Pelikan ist das wohl BOCK) und sogar derselben Serie so unterschiedlich sein sollen.
Und das trotz einer großteils maschinellen Fertigung.
Bei 2 Steinway Flügeln sind die Unterschiede natürlich enorm - selbst wenn Sie im selben Monat hergestellt wurden, aber (und das sage ich als einer der sich mit Klaviertechnik ganz gut auskennt), da ist doch mehr als 2/3 Handarbeit involviert.
Da ich mich bei FH hauptsächlich für die Schreibeigenschaft und die Feder interessiere, bedauere ich immer wieder wie wenig Varianten es da heute gibt.
Vor kurzem hab ich gelesen, daß WATERMAN in den 30ger Jahren über 100 versch. Federn im Sortiment hatte, Sonderanfertigungen nicht mit eingerechnet.
Sehr interessant sind in dieser Hinsicht auch deine div. Beiträge zum Thema "Flexible Federn".
Da ich einerseits sehr von den "Flexiblen" angetan bin, andererseits aber nicht das Geld habe um eine entsprechende Auswahl an alten Pelikan FH zu kaufen (selbst bei ebay sind die ja nicht mehr so billig), suche ich seit einiger Zeit vorallem auf dem englischen Markt (ebay.uk, etc.) nach alten Waterman, SWAN, Eversharp etc.
Die sind noch zu erstaunlich günstigen Preisen zu bekommen und haben oft fantastische flexible Federn. Gerade alte Waterman (bis ca. 1940), aber auch manche Skylines von Eversharp sind wirklich toll.
Ich habe bisher noch für keinen meiner FH inklusive Restaurierung (die in England ja gleichfalls sehr günstig ist) mehr als 40.- EUR gezahlt, und dabei doch einige sehr schöne Exemplare wie z.B. einen Waterman 92 mit flexibler Stub-Feder erhalten.
Was ich am meisten bedauere, ist die Abwesenheit hier in Europa von sog. Nib-Meistern wie Binder oder Mottishaw in den USA. Ich zumindest kenne niemand, der zu einem angemessenen Preis hierzulande eine Feder adaptiert, umschleift, flexibilisiert, etc. Und die Federn in die USA zu senden ist bei Zoll und Mwst dann doch ziemlich teuer.
Gerade in diesem Sinne ist es dann wirklich schade, daß es für die meisten Käufer wichtiger ist ob 18k oder 14k auf der Feder steht, als wie nun die feder effektiv schreibt.
Also nochmals Danke für die Antwort!
Max
[/u]
Hallo zusammen,
bei so viel Lob wird man ja richtig rot! Vor allem, da ich mich eher wie ein Blinder fühle, der versucht sich aus Erzählungen und aus vorsichtigem Ertasten eine Welt zusammenzubauen, die in sich schlüssig ist. Leider fehlen mir und wahrscheinlich den meisten von uns viele - eigentlich essentielle - Informationen.
Max, Du hast Dich darüber gewundert, daß immer wieder von der großen Feder-Streuung gesprochen wird. Und das obwohl industrielle Prozesse doch einen gleichmäßigen Standard sichern sollten.
Zu den neuen Federn kann ich relativ wenig sagen, doch habe ich intensiv versucht alle Federn, die ich für den Pelikan 140 greifen konnte, auszuprobieren. Hier ist meine Antwort klar: Es gibt mindestens drei verschiedene Stile (ohne Fischgräte, große Fischgräte, kleine Fischgräte), es gibt mindestens zwei verschiedene Sorten Klemmringe, es gibt mindestens zwei verschiedene Konstruktionen für Tintenleiter. Das alles zeigt, daß während der Produktionszeit des Pelikan 140 eine ganze Menge an der Feder-Einheit optimiert/geändert wurde.
Eventuell waren sich die Federn in einer Produktionsserie tatsächlich sehr ähnlich, aber wer kann heute genau bestimmen aus welcher Serie eine Feder nun genau stammt. So habe ich schon Federn des Pelikan 100 in einem Federmodul des Pelikan 400 gefunden. Zum Glück lassen sich solche Marriagen für den 140 leicht erkennen, da Feder und Tintenleiter kürzer sind als beim 400.
Weiterhin kann niemand genau sagen, welche Geschichte eine Feder hat. Zum Beispiel habe ich eine ST-Stahl-Feder mit einer kaum sichtbaren "Welle", vermutlich war sie Verbogen gewesen und ist von einem Könner wieder gerichtet worden, jedenfalls schreibt sie traumhaft. In einem anderen Plenums-Beitrag wird berichtet, daß jemand seine kratzige Feder mit Schleifpapier gefügig gemacht hat. Die Pelikanfedern sind (glücklicherweise) sehr leicht auseinanderzunehmen, so daß man nie sicher sein kann, ob die Feder nicht irgendwie manipuliert worden ist. 50 Jahre sind eben eine lange Zeit!
Eine weitere Möglichkeit die erlebbaren Streuungen zu erklären könnte sein, daß bewußt mit Abweichungen produziert wurde, um eben de facto die "Waterman-Vielfalt" zu erzeugen: Die Entscheidung wurde ja ohnehin erst im Schreibwarenladen getroffen. Noch zu meinen Schulzeiten in den 70ern waren viele Federbreiten mehrfach vorrätig und man wurde aufgefordert ausgiebig zu prüfen, schließlich war ein Füller ein wichtiges Werkzeug, das tadellos funktionieren mußte. (Und das ist für mich der Reiz an den 140ern: Sie sind typische Hochleistungs-Werkzeuge! Klein im Transport, extrem robust, mit aufgesteckter Kappe lang und ausgewogen genug, auch zur Niederschrift großer Textmengen geeignet, mit einer großen Vielfalt an alltagstauglichen Federn und mit hervorragender Service-Freundlichkeit.)
Ich würde mir wünschen, wenn Pelikan oder Bock (wenigstens für die alten Füller) die Design-Spezifikationen der Federn offen legen würde. Ein Sammler-Buch (oder auch nur eine kopierte ausführliche Info) über die Federn wäre ein Traum! Das ist auch meine einzige aber große Kritik an dem Pelikan-Buch: Es wird zwar viel über Füller-Designs geschrieben, aber die eigentliche Stärke der Pelikane, die Kombination von sicherer Technik mit einer überragenden Feder, kommt etwas kurz.
Mit bestem Gruß
nibby
bei so viel Lob wird man ja richtig rot! Vor allem, da ich mich eher wie ein Blinder fühle, der versucht sich aus Erzählungen und aus vorsichtigem Ertasten eine Welt zusammenzubauen, die in sich schlüssig ist. Leider fehlen mir und wahrscheinlich den meisten von uns viele - eigentlich essentielle - Informationen.
Max, Du hast Dich darüber gewundert, daß immer wieder von der großen Feder-Streuung gesprochen wird. Und das obwohl industrielle Prozesse doch einen gleichmäßigen Standard sichern sollten.
Zu den neuen Federn kann ich relativ wenig sagen, doch habe ich intensiv versucht alle Federn, die ich für den Pelikan 140 greifen konnte, auszuprobieren. Hier ist meine Antwort klar: Es gibt mindestens drei verschiedene Stile (ohne Fischgräte, große Fischgräte, kleine Fischgräte), es gibt mindestens zwei verschiedene Sorten Klemmringe, es gibt mindestens zwei verschiedene Konstruktionen für Tintenleiter. Das alles zeigt, daß während der Produktionszeit des Pelikan 140 eine ganze Menge an der Feder-Einheit optimiert/geändert wurde.
Eventuell waren sich die Federn in einer Produktionsserie tatsächlich sehr ähnlich, aber wer kann heute genau bestimmen aus welcher Serie eine Feder nun genau stammt. So habe ich schon Federn des Pelikan 100 in einem Federmodul des Pelikan 400 gefunden. Zum Glück lassen sich solche Marriagen für den 140 leicht erkennen, da Feder und Tintenleiter kürzer sind als beim 400.
Weiterhin kann niemand genau sagen, welche Geschichte eine Feder hat. Zum Beispiel habe ich eine ST-Stahl-Feder mit einer kaum sichtbaren "Welle", vermutlich war sie Verbogen gewesen und ist von einem Könner wieder gerichtet worden, jedenfalls schreibt sie traumhaft. In einem anderen Plenums-Beitrag wird berichtet, daß jemand seine kratzige Feder mit Schleifpapier gefügig gemacht hat. Die Pelikanfedern sind (glücklicherweise) sehr leicht auseinanderzunehmen, so daß man nie sicher sein kann, ob die Feder nicht irgendwie manipuliert worden ist. 50 Jahre sind eben eine lange Zeit!
Eine weitere Möglichkeit die erlebbaren Streuungen zu erklären könnte sein, daß bewußt mit Abweichungen produziert wurde, um eben de facto die "Waterman-Vielfalt" zu erzeugen: Die Entscheidung wurde ja ohnehin erst im Schreibwarenladen getroffen. Noch zu meinen Schulzeiten in den 70ern waren viele Federbreiten mehrfach vorrätig und man wurde aufgefordert ausgiebig zu prüfen, schließlich war ein Füller ein wichtiges Werkzeug, das tadellos funktionieren mußte. (Und das ist für mich der Reiz an den 140ern: Sie sind typische Hochleistungs-Werkzeuge! Klein im Transport, extrem robust, mit aufgesteckter Kappe lang und ausgewogen genug, auch zur Niederschrift großer Textmengen geeignet, mit einer großen Vielfalt an alltagstauglichen Federn und mit hervorragender Service-Freundlichkeit.)
Ich würde mir wünschen, wenn Pelikan oder Bock (wenigstens für die alten Füller) die Design-Spezifikationen der Federn offen legen würde. Ein Sammler-Buch (oder auch nur eine kopierte ausführliche Info) über die Federn wäre ein Traum! Das ist auch meine einzige aber große Kritik an dem Pelikan-Buch: Es wird zwar viel über Füller-Designs geschrieben, aber die eigentliche Stärke der Pelikane, die Kombination von sicherer Technik mit einer überragenden Feder, kommt etwas kurz.
Mit bestem Gruß
nibby
Hallo zusammen, Hallo Nibby,
Ich stimme dir vollkommen zu: Ausführlichere Informationen zu den Federtypen (alt und neu) wären absolut wünschenswert. Ich glaube allerdings das liegt eher daran, das möglicherweise die größere Zahl der Sammler und auch Nutzer mehr vom Design der FH ausgehen und weniger von der Feder und den Schreibqualitäten.
Ein FH ist halt heute nicht mehr wie vor 50 Jahren das einzige, wichtigste Schreibinstrument. Und dementsprechend tritt der Werkzeucharakter in den Hintergrund (und damit auch die Feder).
Das erklärt vielleicht auch ein wenig die Bedeutung der 18k Federn: Bei einem Schmuckstück macht es durchaus einen Unterschied ob es aus 9k, 14k oder 18k Gold ist. Bei einem Schraubenzieher (=Werkzeug) wäre 18k wohl eher schlecht.
Mich persönlich fasziniert halt einfach die enorme Vielfalt an Feder-Varianten aus der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts, und daher ist mir oft die Feder wichtiger als der restliche FH und sein Aussehen. Das schöne dabei für mich ist die Tatsache, das man - wenn man auf das äußere des FH nicht soviel Wert legt - an sehr billige Exemplare mit tollen Federn aus dieser Zeit kommt.
Punkto Pelikan Federn hätte ich hier noch 2 Fragen an all.
1) Nachträglich flexibilisierte Federn:
Es gibt ja von den beiden Federspezialisten der USA (Binder & Mottishaw) nachträglich flexibilisierte Federn (Pelikan, 14k).
Hat damit schon jemand Erfahrung gemacht? Kann man die mit den alten flexiblen Federn der 20er Jahre vergleichen?
2) Alte Pelikan Federn OM:
Ich habe vor kurzem gehört, alte flexible Pelikan Federn (also mit Ebonit Tintenleiter) mit OM Schliff, wären eigentlich vergleichbar mit flexiblen Stub-federn. Also quasi eine Kombination aus Flexibilität & Italic/Stub Schliff? Ist das so?
Es freut mich auf jeden Fall hier im Forum doch so ausführlich und mit solchen Fachleuten über das Thema "Feder" diskutieren und dabei lernen zu dürfen.
Ach ja, falls jemand da Thema "Bock - Federn" interessiert, hier ein ganz interessanter Link. Aber wahrscheinlich kennt Ihr den eh alle schon:
http://www.penexchange.de/forum/viewtopic.php?t=756
Grüsse
Max
Ich stimme dir vollkommen zu: Ausführlichere Informationen zu den Federtypen (alt und neu) wären absolut wünschenswert. Ich glaube allerdings das liegt eher daran, das möglicherweise die größere Zahl der Sammler und auch Nutzer mehr vom Design der FH ausgehen und weniger von der Feder und den Schreibqualitäten.
Ein FH ist halt heute nicht mehr wie vor 50 Jahren das einzige, wichtigste Schreibinstrument. Und dementsprechend tritt der Werkzeucharakter in den Hintergrund (und damit auch die Feder).
Das erklärt vielleicht auch ein wenig die Bedeutung der 18k Federn: Bei einem Schmuckstück macht es durchaus einen Unterschied ob es aus 9k, 14k oder 18k Gold ist. Bei einem Schraubenzieher (=Werkzeug) wäre 18k wohl eher schlecht.
Mich persönlich fasziniert halt einfach die enorme Vielfalt an Feder-Varianten aus der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts, und daher ist mir oft die Feder wichtiger als der restliche FH und sein Aussehen. Das schöne dabei für mich ist die Tatsache, das man - wenn man auf das äußere des FH nicht soviel Wert legt - an sehr billige Exemplare mit tollen Federn aus dieser Zeit kommt.
Punkto Pelikan Federn hätte ich hier noch 2 Fragen an all.
1) Nachträglich flexibilisierte Federn:
Es gibt ja von den beiden Federspezialisten der USA (Binder & Mottishaw) nachträglich flexibilisierte Federn (Pelikan, 14k).
Hat damit schon jemand Erfahrung gemacht? Kann man die mit den alten flexiblen Federn der 20er Jahre vergleichen?
2) Alte Pelikan Federn OM:
Ich habe vor kurzem gehört, alte flexible Pelikan Federn (also mit Ebonit Tintenleiter) mit OM Schliff, wären eigentlich vergleichbar mit flexiblen Stub-federn. Also quasi eine Kombination aus Flexibilität & Italic/Stub Schliff? Ist das so?
Es freut mich auf jeden Fall hier im Forum doch so ausführlich und mit solchen Fachleuten über das Thema "Feder" diskutieren und dabei lernen zu dürfen.
Ach ja, falls jemand da Thema "Bock - Federn" interessiert, hier ein ganz interessanter Link. Aber wahrscheinlich kennt Ihr den eh alle schon:
http://www.penexchange.de/forum/viewtopic.php?t=756
Grüsse
Max
Sorry, der Link war natürlich falsch.
Sollte heißen:
http://www.nibs.com/Jack%20Leone%20Bock%20Article.htm
Max
Sollte heißen:
http://www.nibs.com/Jack%20Leone%20Bock%20Article.htm
Max
Hallo Max,
ich habe mal etwas mit der Antwort gewartet, da ich mich überhaupt nicht als Fachmann fühle, die Diskussion aber sehr interessant finde und vorher eigentlich auch ein paar andere Meinungen lesen wollte. Na ja, jetzt ist es doch anders gekommen, es hält meine Finger halt nicht ruhig.
Leider kann ich zu den Fragen keine genaue Antwort geben (speziell weil ich immer noch nicht genau weiß, was eine flexible Feder der 20er genau ausmacht), vielleicht hilft Dir aber die Beschreibung meiner Erfahrungen und "Selbstversuche" weiter:
zu 1) nachträglich flexibilisierten Federn:
Tja, leider kenne ich weder Experten in Europa noch habe ich mal eine Feder der Amerikaner begutachten können. Allerdings habe ich selbst versucht einige Federn zu optimieren. In dem Beitrag zum Stichwort "Federn selbst flexibilisieren" habe ich ja schon etwas dazu geschrieben.
Aus meinen Erfahrungen heraus glaube ich nicht, daß die Eigenschaften identisch sind (allerdings ist es sicher kein Problem die Federn weicher und spreizfreudiger zu machen).
Auf der Seite von Mottishaw findet man ein Foto einer flexibilisierten M800 Feder, es ist deutlich zu sehen, daß die Federschenkel schmaler geschliffen wurden. Das bedeutet, daß wahrscheinlich zwar mehr Spreizung auftritt, die Feder aber insgesamt mehr durchbiegt und nachgiebiger/weicher wird.
Im Vergleich zu meiner flexibelsten Originalfeder (Pelikan 400 ST gepunktet) haben ab einem gewissen Punkt alle meine nachträglich flexibilisierten Modelle (alles 140er) diese Macke. Ich vermute, daß es aufgrund der Basis-Konstruktion eine Art Limit gibt, so daß man erhöhte Flexibilität nur mit Nachteilen in anderen Dimensionen erkaufen kann. (In Anlehnung an die 90/10-Regel: mit den letzten 10 Prozent Optimierung in der Flexibilität holt man sich 90 Prozent der Nachteile rein - z.B. schlechter Tintenfluß, geringe Rückstelldynamik). Hier sind wir auch wieder beim Ursprungsthema, ich habe zwar noch nie eine 18K "optimiert", bin mir aber sehr sicher, daß das Ergebnis wesentlich schlechter sein würde.
Besonders spannend finde ich die Einstellung eines "Spreiz-Limits". Wenn man eine Original-Feder stark belastet, dann trennt sie sich zunächst relativ leicht, später braucht man immer mehr Druck für immer kleinere zusätzliche Auslenkungen. Man merkt, daß man am Limit ist und hört auf. Bei meinen nachträglich flexibilisierten mit starker Spreizung ist das anders, sie spreizen sich noch leicht, sebst wenn sie schon nahe an einer permanenten Verbiegung sind (zum Glück reißt beim Schreiben vorher die Tinte ab, so daß man sowieso aufhört). Es sollte möglich sein dieses fühlbare Limit auch bei einer nachträglich flexibilisierten Feder zu erhalten, optimal wäre dies kurz von dem Abreißpunkt des Tintenflusses.
Interessant fand ich mal ein Bild eines alten Füllers auf ebay, bei dem die Federschenkel sehr starr waren, sich aber trotzdem weit spreizten (die Konstruktion erlaubte ein starkes Verbiegen im Bereich des Herzlochs). Gut wäre es deshalb, weil so die Gesamtdurchbiegung selbst bei maximaler Spreizung gering bleibt. Ich habe sowas ähnliches mal probiert, doch sah die Feder hinterher sehr merkwürdig aus und (wie immer bei großer Spreizung) floß die Tinte nicht richtig.
zu 2) alte Pelikan OM
nach meinen Versuchen sind im 140 (aber auch im 400) die OM im Durchschnitt nicht flexibler als die Normalfedern. Ich habe sogar eine sehr frühe (Vorkriegs-) OM, die wesentlich starrer als die Normalfedern ist.
Im Umkehrschluß bedeutet dies allerdings, daß jemand, der die Normalfedern für flexibel hält, auch die OM flexibel nennt.
Ich persönlich finde das nicht schlimm, denn ich halte wirklich flexible OM im "Alltagsbetrieb" ohnehin für ziemlich unpraktisch: Der natürliche Druck baut sich bei normaler Schreibweise hauptsächlich bei Strichen "von oben nach unten" auf. Hier ist die O-Feder aber schmal und die beiden Federschenkel liegen übereinander. Bei sehr flexiblen Federn verrutschen die Federschenkel so relativ leicht gegeneinander und verhaken sich eventuell. Beim "Strich zur Seite" ist der Druck dann schon wesentlich geringer, so daß eine weniger flexible Feder (die die vorher genannten Nachteile beim "Abstrich" nicht hat) kaum eine Dickenvariation zeigt. Aus meiner Sicht sind die die Eigenschaften bei den Pelikan-Federn aufgrund ihres semiflexiblen Charakters hier wieder ziemlich optimal austariert, wirklich flexibel würde ich sie aber nicht nennen.
Bei einem geübten Schreiber mit kalligraphischem Anspruch kann so eine flexible angeschrägte Stub natürlich ihren Sinn haben. Ich würde trotzdem eher vorschlagen eine flexible Normal-F oder -EF zu verwenden, und sie wie eine O zu halten: Auch so lassen sie Effekte wie schmaler "Abstrich" und breiter "Seitstrich" unter Einbeziehung einer druckabhängigen Dickenvariation erzeugen und man hat alle zusätzlichen Optionen einer Normalfeder. (Ach ja, ich halte mir eben gern möglichst viele Optionen offen).
Mit bestem Gruß
nibby
P.S.: Max, wie würdest Du denn eine typische flexible Feder der 20er im Vergleich z.B. mit den "Pelikans" beschreiben?
ich habe mal etwas mit der Antwort gewartet, da ich mich überhaupt nicht als Fachmann fühle, die Diskussion aber sehr interessant finde und vorher eigentlich auch ein paar andere Meinungen lesen wollte. Na ja, jetzt ist es doch anders gekommen, es hält meine Finger halt nicht ruhig.
Leider kann ich zu den Fragen keine genaue Antwort geben (speziell weil ich immer noch nicht genau weiß, was eine flexible Feder der 20er genau ausmacht), vielleicht hilft Dir aber die Beschreibung meiner Erfahrungen und "Selbstversuche" weiter:
zu 1) nachträglich flexibilisierten Federn:
Tja, leider kenne ich weder Experten in Europa noch habe ich mal eine Feder der Amerikaner begutachten können. Allerdings habe ich selbst versucht einige Federn zu optimieren. In dem Beitrag zum Stichwort "Federn selbst flexibilisieren" habe ich ja schon etwas dazu geschrieben.
Aus meinen Erfahrungen heraus glaube ich nicht, daß die Eigenschaften identisch sind (allerdings ist es sicher kein Problem die Federn weicher und spreizfreudiger zu machen).
Auf der Seite von Mottishaw findet man ein Foto einer flexibilisierten M800 Feder, es ist deutlich zu sehen, daß die Federschenkel schmaler geschliffen wurden. Das bedeutet, daß wahrscheinlich zwar mehr Spreizung auftritt, die Feder aber insgesamt mehr durchbiegt und nachgiebiger/weicher wird.
Im Vergleich zu meiner flexibelsten Originalfeder (Pelikan 400 ST gepunktet) haben ab einem gewissen Punkt alle meine nachträglich flexibilisierten Modelle (alles 140er) diese Macke. Ich vermute, daß es aufgrund der Basis-Konstruktion eine Art Limit gibt, so daß man erhöhte Flexibilität nur mit Nachteilen in anderen Dimensionen erkaufen kann. (In Anlehnung an die 90/10-Regel: mit den letzten 10 Prozent Optimierung in der Flexibilität holt man sich 90 Prozent der Nachteile rein - z.B. schlechter Tintenfluß, geringe Rückstelldynamik). Hier sind wir auch wieder beim Ursprungsthema, ich habe zwar noch nie eine 18K "optimiert", bin mir aber sehr sicher, daß das Ergebnis wesentlich schlechter sein würde.
Besonders spannend finde ich die Einstellung eines "Spreiz-Limits". Wenn man eine Original-Feder stark belastet, dann trennt sie sich zunächst relativ leicht, später braucht man immer mehr Druck für immer kleinere zusätzliche Auslenkungen. Man merkt, daß man am Limit ist und hört auf. Bei meinen nachträglich flexibilisierten mit starker Spreizung ist das anders, sie spreizen sich noch leicht, sebst wenn sie schon nahe an einer permanenten Verbiegung sind (zum Glück reißt beim Schreiben vorher die Tinte ab, so daß man sowieso aufhört). Es sollte möglich sein dieses fühlbare Limit auch bei einer nachträglich flexibilisierten Feder zu erhalten, optimal wäre dies kurz von dem Abreißpunkt des Tintenflusses.
Interessant fand ich mal ein Bild eines alten Füllers auf ebay, bei dem die Federschenkel sehr starr waren, sich aber trotzdem weit spreizten (die Konstruktion erlaubte ein starkes Verbiegen im Bereich des Herzlochs). Gut wäre es deshalb, weil so die Gesamtdurchbiegung selbst bei maximaler Spreizung gering bleibt. Ich habe sowas ähnliches mal probiert, doch sah die Feder hinterher sehr merkwürdig aus und (wie immer bei großer Spreizung) floß die Tinte nicht richtig.
zu 2) alte Pelikan OM
nach meinen Versuchen sind im 140 (aber auch im 400) die OM im Durchschnitt nicht flexibler als die Normalfedern. Ich habe sogar eine sehr frühe (Vorkriegs-) OM, die wesentlich starrer als die Normalfedern ist.
Im Umkehrschluß bedeutet dies allerdings, daß jemand, der die Normalfedern für flexibel hält, auch die OM flexibel nennt.
Ich persönlich finde das nicht schlimm, denn ich halte wirklich flexible OM im "Alltagsbetrieb" ohnehin für ziemlich unpraktisch: Der natürliche Druck baut sich bei normaler Schreibweise hauptsächlich bei Strichen "von oben nach unten" auf. Hier ist die O-Feder aber schmal und die beiden Federschenkel liegen übereinander. Bei sehr flexiblen Federn verrutschen die Federschenkel so relativ leicht gegeneinander und verhaken sich eventuell. Beim "Strich zur Seite" ist der Druck dann schon wesentlich geringer, so daß eine weniger flexible Feder (die die vorher genannten Nachteile beim "Abstrich" nicht hat) kaum eine Dickenvariation zeigt. Aus meiner Sicht sind die die Eigenschaften bei den Pelikan-Federn aufgrund ihres semiflexiblen Charakters hier wieder ziemlich optimal austariert, wirklich flexibel würde ich sie aber nicht nennen.
Bei einem geübten Schreiber mit kalligraphischem Anspruch kann so eine flexible angeschrägte Stub natürlich ihren Sinn haben. Ich würde trotzdem eher vorschlagen eine flexible Normal-F oder -EF zu verwenden, und sie wie eine O zu halten: Auch so lassen sie Effekte wie schmaler "Abstrich" und breiter "Seitstrich" unter Einbeziehung einer druckabhängigen Dickenvariation erzeugen und man hat alle zusätzlichen Optionen einer Normalfeder. (Ach ja, ich halte mir eben gern möglichst viele Optionen offen).
Mit bestem Gruß
nibby
P.S.: Max, wie würdest Du denn eine typische flexible Feder der 20er im Vergleich z.B. mit den "Pelikans" beschreiben?