Der erste M800 mit F-Feder war direkt out of box eine Katastrophe. Mich begrüßten eine enorm kratzige, unangenehme Feder sowie ein Tintenfluß, der aus einer satten, dunkelblauen Tinte ein hellblaues Etwas machten. Zudem schaffte es dieser M800 nicht, auch nur einen einzigen schnelleren und etwas (!) schwungvolleren Federstrich ohne Tintenabriss zu produzieren - ein Verhalten, dass ich weder von meinen 600ern noch den 1000ern kenne. Getestet mit mehreren Reinigungen und Tinten, selbst mit den Edelstein-Tinten war keine Änderung festzustellen. Der Füller wurde also retourniert.
Gut, kann passieren. Also ein paar Wochen den nächsten Versuch gestartet. Dieses Modell kam von einem anderen Händler und ich dachte, jetzt lerne ich doch noch die M800er-Qualität kennen, von denen so oft berichtet wird. Dieses Mal eine M-Feder. Voller Freude betankt und losgeschrieben, schon bei den ersten Worten gemerkt, dass dieser M800 bei Aufstrichen leider regelmäßig Gedächtnisverlust hatte. Der Tintenfluß war besser als beim ersten Modell (wenn auch noch nicht Pelikan-typisch üppig), dafür hakte es bei jedem dritten oder vierten Wort entweder am Anfang oder auch mitten im Wort im Aufstrich. Dazu muss man wissen, dass ich die Füller naturgemäß leicht und sanft führe, aber damit hat keiner meiner anderen Füller von Pelikan oder auch anderen Marken irgendein Problem. Diese schreiben alle (!) unverzüglich und verläßlich an. Dieser M800 setzte immer wieder beim Aufstrich aus und erforderte dann deutlichen Druck oder mehrere Versuche, um die Mitarbeit wieder herzustellen, was natürlich einem kontinuierlichen Schreibfluß nicht entgegenkam. Nach drei Tagen (es hatte sich auch mit anderen Tinten und Reinigungsversuchen nicht gebessert) gab ich auf - das Schreiben mit diesem Füller machte mir einfach keine Freude, auch wenn er toll in der Hand lag und auch schwungvolle Bögen mit seinem Tintenfluß meisterte, aber die Schwäche bei Aufstrichen blieb.
Ich gab schon fast auf, da sah ich vor wenigen Tagen einen wunderschönen M800 Blue Dunes mit einer B-Feder. Einen letzten Versuch wollte ich machen und dachte, mit einer B-Feder bei einem Pelikan kann ich gar nichts falsch machen, die MUSS ja laufen. Beim Auspacken war ich sehr angetan von der Schönheit und Eleganz dieses Sondermodells, er sieht in Wirklichkeit noch schöner aus als auf den Produktfotos. Aufgetankt und losgeschrieben. Der Tintenfluß war zufriedenstellend (nicht ganz vergleichbar mit einer M1000 B-Feder, aber dennoch sehr gut), der M800 schrieb auch gut an. Ich war schon fast am Ziel meiner Wünsche, bis mir nach den ersten Sätzen auffiel, dass dieses Modell einen Sweetspot der Feder hatte, der noch enger war als bei einem Lamy 2000. Ich konnte es nicht glauben: selbst bei geringsten Verdrehungen versiegte der Tintenfluß schlagartig völlig, man „schrieb“ auf dem Trockenen. Ein Verhalten, dass ich von keinem meiner Füller kenne und das auch die ersten beiden M800 nicht hatten. Ich wurde in eine völlig unbequeme Schreibhaltung gezwungen, wenn ich mit diesem Füller über die Seite glitt, ansonsten sah ich einfach mitten im Wort gar nichts mehr. Die Feder war nicht verbogen und sah auch optisch absolut fehlerfrei und symmetrisch aus, aber das Verhalten war diesem Modell absolut nicht abzugewöhnen.
Ich bin ehrlich gesagt etwas entsetzt über die Fertigungsqualität der M800er Reihe und habe weitere Versuche eingestellt. Ja, man kann den Füller natürlich zum Pelikan-Service schicken. Aber wenn ich schon einige hundert Euro für so ein Produkt ausgebe, möchte ich eigentlich nicht als erste Amtshandlung den Füller einpacken und zum freundlichen Hersteller-Service schicken müssen, damit er irgendwann das macht, was er out-of-the-box schon machen sollte, nämlich einfach problemlos zu schreiben. Bei meinen M600 und M1000 war das auch nie ein Problem: auspacken, auftanken und genießen.
Gegenüber diesen drei M800er Spitzenprodukten war selbst die einfache F-Stahlfeder meines Faber Castell Loom für 45 Euro wie aus einer anderen Welt : sanft, lautlos, absolut feinfühlig und verläßlich in der Anwendung mit nie versiegendem Tintenfluß; jeder (!) noch so leichte Aufstrich sitzt und schwungvolle Bögen sind auch kein Problem - diese Feder würde ich jeder der drei M800er-Goldfedern vorziehen, die ich jetzt kennengelernt hatte.
Bin ich inkompatibel zum M800?

Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann auf einem Stammtisch, das so oft beschriebene M800-Gefühl mit einem gut laufenden Exemplar zu erleben.