Knackende Federschenkel

Moderatoren: MarkIV, Zollinger, desas, Linceo, Lamynator

Ursceal
Beiträge: 43
Registriert: 07.03.2007 16:39

Re: Knackende Federschenkel

Beitrag von Ursceal »

Hallo, Florian,

vorab allen ein gutes neues Jahr!

Als ich zu antworten begann, wußte ich noch nicht, wieviele Zeilen aus den Fingern mir fließen würden; so war ich endlich überrascht – stets läßt Einiges sich schreiben …
Ja, eigentlich sollte es bei diesem einen Nakaya bleiben, hatte ich endlich einen grünen Füllfederhalter gefunden, dem ich nunmehr meine Erstfassungen zu bilden und zu halten vertraue, doch hob dessen Grün sich zu wenig vom Schwarz der gedruckten Arbeitsfassungen ab, dieserhalb ich alsbald nach einem weiteren Füllfederhalter – indes ein Nakaya – schaute und es diesmal ein roter Maki-e mit roter Tinte sein sollte, der im Grün der Erstfassungen (und im Schwarz der Arbeitsfassungen) ausbessern, streichen und erweitern sowie seinerseits eine Erstfassung halten sollte, in welcher der Grüne ausbessern, streichen und erweitern dürfte –; wie es dieser wurde, der es geworden, werde ich gern schildern, wenn ich ihn vorstelle.
Nachdem ich das Blauschwarz geleert hatte, mit welchem der Urushi Midori eingeschrieben worden war, ergab sich von selbst (eine ‹Frage› war es nie), die nächste Tinte sollte seiner Lackhaut möglichst genau entsprechen; so kam ich darauf, Caran d’Ache zu mischen, doch warum gerade diese, vermag ich nicht genau zu ergründen; wohl, da ich auf dem Wege zum Nakaya zwischenzeitlich einen Caran d’Ache mein Eigen genannt habe.
Ob es bei den beiden bleiben wird? Ein schwarzer Platinum #3776 reizte mich schon als dritter im Bunde (später, später; womöglich Ende 2012); denn es brauchte noch eine Feder, Vermerke und Entwürfe einzusammeln – und da tritt er hervor, der Eindruck, ich könnte ein Sammler werden, als welchen ich mich ebensowenig verstehe: Wie nur ein richtiges Wort an nämlicher Stelle sich einzufinden habe, so verlangt jede Gelegenheit nach der rechten Feder, und eben dieser Anspruch hat mich zu besonderen Federn bewegt, die ich mich glücklich schätzte, könnte ich sie wöchentlich kaufen. Dann aber sähe ich mich endlich als Sammler, dagegen: verfließen da die Grenzen nicht; vielmehr: gibt es diese denn?

Danke fürs Mitlesen
Thomas
Ex Libris
Beiträge: 2335
Registriert: 10.02.2010 22:43
Wohnort: Konstanz

Re: Knackende Federschenkel

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Thomas,

ebenfalls ein gutes neues Jahr - auch wenn ich damit womöglich ein wenig spät daherkomme. Ich war aber in den ersten beiden Wochen entweder nicht in Würzburg, dem einzigen Ort, an dem ich Internetzugang habe, oder ich war stark beschäftigt (ich musste noch einen ganzen Stapel studentischer Seminararbeiten korrigieren).

Und doch, wie es der Zufall will, fällt mir zum Thema Sammeln etwas ein. Da vergangene Woche der Philosophieprofessor (und in dem Fach Phänomenologe) Manfred Sommer in Würzburg war, um einen Vortrag zu halten, haben wir in unserem germanistischen Doktorandenkolloquium einige Texte bzw. Textpassagen aus dessen Werken gelesen. Darunter war auch "Sammeln. Ein philosophischer Versuch". Er beschreibt darin vor allen Dingen das Muster des Sammelns, weniger Sammler als solche. Sammeln sei eine Bewegung, die dazu führe, dass Zerstreutes zusammenkomme: "Andererseits vollendet sich dieses Zusammenkommen in einem Zusammensein um der Anschauung willen." (S. 8, Einleitung) Diese Form des Sammelns nennt er "ästhetisch" (ebd.).

Ich finde schon, dass man diese Bewegung auch bei jemandem erkennt, der nur zwei Füllfederhalter bei sich (zu Hause, in einem Etui, in der Hemdtasche...) zusammenbringt. Und doch greift es bei den meisten von uns hier im Forum eindeutig zu kurz, da es uns meistens nicht um die bloße Anschauung geht. Wir nutzen die Füllfederhalter zum Schreiben, egal wie sehr uns daneben noch ihre äußere Gestalt gefallen, ansprechen mag. Und bei mir ist es eben so, dass ich stets mehrere Farben für unterwegs dabeihabe bzw. am Schreibtisch bei Reinschriften verwende. Ich würde auch sagen, dass ich immer wieder gerne mit Formen (der Schreibgeräte) und Farben (der Schreibgeräte wie Tinten) experimentiere; gleichwohl kenne ich eine Art Grundform, zu der ich immer wieder gerne zurückkehre. Dabei dürfte es sich in meinem Fall wohl um die Pelikan Kolbenfüller-variante handeln (sei es die Souverän-, sei es die Classic-Reihe), von der ich in der edleren Füllersparte die meisten besitze. Und das in unterschiedlichen Farben und Größen, so dass ich, wenn ich immer darauf achtete, dass sich Hüllen- und Tintenfarben entsprächen, eigentlich heute schon 'ausgesorgt' hätte. Aber, wie ich weiter oben in einem früheren Beitrag sagte... :roll:

Viele Grüße,
Florian
Ursceal
Beiträge: 43
Registriert: 07.03.2007 16:39

Re: Knackende Federschenkel

Beitrag von Ursceal »

Hallo, Florian,

ein wenig spät meine Zeilen (die mehr und mehr sich von der Ursache entfernen, nicht?), darin ich weniger auf das Ding an sich eines Füllfederhalters eingehen möchte, mehr dessen Vorstellung, die unmittelbar mit uns zu tun hat, so wir aus all diesen Vorstellungen, welche die Hersteller uns feilbieten, jene wählen, welche unserer Idee eines Füllfederhalters entsprechen (weswegen sonst dieses vielfältige Angebot?) und das Zusammenkommen zum Zusammensein bedingt. Die Anschauung mag bei dem Sammler wichtiger werden oder auf dem Wege zu einem solchen geworden sein, abseits des Weges der schieren Notwendigkeit, Gedanken zu halten, und wäre ebendas wichtiger, dann reichte gar ein Zimmermannsbleistift (wenn ich richtig liege, hat Charles Bukowski mitunter damit seine Texte gefaßt); die Güte eines Schreibgerätes füllt hohlen Wortkram nicht, allein das Gefühl entscheidet nunmehr, und stockt meine Erstschrift, dann hilft mein Nakaya nicht; es liegt an mir, niemandem sonst – außer, meinem grünen Japaner lebte der Kalliope Zauber inne. Die Vorstellung des Dings an sich eines Füllfederhalters hat im Nakaya für mich Gestalt angenommen; sonach kaufe ich einen weiteren und schaue nach einem Platinum, der einem Nakaya um so mehr ähnelt, als Feder und Tintenleiter einander gleichen.

Danke fürs Mitlesen
Thomas
Antworten

Zurück zu „Rund um die Feder / Regarding nibs“