Hallo Alexandra,
da ich die letzte Zeit, aus familiären Gründen, eher sporadisch im Forum zu Gange war, lese ich Deinen Thread erst jetzt und hoffe, daß die späte Antwort Dir immer noch weiter helfen kann.
Rieke Rubens hat geschrieben: ↑05.08.2022 11:43
Vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen. Ich habe dabei gemerkt, dass ich das Problem nicht richtig beschrieben habe. Die Gravur auf dem Füller wollte ich grundsätzlich wieder hergestellt haben. Der Korpus ist an dieser Stelle quasi glatt, eine Gravur ist nicht mehr fühlbar und gegen das Licht betrachtet (vielleicht kann man das auf dem Foto erkennen) sieht man auch, das nahezu nichte mehr von der Vertiefung einer Gravur übrig ist. Ich nehme an, dass man die Gravur in bestimmter Haltung zum Licht einfach nur relativ gut lesen kann, da sich durch die ursprüngliche Gravur das Material unterhalb so verändert hat (wurde die Gravur damals vielleicht durch Druck eingestempelt?) das die Materialveränderung einfach noch sichtbar ist. Ich glaube aber das es hierfür keine Lösung gibt, da eine wegpolierte Gravur, nu mal weg ist. Für jede Idee bin ich offen.
Nun - im Gegensatz zu einer Guioche, bei der tatsächlich Material "weggekratzt", also graviert, wird - wurden die Herstellerbeschriftungen meist mit sogenannten Rollstempeln angebracht.
Ebonit wird unter Wärmeeinfluss plastisch verformbar (nicht flüssig oder gar gießbar, aber weich) so das ein, entsprechend gravierter, Stempel einen Abdruck hinterlässt, der nach dem Erkalten dauerhaft ist...
Entgegen Deiner Annahme, wird das Material aber nicht verändert!
Es ist mehr so ein Vorgang wie das Prägen einer Münze - das Material wird verformt, verdrängt und geknetet ohne seine Beschaffenheit zu verändern... Die farblichen Unterschiede an Deinem Füllerschaft entstanden durch Oxidationsprozesse. Beim polieren mit "üblichen" Mitteln, oder auch durch regen Gebrauch über die 80 Jahre, werden die erhabenen Flächen immer wieder abgerieben, während in den "Tälern" das Oxyd erhalten bleibt...
Es ist - tut mir leid das zu sagen - eigentlich nicht (wirtschaftlich) möglich, den Verschleiß der Beschriftung rückgängig zu machen!
Mit dem Dremel werden die Reste des Originalimprints zerstört und der Juwelier mit einer Kopierfräsmaschine, bräuchte eine (entsprechend gravierte) Vorlage der kompletten Inschrift. Die einzige Möglichkeit, die mir persönlich gerade einfällt, wäre eine Fachkraft, die sich auf Handgravur spezialisiert hat. Meist arbeiten solche Kunsthandwerker im Büchsenmachergewerbe - Suhl oder Ferlach wären hier die Anlaufstellen.
Nun aber konkret, was (sinnvoll) getan werden kann, um zu retten, was gerettet werden kann.
NIE, NIE, NICHT, einfach mit "Mikromesh" oder anderen abrasiven Methoden über die Beschriftung polieren!!!
Persönlich klebe ich den fraglichen Bereich immer mit Klebeband ab, bevor der Schaft konventionell poliert wird.
Der Bereich mit der Beschriftung wird separat behandelt. Alles, was "flächig" abträgt ist tabu!
Wenn überhaupt, wird das Schriftfeld, so bearbeitet, daß die Kontur möglichst erhalten bleibt...
Angefangen habe ich mir einer Zahnbürste und Polierschleifpaste - die Borsten der Zahnbürste, erreichen auch den Grund der Inschrift... Allerdings bewirkt die geradlinige Bewegung immer noch ein Verrunden der Kanten, so dass die Inschrift "verwaschen" wirkt.
Deshalb habe ich mir, extra für Füllfederhalter, eine elektrische Zahnbürste mit oszillierendem Kopf gekauft. Die kurzen hin- und her - Bewegungen, verrunden die Kanten nicht so stark, und geben ein recht gutes Ergebnis.
Der letzte Schleifgang erfolgt OHNE Polierpaste mit einem neuen Zahnbürstenaufsatz und "Ballistol" oder Paraffinöl.
Die Beschriftung ist dann in der gleichen Farbe wie der Schaft und nur durch die unterschiedliche Tiefe erkennbar. Für Fotos oder das Hervorheben, bietet sich Kreide oder Buntstift (in weiß) an. Dies ist aber nur temporär - die Pigmente verlieren sich beim Gebrauch - eigentlich ist das aber nicht schlimm, denn der Imprint war im Original meist nicht farblich hervorgehoben...