2 Füller - Montblanc & Parker

[cosmo]

Hallo,

ich habe die alten Füller meines Vaters ausgegraben. Auslöser war ein schönes japanisches Schreibheft, das mir meine Frau geschenkt hat. Mit den beiden Füllern habe ich kurzzeitig während der Schulzeit geschrieben, sie dann aber irgendwann nicht mehr benutzt. Sie dürften nun ca. 15 Jahre unbenutzt in der Schublade gelegen haben

Ich weiß leider sehr wenig über diese Füller und erhoffe mir, hier ein paar Informationen über sie zu erhalten - über die Modelle, das Alter, eventuell eine qualitative Einschätzung etc.

Es handelt sich um einen Parker 51 und einen Montblanc Füller. Den Parker müsste mein Vater schätzungsweise in den 60er Jahren gekauft haben, das ist aber nur eine sehr grobe Schätzung von mir. Soweit ich mich erinnern kann, hat er eine recht dicke und weiche Feder. Der Deckel sitzt leider nicht mehr fest. Ich habe jetzt Kreppband in den Deckel geklebt. Gibt es eigentlich noch eine elegantere Lösung?

Den Montblanc hat mein Vater irgendwann (80er?) geschenkt bekommen. Ich kann mich erinnern, dass er eher eine dünne und härtere/kratzigere Feder hatte. Auf dem Deckel ist Montblanc Germany graviert, ansonsten kann ich keinerlei Hinweise auf das Modell erkennen.

Wie gesagt, ich bin über jegliche Informationen dankbar. Ich habe aber auch ein paar konkrete Fragen.

Ich würde die Füller gerne zum Leben erwecken. Was sollte ich beachten, wenn ich sie nach so langer Zeit wieder benutzen möchte? Ist das überhaupt noch möglich in diesem Zustand? Leider wurden sie ungereinigt gelagert, so dass die Tinte sicher sehr eingetrocknet ist. Kann man sie sonst noch (selber) aufarbeiten?

Den Montblanc würde ich gerne mit einem Konverter benutzen. Muss ich einen Montblanc Konverter kaufen oder kann ich auch andere Konverter benutzen? Ich habe irgendwo gelesen, dass eventuell auch Pelikan Konverter passen könnten. Vielleicht kann das jemand anhand der Fotos erkennen?

Ich habe auch schon fleißig Tintenbetrachtungen durchgelesen und habe mir daraufhin Diamine Midnight Tinte bestellt. Ist diese Tinte geeignet für diese Füller? Welche Tinte würdet Ihr mir empfehlen? Worauf sollte ich achten, wenn ich Tinte für solch ältere Füller kaufe?

Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe!

Und hier ein paar Fotos.

[Faith]

Hallo und herzlich Willkommen.

Zu den Modellen kann ich die leider nicht viel sagen aber zur Inbetriebnahme.

Habe gerade selber 7 alte und eingetrocknete Füller zum Leben erweckt.
Zerlege die Füller soweit du dich traust und es möglich ist, dann in Wasser einweichen und ruhig ein paar Tage liegen lassen, Wasser immer mal wieder auswechseln und die Teile unter klarem Wasser abspülen. Da kommt ordentlich Farbe raus.
Bei Patronenfüllern ist das meistens kein Problem, um sie richtig sauber zu machen fülle ich das Griffstück mit Wasser und puste es dann durch die Feder raus. Bei Kolbenfüllern einfach einige Male Wasser rein und raus ziehen/drücken.
Falls du ein Ultraschallreinigungsgerät hast, kannst du die Einzelteile (Kolben lieber nicht) auch dort rein legen.
Mit lange einweichen und Spülen habe ich aber bisher jeden Füller sauber genug bekommen, dass ich ihn erstmal wieder befüllen und benutzen konnte, durch die Tinte der neuen Erstfüllung lösen sich eventuell noch ein paar Reste, also keine helle, empfindliche Tinte nehmen oder wichtige Unterlagen schreiben.

Generell ist jede Tinte, die heute für Füller hergestellt wird, auch für ältere Füller geeignet. Es gibt Ausnahmen, die nicht ganz verträglich sind, aber normalerweise dürfte es keine Probleme geben.

Ich wünsche dir viel Spaß mit den Füllern.

[cosmo]

Vielen Dank für die Antwort!

Ich habe jetzt mal die beiden Füller durchgespült und in ein Glas mit Wasser gelegt. Da kam schon was raus. Ich werde sie jetzt mal ein paar Tage da drinnen lassen, bis die Tinte angekommen ist und dann mal einen Versuch starten. Bin schon gespannt!

[stift]

Hallo
Der Montblanc dürfte ein 320er sein aus dem Jahr 1971-77
Und der Parker 51 ist auch ein ganz später wie Du geschrieben hast so aus den 60ern .
Gruß Harald

[cosmo]

Ah, danke, sehr interessant. Wie sind den diese Füller qualitativ so einzuschätzen?

[Andi36]

Hi

willkommen im Forum und vielen Dank für Deine schöne Vorstellung.

Zu Deinem Parker kann ich Dir schon etwas erzählen, zum MB nicht mehr, als Harald geschrieben hat.

Dein "51" (die Anführungszeichen sind Namensbestandteil) gehört zur 3ten Generation dieses Füllers.

• Die erste Generation wird nach dem Füllsystem "Vacumatic" oder einfach "Vac" genannt. 41 - 47/48
• Die zweite Generation mit dem Aerometric Füllsystem "Aerometric" 47/48 - 69
• Die dritte Generation (ebenfalls Aerometric) in 69
• als vierte Generation werden die "51"er bezeichnet (in 71), deren Kappenabschluss aus Metall anstatt des Kunststoff-Steins (Jewel) sind, außerdem war der Clip bei diesem Modell ein eigenständiges Teil und nicht mehr ein Teil mit dem Zierring (Tassie).

Die letzte Unterteilung halte ich persönlich für Unsinn, zu gering sind die konstruktiven Unterschiede.

Das Produktionsjahr Deines "51" lässt sich also relativ gut einschränken auf 69-71

Bei der 3ten Generation hat Parker den Produktionsprozess radikal erneuert; Korpus, Schaft sowie der Kollektor waren Spritzgussteile, und wurden nicht mehr aus dem vollen gedrechselt. Leider hatte Parker anfänglich die neuen Produktionsverfahren noch nicht so im Griff, die ersten Füller leiden unter geschrumpften Griffstücken - das kann ich auch auf Deinem Foto erkennen: der Bereich zwischen der Spitze und dem Mittelteil ist etwas "eingefallen".

Die Farbe nannte sich "Navy Grey", die Kappe ist die einfache Ausführung; die matte Edelstahlkappe wurde als "Lustraloy" vermarktet.

Der "51" ist der am längsten und am häufigsten gebaute Füllhalter überhaupt.

Gruß,
Andreas

[cosmo]

Danke für diese ausführliche Info! Sehr interessant!

Kann es sein, dass der Deckel durch das geschrumpften Griffstück nicht mehr so fest sitzt? Was könnte ich dagegen machen (außer dem Kreppband)?

So wie ich es jetzt mitbekommen habe, kann man den Parker "51" durchaus als guten Füller bezeichnen, oder?

Freut mich auf jeden Fall, dass ich anscheinend einen "Klassiker" habe. Auch wenn die Generation, die ich habe, anscheinend nicht die beste gewesen ist.

Wie kann ich eigentlich am besten das "Gehäuse" aufarbeiten/polieren? Die Füller sehen schon ein bißchen mitgenommen aus..

[Andi36]

Ja, ich denke schon, dass das der Grund für die locker sitzende Kappe ist.

In der Kappe sitzt eine Haltefeder, sie hat 5 Arme, mit denen sich die Kappe auf dem Griffstück festhält. Die Arme sind gewölbt. Man könnte Versuchen die Haltearme zu stauchen, so dass die Wölbung größer wird. Das kann aber auch schiefgehen und die Haltearme knicken ein....

Also nur ranwagen, wenn Du Erfahrung hast.

Andreas

[cosmo]

Okay, dann lasse ich das lieber mal. Mit dem Kreppband hält der Deckel jetzt auch gut, ist halt nicht so elegant, aber das ist mir jetzt erstmal egal. Hoffe, dass die Füller überhaupt noch funktionieren.

Nochmal zum Reinigen: Beim Durchspülen kommt jetzt klares Wasser raus, soll ich die Füller trotzdem noch länger im Wasser lassen oder sind sie jetzt sauber?

[Faith]

Lasst sie ruhig noch drin liegen. Es kommt nicht gleich alles raus, bei mir kam nach 2 Wochen immernoch leicht getöntes Wasser heraus. Wie gesagt, einweichen und immer wieder spülen.
Die letzten Reste konnte ich scheinbar erst mit anderer Tinte (Pelikan 4001) lösen. Meine Exemplare waren geschätzte 20 Jahre lang eingetrocknet.

[cosmo]

Alles klar, danke Dir. Hab sie jetzt noch mal ins Wasser getan.

Beim Parker habe ich das Füllsystem mit Wasser gefüllt, aber nur die Spitze ins Wasser getan. Oder soll ich den ganzen Füller mit Füllsystem ins Wasser stellen?

[Andi36]

die Spitze ins Wasser stellen ist ausreichend.

Andreas

[Andi36]

Ich hab' gerade mal die Kappe eines "51" zerlegt. So geht's

1) Jewel abschrauben: ein Gummistück in eine Hand nehmen, die Kappe mit dem Jewel gegen das Gummistück pressen und linksrum aufdrehen.
2) Die Gewindebuchse, die den Clip hält, mit einem Schraubenzieher lösen (dabei die Kappe auf dem FH lassen, sonst dreht sich die Innenkappe mit)

Schon ist die Kappe zerlegt und Du kannst die Haltearme (es sind vier und nicht fünf, wie oben geschrieben) in Form biegen.

Wie der Zusammenbau aussieht, kannst Du auf dem Bild sehen.

51-kappe (2).jpg

51-kappe.jpg

Gruß,
Andreas

[cosmo]

Wow super, vielen Dank! Toll erklärt! Das werde ich mal bei Gelegenheit ausprobieren. Das erscheint mir doch durchaus machbar.

[cosmo]

So eine kurze Rückmeldung. Die Tinte ist angekommen (hier nochmal eine Empfehlung für missing-pen.de / Rolf Thiel - sehr angenehme Abwicklung und netter Service).

Voller Ungeduld habe ich erstmal den Parker "51" befüllt und siehe da, er schreibt noch Er hatte praktisch keinerlei Anlaufschwierigkeiten, was ich sehr erstaunlich fand. Ab und zu gibt es noch kleine Aussetzer, vor allem wenn man schnell und mit viel Schwung schreibt und wenn man die Feder nicht in der richtigen/optimalen Position hat. Aber das ist vielleicht normal?? Oder das gibt sich noch mit der Zeit? Oder sollte ich ihn noch mal reinigen?
Wie dem auch sein, ich habe heute auf der Arbeit den ganzen Tag mit ihm geschrieben und hatte das Gefühl, dass die Feder immer besser gleitet. Das Schreibgefühl ist auf jeden Fall sehr gut. Nicht so superweich wie ich ihn in Erinnerung hatte und die Feder ist auch nicht so dick, aber dennoch lässt es sich mit ihm sehr angenehm schreiben. Der Füller liegt gut in der Hand und die Tinte fließt relativ feucht, wie ich finde. Ich denke, dass ich wieder zum Füllerschreiber werde

Den Montblanc habe ich natürlich auch gleich ausprobiert (übrigens ist es ein Montblanc 310 aus den 80er wie mir im Nachbarforum Fountainpen Community gesagt wurde), aber leider gab es dort nicht so schöne Resultate. Der Füller schreibt, man musste zwar mit einem bißchen Wasser nachhelfen, aber er schreibt. Das Schreibgefühl ist ein ganz anderes als beim Parker, aber nicht unbedingt schlechter. Die Feder ist viel feiner und nicht so feucht, aber ich finde das Schreibgefühl ganz gut mit ihm. Außerdem mag ich das Schreibbild mit der feinen Feder. ABER - und das ist leider das Blöde - ist das Gewinde am Griffstück, auf dem der hintere Teil aufgeschraubt wird, teilweise gebrochen und hat sich abgelöst, so dass das Gewinde jetzt schief sitzt und somit auch der hintere Teil. Sehr sehr ärgerlich Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Vielleicht habe ich die Tintenpatrone zu kräftig reingedrückt oder den hinteren Teil zu fest rangeschraubt. Keine Ahnung, auf jeden Fall hängt jetzt der hintere Teil schief am Griffstück. Sehr blöd. Die Frage ist jetzt, ob man sowas reparieren kann? Wieviel würde es kosten? Und wo lasse ich das machen?

Soll ich eventuell nochmal einen Extrafaden dazu eröffnen?

Freue mich auf jeden Fall über Tipps.