Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Thomas, definitiv: habe gerade ein wenig der Platinum zwischen meinen Fingern verrieben und das riecht eindeutig nach Eisen. Demnach würde ich sagen, die Platinum Blue Black ist eine EG Tinte.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Die Nachtblau läuft phantastisch in meinem Montblanc 146. Ich überlege, es mal wieder in dem Visconti zu versuchen...nur muss ich dann die Flussprobleme in den Griff bekommen.
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
19.04.2023 7:57
Thomas, definitiv: habe gerade ein wenig der Platinum zwischen meinen Fingern verrieben und das riecht eindeutig nach Eisen. Demnach würde ich sagen, die Platinum Blue Black ist eine EG Tinte.
Profis brauchen nur zwei Finger. :) Den Visconti müsstest Du mal säubern und beim Befüllen vielleicht am Schluss ein bisschen Luft reinziehen, damit die Tinte aus dem Luftkanal in den Füller transportiert wird und der Luftkanal offen ist, denn die Tinte würde dort wasserfest.

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
19.04.2023 7:57
Thomas, definitiv: habe gerade ein wenig der Platinum zwischen meinen Fingern verrieben und das riecht eindeutig nach Eisen. Demnach würde ich sagen, die Platinum Blue Black ist eine EG Tinte.
Zu der Frage, ob die Platinum Blue Black eine EG Tinte ist, möchte ich noch einen Test ergänzen.
Diesen Test hatte ich vor einiger Zeit mit Thoms Nachtblau durchgeführt (vergl. den Faden „Tintenchromatogramme“ auf der Seite 54), und man hat eine Vergleichsmöglichkeit.

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BA20F257-FBBF-47BF-8791-EA9CD7195288.jpeg (374.39 KiB) 2479 mal betrachtet

Die Probe links wurde unmittelbar nach dem Auftrag auf das Filterpapier chromatographiert, rechts 10 min nach dem Auftrag. Vom schwarzen Gallatkomplex ist nichts zu sehen, im Gegensatz zur Nachtblau unter gleichen Bedingungen.

Zur Unterstützung noch Schreibproben mit einem Abstand von einer Stunde:

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33C40475-5043-4272-A61B-9CC34A6EAB69.jpeg (462.84 KiB) 2479 mal betrachtet

Auch hier ein deutlicher Unterschied zum entsprechenden Ergebnis bei der Nachtblau.

Was man daraus ableiten kann, ist zumindest ein geringerer EG Anteil in der Platinum Blue Black im Vergleich zur Nachtblau von Thom.
LG
Heinrich
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

vanni52 hat geschrieben:
19.04.2023 13:00
... Was man daraus ableiten kann, ist zumindest ein geringerer EG Anteil in der Platinum Blue Black im Vergleich zur Nachtblau von Thom.
Natürlich, alles was "bunt" bleibt, ist Klasse 2, um mal beim Standard von 1888 zu bleiben. Man muss den Tinten aber ein bisschen Zeit lassen, diese schnelle EG-Bildung ist nicht "normal", sondern vom Papier beschleunigt. Ich würde mir das immer nochmal nach mindestens 24 Stunden anschauen.

V.G.
Thomas
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Heinrich, danke für diese Infos.
Ich gebe dir auch darin Recht, dass die Platinum deutlich schwächer als die Nachtblau ist. Man sieht das ja schon, weil im Prinzip kein wirkliches Nachdunkeln stattfindet. Nach 24 Stunden würde ich sagen, dass die Schrift minimal mehr ins Graue geht, aber definitiv nicht tendenziell schwarz wird. Ich vermute, dass die Platinum eher in die Richtung Pelikan Blauschwarz geht. Wo sich die Salix da vielleicht einreiht, weiß ich nicht, aber ich finde die Salix auch sehr ähnlich, was Nachdunkeln und Wasserfestigkeit angeht. In der Disziplin schlagen die sich aber schon sehr gut, finde ich.

Thomas, ich hab den Visconti mal komplett sauber gemacht und mir auch nochmal die Federeinheit genauer angesehen. Zwischen Tintenleiter und Feder war im Bereich des Luftlochs ein minimaler Abstand, den hab ich mal versucht zu korrigieren. Jetzt ist die rotfließende drin und ich schau mir das Verhalten beim Schreiben über die nächsten Tage an.
In dem Montblanc fließen die alle sehr gut, aber der 146 hat sich seit der damaligen EG-Tinten von MB vermutlich auch nicht großartig verändert. Ich gehe mal davon aus, dass die alte MB MB auch nicht viel anders/besser geflossen ist als andere EG-Tinten heute.
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
19.04.2023 16:39
... Ich gehe mal davon aus, dass die alte MB MB auch nicht viel anders/besser geflossen ist als andere EG-Tinten heute.
Na ja, gucke Dir das mal an, da fließt ja jede anders. viewtopic.php?f=8&t=31328&start=765#p396410
Die Midnight Blue war elegant, keine Ahnung, warum Montblanc die eingestellt hat. Ich könnte die Eisengallustinte auch durch's Blatt durchfließen lassen, aber warum sollte ich derart Schreckliches tun? :)

V.G.
Thomas
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Downfall hat geschrieben:
19.04.2023 16:39
Heinrich, danke für diese Infos.
Ich gebe dir auch darin Recht, dass die Platinum deutlich schwächer als die Nachtblau ist. Man sieht das ja schon, weil im Prinzip kein wirkliches Nachdunkeln stattfindet. Nach 24 Stunden würde ich sagen, dass die Schrift minimal mehr ins Graue geht, aber definitiv nicht tendenziell schwarz wird. Ich vermute, dass die Platinum eher in die Richtung Pelikan Blauschwarz geht. Wo sich die Salix da vielleicht einreiht, weiß ich nicht, aber ich finde die Salix auch sehr ähnlich, was Nachdunkeln und Wasserfestigkeit angeht. In der Disziplin schlagen die sich aber schon sehr gut, finde ich.
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266FE8E3-7109-48D9-A99F-74583CD1D2F5.jpeg (538.81 KiB) 2328 mal betrachtet
Hierzu Bilder, wobei gesagt werden muss, dass die Schreibproben der Pelikan Blauschwarz und der Salix deutlich älter sind, im Vergleich zu den 24 Stdn. bei der Platinum.
LG
Heinrich
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Wir könnten eigentlich noch die Novellierung von 1912 machen. Die EG-Gemeinde wird unschwer für die Färbung die Vergleichstinte von Schluttig und Neumann erkennen, die ich ja für zu eisenlastig halte. Die Zwei waren aber auch der Werksleiter und der Chefchemiker der Leonhardi-Tintenfabrik, da würde ich auch nicht mein bestes Rezept verraten. Diese Tintenrezeptur wurde dann aber von einigen Ländern, auch US-Einzelstaaten als Standard übernommen.

V.G.
Thomas
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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Wozu zählt hier eigentlich deine Blaue und Rote? Vermutlich zu den EG-Schreibtinten?
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
21.04.2023 9:58
Wozu zählt hier eigentlich deine Blaue und Rote? Vermutlich zu den EG-Schreibtinten?
Zunächst muss ich mal anmerken, die Texte stammen aus der Zeitschrift für analytische Chemie von 1913 und die Schlaffis haben einen Kommafehler. Wenn sie für die Schreibtinten 18g wasserfreie Gerb- und Gallussäure haben wollen, wird das mit 1,56g Tannin natürlich nix. Die Blaue und die Rote haben über 4g Eisen im Liter, das sind also Urkundentinten.

V.G.
Thomas
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Das bestärkt mich in dem Glauben, für alles Wichtige bei der Nachtblau zu bleiben :)

Woran liegt es eigentlich, dass die neueren Tinten wie von KWZ anscheinend keine Ausfällungen machen? Die Blue Black von denen würde ich auch als stark Einschätzen (laut dem Konrad auf Niveau der Diamine Registrar's), aber die hat bei mir auch nach Jahren keine Ausfällungen. Gibt es da mittlerweile einfach andere Methoden?

Ich habe von Chemie keine Ahnung. Finde das aber sehr interessant.
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Ich weiß natürlich nicht, was er da genau macht. Die Gerbsäurevernetzungen werden wahrscheinlich in dem sauren pH-Bereich katalysiert. Eine so starke Tinte kann man auf traditionelle Weise aber nicht nur mit Gallussäure und ohne Gerbsäure machen. Gallussäure ist dafür nicht ausreichend wasserlöslich. Wenn man das machen wollte, bräuchte man ein anderes Colösungsmittel, das Gallussäure besser löst als Wasser. Die EG-Ausfällungen kann man schon verhindern, Reduktionsmittel wäre nur eine Möglichkeit, eine andere wäre das zweiwertige Eisen zu komplexieren.

V.G.
Thomas
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Danke für deine wie immer ausführliche Antwort. Auch wenn ich von Chemie keine Ahnung habe, kann ich dir so halbwegs folgen. Ich müsste mir tatsächlich einfach auch mal ansehen, was die Säuren alle tun und...naja, ich glaube, ich freue mich einfach darüber, mit EG schreiben zu können :)

Letztendlich habe ich zwar viele andere Tinten, die ich natürlich wegen ihrer Farbe so gern mag, aber selbst wenn ich mal einige Zeit nur mit Farbstofftinten schreibe, komme ich immer wieder zu EG zurück. Eine "echte" blauschwarze Tinte ist für mich zum Maßstab geworden.

Das Dokument erwähnt auch noch Blauholz...die gibts aber nicht für Füller? Sind aber auch recht beständig, soweit ich weiß.
Thom

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Thom »

Downfall hat geschrieben:
21.04.2023 23:56
... Das Dokument erwähnt auch noch Blauholz...die gibts aber nicht für Füller? Sind aber auch recht beständig, soweit ich weiß.
Ja, das sind Chrom-Blauholztinten. Cepasaccus wollte das mal machen, aber wir hatten schon die Eisengallus und ich antwortete damals: Das wäre, als würde man an Biowaffen forschen, wenn man schon Atomwaffen hat. Die Blauholzauszüge bilden aber auch Komplexe mit Eisen, die wurden vor den Teerfarbstoffen auch als zusätzliche Farbstoffe in Eisengallustinten verwendet. Herbin hat das bei der Encre Authentique mal angegeben und ich habe es immernoch im Shop stehen, ich weiß aber nicht, ob's stimmt. :) Manchmal findet man auch solche Tauchfedertinten bei ebay nach "mittelalterlicher Rezeptur". Aber wegen dem Blauholz musste erst jemand offiziell Amerika entdecken.

V.G.
Thomas
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