Da es mir heute recht gut geht und ich mich dazu in der Lage fühle, löse ich mein Versprechen ein über ein neues Modell aus China zu berichten.
Der Jinhao Dadao N°9019
Ganz kurz zur teilweise neuen Bezeichnung des Modells:
Im chinesischen kennt man grundlegend 2 Arten/Formen von Schwertern, die auch heute noch sehr bekannt sind. Vor allem aus den vielen „Kung-Fu“ Filmen.
- Jian - Das traditionelle, klassische Schwert mit zweischneidiger Klinge. Heute vor allem bekannt als „Tai-Chi Schwert“.
- Dao - Ein einschneidiges Schwert, welches wir im Westen eher als eine Art Säbel bezeichnen würden. Bekannt vor allem durch Vorführungen der Shaolin und Wudang Mönche.
Nun aber an’s Eingemachte...
Die technischen Daten...
Marke: Jinhao
Modell: DADAO N°9019
Modellvariante: Red
Material: Kunststoff
Federstärke: „M“ in Größe #8
Länge mit Kappe: 14,7 cm
Länge Schaftende zu Griffende: 10,5 cm
Ø Schaft: 16,0 mm
Ø Griffstück: 14,8 mm → 13,1 mm verjüngend
Gewicht: 31g
Befüllsystem(e): Proprietärer Großraum Konverter, sowie Patronen & Konverter (int. Standard)
Preis: ca. 7,40 - 13,50 € (je nach Händler und Tagesangebot)
Bezugsquelle: AliExpress - Jinhao 9019
Erster Eindruck:
Im ersten Moment sieht der Jinhao Dadao N°9019 schon recht „geil“ aus.
Aber leider nur im ersten Moment.
Was mir sofort zu meinem Leidwesen aufgefallen ist, sind die Einbuchtungen am Kappen- und Schaftende, die vom Spritzguß her rühren. Dazu aber mehr im Abschnitt „Material“.
Was als zweites auffällt:
Das Teil ist fett! Ich meine: richtig fett!!
Alleine 16mm Ø am Schaft, was bei meinen Füllern gerade mal einige indische Modelle von ASA oder Ranga her geben.
Genau mein Beuteschema!
Das Kappenband ist umlaufend versehen mit den Bezeichnungen für Marke und Modell.
Den Clip ziert lediglich der Schriftzug „Jinhao“.
In einem Punkt möchte ich aber den meisten Youtubern, welche den Jinhao Dadao N°9019 vorgestellt haben widersprechen:
Viele merken an, der sei wegen des Clip und der großen, dicken Kappe optisch angelehnt an den Namiki Emperor.
Dem widerspreche ich vehement!
Man muß sich vor Augen halten, Jinhao benutzt diese Art von Clip schon eine geraume Zeit. Insbesondere bei den ersten Modellen des Jinhao 100 Centennial.
Jetzt, nach z.B. 5 Jahren, damit zu kommen, man habe den Clip jetzt vom Namiki kopiert, ist schon etwas anmaßend.
Und ich denke auch, es war gar nicht erst die Intention vorhanden dem Namiki ähnlich zu sein.
Dennoch...
Insgesamt war der erste Eindruck etwas zwischen Begeisterung und Zweifel.
Material und Verarbeitung:
Der Füller besteht aus einem nicht näher definierten Kunststoff.
So wie ich das sehe und vergleichen kann, das gleiche Material wie beim Jinhao 992.
Und das ist doch recht enttäuschend.
Zumal der Jinhao X159 (quasi der Vorgänger) zumindest noch aus einem besseren Acrylharz gemacht wurde.
Um so enttäuschender aber ist es, daß sich beide Modelle (X159 & DADAO 9019) im gleichen Preisniveau bewegen. Bei der recht geringfügig größeren Menge an Material hätte man locker und getrost auch hier das bessere Acrylharz verwenden können.
Festhalten möchte ich auch:
Die Verarbeitung ist leider auch auf dem Level eines Jinhao 992.
Vor allem bei dem Varianten in transparenten Farben zeigt sich, daß das Material im Bereich des Clips und am Kappen- & Schaftgewinde öfter mal zu Spannungsrissen neigt.
Und bei allen anderen tollen Vorzügen des Jinhao Dadao N°9019 ist das schon K.O.-Kriterium.
Auch stört mich ein wenig, daß in dieser Preisklasse am kompletten Füller beidseitig eine „Naht“ zu erkennen ist, die von der Spritzgußform her rührt.
OK, man muß schon sehr genau hinschauen um die zu sehen, aber einmal entdeckt, weiß man um ihr vorhanden sein und das trübt das Vergnügen dauerhaft.
In Sachen Material und Verarbeitung also ein gewaltiger Rückschritt - und der ist nicht zum besseren.
Haptik & Ergonomie:
Dem Material geschuldet ist die Haptik - wohlwollend ausgedrückt - eher schlicht und dem Preis nicht angemessen.
Das lässt mein Herz bluten und wird auch nicht von der (für mich) tollen Ergonomie wett gemacht.
Apropos Ergonomie:
Den Füller in der Hand zu halten und damit zu schreiben ist ein wahres Vergnügen. Ja, fast schon eine Offenbarung.
Der liegt so satt und fett in der Hand, man fühlt sich direkt majestätisch, nahezu übermächtig, weil man die Kontrolle über etwas derart mächtiges hat.
Die Feder:
Damit kommen wir zu einer Erweiterung des Jinhao N° #8 Feder Protfolio.
Gab es beim Jinhao X159 diese N° #8 Federn lediglich in „EF“ & „F“, so gibt es diese nun hier im Jinhao Dadao N°9019 ab Werk auch in „M“. Man muß also nicht mehr extra die Federeinheiten im 3er Pack nachkaufen.
Qualitativ ist die Feder identisch mit den anderen N° #8 Varianten und kann guten Gewissens als eine der besten Federn von Jinhao bezeichnet werden.
Auch überrascht (für chinesische Verhältnisse) die gleichmäßige Qualität in der Fertigung. Abgesehen von einer (auch im Westen) üblichen Serienstreuung, gibt es da kaum Ausfälle bzw. Ausschuß.
Das wiederum liegt offensichtlich daran, das die Federn vor Auslieferung (an den Händler oder Endkunden) anscheinend getestet werden.
Ein Indiz dafür ist die Tatsache, daß an allen 3 Exemplaren in meinem Besitz direkt nach dem Auspacken am Tintenleiter noch geringe Tintenspuren bzw. -Reste zu erkennen sind.
Die Feder an sich ist jetzt nicht das Maß aller Dinge oder so. Aber sie kann sich dennoch einreihen in die Riege der im Westen als durchschnittlich gute Federn bekannter Markenhersteller.
Befüllung:
Hier kommt es zu einer weiteren Neuerung, die im Zusammenspiel mit der Größe des Füllers und der durchaus guten Feder dieses Modell erst wirklich interessant machen.
Der neue Jinhao Großraum Konverter!
Kurz vorab:
Ähnliche Konverter kenne ich zwar schon, aber eigentlich nur von Füllern der indischen Marke Kanwrite, welche auch für Noodler’s und Fountain Pen Revolution Modelle herstellen.
Zurück zum Jinhao Konverter:
Dieser Konverter ist im eigentlichen auch „nur“ ein normaler Konverter im Int. Standard. Zumindest was dessen Öffnung angeht.
Jedoch ist er deutlich länger und breiter als herkömmliche Konverter und wird auch mit einem Gewinde in das Griffstück eingeschraubt.
Was ihn besonders macht, ist sein Volumen von -sage und schreibe- 1,7ml!!
Natürlich nur, wenn man ihn ohne eine einzige Luftblase voll bekommt.
Rechnet man dann noch die Menge an Tinte aus dem gesättigten Tintenleiter hinzu, nachdem man ihn frisch befüllt hat, erreicht man ganz knapp annähernd 1,9ml!!!
Und das ist schon eine echte Ansage.
Damit steht er Volumen-technisch einem guten Kolbenfüller in nichts nach. Manche übertrifft er auch locker damit.
Ich habe auch zum Vergleich einmal einen Jinhao standard Konverter daneben gehalten, um den Unterschied auch bildlich zu demonstrieren.
Anderweitig lässt sich der Jinhao Dadao N°9019 aber auch mit herkömmlichen Konvertern und Patronen im Int. Standard betreiben.
Was ihn damit insgesamt relativ flexibel bei den Befülloptionen macht.
Bewertungsbogen/Datenblatt & Schreibprobe:
Zuerst der übliche Bewertungsbogen inkl. Datenblatt auf dem gewohnten „Clairefontaine Smart Print Paper 60g/m²“.
Und es folgt auch gleich die Schreibprobe.
Wie (neuerdings) üblich auf Oxford Optik Paper 90g/m².
Fazit:
Letztlich schwanke ich hier von „Himmel hoch jauchzend“ hin bis „zu Tode betrübt“.
Der Jinhao Dadao N°9019 hätte so ein wundervoller, genialer Füller sein können.
Ist er aber am Ende nicht.
All seine Vorzüge und Besonderheiten werden durch nur einen Umstand nahezu wieder zunichte gemacht: Das Material und dessen Verarbeitung.
Hätte man das gleiche Material wie z.B. bei einem Jinhao 100 Centennial verwendet (den es ja auch einfarbig gibt), dann wäre der Jinhao Dadao N°9019 ein echter Knaller geworden.
Für die transparenten Modelle häte man auch ein gutes Acrylharz nehmen können, so wie eben bei den indischen Füllern von ASA, Beena oder Ranga.
So aber bleibt nur eine verpasste Chance.
Echt schade darum...
Liebe Grüße
SteamDevil
P.S.
Video dazu kommt vielleicht noch diese Woche.
Je nach dem wie gut der Heilungsprozess voran schreitet.