Schon im Vorfeld möchte ich heute eine „Trigger-Warnung“ aussprechen:
Wer absoluter Fan und Verfechter der Marke Montblanc ist. der sollte dieses Review vielleicht besser nicht lesen.
Es könnte sein, daß hierbei Gefühle verletzt werden.
So, und nun zum Füller des heutigen Tages bzw. dieser Woche:
Der Majohn P138
Die technischen Daten...
Befüllsystem(e): Kolbenfüller
Bezugsquellen:
AliExpress - 365Day Stationery Store
Preis: ca. 35,60 €
Erster Eindruck:
Ähhmmm... Jaaa...
Grundsätzlich finde ich die Optik ja echt toll, so im Stile der ca. 1920er Jahre und so...
Auf der anderen Seite ist er aber schon recht hart an seinen Originalvorlagen dran, so das es dem einen oder anderen Füller-Enthusiasten weh tun dürfte.
Ich selber habe da jetzt kein Problem damit, aber aus Gründen der Objektivität sollte das zumindest mal erwähnt werden.
Und hier muß ich - leider - mal wieder etwas weiter ausholen und die eine oder andere Gegenüberstellung vollziehen.
Der P138 ist in 2 Versionen zu jeweils 2 Varianten zu bekommen.
Diese sehen wie folgt aus:
Das Modell linker Hand zu sehen, ist in der Tat eine hahezu 1:1 Kopie des Montblanc Marcel Proust.
Das Modell rechter Hand aber ist keine 1:1 Kopie eines existierenden Modells von Montblanc, sondern eher eine Mischung aus mindestens 2 Modellen von MB.
Nämlich den bereis genannten Marcel Proust und dem Egyptomania Doue.
Also zusätlich dem hier:
Allerdings wieder in einer Art, wie es den Egyptomania Doue nicht gab.
Der Majohn hat eine mit Metall (Stahlblecht) versehene Kappe, während dies beim MB Egyptomania Doue so nie erhältlich war - meines Wissens nach.
Der Kappenabschluß ist auch wieder eine Mischung aus beiden Versionen oder aber eine Immitation des MB Elvis Presley.
Das ist auch der Grund, warum ich mich eben für die 2 Modellversion entschieden habe, weil diese in sofern eine Kopie eines MB ist, der aber so nie existiert hat.
Das hat vor allem mit dem genieteten Clip zu tun, denn dessen Optik hat es mir besonders angetan.
Und damit auch direkt zur Optik und einigen Charakteristika:
Schaft und Kappe sind in oktagonal (achteckig) gearbeitet und von einem mit Stahlblecht umgeben, auf dem das Muster des MB Marcel Proust - eher schlecht als recht - geprägt wurde.
Das war auch der Grund, warum ich das andere Modell nicht genommen habe.
Hätten sie das Muster nicht 1:1 kopiert, sondern mit etwas eigenem zumindest ergänzt oder es gar komplett verändert, hätte ich wohl auch das andere Modell noch genommen.
So aber ist es selbst mir etwas zu sehr „Klon“.
Aber zurück zu meinem Modell:
Was ihn für mich vor allem sehr interessant gemacht hat, ist die Anbringung des Clips, der auch an den MB Egyptomania Doue angelehnt wurde, aber nicht wie beim MB „flach“ ist, sondern recht stark gebogen. Ein weiterer Punkt, der ihn vom MB ein wenig mehr absetzt.
Und natürlich befindet sich auf dem Kappenabschluß das Logo von Majohn/Moonman.
Ich bin durchaus ein Freund von Chinesischen Füllern, die sich an bekannten Modellen orientieren, aber sich dennoch ein wenig unterscheiden, so das eine Verwechslung auf den ersten Blick nahezu ausgeschlossen werden kann. Zumindest für „Kenner“ der Szene.
Der „Normalsterbliche“ Mensch, der sich nie weiter groß mit Füllhaltern befasst, dem wird auch in der Regel nicht alle 5 Meter ein MB 149, Bohème oder John F. Kennedy über den Weg laufen, so das er sofort auf einen solchen schließen würde.
Der erste Eindruck jedenfalls gefällt mir.
Randbemerkung:
Irgendwie irritiert es mich doch ein wenig, daß auf der Kappe meiner Modellvariante „Moonman“ Steht, wärend auf der Kappe der anderen Variante seitlich angebracht der Schriftzug „Majohn“ steht.
Und das so lange nach dem Rechtsstreit mit KaWeCo wegen der Namensrechte an „Moonman“.
Material und Verarbeitung:
Das Material ist in der Basis Kunststoff, welches mit einem Stahlblech umschlungen wurde.
Insgesamt macht es einen eher wertigen Eindruck.
Bei der Verarbeitung allerdings hatte mein Modell einen gravierenden Defekt.
Am Schaftende (Übergang zum Kolben) befindet sich ein Gewinde, welches zum Posten der Kappe dient.
Dieses Gewinde ist normaler Weise selbst im Schaft befestigt und wird zusätzlich vom Verschluß der Kolbenmechanik festgehalten.
Bei mir allerdings hat sich dieses Gewinde nicht richtig im Schaft festgeklemmt und drehte deswegen auf einmal komplett Frei.
Und so konnte ich die Kappe nicht mehr vom Schaft schrauben, weil sie in beide Richtungen frei drehte.
Nach meiner Beschwerde beim Händler aber gab es sofort Ersatz (innerhalb von 4 Tagen!!) und dieser funktioniert so, wie er es auch soll.
Inzwischen - nach 24 Sunden Kopfzerbrechen - hatte ich eine unkonventionelle und extrem einfache Lösung für das Problem mit dem Gewinde gefunden.
Ich habe ihn einfach etwas Druck ausgesetzt - so, als wenn ich die Kappe vom Schaft brechen wollte - und habe dann langsam und mit Gefühl - unter Aufrechterhaltung des Drucks - die Kappe abschrauben können.
Danach alles wieder mit einem passenden Schlüssel fest gezogen und nun geht alles wieder.
Zwischenzeitlich aber war auch schon der Ersatz unterwegs und so hatte ich nun 2 dieser Füller, von dem ich jetzt einen auch direkt mal an George (Big G’s Tintenkiste) abgegeben habe.
Jedenfalls hat das meine Bewertung doch etwas nach unten gezogen.
Haptik & Ergonomie:
Haptisch ist der Majohn P138 eigentlich ganz nett und gefällig.
Nur an einer Stelle habe ich etwas gefunden, was den einen oder anderen stören könnte:
Am Übergang von Kappe und Abschluß gibt es die eine oder andere Kante, die doch deutlich spürbar ist.
Kein wunder. Einer oktagonale Kappe mir einem kreisrunden Abschluß zu versehen, ist nicht gerade die cleverste Lösung.
Allerdings hat auch der MB Egyptomania Doue ein ähnliches „Problem“. Allerdings in entgegengesetzter Richtung, denn der Runde Abschluß ist schmaler als der Kantendurchmesser der Kappe. Da stört also nicht das mit dem Finger nach oben streichen, sonder eher das vom Abschluß nach unten streichen.
Wenn einen das überhaupt stört...
Ergonomisch ist das auch so eine komische Sache.
Hier spielt vor allem die Haptik den Sinnen einen Streich.
Durch das am Schaftende befindliche Gewinde und der weitere Übergang zu dem sich verjüngenden Drehknopf für den Kolben, fühlt sich der Füller irgendwie viel kürzer an, als er in Wirklichkeit ist. Die rund 10cm vom Griff zum Schaft fühlen sich eher wie 8,0 - 8,5cm an und wirkt fast mickrig.
Wer große Hände hat, der kann ihn dann gerne „posten“ ohne das ihn das zusätzliche Gewicht groß stören dürfte. Da balanciert sich das in etwa aus.
Wer aber mittelgroße bir gar zierliche Hände hat, der sollte da „posten“ gefälligst unterlassen.
Denn auf Grund der Gesetze von Schwerkraft und Hebelwirkung zieht es einem dank der Kopflastigkeit förmlich die Feder vom Papier.
Im Sinne der Ergonomie also ist das Gesamt-Design ein wenig - sagen wir mal - verunglückt.
Darum wird MB die Kappen auch nie groß mit Metall (Sterling Silber) belegt haben.
Die Feder:
Für mein Modell wählte ich diesmal - ganz ungewohnt - eine 1.1mm Stub Feder.
Allein nur, weil ich noch keinen Füller mit einer N° #6 Stub Feder habe.
Die Feder sitzt auf einem Plastik Tintenleiter, der aber zu meiner Überraschung so richtig gut naß ist.
Da die Feder an den Seiten der „Spitze“ doch recht abgerundet sind, entspricht sie wohl eher einer 0,7 - 0,9mm Stub - im Mittel also eine 0,8mm.
Aber ansonsten verrichtet sie ihre Arbeit mit Bravour und gibt keinen Anlaß zur Klage.
Macht einen durchaus netten Schriftcharakter.
Das Wechseln der Federeinheit (Triple) bedarf hier in der Regel eines passenden Werkzeugs.
Leider habe ich jetzt keinen Schlüssel von Wing Sung vorliegen um sagen zu können, ob dieser passen könnte.
Allerdings habe ich eine alternative Lösung gefunden:
Wer eine etwas längere und schmale Pinzette hat, der kann diese nutzen um die Federeinheit zu lösen oder wieder zu befestigen.
Befüllung:
Wir haben es mal wieder mit einem Kolbenfüller zu tun.
So weit, so... Nix weltbewegendes.
Aber an dieser Stelle dennoch ein Hinweis:
Für diese Kolbenmechanik benötigt man zur Wartung und Reinigung nicht zwingend einen passenden Schlüssel von Majohn/Moonman.
Wer stolzer Besitzer einen Schlüssels von HongDian oder dem enuen Schlüssel von Asvine ist, der hat schon mal ein passendes Werkzeug.
Bewertung & Schreibprobe:
Zuerst der Bewertungsbogen:
Und es folgt auch gleich die Schreibprobe.
Wie üblich auf Oxford Optik Paper 90g/m².
Diesmal sei auch die Tinte erwähnt.
Wie Eingangs auf dem ersten Bild zu sehen, handelt es sich um die „Ostrich Green Emerald“ aus China.
Preislich liegt diese bei ca. 5,80 € für 18ml.
Und weil es so schön ist, hier mal ein Vergleich der Tinte mit der „Diamine Bloody Absinth“.
Gerechter Weise muß ich sagen, ein Vergleich mit der Diamine November Rain wäre deutlich fairer gewesen, da diese beiden sich im Verhalten des Sheens weit ähnlicher sind.
Aber ich wollte einmal den unterschied zu einem eher rötlichen und etwas brillanteren Sheen zeigen.
Der Sheen von der Ostrich Green Emerald geht mehr in ein dunkleres Violett und ist deutlich matter. Eben so, wie bei der Diamine November Rain.
Und auch im Grundton sind sich die Green Emerald und die November Rain sehr ähnlich.
Fazit:
Ja...
Das Fazit wird dem einen oder anderen mal wieder leichte Schmerzen bereiten.
Und dennoch:
„Ein jeder hat ein Recht auf meine Meinung!“
Stil und Optik gefallen mir durchaus. Trotz - oder gerade wegen - der Anleihen bei MB.
Insgesamt aber schafft er es nicht in meine Top 20. Dafür hat er einfach zu viele Schwächen oder gar Mängel aufgewiesen. Zumindest beim 1. der beiden Füller.
Und vor allem das mit dem Gewinde am Schaftende ist in dieser Preisklasse ein „No Go“.
Hier muß ich ganz ehrlich sagen, der Asvine P20 ist in dieser Preisklasse (ca. 30,- €) eindeutig die bessere Wahl.
(In meinen Augen ist der sowieso der im Moment Beste Füller, den man für um die 30,- € kaufen kann. Bei dem stimmt einfach alles. Ob Design, Farbe(n), Material, Verarbeitung, Feder... etc. p.p.)
Auf der anderen Seite aber muß man (ich) eingestehen, der Majohn P138 macht dennoch mächtig Spaß und kann sicher bei dem einen oder anderen Anlaß für Gesprächsstoff sorgen.
Jedenfalls bereichert er meine Sammlung noch im positiven Sinn.
Wer sich also etwas im klassischen Look gönnen will, der macht mit dem Majohn P138 sicher keine Fehler.
Liebe Grüße
SteamDevil
Das entsprechende Video dazu findet Ihr hier:
Majohn P138 | Eine hybride Montblanc Kopie