Blaufinger hat geschrieben:
Das Angebot bei hochwertigen und damit hochpreisigen Füllern bzgl. des Federangebots einzuschränken, halte ich für bedenklich. Am Ende gibt es kaum noch gute Argumente für einen hochwertigen Füller. Ein billiger Füller kann es dann genauso gut sein.
Als Uhrennarr sehe ich das wiederum sehr entspannt - jede dümmliche Funkuhr für ein paar Euro Fuffzich geht genauer als mein Automat. Ich käme aber nie auf die Idee, mir so eine Zwiebel zuzulegen.
So wird es bei Füllern ähnlich verlaufen.
Wie geschrieben: geh davon aus, dass wir Füllerverrückten nur eine verschwindend kleine Marktecke ausmachen. Und gehe ebenfalls davon aus, dass 99% aller 149 / 1000 von Leuten gekauft werden, die einfach nur einen teuren Füller haben wollen - also aus dem gleichen Grund, warum sie eine Omega / Rolex /ALS / PP o.ä. kaufen...
Ciao - Peter
Ciao - Peter
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Tombstone hat geschrieben:Und gehe ebenfalls davon aus, dass 99% aller 149 / 1000 von Leuten gekauft werden, die einfach nur einen teuren Füller haben wollen - also aus dem gleichen Grund, warum sie eine Omega / Rolex /ALS / PP o.ä. kaufen...
Das ist sicher richtig.
Umso mehr ein Grund für mich, die alten Schätze mit angeschrägten Federn zu suchen und zu sammeln.
Bei Pelikan lassen sich die Federn auch problemlos in einen neuen Halter montieren, was ich auch gerne mache, da ich mit allen Füllern/Federn schreibe.
Moin an alle "schrägen Freunde" dieses Themas,
mir ist beim Lesen Eurer Beiträge wieder deutlich vor Augen gekommen, daß es die älteren Federn mit Schrägschliff sind, die wirklich ein interessantes Schreibgefühl vermitteln können. Im Anhang seht Ihr meine "schrägen Vögel" mit Ausnahme eines 400NN mit OM-Feder. Der steckt im Etui in der Schultasche und ich hatte keine Lust, ihn zu holen.
Alte Federn:
100 N (OF bzw. O8) - traumhaft! Und absolut unschlagbar!
400 schildpatt (OM) - ... giftig...
400 schwarz (OB) - meine erste historische Feder! Unverzichtbar!
400 NN schwarz (OBB) - krass und ein bißchen eigenwillig. Aber sehr toll.
(400 NN grün OM fehlt) - ganz eigenwillige Feder, die ich dennoch sehr gerne schreibe. Hat eine tolle Strichvarianz.
Aktuelle Federn:
M400 blau (OM) - geht ganz gut, aber ohne besonderen Charme.
M600 grün (OM) - wunderbar! Damit fülle ich Seite um Seite.
M400 grün (OB) - wunderbar! Schön satt und breit.
M400 blau (OB) - ein bißchen "Alleweltsfeder", aber gut
M300 grün (OB) - schwammig. Wenig Charakter, leider.
Und dann noch was für die Rubrik "Familienfoto" - mal alle auf einen Blick.
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ich schreibe fast ausschießlich mit historischen Füllhaltern, viele davon haben eine O-Feder, neueren Datums ist da recht wenig. Dies ist nicht zuletzt den Federn geschuldet, Flexibilität, entsprechende Strichbreitenvarianz sowie das weiche Schreibgefühl geht mir bei den moderneren Nägeln, bis auf wenige Außnahmen, völlig ab. So gesehen könnte es mir eigentlich egal sein, ist es aber nicht. Ich will den Oblique-Federn das Wort reden und sehe in der Ausdünnung des Federsortiments eine weitere Verarmung. Je weniger Charakter und Individualität ein Produkt zu bieten hat, um so leichter lässt sich dieses substituieren. Warum soll ich nicht mit Kuli schreiben, wenn sich das Schreibgefühl mit moderner Feder davon immer weniger unterscheidet? Hier wurde auf dem Weg in die falsche Richtung ein neuer Schritt getan, wo doch die Anforderungen der Konsumenten an Produkte und Dienstleistungen immer individueller werden.
Grüße aus der Pfalz
Gerd
PS: Der Forumsaufreger des Tages hat mich zu folgendem kleinen Exkurs (anderes Wort für "off topic") getrieben (sorry, hab mich gleich in zwei Ansätzen ergangen):
Die Schreibschrift und der Füllhalter sind Kulturgut. Noch wird der Einsatz eines Schreiblernfüllers von den Lehrern empfohlen - noch. Es gibt Bundesländer, die das Erlernen der Schreibschrift abgeschafft haben bzw. abschaffen wollen. Bei Lehrern und Bildungsministerien wäre Überzeugungsarbeit zu leisten, dort wäre der richige Ansatz für langfristige Veränderungen. Wenn nicht bereits in den Schulen der Markt von morgen geschaffen wird, kann es nur immer schwerer werden, Kugelschreiberhände in späteren Jahren wieder für den Füllhalter zu gewinnen. Doch die Kurzlebigkeit von Wirtschaftszyklen und Quartalsberichten wird eine solche Investition wohl nicht zulassen. So wird sich der Markt immer weiter zusammenschrumpfen, auf der Suche nach Gewinnmaximierung - ein kannibalisierendes System.
Nach aller Reduzierung auf rein technische Anforderung an einen Bewerber, gewinnen soft skills bei der Personalauswahl immer mehr an Bedeutung, selbst Knigge-Seminare werden in diesem Zusammenhang plötzlich wieder interessant. Das lässt ein wenig hoffen, womöglich besinnt man sich ja noch, bevor es für die Schreibschrift und die Feder zu spät ist. Wenn nicht, werden in 50 Jahren Übersetzungsdieste von Rentnern und Pensionären angeboten, wenn unsere Nachkommen Zugang zum Inhalt alter Briefe, Tagebücher und Omas Rezepten haben wollen, wie dies heute schon für z. B. Sütterlin der Fall ist.
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Ich finde das natürlich sehr schade für die Freunde der angeschrägten Federn.
Selber besitze ich keine solche (mehr) in meiner Sammlung.
Vor einigen Jahren hatte ich mir einen M400 mit einer OM-Feder gekauft, mußte aber bald feststellen, daß ich damit nicht wirklich gut schreiben konnte und habe sie dann getauscht.
Da ich für Kalligraphie nicht genug Talent (und/oder Geduld) habe, und meine normale Alttagsschrift eher klein ist, kann ich mit den üblichen Stub- oder Italic-Federn nicht viel anfangen.
Mein Typ wäre eher eine feine bis mittelbreite Feder mit mittlerer Flexibilität und Strichvariation. Doch die Chance, daß Pelikan ausgrechnet solche Federn wieder herstellt, ist äußerst gering. Denn auch da sehe ich in der Masse keinen Bedarf, der die sicher nicht ganz billige Entwicklung und Markteinführung einer neuen Feder betriebswirtschaftlich rechtfertigen würde.
Schreiben sei Kulturgut,
"Wischtechniken" am Handy und PC sind jetzt Kult,
jugendlich betrieben mit viel Herzblut,
wer ist daran schuld?
Anglizismen in der deutschen Sprache,
für die Jugend cool, keine Frage,
für mich hingegen eine Plage,
gezählt sind bald der schönen deutschen Sprache Tage.
An schrägen Federn wird gespart,
ein Indiz, daß das Ende der Handschrift demnächst naht?
Der Mainstream diktiert, wohin die Reise geht,
"oh du schöne Schreibschrift, bald vom Winde verweht"?
Jeder, in seinen Bereichen, greife er die Mißstände an,
ein jeder tue, was er nur kann,
wer sich an Sprache und Schrift vergeht,
kämpfet dagegen an, sonst ist es zu spät!
Lieber Will, ich war von Deinen Ausführungen angetan und sehr bewegt.
Du trafst den Nagel voll und mittig auf den Kopf.
Anschließend gingen mir die obigen Zeilen durch den Kopf.
Vielleicht gefällt es, wenn nicht, bitte ich um Nachsicht.
zunächst einmal vielen Dank an Ingo für Deine kreativen und originellen Zeilen, an denen leider nur allzu viel Wahres dran ist. Eigentlich wollte ich mich aus diesem Thema nach Möglichkeit heraushalten, aber dieses Gedicht verdient es, hier von möglichst vielen gewürdigt zu werden.
Zum Thema selbst kann ich kaum etwas beisteuern, da ich mich aufgrund meiner Handschrift auf F- und EF-Federn beschränke. Ich denke allerdings, dass O-Federn sicher seit Langem nicht mehr zum Massenmarkt gehören und daher, wie bereits viele Vorschreiber feststellten, nicht sonderlich rentabel sind. Hier bleiben dem geneigten Nutzer nur Nieschenhersteller (für ein Nieschenprodukt für Nieschenkunden ) oder eben das Umarbeiten (lassen) der gekauften Federn. Einerseits also schade, dass es soetwas nicht länger bei Pelikan gibt. Andererseits kann man davon ausgehen, dass O-Käufer ohnehin bereit sind, ein paar Euronen mehr in die Hand zu nehmen als ein Massenprodukt-Käufer. So sollte es für die meisten auch nicht tragisch sein, sich eine solche Feder zurechtschleifen zu lassen, mit dem positiven Nebeneffekt der größeren Individualität und der Möglichkeit, viele eigene Vorstellungen und mit einfließen zu lassen, so dass eine perfekt auf den Schreiber abgestimmte Feder das Ergebnis darstellt.
Aber ich hab' gut Reden, als zufriedener Stahlnagelnutzer
Ich wechsle nun von der Federdiskussion ins Federbett - gute Nacht
Mich bewegt gerade das Herzblut, das aus vielen Himmelsrichtungen hier in diesem Forum zum Thema "Oblique" zusammenfließt. Danke Euch allen, vielleicht ist es ja ein wirksamer Beitrag zum Erhalt der Vielfalt.
Ich erinnere mich gut an den Kauf meines ersten Schulfüllers. Den gab's bei Middendorfs Maria im Laden, wo es auch Backformen, Pötte, Schauben und Schaufeln gab. Ich habe verschiedene Füller ausprobiert. Am besten ging es mir mit einem Pelikan.
Heute... Plastik-Verpackung, eingeschweißt, 5,99 incl. einem Päckchen Patronen. Feder: M. Und gut ist's. Bei Middendorfs Maria gab's kaum Farbauswahl. Heute ist eine unglaubliche Vielfalt an Farben, Formen und Material im Sortiment. Aber die Feder: M.
Ja, es stimmt. Es fängt schon bei den Kleinen an.
Schade. Oder Chance?
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die Schreibkultur hat sich in den letzten Jahrzehnten rapide verändert. Ich bedaure die Entscheidung der Hannoveraner ebenfalls, aber wenn es im Oblique-Federbereich keinen Großserienmarkt mehr gibt, ist diese (leider) folgerichtig und akzeptabel. Wie sich Pelikan das vorstellt, alle Kunden mit EINER Italicfeder in EINEM Füllermodell, das zudem nicht jedem Geldbeutel und jeder Hand liegt, ersatzweise zufriedenzustellen, ist mir aber schleierhaft.
Wenn, dann ist es höchste Zeit, auch im Spektrum M2xx/400 und 600 solche Federn anzubieten, die auch schönschreibwilliges Publikum mit kleinerem Geldbeutel oder Menschen anziehen, die mit dem großen 800 nicht klarkommen. Insofern steckt in der Sache auch eine Chance, sich veränderten Kundenwünschen anzupassen. Sie möchte genutzt werden.
Tja,
da wünsche ich viel Spaß bei der Kostenreduzierung. Gar nichts mehr produzieren wäre der nächste Schritt.....
Ja, das geht auch ohne Polemik:
Früher waren (auch teure) Stifte noch "Schreibgeräte". Heute sind sie wohl "Lifestyle". Das zu akzeptieren fällt mir schwer.
ich finde es schon nachvollziehbar, was da entschieden wurde. Man hat angeboten und festgestellt, daß die Nachfrage eine Großproduktion nicht mehr rechtfertigt. Ok soweit. Es wäre nur wichtig, nicht nur blind Kosten zu reduzieren, sondern, wie oben beschrieben, das Sortiment anzupassen und sich an Nachgefragtem zu orientieren. Das wird sicher nicht billiger als weiter Obliques herzustellen, aber birgt die Chance auf mehr Absatz.
Womit wir beim zweiten Punkt sind. Pelikan hat Absatzprobleme. MB nicht. Egal wie man über die Marke MB denkt, aber die müssen auch irgendwas richtig gemacht haben. Kunden, die heute im Edelsegment kaufen, wollen diesen "Lifestylefaktor", diese Erlebniswelt, die eine hochwertige Marke bietet. Wer gibt 300€ oder 500€ für einen Füller aus, "nur" weil er ein gutes Schreibwerkzeug ist?Forumsmitglieder ausgenommen, aber das Umsatzvolumen bringen wir nicht zustande. 8)
Nein, das "Drumherum", das Bauchgefühl, das Erleben dieser "Markenwelt", ist für die meisten im Premiumsegment, egal welcher Ware, mittlerweile ebenso wichtig wie die Qualität der Ware. Zu sehen in jedem beliebigen "Flagshipstore". Pelikan bietet "nur Schreibzeugs" an. Umso wichtiger, daß sie auch bei so banalen Sachen wie Federn am (Kunden-)Ball bleiben.
Für mich ist das so eine Art Volkswagen-Mercedes-Problem:
- Mercedes ist im Luxus-Segment zu Hause - selbst so eine dämliche C-Klasse kostet inzwischen einen Preis, da krichste Plaque. Aber: da gehen die S-Klassen weg wie warme Semmeln.
- Volkswagen macht sein Geld eigentlich zwischen Polo und Passat - aber stellt mit dem Phaeton ein Auto hin, was eigentlich alles besser kann als die S-Klasse und dabei auch noch billiger ist.
Ergebnis: den Phaeton will keiner haben.
So ähnlich kommt es mir mit den Pelikanen und den Montblancs vor: meine Souveräns schreiben durch die Bank besser als quasi alle (bis auf eine, nachbarbeitete Ausnahme) meine MBs - die "Blicke" kassieren aber meine 149er. Sinnvoll? Nö - ist aber ein Luxusprodukt.
Ein Mitarbeiter einer Montblanc-Boutique sagte mir mal ganz offen, dass er davon aus geht, dass von allen in seinem Store gekauften Füllfederhaltern
- 30% nie genutzt werden, da es Sammlerstücke sind oder den Eigentümern zu schade sind (sei es als Selbstkauf, sei es als Geschenk)
- 50% nur für Unterschiften genutzt werden oder in der Brusttasche spazieren getragen werden
- die restlichen 20% wirklich zum Schreiben genutzt werden
Bei Pelikanen vermute ich es anders. Dies ändert aber nichts an der damit einhergehenden Problematik.
Ob es sich dabei aber wirklich um eine "Problematik" handelt, kann ich nicht beurteilen. Wahrscheinlich wird das Geld bei Pelikan mit anderen Produkten verdient - ein Besuch im hauseigenen Verkaufsraum lässt auf Grund der eher bescheidenen "besseren" Ecke darauf schliessen...
Ciao - Peter
Ciao - Peter
Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
Ich kenne mich mit den Pelikanen nicht so aus (zu Schulzeiten den M100). Bei diesen ganzen Pelikanfuellern, wie austauschbar sind da die Federn zwischen den Modellen? Passt eine M100-Feder in einen M400? Wenn das nicht geht wuerde es aus Eurer sich mehr Sinn machen die Anzahl der Federn durch ein "Eine Groesse fuer alle Modelle" zu reduzieren und dabei die Vielfalt an Spitzen hoch zu halten?
Und ehrlich gesagt kenne ich den Unterschied zwischen I und O auch nicht. Ich glaube mein verlorener MB hatte eine OB. Alles sonstigen neu gekauften frueher immer M. Mein anderer alter und ebenfalls verlorener Fueller hatte aber eine abgeschraegte Spitze. Das war zumindest bis vor kurzem mein Lieblingsfueller.
Bitte nicht falsch verstehen, es liegt mir fern Cepasaccus vorzuführen, doch hier liegt schon das Problem. Heute weiss keiner mehr was eine O- oder I-Feder ist, da kaum noch einer wirklich beim Kauf eines Füllhalters vernünftig beraten wird. In der Schule achtet keiner darauf, ob die Schreibhaltung stimmt und nur Olivander aus Harry Potter lässt noch erahnen, wie es vielleicht einmal gewesen sein könnte, mit Hilfe eines Federkundigen das rechte Schreibgerät zu finden. Wir schreiben alle, aber nur die wenigsten wissen noch was sie tun und können dieses Wissen weitergeben. Es gibt in der breiten Masse kein Bewusstsein mehr für die Schreibkultur, so wenig, wie für das Schreibgerät. Vor Jahrzehnten war der Kugelschreiber des Füllhalters Tod. Er hat ihn nicht ganz verschwinden lassen können, jedoch das Wissen darum fast nahezu. Wir sind hier ein Eiland und die andern Inseln wie z. B. kleine gute Schreibwarenläden mit kundigem Fachpersonal werden immer weniger.
Schon wieder off topic grüssend
Gerd
PS. Die Kiste nimmt das scharfe “s“ nicht an.
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!