Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Die Weinsäure und die Ascorbinsäure. Die kann man auch bei Downfalls Tannintinte probieren, wenn man nicht mit Salzsäure hantieren will. Die stabilisieren die Lösung auf unterschiedliche Weise. Die Ascorbinsäure hält das Eisen zweiwertig durch ihre reduzierende Wirkung, der Eisenascorbat-Komplex ist relativ schwach und kommt der EG-Bildung nicht in die Quere. Worauf man achten sollte, die Ascorbinsäure oxidiert selbst, je länger sie mit Sauerstoff Kontakt hat und verliert dann ihre erstaunliche Fähigkeit. Dann setzt die EG-Bildung im Flakon ein und die Tinte wir "traditioneller". Die Weinsäure ist ein anderes Kaliber, hier erfolgt die Stabilisierung durch einen Eisentartrat-Komplex. Worauf man hierbei achten sollte, der Komplex rivalisiert stärker mit dem Eisengallat-Komplex, was die EG-Bildung deutlich verlangsamt. Die Oberflächenspannung wird auch ein bisschen niedriger. Das zeigt sich dann am Verhalten der Tinte auf dem Beschreibmaterial.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ja, das würde schon gehen, aber Weinsäure ist, wie gesagt, nicht zu unterschätzen. Denn man muss ja auch sehen, dass die Tinte auf dem Beschreibmaterial erst wasserfest ist, wenn sie ihre Eisenfarbstoffe gebildet hat.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Solange es nicht Jahrhunderte dauert, ist es wohl nicht so schlimm, wenn die Wasserfestigkeit nicht sofort da ist, denke ich. Es gibt Tinten, die werden gar nicht wasserfest


Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Na ja, ich sage das ja nicht alles grundlos. Ich hatte Weinsäure auch irgendwann mal getestet
und genau aus diesen Gründen verworfen.
und genau aus diesen Gründen verworfen.

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ja das glaube ich Dir schon, dass Du das nicht grundlos sagst. Nur frage ich mich, warum die Weinsäure dann überhaupt erwähnt wird?
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich experimentiere weiter und stelle fest, dass ein wesentlicher Faktor der pH-Wert der Tinte ist.
Testweise habe ich eine Probe der Labortinte VI auf einen pH-Wert von 3,4 justiert und siehe da, die Tinte oxidiert wieder schnell. Eine weitere Probe habe ich auf einen pH-Wert von 3,2 eingestellt, da dauert die Oxidation schon wieder etwas länger.
Momentan mache ich alle Tests mit ungefärbter Tinte, weil sie sich so besser beurteilen lässt und ich im Probenglas sehe, ob die Tinte Flocken bildet oder stabil bleibt.
Die Weinsäure habe ich ausprobiert, weil ich mich mit im Zuge der Eisengallus-Experimente mit Komplexbildnern auseinandersetze und in alten Eisengallusrezepten erwähnt wird, dass ausgeflockte Tinte durch Zugabe von Wein unter Erwärmung wieder besser wird.
Ich mag die schnelle Oxidation auf dem Papier. Nur soll im Tintenglas nichts ausfallen.
Testweise habe ich eine Probe der Labortinte VI auf einen pH-Wert von 3,4 justiert und siehe da, die Tinte oxidiert wieder schnell. Eine weitere Probe habe ich auf einen pH-Wert von 3,2 eingestellt, da dauert die Oxidation schon wieder etwas länger.
Momentan mache ich alle Tests mit ungefärbter Tinte, weil sie sich so besser beurteilen lässt und ich im Probenglas sehe, ob die Tinte Flocken bildet oder stabil bleibt.
Die Weinsäure habe ich ausprobiert, weil ich mich mit im Zuge der Eisengallus-Experimente mit Komplexbildnern auseinandersetze und in alten Eisengallusrezepten erwähnt wird, dass ausgeflockte Tinte durch Zugabe von Wein unter Erwärmung wieder besser wird.
Ich mag die schnelle Oxidation auf dem Papier. Nur soll im Tintenglas nichts ausfallen.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Mir ist sowieso lieber, wenn die Jugend Weinsäure oder Ascorbinsäure verwendet, anstelle nicht genehmigter Salzsäure-Experimente. Das ist auch ein sehr reines Tannin mit einer hohen Wasserlöslichkeit, da kann man gleich mal ein paar Tannin/Eisensulfat-Heptahydrat Relationen ausprobieren. Also Eisensulfat bleibt gleich und man verändert die Tanninmenge, z.B. 2:1; 2,5:1; 3:1; 3,5:1; 4:1. Und schreibt damit auf einen Zettel. Und da kann man dann immermal nachschauen, wie das in 1 Jahr aussieht und in 2 Jahren, da sieht man schonmal, was da komplett aus dem Ruder läuft. Zuviel Gerbsäure macht die Schriftzüge auch braun, allerdings nicht so aggressiv zur Cellulose wie zuviel Eisen.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Klar, sollte man vielleicht in Erwägung ziehen. Ich hab hier einen Edelstahllöffel, der ist wegen der Salzsäure eindeutig weiß angelaufen 

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich muss schon ein bisschen aufpassen, es sind ja hier nicht alle Chemiker/innen, nicht dass noch jemand den Edelstahllöffel abgibt. 

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Heute bin ich zum Schluss gekommen, dass es nicht sinnvoll ist, genügend Gallussäure über einen erhöhten pH-Wert in Lösung zu bringen: Um dies zu tun, müsste der pH-Wert zwischen 4,0 und 4,1 liegen - dann ist so viel Gallussäure deprotoniert, dass die Löslichkeit in ausreichender Menge gewährleistet ist. Diese Angabe gilt für Tinte mit etwas mehr als 4 g/L Eisen und gut der gleichen Stoffmenge Gallussäure.
Bei solch hohem pH-Wert ist die Oxidation des Eisens aber so schnell, dass die Tinte für Füller nicht tauglich ist. Ständig flockt was aus. Ist der pH-Wert tiefer, kristallisieren langsam dünne Nadeln aus, vermutlich Gallussäure. Einzig mit besonders starkem Komplexbildner bleibt das Eisen auch bei erhöhtem pH-Wert in Lösung. Dies hat aber andere Nachteile; der Eisengallat-Komplex wird sehr langsam gebildet. Ausserdem leidet auch die Gallussäure unter dem erhöhten pH-Wert (bei hohem pH-Wert wird auch sie schneller von Sauerstoff oxidiert).
Damit stelle ich die Experimente auf Basis von reiner Gallussäure erst mal ein, zugunsten eines Gemisches von Gallussäure und Tannin. Ganz nach den Angaben und Hinweisen der erfahrenen Tinten-Fachleute
Die Tinte VIII (und die inoffizielle Tinte IX) sind bereits im Test, weisen pH-Werte von 2,4 (bzw. 2,2) auf und sehen auf den ersten Blick vielversprechend aus. Aber erst warte ich noch ein, zwei Tage ab um sie zu beurteilen.
Bei solch hohem pH-Wert ist die Oxidation des Eisens aber so schnell, dass die Tinte für Füller nicht tauglich ist. Ständig flockt was aus. Ist der pH-Wert tiefer, kristallisieren langsam dünne Nadeln aus, vermutlich Gallussäure. Einzig mit besonders starkem Komplexbildner bleibt das Eisen auch bei erhöhtem pH-Wert in Lösung. Dies hat aber andere Nachteile; der Eisengallat-Komplex wird sehr langsam gebildet. Ausserdem leidet auch die Gallussäure unter dem erhöhten pH-Wert (bei hohem pH-Wert wird auch sie schneller von Sauerstoff oxidiert).
Damit stelle ich die Experimente auf Basis von reiner Gallussäure erst mal ein, zugunsten eines Gemisches von Gallussäure und Tannin. Ganz nach den Angaben und Hinweisen der erfahrenen Tinten-Fachleute

Die Tinte VIII (und die inoffizielle Tinte IX) sind bereits im Test, weisen pH-Werte von 2,4 (bzw. 2,2) auf und sehen auf den ersten Blick vielversprechend aus. Aber erst warte ich noch ein, zwei Tage ab um sie zu beurteilen.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Es kommt halt auf die gewünschte Stärke an, so eine Tinte wie Pelikan Blauschwarz oder die Platinum Classic kann man nur mit Gallussäure machen. Aber bei den schweren Geschossen wird es komplizierter. Ich würde mit dem niedrigen pH auch nicht übermäßig panisch werden, eine R&K Königsblau wird auch bei so 2,3 liegen, die Füller halten das schon aus und wenn das auf dem Papier nicht angehoben würde, dann würde sich der EG-Komplex in entsprechender Zeit gar nicht bilden.
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Ich bin kein Chemiker und verstehe leider nur sehr wenig von der Diskussion. Ich kann jedoch sagen, dass ich mit der Entwicklungsstufe IV bereits sehr zufrieden bin. Die Tinte findet bei mit aufgrund ihrer Eigenschaften vor allem beim Zeichnen ihren Einsatz. Ich habe sie neuerdings auch in einem Pinselfüller im Einsatz - und schaut mal, welche tollen Schattierung sich damit erzeugen lassen. Von hellem Blau-Grau bis zu beinahe Schwarz!



Beim Aurora 88 bilden sich leichte Verkrustungen an der Feder, welche sich aber leicht abwischen lassen. Ich glaube, dass ist nur ein kosmetisches Problem. Beim Brush-Pen ist nichts davon zu bemerken.
Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung der Tinte!



Beim Aurora 88 bilden sich leichte Verkrustungen an der Feder, welche sich aber leicht abwischen lassen. Ich glaube, dass ist nur ein kosmetisches Problem. Beim Brush-Pen ist nichts davon zu bemerken.
Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung der Tinte!
Beitrag in schwarz: Zollinger als Sammler - Beitrag in grün: Zollinger als Moderator
Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Das sieht einfach fantastisch aus, Zollinger. Weltklasse. Danke fürs Zeigen! Die Verkrustungen gehören zur Eisengallustinte dazu, glaube ich.
Na toll. Jetzt glaube ich, auch einen Pinselfüller haben zu müssen
Na toll. Jetzt glaube ich, auch einen Pinselfüller haben zu müssen

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte
Danke für das Zeigen der Bilder und insbesondere für das Teilen des Rezepts!
Ich kann bei Gelegenheit auch gerne auflisten, wie ich die Tinte dilettantisch bei mir zuhause in der Küche zusammengebraut habe.
Und danach ist Thomas an der Reihe
Ich kann bei Gelegenheit auch gerne auflisten, wie ich die Tinte dilettantisch bei mir zuhause in der Küche zusammengebraut habe.
Und danach ist Thomas an der Reihe
