Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
10.10.2024 7:48
... Ich kann bei Gelegenheit auch gerne auflisten, wie ich die Tinte dilettantisch bei mir zuhause in der Küche zusammengebraut habe. ...
Das ist schon gut, es sollte nicht zu kompliziert werden. Wer das mit Ascorbinsäure mal probieren will, nicht mit Zitronensäure verwechseln (da gab's auch schon Irritationen). Zitronensäure würde wahrscheinlich einen noch stärkeren Komplex als Weinsäure bilden, da geht dann garnix mehr.Bild
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Finde ich auch gut, wenn alle ihre Rezepte hier verraten :)

Ich nehme mich gerade den von Zollinger erwähnten Verkrustungen an. Dies bedeutet, dass ich möglichst viele der festen Zutaten weglasse oder durch flüssige ersetze.

Eine in die neuste Testtinte eingetauchte Lamy-Feder trocknet gerade im Wohnzimmer ein, um das Resultat einzuschätzen :geek:
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich hatte einen alten TWSBI 580 jetzt längere Zeit mit meiner Tinte befüllt und unbenutzt liegen lassen. Ich nutze den Füller aufgrund diverser Risse nicht mehr. Nachdem der mir mal beim Umzug in einer Kiste verloren ging und viele Monate lang die Salix drin war, hab ich festgestellt, dass da auch nix passiert ist. Seither habe ich bei EG auch gar keine Bedenken mehr.
Aber mein eigenes Gebräu, da wollte ich schonmal sehen, was passiert. Nach fast zwei Monaten im Füller ist da auf jeden Fall noch alles gut, er schreibt auch direkt an. Gut, die dichten schon gut ab. Aber das machen andere Füller mit Schraubkappe in der Regel auch, vor allem die Japaner.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
11.10.2024 13:50
... Gut, die dichten schon gut ab. ...
Das ist schon hilfreich bei einer Tinte, die das Talent hat wasserfest zu werden. Deine Tinte kann sich aber auch selbst wieder auflösen, also wenn da mal was dicht ist, einfach ein bisschen Tinte vordrehen, über die Feder wischen und dann geht das wieder.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Das ist auch viel dankbarer als bei Pigmenttinten. Die lösen sich glaube ich nicht mehr selbst.

Für die schlimmen Fälle mit EG-Verkrustungen hilft in Wasser gelöste Ascorbinsäure sehr gut. Damit kriegt man auch wunderbar eventuelle Rückstände ausgespült. Aber das Wissen die "Stammbesucher" in diesem Thread sowieso schon :)

Ich habe jetzt seit ein paar Wochen auch die Tsuwairo von Pilot in Verwendung. Alle sehr angenehm, sind weniger anfällig fürs Austrocknen als die R&K SketchInk zum Beispiel. Fließen gut, haben aber anscheinend auch etwas Bindemittel bei. Zumindest die Schwarze geht auch auf tendenziell eher fülleruntauglichem Papier.
Aber was das angeht, da kommt nix an die Nachtblau/Rot dran, auch die Salix nicht. Meine eigene geht da auch super, da ist aber auch recht viel Gummi Arabicum drin.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
11.10.2024 17:54
... da ist aber auch recht viel Gummi Arabicum drin.
Das bleibt wasserlöslich, wasserfest wird das Eisentannat in Deiner Tinte und wirkt auch geringfügig als wasserfestes Bindemittel. In einer Nanopigmenttinte wird es eher eine relativ geringe Menge Acrylatbindemittel sein, wenn das erstmal wasserfest ist, ist es wasserfest.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Also, was ich auf 100ml gemischt habe:

9g Tannin
3g Eisen II Sulfat
0,5g Gummi Arabicum
0,5g Salzsäure 25%

Im letzten Versuch hab ich noch 0,05g Salicylsäure hinzugegeben.

Wie immer, Brille und Handschuhe unbedingt tragen und die Hände nach getaner Arbeit gründlich waschen. Achtet auf die Arbeitsoberflächen und eure Kleidung.
Die Bestandteile hab ich einzeln in destilliertem Wasser vollständig gelöst (die Salicylsäure hab ich allerdings der Mischung am Ende hinzugefügt).
Wenn gelöst, habe ich zunächst das Eisen II Sulfat und Tannin vermischt, anschließend die Salzsäure hinzugegeben und danach Gummi Arabicum.
Die Tinte habe ich ein paar Tage stehen lassen und dann durch zwei Kaffeefilter gegeben.

Sehr dilettantisch, aber nicht kompliziert. Sicherlich gibt es hier einiges Optimierungspotenzial, aber ich habe leider nicht die Zeit um mich hier wirklich einzuarbeiten.

Die Tinte ist gesättigt genug um ohne Farbstoff auszukommen. Aus dem Füller kommt sie blass Violett und dunkelt zu einem sehr schönen dunkelgrau-braun. Das GA hatte ich versuchsweise auch schon verdoppelt, trotz gutem Fluss kann man die Tinte dadurch auf jedem Papier benutzen, das ich bisher verwendet hab. Und das Kopierpapier auf der Arbeit ist wirklich ein harter Gegner.
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das Eisen II sulfat ist ein Heptahydrat, also da ist noch Kristallwasser dabei, das ist aber schon eingeplant. Das Verhältnis von 3:1 habe ich anhand der Reinheit des Tannins geschätzt, man kann da durchaus die Relationen etwas variieren und mal beobachten, wie sich die Schriftzüge mit der Zeit verhalten, aber ich schätze schon ziemlich genau. :)
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Downfall hat geschrieben:
13.10.2024 9:42
Also, was ich auf 100ml gemischt habe:

9g Tannin
3g Eisen II Sulfat
0,5g Gummi Arabicum
0,5g Salzsäure 25%

Im letzten Versuch hab ich noch 0,05g Salicylsäure hinzugegeben.
Danke, interessant. So kommst Du auf ca. 6 g/l Eisen und Tannin ist im Überschuss da.

Ist Deine Tinte im Flakon violett oder fast schwarz / dunkel?
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
13.10.2024 18:38
... und Tannin ist im Überschuss da.
Ich bin nicht der Meinung, dass Tannin im Überschuss da ist. Ich würde das mal mit +/- 10% Tannin probieren
und die Schriftzüge 2-3 Jahre beobachten.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Die Tinte ist im Flakon schwarz, beim Aufschütteln (nicht vorm Befüllen versteht sich) sieht man, dass die dünnen Schichten an der Glaswand violett sind. Das macht sich dann beim Schreiben ebenfalls so bemerkbar.

Die Schrift wird nicht komplett schwarz. Es wird, wie schon geschrieben, ein dunkles grau/braun/violett.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Wenn Du die verschlossen lässt, wir die mit der Zeit im Flakon immer transparenter, weil die Gerbsäure das Eisen zweiwertig macht.
Man könnte auch noch mal -20% Tannin mit in die Schriftproben nehmen, dann sieht man schon, wann die Tinte zu gerbsäure- oder eisenlastig wird. Auf irgendwelche theoretischen molaren Verhältnisse zwischen Gallussäure und Eisen kann man sich bei der Tinte nicht verlassen, weil nirgends Gallussäure ist.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Das kann ich bei Gelegenheit auch gern machen.

Das einzige, was mich an der Tinte wirklich stört, ich traue mich noch nicht so recht, die in teureren Füllern zu benutzen. Den alten TWSBI benutze ich normal nicht, ich bin da eher an Visconti und MB und dergleichen hängen geblieben. Aber das ist mal wieder so ein wahres Luxusproblem.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Wir haben das letztendlich bei der Nachtblau auch über Jahre getestet, da waren unterschiedliche Versionen unterwegs, vor allem hinsichtlich Gerbsäuregehalt. Und auch die Materialverträglichkeit betreffend kann man nicht alles theoretisch voraussagen.
pejole
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von pejole »

Hallo ihr Tinten kochenden Spezialisten,

viel verstehe ich ja nicht von dem was ihr da an Wissen von euch gebt, dafür liebe ich es umso mehr mit den EG Tinten zu schreiben.

Thom hatte mir mal eine EG für Testzwecke zugeschickt, die habe ich mit Spitzfeder, ausprobiert. Die war noch so frisch dass sie wie Wasser aus der Feder kam und doch viel Aufmerksamkeit erforderte um den Buchstaben oder die Konturen zu sehen was ich gerade schrieb. Mittlerweile ist die Tinte mehr mit Luft in Berührung gekommen und ist sofort nach Berührung mit dem Papier auch gut zu sehen, obwohl bei dem ersten Kontakt mit dem Papier nun mit Bandzugfeder immer noch etwas wässrig was sich aber in Sekundenschnelle ändert. Nach gut 20 Sekunden ist die Tinte so gut wie schwarz, so wie sie sein soll. Die Tinte vom Schenk erreicht nicht ganz diese Schwärze, kann auch sein dass sie dieses neuere festere und glatte Papier Brunnen Premium 90g nicht mag. Für die Salix und Thom's EG absolut problemlos. Es ist auch zu sehen dass nach dem wässrigen Aussehen die Tinte einen leicht braunen Farbton zeigt und wie an den 7 Strichen im 2. Bild links zu sehen der erste bereits leicht schwarz ist bevor der 7. Strich fertig ist. Die Tinte war in Spitz- und Bandzugfeder absolut problemlos, es machte echt Freude damit zu schreiben wie auch mit der Salix.

Weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Tinte kochen, lasst uns weiter die Ergebnisse wissen, ich lese gerne mit.

Gruß, Martin
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