Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Anbei mal noch ein Foto, von den weißlich Ausfällungen, die sich im Füller bilden. Man erkennt es leider nicht gut. Aber da ist ein weißer Schleier.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Das sieht nach Tannin aus, nimm das mal runter. Und wenn Du die mit Gallussäure machst, dann ersetzt Du sowieso einen Teil des Tannins durch Gallussäure, dabei in einem molaren Verhältnis Gallussäure/Eisen 1:1. Soviel hat die Forschung schonmal ergeben, die ist aber ohnehin auf die Restauration alter Schriften ausgerichtet und die Zusammensetzung der Originaltinten können sie nicht mehr ändern (wir können das allerdings schon :) ).
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Gut, das werde ich mal versuchen. Was passiert denn schlimmstenfalls mit den Gerbsäureausfällungen? Sind die großartig störend, oder ist das kein großes Problem? In dem Füller stört mich jetzt nicht, wenn da was passiert.
Ich werde mir das mit der Gallussäure im Verlauf der Woche auch noch anschauen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt, bin mit der Tannintinte aber bis auf die Ausfällungen sehr zufrieden, die macht wirklich Spaß :)

Gehe ich eigentlich richtig in der Annahme, dass die Tinte mit Tannin "permanenter" ist, als eine rein mit Gallussäure gemachte Tinte? Ich glaube, irgendwo mal so etwas gelesen zu haben...mit hoher Wahrscheinlichkeit hier.
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vanni52
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von vanni52 »

Vielleicht ist dies die Stelle, jedenfalls sind hier beide Komplexe zu sehen:

IMG_1097.png
IMG_1097.png (576.46 KiB) 1086 mal betrachtet
LG
Heinrich
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
21.10.2024 9:45
... Gerbsäureausfällungen? ...
Wenn das vernetzte Gerbsäure ist, dann ist die nicht mehr wasserlöslich, das verändert mit der Zeit die Relationen in der Tinte. Die Säure katalysiert das, deshalb mache die Tinte nicht unnötig sauer. Einen großen Gerbsäureüberschuss in alten Schriftzügen erkennt man manchmal an so einem Krakelee-Muster, die Schriftzüge sind dann rissig. Ob die Tannintinten nun beständiger sind als die Gallussäuretinten ... die alten Tinten, deren Schrift tatsächlich mehrere Jahrhunderte überstanden hat, waren Galläpfeltinten. Abgesehen von verschimmelten, hatten die kaum bis keine Gallussäure. Ich würde sagen, frage mich nochmal in 400 Jahren. :)
Freizeitsportler
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Freizeitsportler »

Gast1 hat geschrieben:
20.10.2024 21:32
ohnehin auf die Restauration alter Schriften ausgerichtet
Das ist natürlich ein ganz anderes Fachgebiet, als eine EG-Füller-Tinte für den Alltag von heute herzustellen. :)
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Freizeitsportler hat geschrieben:
21.10.2024 17:52
Gast1 hat geschrieben:
20.10.2024 21:32
ohnehin auf die Restauration alter Schriften ausgerichtet
Das ist natürlich ein ganz anderes Fachgebiet, als eine EG-Füller-Tinte für den Alltag von heute herzustellen. :)
Na ja, sie können halt mit irgendwas rumexperimentieren, das tatsächlich kaum in den alten Eisengallustinten vorkam. Denn, egal was dabei rauskommt, um den Tintenfraß zu stoppen müssen so oder so im Wesentlichen freie Metallionen und Schwefelsäure vom Beschreibmaterial entfernt bzw. neutralisiert werden. Die anderen Maßnahmen dienen dann der mechanischen Stabilisierung des bereits geschwächten Materials.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Ich überlege gerade, was für die weißen Ausfällungen noch in Frage käme. Also mir fällt da nur noch das sprühgetrocknete Gummiarabicum ein, dann bräuchte man allerdings ein anderes (nicht sprühgetrocknetes) Gummiarabicum.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
13.10.2024 9:42
... Wenn gelöst, habe ich zunächst das Eisen II Sulfat und Tannin vermischt ...
Das hier wäre nochwas. Wenn Gerbsäure mit konzentrierter Eisensulfat-Lösung in Kontakt kommt, können sich auch weiße Ausfällungen bilden, deshalb immer die Eisensulfat-Lösung langsam und unter rühren in die Gerbsäurelösung gießen, nicht andersrum.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Stimmt, darüber habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht. Ich kann demnächst mal neue machen mit drei unterschiedlichen Verhältnissen zwischen Tannin und Eisensulfat. Im ersten Versuch hab ich beides einfach langsam in ein größeres Gefäß geschüttet ohne mir dabei Gedanken darüber zu machen.
Das Gummi Arabicum kann ich ja auch erstmal weglassen. Um die Tinte ein paar Wochen stehen zu lassen brauche ich das ja nicht; beigeben kann man es anschließend ja vermutlich immernoch.

Ich hab gestern Abend nochmal geschaut, unter hellem Licht geht die Farbe der Ausfällungen eher ins Grau über; man erkennt das auf dem Foto leider nicht. Vielleicht kann ich das heute nochmal sinnvoll einfangen.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ich würde auch eine Zutat nach der anderen lösen. Das Eisensulfat löse ich in einem separaten Gefäss und gebe es langsam zur separat hergestellten Gallussäure- oder Gallussäure- / Tanninlösung, in der auch bereits die Säure (z.B. Wein- und Ascorbinsäure) und neu ca. 1% Propylenglycol vorliegen.

Beim alleinigen Einsatz von Gallussäure entsteht so eine transparente, farblose Lösung. Tannin färbt die Lösung gelb ein. Nach einigen Tagen bzw. frühestens nach einem Tag filtriere ich durch einen sehr feinen Filter, um Trübstoffe loszuwerden.

Den Hilfsfarbstoff gebe ich erst jetzt zu. Wenn ich einen neuen Hilfsfarbstoff verwende, mische ich zuerst eine kleine Probe, um die Verträglichkeit zu überprüfen.

Gummi arabicum habe ich noch nie hinzugefügt. Vielleicht hatte ich bisher gerade deshalb nicht das Problem, dass die Tinte zu fliessfreudig wurde, trotz Weinsäure...?

Der graue Aspekt der sichtbaren Ausfällungen kann an der Oxidation und Bildung einer kleinen Menge Eisen(III)-gallat bzw. -tannat liegen, Downfall.
moniaqua

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von moniaqua »

frechy hat geschrieben:
22.10.2024 11:34
Gummi arabicum habe ich noch nie hinzugefügt. Vielleicht hatte ich bisher gerade deshalb nicht das Problem, dass die Tinte zu fliessfreudig wurde, trotz Weinsäure...?
Ich dachte, Gummi arabicum ist genau für das Gegenteil da, um eine zu fließfreudige Tinte zu zähmen?
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ach so, das kann sein. Ich kenne micht damit nicht so gut aus. Abgesehen davon arbeite ich nur ungern mit Stoffen, deren genaue Struktur ich nicht kenne :geek:
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ frechy
Gummi Arabicum wurde in der Ära der Tauchfedern beginnend bei der Binsen- und endend bei der Tauchfeder zugegeben, damit sich Tröpfchen an der Feder bilden - sprich das Gummi regulierte den Tintenfluß und die Tröpfchen fungierten als "Tintenspeicher". Mit einer Gänse- später auch Stahlfeder konnte man ganz gute, relativ hohe Schreibleistungen nach einmaligen Eintauchen erzielen (bei ca. 60 ml Tinte wurden 7 Gramm Gummi Arabicum zugegeben. Durch die heutigen Tintenleitsysteme würde da kein Tropfen Tinte mehr durchfließen). Als dann die Ober- und Unterfedern aufkamen wurde die Menge von Gummi Arabicum zurückgefahren.
Im Normalfall lasse ich das Gummi Arabicum bei Füllhaltertinte weg - es gibt jedoch wenige Füller welche dann plötzlich einen hohen Tintenfluß aufweisen - da findest Du dann morgens plötzlich den Tintenvorrat in der Füllhalterkappe. Diesen Exoten habe ich dann bis zu 1 Gramm auf 100ml zugegeben. Danach war der Hausfrieden wieder gewährleistet.
Viele Grüße
Helmut
Gast1
Beiträge: 596
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

frechy hat geschrieben:
22.10.2024 11:42
... Abgesehen davon arbeite ich nur ungern mit Stoffen, deren genaue Struktur ich nicht kenne :geek:
Da kannst Du aber nix mehr essen. :) Gummiarabicum ist schon eine interessante Angelegenheit, u.a. enthält es sauerstoffübertragende Enzyme, die erst bei sehr hohen Temperaturen deaktiviert werden. Sprühgetrocknetes ist halt stärker vorbehandelt als gemahlenes oder granuliertes. Solche hellen Ausfällungen hatten wir aber auch bei der Blauschwarzen (nicht zu verwechseln mit der Nachtblau), die war noch einiges stärker als Eure. Da kann es nicht am sprühgetrocknenden Gummiarabicum gelegen haben, ich habe entweder auf Gerbsäure oder einen Verfahrensfehler (s.o.) getippt. So eine komplexe Tinte wie die Nachtblau (die aus 10 Einzelkomponenten besteht) ist eben nicht nur ein "Rezept", sondern auch ein genaues Herstellungsverfahren.
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