Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Danke dir! Werde ich machen und berichten.

Das Gummi Arabicum füge ich dann noch hinzu. Verzichten möchte ich da sowieso nicht drauf. Die Tinte ist nach Zugabe von Gummi Arabicum immer noch sehr gut aus der Feder geflossen und das Schreibverhalten auf schlechtem Papier war perfekt. Ich vermute, dass das ohne Gummi Arabicum nicht ganz so gut sein wird.
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
30.10.2024 6:15
... Das Gummi Arabicum füge ich dann noch hinzu. Verzichten möchte ich da sowieso nicht drauf. ...
Man hat das Gummiarabicum in den alten Tinten verwendet, weil die Tinten teilweise pigmentierten und man muss das nach dem Aufrühren eine Weile in Schwebe halten, ohne das Gummiarabicum hätte sich das Atramentum gleich wieder abgesetzt. Und die Pigmente muss man irgendwie am Beschreibmaterial fixieren, das war der zweite Grund. Und drittens habe ich ja mal gezeigt, dass so eine viskosere Tinte beim Gänsekiel ein Vorteil war. Mit den Metallfedern im 19.Jh. und dann den Füllhaltern wurden die Tinten immer dünnflüssiger. Das Gummiarabicum ist aber auch im Füller kein grundsätzliches Problem, die Menge macht das Gift. :)
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich habe schon überlegt, auch anderen Tinten Gummi Arabicum hinzuzugeben.

Die KWZ zum Beispiel, eine sehr tolle Blauschwarze EG Tinte, sehr beständig. Aber von den Schreibeigenschaften auf verschiedenen Papieren gefällt die mir leider gar nicht. Eventuell probiere ich mal, die mit GA zu "zähmen". Andererseits habe ich noch Methylblau als Pulver besorgt, vielleicht klappt das ja noch.

Ich hatte Methylblau in flüssiger Form als 1%-Lösung, damit bekomme ich aber enorme Schaumbildung in der Tinte und die Tinte fällt (mutmaßlich) Eisentannat aus.
frechy
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von frechy »

Ich habe gestern einen kleinen Test mit der Eisengallus 1 gemacht.

Ich habe eine zweite Tinte mit der gleichen Basis gemischt, hier aber einen roten Farbstoff zugesetzt. Dann habe ich eine 3:1, eine 1:1 und eine 1:3 Mischung der Tinten angefertigt, mit dem Pinsel aufgetragen und festgestellt, dass das Resultat nach dem Trocknen je nach zugesetztem Farbstoff anders ausfällt.

Insbesondere bei der 1:1 Mischung fällt auf, dass hier ein besonders tiefes Schwarz entsteht, was natürlich Sinn macht, weil bei einer Mischung von zwei Farbstoffen weniger Farbanteile des Lichts reflektiert werden. Cool.

Anbei fünf verschiedene Pinselstriche auf Bristol-Karton von Blau nach Rot. Zuerst frisch aufgetragene Tinte (1. Linie), nach einer Minute Trocknungszeit (2. Linie), nach ca. zwei bis drei Minuten (dritte Linie) und nach einigen Stunden (vierte Linie).
EG_Farbmischungen.png
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Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ frechy
Interessantes Experiment.
Die gleiche Erfahrung habe ich mit verschiedenen Farbstoffen ebenfalls gemacht. Für mich war das jedoch zweitrangig. Die zugemischte Tinte sollte lediglich das Lesen des frisch Geschriebenen erleichtern - nach dem Trocknen sollte eine schwärzliche Tinte dominieren.
Farbtinte habe ich zwar auch mal angedacht, allerdings nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Bei uns wird das Meiste mit der Eisen-Gallus-Tinte geschrieben. Einige wenige Sachen mit Königsblau, Bündelkennzeichnungen mit Rot, Markante Kennzeichnungen mit Grün. Bei Rot und Grün (wir verwenden Pelikan) reicht ein Tintenfass durchschnittlich 5 bis 10 Jahre! Bei Königsblau brauchen wir ca. 1 bis 2 Fässchen im Jahr.
Von meiner Eisen-Gallus-Tinte verbrauchen wir ca. 2 Liter im Jahr.
Viele Grüsse

Helmut
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Zollinger
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Zollinger »

Helmut hat geschrieben:
30.10.2024 15:58
...
Von meiner Eisen-Gallus-Tinte verbrauchen wir ca. 2 Liter im Jahr.
...
:o wieviele Personen sind "wir" ?
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Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Zollinger
im Personalbestand sind wir bei mir zusammen 5 Leute, 7 weitere sind angeschlossen.
100 gr. Galläpfel kosten 2,20€, gemalen 3,10€; 5 Liter dest. Wasser 1,60€, 50 gr. Tannin 2,50€, 100 gr Eisen II Sulfat 1,30€, Ascorbinsäure (Vitamin C) bei runden 3€ die Packung mit runden 150 gr.
Der Tannin-/Gallus- und Gerbsäuregehalt der Galläpfel liegt je nach Handelscharge zwischen 30% und 60%.
Ausgehend von 30% werden 18 Gramm Gallapfelpulver mit 350 ml Wasser vermengt und auf runde 80°C erwärmt. Unter regelmäßigem Umrühren lässt man den Sud bis zu 1,5h ziehen (nicht kochen). Dann schüttet man die Lösung durch ein Feinsieb und lässt sie auskühlen. Hiernach wird gefiltert und die Flüssigkeit wieder auf 350 ml ergänzt. Dann werden 20 gramm Ascorbinsäure zugegeben, eingerührt und gelöst (verhindert Schimmelbildung).
In einem Glas werden nun 3 gr Eisen-II-Sulfat in 80 ml dest Wasser gelöst. Zugegeben werden pro Gramm Eisen-II-Sulfat 0,6 gr. konzentrierte Wein- oder Essigsäure also 1,8 gr. Bei geringerer Konzentration bitte entsrechend hochrechnen.
Nunmehr werden 100 ml Gallapfellösung und 100 ml Eisen II Sulfatlösung zusammengerührt. Die Lösung lässt man 1 bis 2 Wochen abstehen, täglich mindestens 1 x gut durchrühren. Danach wird die Tinte gefiltert und zum Verbrauch abgefüllt. Stellt man fest, daß sich ein schwarzer Bodensatz bildet (Ausfällungen), dann vorher Säure erhöhen und ein paar Tage einwirken lassen.
Man kann pro 100 ml noch 1 bis 2 gramm Gummi Arabicum zumischen.
So und jetzt frag mich mal was mich bei dem Materialpreis ein Liter Tinte juckt. Auch wenn da jemand mal was abzweigt - kein Problem!
Grüsse

Helmut
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

zur Klarstellung: Die Eisen II Lösung wird nach dem Einrühren der Bestandteile mit dest. Wasser auf 100ml ergänzt.
Erst dann erfolgt das Zusammenmischen der beiden Lösungen
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Zollinger
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Zollinger »

Helmut hat geschrieben:
30.10.2024 21:56
@ Zollinger
im Personalbestand sind wir bei mir zusammen 5 Leute, 7 weitere sind angeschlossen.
Danke für die Aufklärung. Also 12 Personen, die 2 Liter Tinte pro Jahr verschreiben. Das ist immer noch sehr beachtlich! Mein Respekt.
Beitrag in schwarz: Zollinger als Sammler - Beitrag in grün: Zollinger als Moderator
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Helmut hat geschrieben:
30.10.2024 15:58
... Die gleiche Erfahrung habe ich mit verschiedenen Farbstoffen ebenfalls gemacht. Für mich war das jedoch zweitrangig. ...
Wir haben alle gemacht, schwarze, blaue, violette, rote, orange, grüne, gelbe, braune. Und mit allen möglichen Zutaten (ich glaube Hühnersuppe-EG war nicht dabei :) ). Und dann habe ich alle wieder weggelassen, die nur Strohfeuer sind. Selbst die rotfließende wird ja weitestgehend unterschätzt, obwohl die eine der besten EG-Tinten der Welt ist.
Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Ich bin auch absolut zufrieden mit meiner farblosen. Nur lässt mich das Blau noch nicht ganz los. Alternativ zum Methylblau könnte ich natürlich auch noch einen Schluck Königsblau oder eine andere blaufließende EG reintun. Aber eigentlich möchte ich es gerne selbst machen.
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Zollinger
na ja, es geht so und die Menge ist in der Herstellung problemlos. Ich "rühr" die Tinte sogar bei mir im Büro an.
Unsere Archive haben ja alle elektrisches Licht. Nur happerts mit einer ausreichenden Zahl an Steckdosen und vor allem Platz. Ein Klemmbrett und ein Füller funktionoeren auch auf einem dicken Aktenstapel. Und fällt das Ding mal auf den Boden ist nicht viel kaputt. Wir verwenden wissentlich nur Billigfüller im Archiv so zwischen 1 und max. 5 €. Geht ein Tablet oder Schlepp-Top mal auf den Boden ist die Sache schon äufwändiger. Kopiergeräte und Scanner dürfen in den Archiven nicht aufgestellt und betrieben werden, wegen Brandgefahr. Kleinauskünfte werden im Archiv notiert (und das ist Einiges). Für grössere Geschichten wird der Aktenbund mit ins Büro genommen. Da sind dann die entsprechenden technischen Voraussetzungen verfügbar.
Viele Grüsse

Helmut
Helmut
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Helmut »

@ Gast1
Ja, wenn jemand mit Tinten handeln will oder nur neugierig ist und die Herstellung ausprobieren und auch verfeinern will. Also meinen persönlichen Segen hat jeder. Für mich war die Tintenherstellung vor Jahrzehnten zum Einen Neugierde aber auch Notwendigkeit. EG-Tinte war damals nur noch sehr schlecht teils gar nicht mehr über die örtlichen Schreibwarenhändler zu bekommen.
Rote, grüne und schwarze Tinte sind erschöpft. Das Wenige was wir hier noch benötigen wird von Pelikan dazugekauft. Königsblau - da ist noch ein grösserer "Kriegsbestand" an Altware, aus Firmenauflösungen vorhanden (schätze so um die 50 Liter). Das dütfte mich aushalten in den nächsten 13 Monaten bis zum Unruhezustand! EG Tinte wird nach Bedarf hergestellt. 2 Kollegen werden zwischenzeitlich hier von mir eingelernt.
Viele Grüße

Helmut
Gast1
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Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
31.10.2024 8:37
... Alternativ zum Methylblau könnte ich natürlich auch noch einen Schluck Königsblau oder eine andere blaufließende EG reintun. Aber eigentlich möchte ich es gerne selbst machen.
Na ja, mit dem Methylblau wirst Du keinen um die Ecke bringen. Ich rate aber von wahllosen Farbstoffexperimenten ab, wenn man nicht genau weiß, was man da macht, es ist nämlich extrem ärgerlich, wenn sowas hier passiert.
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Downfall

Re: Erbitte Erleuchtung: Eisengallus-Tinte

Beitrag von Downfall »

Du meinst, die verlinkte Tinte war ein aus einem fehlgeschlagenen Versuch entstandenes Produkt? :D
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