Die Schlauchmethode im Praxis-Test

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mondindianer
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Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von mondindianer »

Grimbart hat geschrieben:
23.11.2024 10:09
Hier habe ich gerade einen schönen und dazu noch äußerst preiswerten Trick gesehen, wie man auch eine sehr kleine Menge Tinte gut und gefahrlos in einen Kolbenfüller bekommen kann.

So einen Plastikschlauch bekommt wohl man in jedem Baumarkt und vielleicht auch im Zoogeschäft (Aquaristk-Zubehör). Zum Kauf sollte man aber den/die Füller mitnehmen, um ausprobieren zu können, ob's passt. Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich der Schlauch zum Füller findet. :)
In dem oben zitierten Faden habe ich erstmals von der Schlauchtechnik gelesen. Sie soll besonders dann praktisch sein, wenn zu wenig der nicht mehr erhältlichen Lieblingstinte im Tin-tenglas ist um den Lieblingsfüller zu betanken.

Besonders bei so einfach-genialen Vorschlägen gilt ja The proof is in the pudding :) oder Probieren ist besser als Diskutieren. Habe ich mir also in unserem kleinen örtlichen Bau-markt transparenten PVC-Schlauch mit 10 und 12 mm Innendurchmesser abschneiden lassen (1 m ist Mindestmenge :o ) - mehr Auswahl gibt es dort nicht. Beide Schläuche zusammen haben mich keine 5 Euro gekostet.

Der M805 hat einen Durchmesser von knapp 12 mm am Ende des Griffstücks, passt also. Mein MB 149 braucht 13,3 mm, der MB146 11,2 mm. Bei der Wandstärke meiner Schläuche von 2 mm ist "reinwürgen" keine praktikable Methode. Also: Heißluftfön ausgepackt und das Schlauchstück über eine Schlauchtülle passend aufgeweitet.
Schlauchsitz.jpg
Schlauchsitz.jpg (253.55 KiB) 2148 mal betrachtet
Der MB 149 im Beispiel sitzt so knapp im aufgeweiteten Schlauchstück, dass der Rand des Griffstücks nach weniger als 1 cm schon abdichtet (schwarzer Pfeil). Zu weit sollte man den Füller nicht in den Schlauch stecken, denn sonst pappt das PVC nahezu unlösbar auf dem Acryl des Füllers (weißer Pfeil). Hier ist das problemlos, aber es hat mir einige Schweißperlen auf die Stirn gezaubert, als ich den MB 146 im selben Schlauch füllen wollte, nur eben viel tiefer eingeführt. Jetzt hat er sein eigenes Schlauchstück.

Die andere Dauerbaustelle neben diesen großen Federn ist bei mir die Befüllung von Pumpfüllern - da weiß ich nie so recht, wieviel Tinte aufgenommen wurde, wie lange sie also reichen wird. Mehrfaches Pumpen macht bei Modellen ohne Entlüftungsschlauch keinen Sinn. Also habe ich meinen Parker Duofold Lucky Curve genommen und mit der Schlauchmethode ge-füllt (es passt der 10 mm-Schlauch):
Duofold.jpg
Duofold.jpg (470.35 KiB) 2148 mal betrachtet
Auf diese Weise habe ich 1,6 ml Tinte in den Füller bekommen - da kommt sogar der MB 149 nicht mit. Auf dem Bild sieht man auch schön, dass die Tinte nur auf der Federseite des Griffstücks steht und nicht das Griffstück selbst verschmutzt. Wirklich eine sehr saubere Sache, wie ich finde. Die vorgesehene Tinte gelangt mittels einer 2ml-Spritze oder einer Kunststoff-Pipette in den Schlauch - so bleibt möglichst wenig Rest. Die Reinigung ist ebenfalls problemlos - einfach kurz Wasser hindurchlaufen lassen und trockenschütteln.

Das Ganze funktioniert auch dann sehr gut, wenn das verfügbare Tintenvolumen nicht mal bis zum Luftloch der Feder reicht. So kann ich jetzt problemlos auch kleine Tintenproben in verschiedenen Füllern testen.

Fazit: Die Schlauchmethode ist hervorragend geeignet Kolben- oder Pumpfüller mit definierten Tinten-Volumina zu befüllen. Das Ziel kann maximale Tintenmenge sein, aber auch kleine Mengen von Tintenproben. Dazu ist sie ausgesprochen preiswert.

Danke an Grimbart für den Tipp :)
Viele Grüße
Fritz
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Pelle13
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von Pelle13 »

Danke an Gernot für den Tipp.
Und danke an Dich, lieber Fritz, fürs Experimentieren.
Die Schlauchmethode scheint ja wirklich alltagstauglich zu sein - simpel, sauber, schnell und bis zum letzten Tropfen Tinte machbar.
Das werde ich bestimmt auch einmal probieren.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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BC666
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von BC666 »

Ja, eine schöne Methode ... aber trotzdem besser bei jedem Kandidaten erstmal mit Wasser testen. Kann auch bunte Finger geben. Wenn der Schlauch so perfekt angepasst wird wie bei Fritz, ist das allerdings eher unwahrscheinlich.
LG, Claudia
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vanni52
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von vanni52 »

Auch von mir herzlichen Dank an Gernot und Fritz. (Verbunden mit der Hoffnung, die immense Zahl der bisher unbespielten Tintenproben, die sich hier schon länger anstauen, verringern zu können).
LG
Heinrich
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Querkopf
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von Querkopf »

Dem Dank an Gernot und Fritz schließe ich mich an :D !

Grad kürzlich hatte ich ein ähnliches Stückchen Schlauch erworben, für andere Zwecke, Schutz für Glasfederspitzen ("mein" Baumarkt führt ein großes Sortiment von dem Zeuchs, von 6 bis - mindestens - 14 mm (Innen-)Durchmesser, und man kann auch in Miniportionen einkaufen). 1,5 mm Wandstärke, 8 mm, passend für Superschlankfüller, die beim Visconti-Reisetintenfass einfach durchrutschen, Pelikan M3xx, MB Rouge et Noir, sowas.
Mit Letzterem sah der Wassertest vorhin so aus:
2025-01-11_Schlauchmethode-5843-klein.jpg
2025-01-11_Schlauchmethode-5843-klein.jpg (85.45 KiB) 1894 mal betrachtet
Es sind exakt 0,5ml Flüssigkeit drin. Trotz des winzigen Überstandes absolut dicht, ich hab's gut 10 Minuten lang so stehengelassen - die Methode ist wirklich klasse, so kann man sogar kleinste Probenmengen nutzbar machen.

Falls jemand selber probieren möchte, bitte einfach melden; vom 8 mm-Schlauch hab' ich noch was übrig :) .
Schöne Grüße
Doris
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Grimbart
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von Grimbart »

Zuviel der Ehre!
Ich habe diesen Trick ja auch nur per Zufall im Kanal von Inkquiring Minds gefunden; und der wiederum hat ihn von Wendy Sue von "Fountain Pen News", einem weiteren YouTube-Kanal. Aber es freut mich natürlich, daß es tatsächlich so gut klappt, wie hier ja bewiesen wurde. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert. Meine Tintenreste fülle ich immer per Spritze in Patronen.
Gruß von Gernot

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mondindianer
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von mondindianer »

Ehre wem Ehre gebührt, Gernot :) Immerhin hast du dir die Mühe gemacht, deine Entdeckung hier zu teilen.

@ Claudia: Ja, es ist wirklich einfach, wenn man es etwas geübt hat - ich habe anfangs auch "Spülwasser" dafür verwendet :)

@ Doris: Glückwunsch zu deinem Baumarkt :D Inzwischen weiß ich auch, dass ein 8mm-Schlauch perfekt auf den Kaweco Sport Kolbenfüller passt. Das wird dem Kleinen in naher Zukunft eine Menge Einsätze bescheren.

@ Heinrich: genau das war die eine Hälfte meiner Motivation, den Tipp selbst mal auszuprobieren. Vielleicht kannst du ja demnächst berichten...
Viele Grüße
Fritz
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Querkopf
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von Querkopf »

mondindianer hat geschrieben:
12.01.2025 10:11
... Glückwunsch zu deinem Baumarkt :D ...
Merci. Nehme bei Bedarf Einkaufsaufträge entgegen :lol: .
mondindianer hat geschrieben:
12.01.2025 10:11
... Inzwischen weiß ich auch, dass ein 8mm-Schlauch perfekt auf den Kaweco Sport Kolbenfüller passt. ...
Echt? Mein Messschieber hält den Kleinen für einen 9mm-Fall (plus ein bisschen hinterm Komma, das zeigt mein Simpel-Gerät nicht präzise an), und kurzes Probieren ergab: Es wäre gewaltsames Reinwürgen nötig, das habe ich gelassen. Hast du aufgeweitet?
Schöne Grüße
Doris
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mondindianer
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Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von mondindianer »

Querkopf hat geschrieben:
12.01.2025 13:13
[...] Mein Messschieber hält den Kleinen für einen 9mm-Fall (plus ein bisschen hinterm Komma, [...]
Meiner auch. :)
Querkopf hat geschrieben:
12.01.2025 13:13
[...] Hast du aufgeweitet?
Ja, ein wenig. Ich habe ein Stück grünen Schlauchs von einem Garten-Wasserspiel gefunden mit 8 mm Innendurchmesser. Zusätzlich habe ich die Wandung innen etwas abgeschrägt mit einem Cutter-Messer.

Das Aufweiten ist übrigens kein Hexenwerk - ich nehme dazu einen handelsüblichen Fön in der kleinsten Ventilator- und der höchsten Temperaturstufe. Am Ausgang der Ondulier-Düse kann ich über 60° C messen - das reicht aus.
Viele Grüße
Fritz
Freizeitsportler

Re: Die Schlauchmethode im Praxis-Test

Beitrag von Freizeitsportler »

Ich hab auch mal gebastelt, mit KI :)

Loses Griffstück eines Füllers indem ein Schlauchstück steckt
Designer.jpeg
Hintergrund ist der Gedanke, dass mit einem festgesteckten Schlauch evtl. auch die losen Griffstücke von Kalligrafie-Sets für die gleichzeitige Nutzung verfügbar sind. Sitzt der Schlauch fest, kann er mit Tinte befüllt und einfach mit einer Klammer oben verschlossen werden.

:)
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