Cepasaccus hat geschrieben:Auf echten Fotos muesste es sich eigentlich gut schreiben lassen, gerade weil die gewaessert werden. Weil, wenn das wasserabweisen waere, dann braechte es ja nichts sie zu waessern.
Moin,
als im Dienste ergrauter Lichtbildner der noch alten Schule (rund ein Vierteljahrhundert Dunkelkammer-Erfahrung in SW bis kurz vor der Jahrtausendwende - danach nur noch digital) – und gleichzeitig als Feder-und-Tinte-Freund bis heute sehe ich mich herausgefordert, hier einiges klar zu stellen. 8)
Pass opp:™
Auch ("analoges") Fotopapier ist nicht gleich Fotopapier. Ich schreibe weiter über die SW-Fotografie, bei Farbe war die Lage noch etwas komplexer. Es gab (ich schreibe es einfach in der Vergangenheitsform, weil analoge Fotografie nur noch als Randerscheinung existiert) ab den frühen 1980er im Grunde zwei Typen von Fotopapier:
1. Barytpapiere.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fotopapier#Barytpapier
Diese hatten echtes Papier als Grundträger und eine Emulsionsschicht oben drauf. Die Emulsion blieb auch nach der Entwicklung da.

Die Papiere mussten sehr intensiv gewässert werden, sonst zerstörten die verbliebenen Reste des Fixiersalzes im Laufe der Zeit das Bild – unwiederbringlich. Die Chemikalien setzten sich in der Emulsion und im Trägerpapier ab. Das bedeutete Wässerungszeiten – im fließend Wasser! – von mindestens 30 Minuten. Kein geschlossener Kreislauf, das Wasser musste frisch aus dem Hahn kommen. Ich wiederhole: eine halbe Stunde und mehr. Pro Abzug. (Natürlich auch pro mehrere, wenn sie in die Wässerungsschale passten).
Die Emulsion war bei der Verarbeitung weich und sehr empfindlich. Nach dem Trocknen, und da gab es durchaus diverse Methoden und Glaubenskriege, verhärtete die Emulsion einigermaßen, ließ sich aber nach wie vor mit Wasser wieder aufweichen.
Ob und womit sich auf diesem Bilder schreiben ließ, war nicht nur die Frage der Autogramme, sonders vor allem die der Retuschiertechnik. Da gab es immer was zu tun, Staubkörner und Kratzer waren schnell mit vergrößert und mussten übermalt werden. Das nannte man im Jargon "Ausflecken".
Nun, auf Matt konnte man durchaus mit Bleistiften arbeiten. Auf Hochglanz hielt Graphit nicht. Tinte aber auch nicht… Entweder war Tusche angesagt oder spezielle Retuschiertinten auf Eiweißbasis. Denn die Oberflächenbeschaffenheit musste auch einigermaßen stimmen.
Langer Rede kurzer Sinn: auf matten und halbmatten Barytpapieren ließ sich unter Umständen mit Feder/Tinte schreiben. Auf Hochglanz nicht.
Die Rückseite, die ja Papier war, ließ sich problemlos mit den üblichen Schreibgeräten beschriften; natürlich auch mit Feder und Tinte.
2. PE-Papiere.
Eigentlich keine Papiere, sondern Polyäthylen-Blätter mit Emulsion drauf. Da PE kein Wasser aufnimmt, musste die Chemie nur aus der Emulsion raus. Das dezimierte die leidige Wässerungszeit auf rund drei Minuten und war wohl einer der Gründe für die Verbreitung der PE-Papiere. Weitere Gründe waren: die Papiere trockneten auf Hochglanz an der Luft (Baryt musste entsprechend "auf Spiegel" getrocknet werden), natürlich auch auf Matt usw. je nach Gatung, und verbogen sie dabei nicht.
Auch für diese Papiere gilt aber: oben ist die Emulsion und die ist für Feder und Tinte nicht so toll zugänglich. Es ist immer eine Lotterie gewesen. Hinzu kommt, dass sich die Rückseite (da ja Plastik) den meisten normalen Schreibgeräten verweigerte.
Ich hoffe, etwas zur Klärung der Sache beigetragen zu haben

Vieles habe ich aus Zeitgründen stark vereinfach wiedergegeben.
Fragen? Fragen!
Grüße
Alexander