Pelikan und Pelican
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- mondindianer
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Pelikan und Pelican
Heute möchte ich einen Pelikan-Fund vorstellen, der mir vor einiger Zeit zufällig untergekommen ist: zwei Einsatznäpfe aus Fayence mit zugehörigem Deckel.
Aber es kommt noch besser: der bereits erwähnte Deckel hat einen für mich überraschenden Stempel auf der Unterseite: Das Logo ist dasselbe wie unter den Näpfen, der Schriftzug zeigt allerdings die englische Schreibweise mit einem „c“ anstelle des „k“ und dem Zusatz „Germany“. Das deutet auf englischsprachige Märkte hin, für die der Markenname entsprechend geändert wurde - bei einem eingetragenen Markenzeichen etwas ungewöhnlich. Das kannte ich bislang noch nicht, musste es also abklären.
Im Katalog Nr. 70 von 1938 werden gar keine Niederlassungen in England oder den USA erwähnt. In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen von Pelikan aus demselben Jahr wird allerdings in der sehr ausführlichen Darstellung der Geschichte des Hauses im letzten Kapitel die Errichtung eines Auslieferungslagers in London 1896 erwähnt, 1911 folgte New York.
Also weiter zurück gegangen: die Preisliste Nr. 30 von 1913 führt tatsächlich unter „Eigene Häuser“ eine Niederlassung in der Milton Street Nr. 80 in London auf (für London-Fans: das war ungefähr dort, wo heute das Barbican steht). Aus demselben Jahr gibt es eine Festschrift zum 75. Firmenjubiläum. Die ist dreisprachig gehalten – englisch, deutsch und spanisch -, und hier wird im englischen Text durchgehend die Schreibweise „Pelican“ des Firmennamens verwendet. Auf einer Tafel mit den angebotenen Tuschen schließlich ist in der Bildmitte eine Flasche mit dem Schriftzug „PELICAN“ und dem englischen Text „WATERPROOF DRAWING INK“ zu sehen. Es sieht also so aus, dass es für den englischsprachigen Markt zumindest zeitweise eine geänderte Schreibweise des Firmennamens gab, die sich nicht nur auf Verbrauchsmaterial wie Tuschen beschränkte, sondern die auch auf aufwändigere Fayence-Produkte angewendet wurde. Unklar ist, warum man sich bei Pelikan so entschieden hat und warum man diesen Weg nicht auch in anderen Ländern gegangen ist: etwas weiter rechts auf dem letzten Bild ist eine Flasche mit französischer Beschriftung, da bleibt es bei der deutschen Schreibweise des Firmennamens. Dasselbe gilt für den spanischen Text in der Festschrift.
Wann diese Schreibweise eingeführt oder eingestellt wurde, habe ich nicht herausfinden können. Beispiele sind auch wohl selten - im weltweiten Netz jedenfalls sind mir keine weiteren begegnet. Im Rings-Buch zur Werbegeschichte ist mir ebenfalls nichts aufgefallen.
Der Deckel wird übrigens im selben Zeitraum entstanden sein wie die Näpfe, denn er trägt schon das Logo von 1922.
Laut Katalog Nr. 30 von 1913 handelt es sich um die Bestellnummer 23/4 mit 55 mm Außendurchmesser und 43 mm Durchmesser der Anreibfläche. Verwendet wurden diese Näpfe (wohl) von Malern zum Anrühren oder Mischen von Farben. Der Grund für meine Freude ist aber ein anderer (ich selbst male nicht), nämlich die eingestempelten und glasierten Logos auf der Unterseite:
Zu sehen ist das Vier-Küken-Logo in der Positiv-Version, verwendet von 1922 bis 1932. Der leicht kursiv ausgeführte Schriftzug darunter wurde von 1921 bis 1925 verwendet. Somit sind diese Schälchen runde 100 Jahre alt! Leider ist die Glasur so stark craqueliert, dass ich sie nicht mehr für Tinten verwenden kann. Statt dessen dienen sie als Deckel für kleine Keramiknäpfe. So kann ich das nette Logo auch viel besser sehen.Aber es kommt noch besser: der bereits erwähnte Deckel hat einen für mich überraschenden Stempel auf der Unterseite: Das Logo ist dasselbe wie unter den Näpfen, der Schriftzug zeigt allerdings die englische Schreibweise mit einem „c“ anstelle des „k“ und dem Zusatz „Germany“. Das deutet auf englischsprachige Märkte hin, für die der Markenname entsprechend geändert wurde - bei einem eingetragenen Markenzeichen etwas ungewöhnlich. Das kannte ich bislang noch nicht, musste es also abklären.
Im Katalog Nr. 70 von 1938 werden gar keine Niederlassungen in England oder den USA erwähnt. In der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen von Pelikan aus demselben Jahr wird allerdings in der sehr ausführlichen Darstellung der Geschichte des Hauses im letzten Kapitel die Errichtung eines Auslieferungslagers in London 1896 erwähnt, 1911 folgte New York.
Also weiter zurück gegangen: die Preisliste Nr. 30 von 1913 führt tatsächlich unter „Eigene Häuser“ eine Niederlassung in der Milton Street Nr. 80 in London auf (für London-Fans: das war ungefähr dort, wo heute das Barbican steht). Aus demselben Jahr gibt es eine Festschrift zum 75. Firmenjubiläum. Die ist dreisprachig gehalten – englisch, deutsch und spanisch -, und hier wird im englischen Text durchgehend die Schreibweise „Pelican“ des Firmennamens verwendet. Auf einer Tafel mit den angebotenen Tuschen schließlich ist in der Bildmitte eine Flasche mit dem Schriftzug „PELICAN“ und dem englischen Text „WATERPROOF DRAWING INK“ zu sehen. Es sieht also so aus, dass es für den englischsprachigen Markt zumindest zeitweise eine geänderte Schreibweise des Firmennamens gab, die sich nicht nur auf Verbrauchsmaterial wie Tuschen beschränkte, sondern die auch auf aufwändigere Fayence-Produkte angewendet wurde. Unklar ist, warum man sich bei Pelikan so entschieden hat und warum man diesen Weg nicht auch in anderen Ländern gegangen ist: etwas weiter rechts auf dem letzten Bild ist eine Flasche mit französischer Beschriftung, da bleibt es bei der deutschen Schreibweise des Firmennamens. Dasselbe gilt für den spanischen Text in der Festschrift.
Wann diese Schreibweise eingeführt oder eingestellt wurde, habe ich nicht herausfinden können. Beispiele sind auch wohl selten - im weltweiten Netz jedenfalls sind mir keine weiteren begegnet. Im Rings-Buch zur Werbegeschichte ist mir ebenfalls nichts aufgefallen.
Der Deckel wird übrigens im selben Zeitraum entstanden sein wie die Näpfe, denn er trägt schon das Logo von 1922.
Viele Grüße
Fritz
Fritz
- Entschleuniger
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Re: Pelikan und Pelican
Hallo Fritz, diese Dinger gibt es heute noch als „Lotschalen für Goldschmiede“ zu kaufen.
LG Martin
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Re: Pelikan und Pelican
Ich liebe solche Storys. Vielen Dank für Vorstellung und spannende Hintergründe
Gruß
Knut
Knut
Re: Pelikan und Pelican
"Einsatznäpfe mit Deckel" - was es nicht alles gibt
Ein toller Fund samt spannender Geschichte. Herrlich!
Lieben Dank für's Vorstellen, sagt
Dagmar

Ein toller Fund samt spannender Geschichte. Herrlich!
Lieben Dank für's Vorstellen, sagt
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
- mondindianer
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Re: Pelikan und Pelican
Moin,Entschleuniger hat geschrieben: ↑15.07.2025 21:47Hallo Fritz, diese Dinger gibt es heute noch als „Lotschalen für Goldschmiede“ zu kaufen.
LG Martin
Ich habe gerade mal bei Gold Götze geschaut- die sind ja wirklich verblüffend ähnlich. Nur eben aus Porzellan statt Fayence.
Aber mir geht es ja auch weniger um die Näpfe als um deren Alter und ihre Ausführung.
Viele Grüße
Fritz
Fritz
- Andreas_Hannover
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Re: Pelikan und Pelican
So etwas finde ich immer ganz klasse! Zum Beispiel auch Bakelit-Dosen, Füller-Ständer etc. Und natürlich gern mit dem alten Logo.
Re: Pelikan und Pelican
Hallo Fritz,
vielen Dank für diese spannende Rechercheergebnisse.
Ich habe ebenfalls so ein Teil aus Porzellan, allerdings nicht mit dem ganz alten Logo. Und nicht gedruckt, sondern geprägt. Das alte Logo widerrum befindet sich bei mir auf einem kleinen Glasnapf zum Pinsenausspülen. Ich dachte immer, die zwei Teile gehören zusammen, aber nach deinem Post hier, habe ich genauer geschaut und die zwei verschiedenen Logos bemerkt.
vielen Dank für diese spannende Rechercheergebnisse.
Ich habe ebenfalls so ein Teil aus Porzellan, allerdings nicht mit dem ganz alten Logo. Und nicht gedruckt, sondern geprägt. Das alte Logo widerrum befindet sich bei mir auf einem kleinen Glasnapf zum Pinsenausspülen. Ich dachte immer, die zwei Teile gehören zusammen, aber nach deinem Post hier, habe ich genauer geschaut und die zwei verschiedenen Logos bemerkt.
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Herzliche Grüße, Angelika
"Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt." (Der kleine Prinz)
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Re: Pelikan und Pelican
Es betraf wohl nur den englischen Markt...
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Re: Pelikan und Pelican
Aber um Verwirrung zu stiften... Auch nicht immer 

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- mondindianer
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Re: Pelikan und Pelican
Hallo Andrea,Pensilea hat geschrieben: ↑16.07.2025 14:41Hallo Fritz,
vielen Dank für diese spannende Rechercheergebnisse.
Ich habe ebenfalls so ein Teil aus Porzellan, allerdings nicht mit dem ganz alten Logo. Und nicht gedruckt, sondern geprägt. Das alte Logo widerrum befindet sich bei mir auf einem kleinen Glasnapf zum Pinsenausspülen. Ich dachte immer, die zwei Teile gehören zusammen, aber nach deinem Post hier, habe ich genauer geschaut und die zwei verschiedenen Logos bemerkt.
das sind zwei schöne Stücke, besonders die Farbschale. Ich habe spaßeshalber mal in den Katalogen geblättert.
Das Wasserglas im Katalog Nr. 30 von 1913 könnte die Nummer 1001 sein:
Der Farbnapf im Katalog Nr. 70 von 1938 könnte die Nummer 9 sein:
Viele Grüße
Fritz
Fritz
- mondindianer
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Re: Pelikan und Pelican
Danke für's Rankramen der Stücke, Martin. Sehr schöne Sachen hast du da

Und ja, das ist alles recht verwirrend - deine Pelican-Stücke stammen ja mindestens aus den späten 30er Jahren, wegen der farbigen Kappe mit Logo eher noch später.
Aber ich muss das ja auch alles nicht verstehen - freuen kann ich mich auch so daran

Viele Grüße
Fritz
Fritz
- mondindianer
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Re: Pelikan und Pelican
Hallo Angelika,mondindianer hat geschrieben: ↑17.07.2025 10:29Hallo Andrea,Pensilea hat geschrieben: ↑16.07.2025 14:41Hallo Fritz,
vielen Dank für diese spannende Rechercheergebnisse.
Ich habe ebenfalls so ein Teil aus Porzellan, allerdings nicht mit dem ganz alten Logo. Und nicht gedruckt, sondern geprägt. Das alte Logo widerrum befindet sich bei mir auf einem kleinen Glasnapf zum Pinsenausspülen. Ich dachte immer, die zwei Teile gehören zusammen, aber nach deinem Post hier, habe ich genauer geschaut und die zwei verschiedenen Logos bemerkt.
[...]
au Backe, da waren die Finger schneller als der Kopf

Viele Grüße
Fritz