Warum so wenig Kolbenfüller?

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DanielH
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Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von DanielH »

Kolbenfüller sind ja so etwas wie die Aristokratie unter den Füllern. Aber wenn man sich mal umschaut, dann sind sie inzwischen ja recht dünn gesät. Unser Forum-Sponsor Pelikan stellt sie her, Montblanc auch. Ein paar Edel-Italiener auch. In meiner Sammlung sind welche von Visconti, Aurora und Delta. Als Kuriosität ist noch ein Sailor dabei. Aber mir kommt es - gerade zum Beispiel bei Sailor - fast ein bisschen wie ein Feigenblatt vor, dass es z.B. in der Pro Gear-Reihe einen Kolbenfüller gibt. Kolbenfüller gelten als hochwertiger und edler als Patronenfüller. Vor dem Hintergrund wundert es mich, dass sie bei vielen Herstellern gar nicht mehr vertreten sind (Graf von Faber-Castell zum Beispiel) oder nicht die hochwertigsten Modelle sind. Der King Size aus der Pro Gear-Reihe von Sailor ist ein Patroner. Natürlich - mit einem Patroner ist man flexibler und kann immer noch einen Konverter benutzen. Aber die ganze Füllersammelei ist subjektiv und fast alle Füllerfans dürften eigentlich eher zu Kolbenfüllern tendieren - oder sehe ich das falsch?
Skribenion
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Skribenion »

Ich mag beides.

Kolbenfüller sind eine schöne Spielerei und sie haben ein größeres Fassungsvermögen. Vor allem im Büro nutze ich sie (ausschließlich TWSBI).

Patronenfüller mag ich, weil ich sie sehr leicht und schnell reinigen kann. Bei einigen Kolbenfüllern geht es ähnlich schnell, aber nicht bei allen.
Ich habe immer einen Patronenfüller im Einsatz, bei dem ich oft die Tinte wechsle.
Auch unterwegs nutze ich, nach wie vor, einen Patronenfüller, weil eine Patrone schnell gewechselt ist.
Mit besten Grüßen

René
fountainpen.de
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von fountainpen.de »

bei vielen Herstellern gar nicht mehr vertreten sind (Graf von Faber-Castell zum Beispiel)
Naja, nicht ganz ... die PotY Editionen sind doch aber Kolbenfüllhalter...
Astoria, Nakaya, Pelikan und Montblanc Sammler
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Portaner
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Portaner »

Ich könnte mir denken, dass der Konverter der Schlüssel ist.
Ich kann aus einem Patronenfüller einen quasi Kolbenfüller machen und umgekehrt.
Diese "hybride" Möglichkeit hat ja auch Vorzüge. Ich kann nach Gusto switchen und wenn ein Konverter mal defekt ist, ersetze ich ihn eben für 5,99 Euro.
Ein defekter Mechanismus beim Kolbenfüller ist da schon etwas anderes.
Das geringere Fassungsvermögen des Konverters ist nicht für jeden ein Nachteil.
Die Reinigung ist ebenso recht einfach. Griffsektion und "Pseudo-Kolben" sind immer trennbar.
Weiterhin habe ich nach dem Abschrauben des Schafts immer Sichtkontrolle bzgl. Füllstand.

In Summe dürfte der Patronenfüller mehr Nutzen für viele haben.
Gäbe es die gesamte M-Serie auch als Patronenfüller, ich weiß nicht, was ich da letztlich kaufen würde.
Aber einige Patronenfüller wären es ganz sicher.
Gruß Ed
makay
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von makay »

Es hat schon seinen Grund, wieso Patronen andere Füllmechanismen verdrängt haben. Grundsätzlich finde ich das schade; die Snorkel-Filler von Sheaffer finde ich sehr cool und würde sie mir auch bei modernen Stiften wünschen.

Je mehr Teile ein Stift hat, desto anfälliger ist er für Schäden. Eine Patrone oder einen Konverter kann man einfach selber ersetzen, bei Problemen mit dem Kolben muss man ihn einschicken. Außerdem werden die Produktionskosten für einen Patronenfüller vermutlich geringer sein. Immerhin muss man keinen "aufwendigen" Mechanismus noch mit einbauen.

Auch wenn ich Kolbenfüller mag und auch einige besitze, tendiere ich doch lieber zum Konverter. Ich bin dann mit der Tinte schneller durch und kann mich dann entscheiden, ob ich weiter mit der gleichen Farbe schreiben will oder doch lieber Lust auf eine andere habe. Auch die Reinigung ist einfacher.

Ich stimme dir aber zu, dass der Kolbenfüller einen höherwertigeren Eindruck macht. Meines Wissens sind zum Beispiel auch die Füller von Nakaya keine Kolbenfüller und da würde ich mir das schon wünschen (wobei ich im Moment weit davon entfernt bin, mir so etwas leisten zu können/wollen; vielleicht nach dem Studium :P )
Muhammed
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Pelle13
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Pelle13 »

Wenn ich die Wahl habe, würde ich immer zum Kolbenfüller greifen - warum? Ich mag diesen Mechanismus einfach, liebe das Ritual, den Kolben neu aufzuziehen, das hat was Entschleunigendes und herrlich "Altmodisches". So besitze ich z.B. keinen einzigen Patronenfüller von Pelikan und würde auch dann keinen kaufen, wenn die Auswahl an Patronen-Pelikanen größer wäre.
Da ich oft mit Füllern outdoor unterwegs bin und diese auch im Gelände benutze, habe ich mir irgendwann für diese Zwecke robuste Metallfüller von Kaweco zugelegt (Sport, Supra, Liliput). Bei diesen Füllern stört es mich nicht, dass sie mit Patronen oder Konvertern betrieben werden. Leere Patronen fülle ich mit einer Spritze wieder auf - das geht schnell und sauber, macht aber lange nicht so viel Spaß, wie das Auffüllen von Kolbenfüllern. Konverter sind für mich vom Gefühl her mit Patronen identisch - praktisch, sauber, einfach zu handhaben ... aber der Funke will bei mir trotzdem nicht so richtig überspringen.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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Reorx
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Reorx »

DanielH hat geschrieben:
18.09.2025 22:46
Kolbenfüller sind ja so etwas wie die Aristokratie unter den Füllern.
Hallo Daniel,

als Aristokratie würde ich Kolbenfüller nun nicht bezeichnen, die Entwicklung der Patrone und nicht zuletzt deren Salonfähigkeit durch Waterman ist für die meisten Anwender einfacher zu handhaben. In meiner Schulzeit ab der 7. Klasse galt ich damals anno 1981 schon als ziemlicher Exot mit meinem ersten von Opa übernommenen Kolbenfüller ;). Der Vorteil war bei meinem Schreibwahn in Erörterungen das größere Fassungsvermögen, Nachteil das neu befüllen wenn er denn leer war. Bei Grobmotorikern wie mir gab das auch immer bunte Finger ;).

Im Endeffekt ist es einfach eine andere, modernere Technik, so wie es auch nur noch wenige Hebelfüller gibt und auch Marken wie Waterman, Yard o Led und andere nur noch Patronenfüller herstellen.

Viele Grüße
Harald
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eichbaf
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von eichbaf »

DanielH hat geschrieben:
18.09.2025 22:46
Der King Size aus der Pro Gear-Reihe von Sailor ist ein Patroner.
Bei den King of Pen Modellen mutet es mir geradezu skurill an, wie man versucht, das recht dicke Griffstück kompatibel zu einem Konverter zu machen. Gerade hier würde sich, meiner Ansicht nach, ein Kolbensystem viel besser in das Gesamtkonzept des Füllers einfügen.
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LG Felix
DanielH
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von DanielH »

In der Tat, zumal die Kapazität riesig ist. Gerade bei den King-Modellen würde das unheimlich was ausmachen.
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Strombomboli
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Strombomboli »

Auch mir sind Patronenfüller lieber als Kolbenfüller, wobei ich natürlich alle mit Konvertern betreibe und die Patronen derer, bei denen das nicht möglich ist, aus dem Glas nachfülle.

Mir gefällt, daß Patronenfüller einfacher gebaut sind, weniger Gedöns innendrin. Und Reinigung und Tintenwechsel sind sehr unaufwendig. Den Tintenleiter einmal kurz mit der Ohrenspritze durchspülen, schon kann die nächste Farbe eingefüllt werden.

Am allerliebsten sind mir Eyedropper; alle Füller, bei denen das möglich ist, laufen bei mir als Eyedropper.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
meinauda
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von meinauda »

Ich hatte bis vor einigen Jahren nur Kolbenfüller. In unserer Familie wurde viel geschrieben und alle schrieben damals noch mit Kolbenfüllern, weil es den Pelikano ja wohl erst ab 1961 gab. Meine Mutter hatte im Musikzimmer eine Riesenflasche Pelikan 4001 Tinte für uns fünf Kinder. Erst durch meine Kinder (Einschulung 1975) kamen Patronenfüller in unseren Haushalt. Mittlerweile habe ich auch mehrere Patronenfüller, die in manchen Situationen praktischer sind. Aber Kolbenfüller stehen immer noch auf Platz eins bei mir.
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HeKe2
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von HeKe2 »

Strombomboli hat geschrieben:
19.09.2025 16:15
Auch mir sind Patronenfüller lieber als Kolbenfüller, wobei ich natürlich alle mit Konvertern betreibe ...
Den Kommentar finde ich interessant, weil er mir irgendwie unlogisch erscheint obwohl ich es selbst wo immer möglich mit Patronenfüllern genauso mache.

Ich persönlich mag allerdings Kolbenfüller lieber. Sie haben ein größeres Tintenvolumen, die Tintenauswahl ist größer und sie haben etwas klassisches wie auch Dagmar (Pelle13) sagt. Vielleicht ist das bei mir wie bei Pfeifenrauchern, bei denen ich immer den Eindruck habe, es geht gar nicht um das Rauchen, sondern um das Hantieren mit der Pfeife. Pfeifenraucher scheinen mir übrigens auch eine aussterbende Spezies zu sein.

Unlogisch erscheint mir der Kommentar, weil bei Konvertern ja die Vorteile der Patrone verloren gehen, einzig der Reinigungsvorteil bleibt, wenn man die Federeinheit nicht wie bei Pelikan separat reinigen kann. Stattdessen erkauft man sich Nachteile wie ein geringes Füllvolumen und umständliches Füllen des Konverters. Im Beruf hatte ich einen Lamy Vista den ich mit Konverter und Noodler's X Feather blue betrieb. Ich wollte diese Tinte, weil sie meine Ansprüchen am ehesten entsprach und den Füller, weil ich mit der Tinte im Dauergebrauch nicht die teureren Füller einbläuen wollte. Nachdem man das Fass aber etwas geleert hatte, bekam man es nicht mehr hin, den Füller ohne blaue Finger zu füllen, weil man den Boden des Fasses nicht mehr erreichen konnte. Der Füller mit Konverter war zu kurz. Klar, auch dafür gibt es eine Lösung, z.B. umfüllen, aber auch das ist umständlich.

Letztendlich bleibt es aber eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich finde die verschiedenen Mechanismen interessant, egal ob Kolbenfüller, Vakuumfüller, Bulkfiller, Hebelfüller oder was auch immer. Eine Patrone ist kein Mechanismus und ein Konverter ist eine Krücke, auch wenn ich sie selbst nutze.
Beste Grüße
Hermann
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Pen-Tagon
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von Pen-Tagon »

HeKe2 hat geschrieben:
20.09.2025 10:14
Vielleicht ist das bei mir wie bei Pfeifenrauchern, bei denen ich immer den Eindruck habe, es geht gar nicht um das Rauchen, sondern um das Hantieren mit der Pfeife.
Schöner Vergleich.

Man könnte den Kolbenfüller auch mit einer Schallplatte vergleichen. Dann wäre der Patronenfüller eine mp3-Datei. Technisch und praktisch vielleicht überlegen, aber in den Ohren vieler Musikfreunde leblos. Zudem ist das Auflegen einer Platte ein Akt, der dem Zubreiten eines guten Tees oder dem fachgerechten Stopfen einer Pfeife gleichkommt. Hier macht auch das Zelebrieren den Unterschied.

Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten. :D

Ich habe Patronenfüller wegen eines ansprechenden Designs, Kolbenfüller wegen eines ansprechenden Designs und weil ich Schallplaten und Plattenspieler mag.

Jetzt wollte ich mal ein Grammophon ausprobieren und habe mir vor einiger Zeit Tauchfedern gekauft. :mrgreen:
Gruß
Knut
SpurAufPapier
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von SpurAufPapier »

HeKe2 hat geschrieben:
20.09.2025 10:14
Unlogisch erscheint mir der Kommentar, weil bei Konvertern ja die Vorteile der Patrone verloren gehen
Das finde ich nicht - wenn unterwegs (und ohne Tintenfass in der Hosentasche) der Konverter leerwird, kann man ihn durch eine Patrone ersetzen. Man nutzt ihn normalerweise als Kolbenfüller mit kleinem Volumen, kann aber trotzdem für den Notfall Patronen dabeihaben.
Grüße
Vikka

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vanni52
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Re: Warum so wenig Kolbenfüller?

Beitrag von vanni52 »

Pelle13 hat geschrieben:
19.09.2025 1:42
Wenn ich die Wahl habe, würde ich immer zum Kolbenfüller greifen - warum? Ich mag diesen Mechanismus einfach, liebe das Ritual, den Kolben neu aufzuziehen, das hat was Entschleunigendes und herrlich "Altmodisches".
Das unterschreibe ich. Seit meiner Pensionierung sowieso. Eine Zeit lang habe ich im Beruf einen Lamy 2000 verwendet, aber der Kampf gegen diese Klausurstapel war dann doch zu zeitaufwendig.
Durch diesen Einfluss hier sind zum Lamy 2000 so einige Kolbenfüller dazugekommen, mein Lieblingsfüller im Moment ein Pelikan M1000.
LG
Heinrich
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