Parker Arrow 1981-1988

(älter als 30 Jahre)

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Zollinger
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Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von Zollinger »

Kürzlich habe ich mich einem Modell von Parker zugewandt, welches ich bis jetzt immer übersehen oder unterschätzt habe. Es handelt sich um den Parker Arrow, welcher von 1981-1988 in den U.S.A., später aber auch in England hergestellt wurde.

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Der Arrow war ein vollständig neuer Entwurf. Zu Anfang gab es den Arrow lediglich als Flighter und vergoldetes Modell. Später kamen auch lackierte Varianten hinzu.

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Der Arrow war nur mit Stahlfeder erhältlich. Diese war röhrenförmig und ragte leicht aus dem gebürsteten Kunststoffgriffstück heraus.

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Sie einnert in Ihrer Form ein wenig an das kurzlebige Modell 105, welches nur während 2 Jahren hergestellt wurde. Aber auch der Parker 25 hatte eine ähnliche röhrenförmige Feder.

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Trotz der völligen Neugestaltung hat es Parker geschafft, bekannte Gestaltungselemente wie z.B. das Kappen-Juwel wieder aufzunehmen, wenn auch ganz anders interpretiert.

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Aber das Schmuckstück des Arrow ist - Nomen est Omen –der Klipp.

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Parker hatte sein Markenzeichen, den Pfeilklipp seit den 30 Jahren immer mal wieder überarbeitet und neu interpretiert.

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Der neue Pfeilklipp des Arrow hat eine besonders interessante Geschichte: 1980 produzierte die Parker Pen GmbH, Baden-Baden, eine limitierte Auflage eines großen Holzfüllfederhalters mit einem großen stilisierten Pfeil als Klipp. Die Konstruktion und das Design des Klipp weisen grosse Ähnlichkeit auf mit dem Klipp des Parker Stumpy Fallminenstiftes, welcher ebenfalls zu dieser Zeit von der Parker Pen GmbH, Baden-Baden herausgebracht wurde. Den Entwurf dazu lieferte der Schweizer Designer Kurt Süss. Ganz offensichtlich war der Klipp des Wood Pen das Vorbild für den Klipp des Arrow, welcher zwei Jahre nach dem Wood-Pen auf den Markt kam.

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Nach eingehender Betrachtung schaue ich den Arrow mit anderen Augen an und bin immer wieder erstaunt, wieviel Rafinesse in den Entwürfen von Parker steckte.

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An diesem Pfeilklipp habe ich besondere Freude. Nur selten lässt sich ein einzelnes Element einem konkreten Gestalter zuweisen, auch wenn ich diese Geschichte nicht belegen kann.
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pradella2
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von pradella2 »

Am 2. März 1984 schloss das Fast Reactor Agreement in London mit der Unterzeichnung eines Memrandum Of Understanding, also einer gemeinsamen Willenserklärung von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien und Italien, über die Bündelung der Forschungs- und Entwicklungsbemühungen bei der künftig gemeinsamen Entwicklung eines Schnellen Brüters. Frankreich war mit seinem Superfenix schon weit vorgeprescht, in Deutschland herrschte nach fetten Jahrzehnten vor allem der gut geschmierten Brüter-Forschung in Karlsruhe sowie der Milliardenbaustelle in Kalkar eigentlich bereits harte Ernüchterung, hatte Wolf Häfele doch über Jahrzehnte der Bonner Ministerialbürokratie mit teils drastisch geschönten Zahlen immer wieder und immer mehr Geld aus den Etats geleiert. Der SNR 300 war wie die Karotte an der Angel vor des Esels Maul, vom Reiter auf seinem Rücken stets in appetitanregender Entfernung gehalten und doch nie erreichbar. Aber auf internationalem Parkett wollte die Bundesrepublik nicht hinter Frankreich, Großbritannien und vor allem den USA zurückstehen, sondern begriff seit Ende der Fünfzigerjahre vor allem die friedlichen Nutzung der Atomenergie als Gelegenheit, nach dem verlorenen Krieg wieder Anerkennung zu erlangen.

Mit dem Arrow verknüpfte sich für Parker eine vergleichbar große Hoffnung, wenn auch aus existenzielleren Gründen, ging es doch in Zeiten der Rezession und des Dollarverfalls ums Überleben. Ronald Reagan orderte 1982, kurz nach seinem (des Füllers) Markteintritt 1000 Stück als Giveaway des Weißen Hauses - nicht unbedingt die Tranchengröße, die Parker saniert hätte, aber ein schönes Publicity. Der Arrrow, erhältlich als Füller, Rollerball, Kugelschreiber und Feinminenstift, verkaufte sich gut, wurde aber nicht zum erhofften Volumenmodell, das er hätte werden sollen. Wenige Jahre später war der einstige Marktführer zunächst Invalide, dann wurde das Fell des Bären geteilt, der Rest ist Geschichte bzw. der Nachhall eines einst großen Namens.

Vielleicht wurde der Arrow deshalb als Geschenk an die Teilnehmenden der Konferenz in London verteilt. Mit dem feinen Unterschied zum Schnellen Brüter, dass er völlig ungefährlich ist und immer noch super funktioniert.
Parker Arrow Flighter GT, graviert „Fast Reactor Agreement / London 2 - March - 84“, OB-Feder, Quetschkonverter, dessen Ink Sac (aufgrund von Verstrahlung?) petrifiziert ist. Aber es gibt ja auch noch Patronen.
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Zollinger
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von Zollinger »

Ein beeindruckender Zeitzeuge. Mir gefällt auch die Box sehr gut. Danke fürs Zeigen!
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Pen-Tagon
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von Pen-Tagon »

Schlichte Eleganz in Silber, sehr schön.
Gruß
Knut
mke
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von mke »

Ich habe auch ein paar:

arrow.png
arrow.png (411.52 KiB) 556 mal betrachtet
Text aus meiner Verkaufsanzeige, hatte einen Interessenten aus den USA, aber Dank Trump hat sich das wahrscheinlich zerschlagen.
30: made in England IC, nib: Parker
31: made in England TE, nib: Parker
32: model: imperial 12k GF cap&barrel USA, nib: Parker
33: this is a unique pen, no Parker pen collector I asked has ever seen this model, could be even a prototype, reminds me of the Athenes design
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Zollinger
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von Zollinger »

Tolle Modelle! Danke fürs Zeigen.
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pradella2
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Der Sonntag der Koinzidenzen

Beitrag von pradella2 »

Ich muss noch mal auf den Parker Stumpy rekurrieren. Merkwürdiger- beziehungsweise nachvollziehbarerweise rastete im Moment des Bildanschauens bei mir ein befriedigendes Gefühl der Übereinstimmung ein. Ich hatte als Jugendlicher so einen Stumpy, wusste aber nie, dass es ein Produkt von Parker ist. Aber das Gefühl, mit der Daumenkante die Clip-Drücker-Kombination zu betätigen, war abgespeichert, auch wenn der Gebrauch des Stiftes Jahrzehnte zurückliegt. Deine Bilder, vor allem die beiden Heckansichten, verursachten eine geradezu mechanische Überzeugtheit, dass zwischen dem Pfeil des Arrows und dem Stumpy ein Zusammenhang besteht.

Außerdem: Die Krawattenklammer ist großartig! Wie überhaupt die Initiative, den Arrow genau jetzt zu lancieren. Ich kaufte den Atomkraft-Füller (einen Flohmarktfund!) in dem Moment, als Dein Artikel erschien.
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Zollinger
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Re: Der Sonntag der Koinzidenzen

Beitrag von Zollinger »

pradella2 hat geschrieben:
03.11.2025 9:32
Ich muss noch mal auf den Parker Stumpy rekurrieren. Merkwürdiger- beziehungsweise nachvollziehbarerweise rastete im Moment des Bildanschauens bei mir ein befriedigendes Gefühl der Übereinstimmung ein. Ich hatte als Jugendlicher so einen Stumpy, wusste aber nie, dass es ein Produkt von Parker ist....
In Deutschland und der Schweiz wurde er möglicherweise nicht unter dem Namen Parker vermarktet, sondern unter dem Namen Wörther Shorty. Bei mir Zuhause liegen beide herum. Sie unterscheiden sich nur durch einen Metallkonus an der Spitze, welcher verhindert, dass der Kunststoff durch die Federkraft der Minenzwinge gesprengt wird.:

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der Klipp des schwarzen Stifts ist aus Aluminium, der des Weissen (ein Werbegeschenk von Geberit) aus Kunststoff. Es könnte sich also einfach um eine günstigere Version desselben Stiftes handeln.

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Aber Toni Fischier ist auch dieser Sache bis auf den Grund gegangen:

https://parkercollector.com/stumpy.html
pradella2 hat geschrieben:
03.11.2025 9:32
...Deine Bilder, vor allem die beiden Heckansichten, verursachten eine geradezu mechanische Überzeugtheit, dass zwischen dem Pfeil des Arrows und dem Stumpy ein Zusammenhang besteht.
Und Dank einem Dokument aus dem Archiv des Museum für Gestaltung Zürich können folgende Schreibgräte Kurt Süss zugeschrieben werden:

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Da ist zumindest ein KS aus der Arrow-Serie mit auf dem Bild. Mein Auftrag war es herauszufinden wie sie alle heissen und wenn möglich je ein Exemplar davon aufzutreiben. Ich bin noch nicht ganz fertig damit...
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Edelweissine
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von Edelweissine »

Zum Shorty kann ich auch noch ein Foto beitragen.
(Allerdings könnte dazu fast ein neuer Faden eröffnet werden :idea: .)
PhotoPictureResizer_20251103_112650_copy_1224x1632.jpg
PhotoPictureResizer_20251103_112650_copy_1224x1632.jpg (458.01 KiB) 470 mal betrachtet
Und einen weiteren Hinweis auf einen Hersteller kann ich nicht beisteuern.
Mein Kassenbon mit Datum 31.05.90 lag dem Stift noch bei.
Gruß,
Heike
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pradella2
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Re: Parker Arrow 1981-1988

Beitrag von pradella2 »

Shorty, genau so hieß er! Und ein Werbegeschenk war er auch, wenn auch nicht von Geberit. Roter Korpus, schwarzer Drücker-Clip.
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pradella2
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Re: Der Sonntag der Koinzidenzen zu zu

Beitrag von pradella2 »

Da ist zumindest ein KS aus der Arrow-Serie mit auf dem Bild. Mein Auftrag war es herauszufinden wie sie alle heissen und wenn möglich je ein Exemplar davon aufzutreiben. Ich bin noch nicht ganz fertig damit...
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> Welche fehlen denn noch?
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