Montblanc-aehnliche Majohn-Fueller

[mke]

Ein Blogpost zum Thema Montblanc-aehnliche Majohn-Fueller ist sehr lesenswert und informativ.
Der Link: https://blog.stationeryvagaries.com/the ... nc-alikes/

[Byron]

Wirklich interessant und informativ!
Vielen Dank!

[alt_genug]

Was auch dieser Artikel übergeht, ist das eigentliche Problem der teilekompatiblen Klone: Es gibt nur einen Grund für die detailgenaue Kopie, nämlich die parallele Anfertigung von Fälschungen mit den gleichen Werkzeugen bzw. Maschinen.

Es wäre einfach, "Hommagen" herzustellen, die leicht andere Maße oder Eigenschaften hätten, bei denen dennoch das Äußere nicht ohne genaue Betrachtung vom Original zu unterscheiden wäre. Damit wäre es ebenso möglich, vom Bekanntheitsgrad der Originale zu profitieren.

Kopiert man aber jedes Maß, jedes innenliegende Gewinde und sogar die Anordnung und Ausformung der Lamellen am Tintenleiter, ist der Schritt zur Fälschung nur noch winzig. Und tatsächlich: sucht man danach, findet man ohne Schwierigkeiten baugleiche Stifte mit Montblanc-Sternen und -Gravuren in den einschlägigen chinesischen Verkaufsplattformen.

Daher sehe ich die entsprechenden Produkte von Majohn als Feigenblatt für Fälschungen. Dieses Geschäftsmodell möchte ich nicht durch den Kauf oder die Empfehlung dieser Marke unterstützen.

Viele Grüße
Sebastian

[pelikanjog]

Hallo,

der Artikel ist wirklich sehr informativ. An manchen Stellen der Übersetzung ein wenig schwer verständlich, aber der/die Schreiber/in hat Ahnung.
Vielen Dank für den Hinweis.

Hansjürgen

[mke]

> nämlich die parallele Anfertigung von Fälschungen mit den gleichen Werkzeugen bzw. Maschinen
Ich denke nicht, dass Montblanc seine Fueller in China herstellen laesst. Das kann also nicht stimmen.
Ich vermute eher, die haben den Fueller auseinandergenommen und 3D-scans gemacht.


Die Majohn-Fueller sind m.E. keine Faelschungen, da sie nicht vorgeben, Montblanc zu sein.

Im Internet hat das mal jemand gut zusammengefasst.
Inspiriert - Füllfederhalter, die nicht exakt wie der Originalfüller aussehen, bei denen man aber in der Regel erkennen kann, woher die Idee für das Element stammt.
Klon, Kopie - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und aus der Entfernung oft mit dem Originalfüller verwechselt werden können. Sie haben jedoch deutlich sichtbare Herstellerkennzeichnungen auf dem Füllfederhalter, die klar zeigen, dass es sich nicht um den Originalfüller handelt.
Fälschungen - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und bei denen alle Kennzeichnungen auf dem Füllfederhalter die des Originalfüllers imitieren.

[Byron]

Im Internet hat das mal jemand gut zusammengefasst.
Inspiriert - Füllfederhalter, die nicht exakt wie der Originalfüller aussehen, bei denen man aber in der Regel erkennen kann, woher die Idee für das Element stammt.
Klon, Kopie - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und aus der Entfernung oft mit dem Originalfüller verwechselt werden können. Sie haben jedoch deutlich sichtbare Herstellerkennzeichnungen auf dem Füllfederhalter, die klar zeigen, dass es sich nicht um den Originalfüller handelt.
Fälschungen - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und bei denen alle Kennzeichnungen auf dem Füllfederhalter die des Originalfüllers imitieren.

Danke für das Posten der Zusammenfassung.
Die hatte ich schon länger gesucht.

[Crovax]

Was auch dieser Artikel übergeht, ist das eigentliche Problem der teilekompatiblen Klone: Es gibt nur einen Grund für die detailgenaue Kopie, nämlich die parallele Anfertigung von Fälschungen mit den gleichen Werkzeugen bzw. Maschinen.

Da wäre ich vorsichtig. Der Admok M800 z.B. ist weitestgehend kompatibel zum Pelikan M800, da kann man anscheinend alles kreuz und quer tauschen. Allerdings sind die meisten Admok-Teile eben keine exakten Kopien des Originals, weil z.B. die Kolbenmechanik aus Plastik ist (im Gegensatz zum Messing des Originals) und das Acryl des Schafts in völlig anderen Farben/Mustern produziert wird (es gibt vor allem keine Stresemann-Version). Es sind bisher auch keinerlei Fälschungen aufgetaucht, die auf dieser Admok-Version basieren.
Eigentlich habe ich bisher noch nirgendwo eine Fälschung eines Pelilkan-Füllers gesehen. Montblanc-Fakes gibt es reichlich, aber Pelikan-Fakes?

Anscheinend ist das Gerät aber in China recht beliebt, weil es gerne als Ersatzteilspender für defekte Pelikan M800 (vor allem defekte Kappen) verwendet wird.

[pelikanjog]

Hallo zusaammen,
nach meiner Meinung muss man zwischen Moral und Recht unterscheiden.

Moralisch begründend kann man sagen, ich kaufe keine chinesischen Klone - egal, ob der völlig identisch ist oder noch einen Aufdruck "Made in China" hat, weil es ein "Diebstahl" an Design ist.
Und man kann sogar sagen, ich kaufe überhaupt keine chinesischen Produkte aus politischen, wirtschaftspolitischen oder protektionisten Gründen, das wir dann schwierig, weil es jede Menge chinesischer Produkte in allen Bereichen gibt!

Juristisch ist entscheidend, ob der Gebrauchsmusterschutz abgelaufen ist oder nicht.

Ich weiß allerdings nicht, ob das der Fall ist. Aber ich gehe davon aus, dass MB, Pelikan, Parker u.a. das prüfen und gegebenenfalls juristisch gegen einen Import nach Europa vorgehen.

Ich freue mich ganz naiv an den schönen Majohn / Moonman und Co, weil sie endlich für mich erschwinglich sind und nicht nur für Leute, die ein vielfaches dafür ausgeben können.

Das jedenfalls meint
Hansjürgen

[Portaner]

> nämlich die parallele Anfertigung von Fälschungen mit den gleichen Werkzeugen bzw. Maschinen
Ich denke nicht, dass Montblanc seine Fueller in China herstellen laesst. Das kann also nicht stimmen.
Ich vermute eher, die haben den Fueller auseinandergenommen und 3D-scans gemacht.


Die Majohn-Fueller sind m.E. keine Faelschungen, da sie nicht vorgeben, Montblanc zu sein.

Im Internet hat das mal jemand gut zusammengefasst.
Inspiriert - Füllfederhalter, die nicht exakt wie der Originalfüller aussehen, bei denen man aber in der Regel erkennen kann, woher die Idee für das Element stammt.
Klon, Kopie - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und aus der Entfernung oft mit dem Originalfüller verwechselt werden können. Sie haben jedoch deutlich sichtbare Herstellerkennzeichnungen auf dem Füllfederhalter, die klar zeigen, dass es sich nicht um den Originalfüller handelt.
Fälschungen - Füllfederhalter, die dem Originalfüller sehr ähnlich sehen und bei denen alle Kennzeichnungen auf dem Füllfederhalter die des Originalfüllers imitieren.

Vielen Dank - so in etwa sehe ich das auch.

[mke]

Gebrauchsmusterschutz ist 10 Jahre und gilt nur in Deutschland. Zusaetzlich gibt es so etwas nicht in einigen Laendern, Schweiz, soweit ich weiss.

Was kann man bei Fuellern anwenden? Ich habe mal bei Gemini nachgefragt

Eine neue Stiftform kann durch ein Geschmacksmuster und möglicherweise durch eine Handelsaufmachung (eine Form der Marke) und ein Urheberrecht geschützt werden, je nach den Besonderheiten des Designs.

Geschmacksmuster
Ein Geschmacksmuster ist die direkteste Methode zum Schutz einer neuen, nicht funktionalen Stiftform.
Schutzumfang: Es schützt das dekorative Erscheinungsbild oder die visuellen Merkmale eines Artikels. Es umfasst das Aussehen des Stifts, nicht seine Funktionsweise.
Anforderungen: Das Design muss neu, originell und für einen Fachmann nicht offensichtlich sein.
Laufzeit: Ein US-Geschmacksmuster gilt in der Regel für 15 Jahre ab dem Datum der Erteilung.
Vorteil: Es bietet einen robusten Schutz gegen die Herstellung, Verwendung oder den Verkauf von Produkten durch Dritte, die im Wesentlichen ein ähnliches Aussehen aufweisen.

Handelsaufmachung (Markenrecht)
Die Handelsaufmachung schützt das gesamte kommerzielle Erscheinungsbild oder „Look and Feel” eines Produkts, das den Verbrauchern dazu dient, dessen Herkunft zu identifizieren.
Geltungsbereich: Die einzigartige Form des Stifts könnte Teil seiner Handelsaufmachung sein, ähnlich wie die ikonische Form der Coca-Cola-Flasche.
Anforderungen: Die Form muss nicht-funktional sein (sie hat keinen Einfluss auf die Verwendung, den Zweck, die Kosten oder die Qualität) und unverwechselbar sein.
Inhärente Unterscheidungskraft: Wenn das Design so ungewöhnlich und einprägsam ist, dass es sofort auf die Herkunft hinweist.
Erworbene sekundäre Bedeutung: Eher bei Produktdesigns der Fall; dies bedeutet, dass Verbraucher durch umfangreiche Nutzung und Marketing die Form in erster Linie mit einem bestimmten Unternehmen assoziieren.
Laufzeit: Der Schutz der Handelsaufmachung kann potenziell unbegrenzt gelten, solange das Design weiterhin als Herkunftskennzeichen dient.

Urheberrecht
Der urheberrechtliche Schutz für die Form eines funktionalen Gegenstands wie eines Stifts ist sehr begrenzt.
Geltungsbereich: Das Urheberrecht schützt in der Regel originale literarische und künstlerische Werke. Es umfasst in der Regel Designzeichnungen oder technische Beschreibungen, jedoch nicht das funktionale Produkt selbst, es sei denn, die Form kann von ihren funktionalen Aspekten getrennt werden und als eigenständiges Kunstwerk existieren.
Einschränkungen: Da ein Stift ein Gebrauchsgegenstand ist, ist seine Form in der Regel nicht urheberrechtlich geschützt, es sei denn, er weist ein einzigartiges künstlerisches Merkmal auf, das nicht durch seine Funktion bedingt ist.

Zusammenfassung
Für eine neue Stiftform sind die folgenden Schutzmaßnahmen am wirksamsten:
Anmeldung eines Geschmacksmusterpatents, um einen kurzfristigen, robusten Schutz für das spezifische ästhetische Design zu gewährleisten.
Entwicklung einer langfristigen Strategie zur Etablierung von Handelsaufmachungsrechten durch konsequente Vermarktung der einzigartigen Form, damit Verbraucher diese mit Ihrer Marke assoziieren.

Und wie sieht das in China aus?
Für eine neue Stiftform in China sind die wichtigsten Schutzmaßnahmen ein Geschmacksmuster für ihr dekoratives Erscheinungsbild oder ein Gebrauchsmuster für ihre funktionalen oder strukturellen Aspekte. Weitere Optionen sind die Registrierung der Form als 3D-Marke, wenn sie Unterscheidungskraft erlangt, oder die Beantragung von Schutz nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb für bekannte, nicht eingetragene Designs.
Mehr dazu: https://english.cnipa.gov.cn/transfer/p ... 970014.htm

[pelikanjog]

Hallo mke,

das ist interessant. Aber ich kann keinen Schluss daraus ziehen. Erklärst du noch, was das für die "Klone" bedeutet?

Hansjürgen

[mke]

> Aber ich kann keinen Schluss daraus ziehen. Erklärst du noch, was das für die "Klone" bedeutet?

Solange eine Firma Klone herausbringt, die dem Original sehr aehnlich sind aber nicht vorgeben, das Original zu sein, waeren Gegenmassnahmen wohl schwierig. Wirkung wuerde zeigen, wenn fuer ein Original ein Designpatent in China beantragt worden waere - aber das kostet Geld (ca 1000 Euro fuer die Anmeldung und ca. 70 Euro pro Jahr, bis zu 15 Jahren).

Ich nehme aber 'mal an, dass z.B. Montblanc auch kein grosses Interesse mehr an den Designs hat, sobald die Originale verkauft sind. Sie interessieren sich sicher nur fuer den Erstverkauf. Im second-hand-Bereich verdienen sie nichts.

Ich vermute, dass sie nur gegen die Firmen vorgehen, die die Schneekappe benutzen.
Wie z.B. hier: https://ssrana.in/articles/india-delhi- ... feit-case/
Anscheinend gehen sie auch - nicht immer erfolgreich - gegen Firmen vor, die das Wort Montblanc benutzen:
https://intellectualpropertyplanet.word ... -in-japan/

[mke]

Vielleicht koennten Firmen gegen Klones mit dem Urheberrecht vorgehen - wenn sie wollten.

[Crovax]

Vielleicht koennten Firmen gegen Klones mit dem Urheberrecht vorgehen - wenn sie wollten.

Eher nicht. Das Urheberrecht schützt den Urheber, also in diesem Fall die Person, die einen bestimmten Füller entworfen hat und nicht Montblanc. Urheberrechtsverletzungen muss der Urheber oder eine von ihm beauftragte Vertretung verfolgen. Im Musikbereich haben wir dafür die GEMA, bei Füllern gibt es so etwas meines Wissens nach nicht. Wenn also Majohn einen Klon eines MB146 vertreibt, könnte Montblanc nicht per Urheberrechtsklage dagegen vorgehen. Das könnte nur die Person, die dieses Modell entworfen hat (bzw. die Erben). Montblanc könnte allenfalls wegen Verletzung der eigenen exklusiven Nutzungsrechte auf Unterlassung klagen. Das ist aber umständlich, dauert lange und ein Erfolg ist nicht sicher. Außerdem sind Urheberrechtsgesetze nationale Regelungen.

Deswegen gibt es das Markenrecht. Eine Firma kann eine Marke (Wort, Bild, 3D etc.) in der EU oder weltweit eintragen lassen und Verstöße dagegen verfolgen. Da ist oft auch das Firmenlogo mit drin, daher darf z.B. niemand die Schneekappe von Montblanc ohne deren Genehmigung verwenden.
Eine unerlaubte Verwendung einer Marke für eine anderes Produkt ist immer ein Markenrechtsverstoß und der Zoll kann solche Waren bei der gewerblichen Einfuhr beschlagnahmen. Bei einem Klon untersuchen die Gerichte dann die Verwechslungsgefahr. Die deutliche Verwendung eigener Logos und Firmen- bzw. Modellnamen anstelle der Originale reduzieren diese Gefahr deutlich.

Kaweco ist vor einigen Jahren mal recht übel mit einer "kreativen" Anwendung des Markenrechts aufgefallen (Stichwort "Moonman" vs. "Majohn").

Markenrechtsverletzungen können übrigens nur im gewerblichen Bereich begangen werden, nicht von Privatpersonen. Deswegen kann man ohne Probleme einen gefälschten MB bei der Rückreise einführen (und auch so beim Zoll angeben), solange kein Verdacht auf eine gewerbliche Einfuhr besteht (also nie mehr als ein Exemplar eines Modells mitbringen). Beim privaten Import per Post kann es zwar passieren, dass das Paket vom Zoll wegen Markenrechtsverletzungen einkassiert wird. Ermittelt wird aber nur gegen den gewerblichen Versender, es sei denn, man hat mehrere Exemplare des gleichen Modells bestellt und damit den Verdacht begründet, dass man diese Teile weiterverkaufen will.