Alten Montblanc gebrauchsfähig machen

[Waldgaenger]

Hier ist meine erste Bitte um Hilfe an die Forumsexperten. Ich besitze einen geerbten Kolben-Montblanc-Füller, der über 40 Jahre vergessen in einer kleinen Kiste lag. Natürlich war er verstopft und die Tinte komplett eingetrocknet.

Zuerst habe ich die Spitze 48 Stunden in lauwarmes Wasser gestellt, das einige Male gewechselt wurde und auch immer schnell blau wurde. Leider konnte ich noch kein Wasser in den »Tank« ziehen, daher folgten 24 Stunden in lauwarmem Wasser mit einem(!) Tropfen Geschirrspülmittel, gefolgt von einem gründlichen Abspülvorgang und einige Tage in reinem Wasser - blau wurde es kaum noch. Nun ließ sich Wasser einsaugen bzw. abgeben. Das wiederholte ich einige Male und nun war das Wasser stets blau.

Der Füller scheint also wieder einem grundsätzlich gebrauchsfähigen Zustand nähergekommen zu sein. Nun lauten meine Fragen: Wie geht es weiter? Soll ich solange Wasser einziehen und abgeben, bis es klar ist? Und welcher Schritt folgt dann? Bisher steht der Montblanc wieder mit der Spitze im Wasser. Mit Kolbenfüllern habe ich noch keine Erfahrung und möchte nichts falsch machen.

[pradella2]

Hallo Waldgaenger,
bisher hast Du alles richtig gemacht. So solltest Du auch weitermachen - Wasser aufziehen, etwas im Füller belassen und anschließend austauschen, bis nur noch klares Wasser herauskommt. Danach kannst Du, vorausgesetzt die Kolbendichtung ist noch intakt, eine handelsübliche Tinte aufziehen und loslegen. Als Start-Tinte eignet sich die Pelikan Königsblau 4001.

Spannend ist die Frage, um welches Modell es sich handelt: Ist es eines von vor ca. 1956, das noch eine Korkdichtung hat? Oder ein neueres Exemplar mit einer Kolbendichtung aus Weichkunststoff (quasi unzerstörbar, sofern kein Schindluder mit dem Füller veranstaltet wurde)? Wenn Du ein paar Fotos einstellst, können Dir Legionen von Expertinnen und Experten weitere Hinweise geben. Aber achte auf die Dateigröße - mehr als 700 KB sollten die Fotos nicht haben, sonst klappt es nicht mit dem Hochladen.

Viel Erfolg und anschließend viel Vergnügen!

[Waldgaenger]

Hallo pradella2,

vielen Dank für Deine Antwort! Zu erfahren, alles richtig gemacht zu haben haben, beruhigt mich - die Informationen hatte ich mir auch nur im Netz zuammengeklaubt, da ich bisher noch nie so etwas gemacht habe. Nun werde ich so verfahren, wie Du beschriebst, bis das Wasser klar ist.

Sollte ich den Füllhalter danach trocknen lassen oder kann ich die Tinte sofort einfüllen?

Die Pelikan 4001 königsblau habe ich zur Zeit nur als Patrone. In Richtung dieses Farbtons besitze ich zur Zeit im Fäßchen:

Rohrer & Klingner königsblau
Diamine Oxford Blue
Parker Quink blau-schwarz
Lamy T53 blau-schwarz

Eignet sich davon eine Tinte ebenso gut wie die Pelikan? Wenn nicht, werde ich nächste Woche ein Fäßchen 4001 königsblau kaufen.

Zum Alter des Füllers weiß ich mit Sicherheit nur, daß er vor 1986 hergestellt wurde. Ich werde im Laufe des Tages einige Bilder einstellen (danke für den Hinweis!), das Alter interessiert mich selbst sehr.

Danke für die guten Wünsche - ich werde mich melden und von meinen und des Meisterstücks Fortschritten berichten.

[SimDreams]

Moin, du kannst die Tinte sofort einfüllen. Je nach dem wie alt das Stück ist, wäre komplett zu trocknen gar nicht unbedingt hilfreich (falls noch ein Korken drin ist). Ich wäre auch zu ungeduldig, um zu warten, bis das Spülwasser farblos ist, und würde vorher loslegen mit Testschreiben. Die Tinte löst evtl. noch vorhandene Reste über die Zeit.
Königsblau wird deshalb empfohlen, weil sie einfach auswaschbar ist, slo gut wasserlöslich. Extra zu kaufen brauchst du sie nicht. Ich benutze die Quink gerne - eignen werden sich alle vier.

Grüße, Uwe

[Waldgaenger]

Hallo SimiDreams,

auch Dir ganz herzlichen Dank! Bezüglich des Alters kann ich leider noch nichts sagen, ich bin jedoch pradella2s Ratschlag gefolgt und habe Fotos eingestellt: viewtopic.php?f=9&t=42724&p=467855#p467855

Vielleicht bekommen wir es ja mit Hilfe der entsprechenden Experten heraus.

Wenn sich alle genannten Tinten eignen, werde ich es erst einmal mit der R&K königsblau versuchen, die ist der Pelikan relativ ähnlich und, soweit ich weiß, ebenfalls gut auswaschbar.

[Zollinger]

Auf dem Foto glaube ich ein Meisterstück aus den 50'er Jahren zu erkennen. Herzliche Gratulation zu diesem schönen Füller!

Die meisten dieser Meistertsücke haben eine Korkdichtung. Ich möchte kein Spielverderber sein, aber in 99% aller Fälle müssen diese Dichtungen erneuert werden. Geringere Undichtigkeiten bleiben vielleicht unbemerkt, aber trotzdem gelangt Tinte hinter die Dichtung und kann Schaden an der Teleskopkolbenmechanik anrichten. Ich empfehle deshalb eine Revision durch jemanden, der sich damit auskennt.

[Waldgaenger]

Hallo Zollinger,

auch Dir ganz herzlichen Dank! Natürlich bist Du kein Spielverderber, für solche Hinweise bin ich außerordentlich dankbar - retten sie doch im Fall der Fälle den Füllhalter. Auch in einem anderen Strang tippte ein Forenkamerad auf die 50er Jahre und empfahl eine Revision (z. B. bei einem Marco Schrage in Hamburg). Ich werde mich also der versammelten Kompetenz beugen und mit dem Herrn Schrage Kontakt aufnehmen.

Leider war ich wohl zu voreilig und habe weitergespült, bis das Wasser klar war und danach Königsblau von Rohrer & Klingner eingefüllt. Bei den ersten 5-6 Millimetern des Schreibens kommt noch keine Tinte, aber dann läuft sie gut und gleichmäßig nach und ich kann auch längere Texte problemlos schreiben.

Was wäre jetzt die beste Vorgehensweise: Tinte wieder 'raus und spülen, bis sich der Profi des Füllhalters annimmt?

[Edelstein1]

Was wäre jetzt die beste Vorgehensweise: Tinte wieder 'raus und spülen, bis sich der Profi des Füllhalters annimmt?

Temperaturen auf dem Transportweg derzeit teilweise deutlich unter Null, Transportwege und Lagerflächen nicht beheizt:
Zur Vermeidung eines Frostschadens würde ich jetzt nur ganz entleert versenden. Ein paar Tropfen Restwasser vom Durchspülen sollten nichts ausmachen. Viel Erfolg!
Jacky