Tenryu hat geschrieben:Ich denke, die Linienvariation bei den alten Federn kam eher von der Flexibilität, als von abgeschrägten Kanten, welche ja eine sehr präzise Handhabung erfordern.
Wenn ich mir die Bilder der Schreibkörner ansehe, scheint mir das nur die halbe Wahrheit. Auf dem Bild ist für mich schon zu erkennen, dass die alte OBB im Vergleich zur neuen OBB sehr viel "schärfer" geschliffen ist. Wenn ich mich an den Bildern auf Richard Binders Seite zum Thema Federschliffe orientiere, würde ich die alte OBB zumindest als (schräge) "Stub" einstufen, die neue OBB als klassische heutige "Kugel".
Meine MB 149 OBB geht bei überschlägiger Betrachtung - ich habe gerade leider keine Lupe zur Hand - eher in Richtung der alten Pelikan OBB, der nach unten hervorstehende "Knubbel" des Schreibkorns scheint mir auch recht flach. Das Ergebnis ähnelt auch annähernd dem der alten Pelikan OBB gemäß den hier eingestellten Vergleichsbildern.
Fraglos richtig ist, dass Flex jenseits des Federschliffs eine Strichbreitenvariation ermöglicht, jedoch gehe ich nach Vorstehendem davon aus, dass die vorgestellten Ergebnisse hinsichtlich Strichbreitenvariation hauptsächlich auf den Federschliff zurückzuführen sind und die Flexibilität der Feder allenfalls den Effekt verstärkt.
Tenryu hat geschrieben:Auch damals haben die Leute gerne geschwind geschrieben und haben mehrheitlich leicht zu führende Federn verlangt - vermutlich sogar noch mehr als heute, weil es gar keine anderen Schreibgeräte gab (außer dem Bleistift).
Grundsätzlich mag das zutreffend sein. Regelmäßig beobachte/te ich aber, dass Verwender älterer Federn mit Ihren Schreibgeräten - auch beim Schreiben - etwas behutsamer und sensibler umgehen und auch langsamer und bewusster schreiben als solche, die mit heutigen Federn aufgewachsen sind und regelmäßig auch nur steife Federn verwenden. Meine eigenen Versuche mit recht flexiblen Pelikan-Federn, beides Erbstücke wohl aus den 1950er Jahren, führen regelmäßig zu einer erheblichen Verringerung der Schreibgeschwindigkeit, weil die Federn ansonsten sehr zum Kratzen / Schaben neigen. Daraus ergibt sich für mich, dass alte, flexible Federn eine angepasste Schreibweise erfordern, während heutige Federn in der Handhabung etwas unkomplizierter, dafür aber vielleicht auch etwas weniger reizvoll sein mögen.
Viele Grüße
Thomas