1. Tinte
Die alterungsbeständigsten Tinten scheinen nach zahlreichen Forentests wohl die Nano-Tinten zu sein wie z.B. die Sailor Kiwagura, die Noodler's Bulletproof oder auch die dokumentenechten Tinten aus dem Hause De Atramentis. Mich interessierte allerdings eine klassische Pigmenttinte ohne die mir suspekte Nanotechnologie, deswegen habe ich mir die Pelikan Fount India besorgt, die auch erstaunliche Widerstandsfähigkeit bewies. In einem eigenen kleinen Tintentest habe ich sie und einige andere Standardtinten verschiedenen Einflüssen ausgesetzt: Wasser, Sonne, Bleichmittel und Backofen sollten die Alterung simulieren. Im Testfeld:1. Mont Blanc Royal Blue
2. Pelikan 4001 diamantschwarz
3. Pelikan Fount India
4. Blauschwarze Mischung aus Mont Blanc Royal Blue und Pelikan Fount India 20+1
5. Pelikan Edelstein Sapphire
6. Lamy T10 Blau
Dabei gab es keine großen Überraschungen. Der Bleichmitteltest zeigt die Ergebnisse unabhängig vom Papier am deutlichsten: Am beständigsten erwies sich die Pigmenttinte Pelikan Fount India, die klassischen schwarzen Tinten liegen im Mittelfeld und die blauen Tinten sind generell sehr angreifbar, wobei die Sapphire sich noch ganz gut hält.
Der Wassertest fällt ähnlich aus, von den blauen Tinten hält sich nur die Sapphire recht gut.
Beim Lichttest (etwa 10 Tage am Fenster) schließlich knickt auch die Sapphire ein und nur die schwarzen Tinten können sich behaupten.
Mein klarer Favorit ist die Mischung aus Fount India und blauer Mont Blanc: Sie vereint die Haltbarkeit der Fount India mit der Schönheit und Eleganz einer blauschwarzen Tinte. Das Mischungsverhältnis von 20+1 klingt recht sonderbar, aber die Farbkraft der Fount India ist einfach extrem. Trotz der hohen Verdünnung blieb aber genug schwarze Tinte im Papier, um gegen die verschiedenen Einflüsse gewappnet zu sein.
Beim fountainpennetwork gibt es eine umfangreiche Liste wasserfester Tinten. Diese dürften allgemein auch recht alterungsbeständig sein.
2. Papier
Die große Überraschung gab es beim Papier. Ich habe nämlich herausgefunden, dass Papiere, auf denen die Tinte wie bei Moleskine leicht durchschlägt, für die Haltbarkeit wesentlich vorteilhafter sind als satinierte Papiere wie z.B. das Clairefontaine Velouté.Da es in meinem Test nur um Schreibhefte ging, habe ich folgende Papier verglichen:
1. Oxford Schreibheft satiniert ("optik Paper") Ref. 100105708
2. Clairefontaine Schreibheft satiniert ("Velouté Papier") Nr. 63686C
3. Moleskine cahiers
Während die Mont Blanc nun auf dem Oxford komplett abgewaschen ist, kann man den Satz auf dem Moleskine noch entziffern. Im Prinzip ist das auch logisch: Wenn die Tinte gut einzieht, hält sie auch besser im Papier.
Ähnliche Ergebnisse auch beim Lichttest: Das Moleskine ist am wenigsten verblichen:
Aber es gibt weitere Dinge, die ein Papier für die Alterungsbeständigkeit aufweisen sollte. Am besten sind natürlich Papiere, die nach ISO-Norm 9706 alterungsbeständig sind, die kann man auch nach 200-300 Jahren noch lesen. Auch die DIN-Norm 6738 erfüllt (schwächere) Kriterien. Aber leider gibt es keine Schreibhefte (nur dickere Kladden), die diese Normen erfüllen. Man muss sich also damit zufrieden geben, wenigstens säurefreies Papier zu verwenden. Hier bekam ich von Clairefontaine und Brunnen die Zusicherung, dass alle ihre Papier säurefrei sind. Bei Moleskine ist diese Eigenschaft sogar auf der Packung aufgedruckt. Von Oxford habe ich keine Antwort erhalten. Einen großen Pluspunkt bekommt Moleskine für die Fadenbindung, da Heftklammern rosten können und nach Jahrhunderten problematisch für den Papierrestaurator werden können. Professionelle Archivare verwenden übrigens einzelne ISO 9706-Blätter, die sie in archivsicheren Kartons einfach übereinanderlegen - diese Lösung war mir aber zu unhandlich. Auf keinen Fall sollte man bei seinen Aufzeichnungen Folien, Hefter, Büroklammern, Gummis oder Tesafilm verwenden.
Im aufwändigen Backofentest (der auch wichtigster Bestandteil der Normprüfungen ist) habe ich trotz mehreren Tagen bei über 100 Grad und regelmäßigen dampfigen Aufgüssen (Simulation von Feuchtigkeitswechseln) keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Die einfacheren Tests (Wasser und Licht) werden bestätigt, die blauen Tinten werden angegriffen, die schwarzen halten sich im Mittelfeld und die Fount India bleibt wie frisch geschrieben. Die Papiere überdauerten den Test recht gut.
3. Fotos und Klebstoffe
Für mein Projekt interessierte mich auch die Haltbarkeit von eingeklebten Fotos. Erstaunlicherweise ist der Thermosublimationsdruck, den kleine, billige Fotodrucker wie der Canon Selphy verwenden, einer der haltbarsten Fotodrucke und mit einer geschätzten Lebenszeit über 100 Jahren wesentlich haltbarer als Laser- oder Tintenstrahldruck. Er liegt wohl auch etwas über der Haltbarkeit herkömmlicher Analogfotoabzüge, die zwischen 60 und 80 Jahren liegt.http://www.dradio.de/dlf/sendungen/computer/549239/
http://www.fotografie-in-schwarz-weiss. ... ein03.html
Bei Klebstoffen gibt es nun eine klare Regel. Umso einfacher und umso wasserlöslicher die Klebstoffe sind, umso archivsicherer sind sie. Letzteres klingt zunächst widersprüchlich, ist aber aus Sicht der Papierrestauratoren logisch: Nur was ohne Schaden abgelöst werden kann, kann auch instandgesetzt werden, sei es das Papier oder das Foto. Klassische Papierkleber aus Stärke sind also erste Wahl. Ich habe gute Erfahrungen mit Coccoina (aus Kartoffelstärke) gemacht, aber auch der Gutenberg Gummierstift (Gummiarabicum) hat Fotos extrem gut auf dem Papier gehalten und ist wasserlöslich und ohne Zusatzstoffe. Das Auftragen mit dem Pinsel bei dem Coccoina fand ich aber praktischer. Uhu dagegen ist nicht wasserlöslich und Pritt Klebestift zersetzt sich zu schnell. Mit Holzleim habe ich auch experimentiert, aber der bringt das Papier zum Wellen.
Für weiterführende Informationen empfehle ich diese drei PDFs:
- Martin Strebel: Moderne Archivalien alterungsbeständig herstellen und lagern
- Otto Wächter: Die Verwendung von Kunststoffen bei der Instandsetzung von Bibliotheksobjekten
- Bischöfliches Ordinariat Würzburg: Schreibmittel für die Matrikelführung
Hinweis: Die Tests sind abfotografiert, also in keinem Fall farbecht.