Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

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Furlong
Beiträge: 6
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Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Furlong »

In den letzten Wochen habe ich mich zur reinen Gaudi damit beschäftigt, mein Foto-Tagebuch archivsicher zu gestalten. Dabei ging es nicht nur um die Alterungsbeständigkeit von Tinte und Papier, sondern auch die Haltbarkeit von Fotos und Klebstoffen. Weil ich hier im Forum sehr viele Anregungen und Infos gefunden habe, wollte ich meine Erfahrungen auch mit der Community teilen.

1. Tinte

Die alterungsbeständigsten Tinten scheinen nach zahlreichen Forentests wohl die Nano-Tinten zu sein wie z.B. die Sailor Kiwagura, die Noodler's Bulletproof oder auch die dokumentenechten Tinten aus dem Hause De Atramentis. Mich interessierte allerdings eine klassische Pigmenttinte ohne die mir suspekte Nanotechnologie, deswegen habe ich mir die Pelikan Fount India besorgt, die auch erstaunliche Widerstandsfähigkeit bewies. In einem eigenen kleinen Tintentest habe ich sie und einige andere Standardtinten verschiedenen Einflüssen ausgesetzt: Wasser, Sonne, Bleichmittel und Backofen sollten die Alterung simulieren. Im Testfeld:

1. Mont Blanc Royal Blue
2. Pelikan 4001 diamantschwarz
3. Pelikan Fount India
4. Blauschwarze Mischung aus Mont Blanc Royal Blue und Pelikan Fount India 20+1
5. Pelikan Edelstein Sapphire
6. Lamy T10 Blau
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Dabei gab es keine großen Überraschungen. Der Bleichmitteltest zeigt die Ergebnisse unabhängig vom Papier am deutlichsten: Am beständigsten erwies sich die Pigmenttinte Pelikan Fount India, die klassischen schwarzen Tinten liegen im Mittelfeld und die blauen Tinten sind generell sehr angreifbar, wobei die Sapphire sich noch ganz gut hält.

Der Wassertest fällt ähnlich aus, von den blauen Tinten hält sich nur die Sapphire recht gut.

Beim Lichttest (etwa 10 Tage am Fenster) schließlich knickt auch die Sapphire ein und nur die schwarzen Tinten können sich behaupten.
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Mein klarer Favorit ist die Mischung aus Fount India und blauer Mont Blanc: Sie vereint die Haltbarkeit der Fount India mit der Schönheit und Eleganz einer blauschwarzen Tinte. Das Mischungsverhältnis von 20+1 klingt recht sonderbar, aber die Farbkraft der Fount India ist einfach extrem. Trotz der hohen Verdünnung blieb aber genug schwarze Tinte im Papier, um gegen die verschiedenen Einflüsse gewappnet zu sein.

Beim fountainpennetwork gibt es eine umfangreiche Liste wasserfester Tinten. Diese dürften allgemein auch recht alterungsbeständig sein.

2. Papier

Die große Überraschung gab es beim Papier. Ich habe nämlich herausgefunden, dass Papiere, auf denen die Tinte wie bei Moleskine leicht durchschlägt, für die Haltbarkeit wesentlich vorteilhafter sind als satinierte Papiere wie z.B. das Clairefontaine Velouté.
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Da es in meinem Test nur um Schreibhefte ging, habe ich folgende Papier verglichen:
1. Oxford Schreibheft satiniert ("optik Paper") Ref. 100105708
2. Clairefontaine Schreibheft satiniert ("Velouté Papier") Nr. 63686C
3. Moleskine cahiers

Während die Mont Blanc nun auf dem Oxford komplett abgewaschen ist, kann man den Satz auf dem Moleskine noch entziffern. Im Prinzip ist das auch logisch: Wenn die Tinte gut einzieht, hält sie auch besser im Papier.
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Ähnliche Ergebnisse auch beim Lichttest: Das Moleskine ist am wenigsten verblichen:
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Aber es gibt weitere Dinge, die ein Papier für die Alterungsbeständigkeit aufweisen sollte. Am besten sind natürlich Papiere, die nach ISO-Norm 9706 alterungsbeständig sind, die kann man auch nach 200-300 Jahren noch lesen. Auch die DIN-Norm 6738 erfüllt (schwächere) Kriterien. Aber leider gibt es keine Schreibhefte (nur dickere Kladden), die diese Normen erfüllen. Man muss sich also damit zufrieden geben, wenigstens säurefreies Papier zu verwenden. Hier bekam ich von Clairefontaine und Brunnen die Zusicherung, dass alle ihre Papier säurefrei sind. Bei Moleskine ist diese Eigenschaft sogar auf der Packung aufgedruckt. Von Oxford habe ich keine Antwort erhalten. Einen großen Pluspunkt bekommt Moleskine für die Fadenbindung, da Heftklammern rosten können und nach Jahrhunderten problematisch für den Papierrestaurator werden können. Professionelle Archivare verwenden übrigens einzelne ISO 9706-Blätter, die sie in archivsicheren Kartons einfach übereinanderlegen - diese Lösung war mir aber zu unhandlich. Auf keinen Fall sollte man bei seinen Aufzeichnungen Folien, Hefter, Büroklammern, Gummis oder Tesafilm verwenden.

Im aufwändigen Backofentest (der auch wichtigster Bestandteil der Normprüfungen ist) habe ich trotz mehreren Tagen bei über 100 Grad und regelmäßigen dampfigen Aufgüssen (Simulation von Feuchtigkeitswechseln) keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Die einfacheren Tests (Wasser und Licht) werden bestätigt, die blauen Tinten werden angegriffen, die schwarzen halten sich im Mittelfeld und die Fount India bleibt wie frisch geschrieben. Die Papiere überdauerten den Test recht gut.
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3. Fotos und Klebstoffe

Für mein Projekt interessierte mich auch die Haltbarkeit von eingeklebten Fotos. Erstaunlicherweise ist der Thermosublimationsdruck, den kleine, billige Fotodrucker wie der Canon Selphy verwenden, einer der haltbarsten Fotodrucke und mit einer geschätzten Lebenszeit über 100 Jahren wesentlich haltbarer als Laser- oder Tintenstrahldruck. Er liegt wohl auch etwas über der Haltbarkeit herkömmlicher Analogfotoabzüge, die zwischen 60 und 80 Jahren liegt.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/computer/549239/
http://www.fotografie-in-schwarz-weiss. ... ein03.html

Bei Klebstoffen gibt es nun eine klare Regel. Umso einfacher und umso wasserlöslicher die Klebstoffe sind, umso archivsicherer sind sie. Letzteres klingt zunächst widersprüchlich, ist aber aus Sicht der Papierrestauratoren logisch: Nur was ohne Schaden abgelöst werden kann, kann auch instandgesetzt werden, sei es das Papier oder das Foto. Klassische Papierkleber aus Stärke sind also erste Wahl. Ich habe gute Erfahrungen mit Coccoina (aus Kartoffelstärke) gemacht, aber auch der Gutenberg Gummierstift (Gummiarabicum) hat Fotos extrem gut auf dem Papier gehalten und ist wasserlöslich und ohne Zusatzstoffe. Das Auftragen mit dem Pinsel bei dem Coccoina fand ich aber praktischer. Uhu dagegen ist nicht wasserlöslich und Pritt Klebestift zersetzt sich zu schnell. Mit Holzleim habe ich auch experimentiert, aber der bringt das Papier zum Wellen.

Für weiterführende Informationen empfehle ich diese drei PDFs:
Hinweis: Die Tests sind abfotografiert, also in keinem Fall farbecht.
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Tombstone
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Tombstone »

Da bleibt mir nur ein schlichtes "DANK DIR!"

Der test ist wirklich gut - und vor allem auch mal Realitäts-basiert.
Ciao - Peter

Handle stets so, dass die anderen sich wundern, warum sie Dir noch keine reingehauen haben...
ew742
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von ew742 »

Puh... Da hast Du Dir aber viel Arbeit gemacht! Respekt! Versuche das in einem kleineren Umfang auch gerade und mit anderen Tinten, vielleicht sollte ich Dein Schema übernehmen. Dann dauerts aber noch länger.

Meine Frau als Restauratorin (für Holzobjekte, nicht für Papier) schwört übrigens auf Bleistift. Sie findet an alten Objekten oft noch Hinweise auf die Ursprungswerkstatt oder frühere Restaurierungen, die an verdeckter Stelle mit Bleistift gemacht wurden. Aber mit Feder und Tinte aufs Holz... nee, das passt wohl nicht.

Danke
Christoph
Furlong
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Furlong »

Danke für die positiven Rückmeldungen! Ich hatte selbst großen Spaß an den Experimenten. Wer ähnliche Tests machen will: Ich würde den Aufwand mit dem Backofen nicht mehr betreiben, auch das Bleichmittel und einen Säuretest, den ich gemacht habe, haben nicht viel gebracht.
säure.jpg
säure.jpg (57.3 KiB) 6731 mal betrachtet
Meine Empfehlung deshalb für Alterungstest: Einfach nur die Beständigkeit gegen Wasser und Licht prüfen, aber dafür auf verschiedenen Papieren. Da findet man man die deutlichsten und relevantesten Unterschiede.
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Faith
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Faith »

Wow, was für ein Testbericht, vielen Dank!
Die Brillant-Schwarz hatte ich mal ausgiebig auf Wasserfestigkeit geprüft und akzeptable Ergebnisse erhalten. Eindeutig blasser, aber noch lesbar ist für die meisten Zwecke vollkommen ausreichend.
Viele Grüße
Faith

Meine Blog: www.tintenpfote.de
Barbara HH
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Barbara HH »

Hallo Furlong,

vielen Dank für Deinen Beitrag, da hast Du ja wirklich ziemlich aufwändige Testreihen durchgeführt.

Bei Monochrom kann man übrigens einige interessante Artikel zum Thema Archivierung von Fotos finden:

http://www.monochrom.com/Archivierung.h ... &ci=000006

auch wenn im Zeitalter digitaler Photographie davon vieles nicht mehr nötig ist. Aber interessanterweise bieten sie da auch einen Kleber aus Instant Weizenstärke an:

http://www.monochrom.com/Instant-Weizen ... &ci=000175

Und sie haben auch einige archivsichere Stifte im Sortiment, allerdings keine Füllhaltertinte. Obwohl sie erwähnen, dass es von Actinic Tinte für Schreibfedern gibt, die sie aber leider nicht in ihrem Sortiment haben.

Viele Grüße,

Barbara
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
alexteichmann79
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von alexteichmann79 »

Hallo Furlong,

auch ich möchte Dir, wen auch etwas verspätet, Für Deine Tests danken. Auch für mich die Frage der Archivsicherheit eine wichtige so habe ich die Sailor Kiwa-Guro, die DeAtramentis Dokumententinte schwarz, die Noodlers Black und die Pelikan Fount India getestet, wenn auch nicht systematisch und dokumentiert wie Du es (und andere Forenmitglieder) es getan haben. danke dafür. Ich denke, die nehmen sich nicht viel. Trotzdem ein paar Gedanken.

1. Noodlers Black: Sozusagen mein Einstieg. Meine Probleme hier waren ein ziemlicher Nibcreep und das die Tinte nie wirklich fest auf dem Papier wird, weil man noch lange danach trocken verschmieren kann. Und manche "Papiere", besser gesagt Schreibmaterialien mag sie gar nicht.

2. DeAtramentis Doku schwarz: Eine Tinte, die ich nur wenig in Gebrauch hatte. Mir ist ehrlich gesagt egal, ob diese eine ISO-Zertifizierung hat oder nicht, was sich ja vor kurzem geändert haben soll, obwohl es immer noch auf der Seite steht, einfach eine gute Tinte. Aber wie gesagt, ich habe sie nur wenig verwendet.

3. Sailor Kiwa-Guro: Meine am zweithäufigsten benutzte Tinte und, bis vor kurzem, die "Haupttinte". Schön finde ich, dass Sailor diese auch in Patronen anbietet, wenn auch natürlich nur fürs eigene System. Ich fände es zB toll, wenn man auch die Fount India in Pelikan-Patronen kaufen könnte. Die Sailor ist, bis auf einen kleinen Makel zu dem ich gleich kommen werde, eine super Tinte, auch wenn ich es ähnlich, wie Furlong sehe, Nano könnte ein Problem sein, auch wenn ich nicht glaube, dass die Tinte soo nano ist.

4. Pelikan Fount India: Meine derzeitige Lieblingstinte. Und dabei wäre sie fast wieder aus dem Rennen gewesen. Gekauft hatte ich die Fount INdia in der neuen Eyedropper-Flasche extra für meinen Stipula Bon Yoyage in transparent, den ich als Eyedropper einsetzen wollte. Das wäre wohl perfekt sicheres Befüllen gewesen. Das geht auch super, nur ist die Fount India keine Tinte für transparente Füller. Wenn man die Kiwa-Guro oder die Noodlers und wohl auch die DeAtramentis in einen transparenten Füller füllt, bleibt ein Teil der Füllers durchsichtig, wenn er nicht gerade proppenvoll ist. Nennen wir eine Art Lotuseffekt oder so. Man sieht die Tinte im Füller fließen. Ncht so bei der Fount India. Kurz schütteln und schon sieht man nix mehr. Ich merkte aber, dass dieser Nachteil der Fount India auch Ihr größter Vorteil ist. Ich hab dann die Tinte in meinen Lamy 2000 F gefüllt. Ich dachte mir, wenn ich schon keine Transparenz habe, kann ich die Tinte gleich in den Füller mit dem unpraktischstem Tintensichtfenster füllen, ist ja dann egal. Und dann bemerkte ich etwas: Die Fount INdia lief im Lamy besser als die Kiwa-Guro. Bei der Kiwa-Guro hatte ich im Lamy immer kurze Anschreibaussetzer auch manchmal mitem im Text nach einer kurzen Pause. Bei der Fount India brauche ich manchmal einen Buchstaben, wenn ich einen Text wirklich neu starte, aber dann läuft sie gut durch, und sie ist auch etwas "nasser" als die Kiwa-Guro, zumindest in meinem nicht-wirklich-F-Lamy. Farbtontechnisch nehme ich keinen Unterschied zur Kiwa-Guro wahr, aber mag bei anderen Testern anders sein. Dann fiel mir auf dass die kleinen Anschreibprobleme der Kiwa-Guro mit dem "Lotuseffekt" zusammen hängen könnten. Im, relativ, breiten Tintentank des Stipula hatte ich keine Probleme, aber ichj merkte, wenn die Patronenversion benutzte, dass die Tinte auch bei Füller kopfüber machmal hinten in der Patrone blieb. Seltsam. Ich musste dann manchmal etwas schütteln dann lief sie nach vorn. Ich nehme an, weil ich das im Lamy( befüllt mit Kiwa-Guro) ja nicht sehe kann, dass die Feder vielleicht dann trocken läuft, weil genau dasselbe passiert. Ich nehme an, das Problem ist umso stärker, je schmaler die Patrone oder der Tank ist. Bei der Fount India habe ich sowas noch nicht bemerkt, die läuft super. Und sie mag jedes meiner Papiere. Nur die Flasche sollte Pelikan wieder ändern.
Und irgendwie finde ich es schön, einen Füller-Klassiker mit einem (wenn auch ziemlich unbekannten) Tinten-Klassiker zu befüllen.

NOch ein Wort zum Papier. Ja, es scheint keine Hefte in ISO 9706 zu geben. Ich habe mir bis vor kurzem in einer Buchbinderei welche aus ColorCopy-Papier machen lassen. Aber intzwischen benutze ich Fabriano-EcoQua-Blöcke, die auch die Norm erfüllen. Das Papier ist zwar elfenbeinfarben und gepunktet, was mir anfangs nicht gefiel, aber die schwarze Tinte passt gut dazu, und seitdem ich mich an Punkte gewöhnt habe, finde ich sie besser als Linien. Der einzige Nachteil ist, dass das Papier viel saugt und das Geschriebene Feathering ausbildet. Aber ich habe auch einen nassen Füller mit einer nassen Tinte.
Die Blöcke sind auf der linken Seite geklebt, also wie ein Buch, nur das die Seiten nicht halten, wenn man Blättern würde.
Aber ich denke, ein Block ist für mich besser als ein Heft. Absolut bessere Planlage. Und die Notizen über mein Leben sind sowieso wenig linear, von den Notizen für ein geplantes Buch ganz zu schweigen.

Viele Grüße

Alex
Downfall

Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Downfall »

Ich hole diesen Thread mal nach über einer Dekade hoch, da ich das Thema schlicht zeitlos finde.
Mein primäres Interesse beim Schreiben ist ohnehin die Haltbarkeit des Geschriebenen.

Ich möchte ganz gerne die hier gezeigte Testmethodik ein wenig ausformulieren und ggf. erweitern. Hintergrund ist, wie so oft, dass ich ein größeres Schreibprojekt habe, dass ich lange aufbewahren möchte. Das Thema kam hier schon öfter auf: wir erwarten Nachwuchs und ich möchte dem Kind ein Tagebuch über die ersten Wochen und Monate seines Lebens schenken, sobald es alt genug ist. Das wird wohl erst in seinen Zwanzigern sein, schätze ich, und natürlich soll es auch darüber hinaus halten.

Die Materialien hierzu stehen bereits fest: Ich werde Clairefontaine C als Papier verwenden, das säurefrei ist und die ISO 9706 erfüllt, sowie die KWZ Blue Black Eisengallus, die ich immer wieder gerne im Füller habe. Sollte sich die Kombination als sicher erweisen, wird sich daran nichts ändern - nur im ungünstigen Fall, dass die Tinte das nicht schafft, wechsle ich auf eine Pigmenttinte.

Letztendlich geht es mir auch gar nicht darum, die größtmögliche Festigkeit gegen UV-Licht zu ermitteln, da wäre ich mit einer Pigmenttinte sowieso besser bedient. Ich möchte einfach nur sehen, wie gut sich die Tinte unter harschen Bedingungen schlägt und dazu eine Methode anwenden, mit der man den Alterungsprozess in entsprechend beschleunigter Form simulieren kann.

Die Testmethodik stelle ich mir aktuell wie folgt vor:
Ich beschreibe zwei Blätter mit der gewählten Tinte. Blatt #1 wird schlicht auf dem Balkon fixiert. Dadurch ist es Feuchtigkeit und Licht ausgesetzt; beides wird naturgemäß schwanken, ebenso wie die Außentemperatur. Der Zeithorizont sollte natürlich groß genug sein, ich habe bisher aber mal wenigstens drei Monate ins Auge gefasst.
Das zweite Blatt wird, wie es hier beschrieben wurde, den "schweren Geschützen" ausgesetzt. Ich dachte hier daran, den Backofen vielleicht auch noch durch das Gefrierfach zu ergänzen und beides abzuwechseln.

Was ich bisher aber nicht weiß, ist, inwiefern ich damit eventuelles Verblassen im Zuge der natürlichen Lagerung/Alterung nachstellen kann. Wenn da jemand bessere Ideen hat, gerne her damit. Aber ich denke mir, wenn das Geschriebene die beiden Prozeduren einige Zeit überlebt, dann sollten mehrere Jahrzehnte unter guten Lagerbedingungen drin sein.

Was sind eure Gedanken hierzu? :)
Sabine
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Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Sabine »

Lieber Johannes,
was mir dazu einfällt, ist die Auswirkung des Papiers selbst, also in einem Buch : der umgebenden Seiten. Die Versuche bezogen sich ja immer auf einzelne Blätter, die verschiedenen Einflüssen ausgesetzt wurden, aber könnte es nicht auch sein, daß bei geschlossenem Buch (also ohne nennenswerte Lichteinwirkung) Papier und Tinte bzw. Tusche ein Milieu erzeugen, das Veränderungen bewirken kann?
Gast1
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Registriert: 01.06.2024 14:35

Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
09.07.2024 17:49
... Aber ich denke mir, wenn das Geschriebene die beiden Prozeduren einige Zeit überlebt, dann sollten mehrere Jahrzehnte unter guten Lagerbedingungen drin sein.
Ich denke, mehrere Jahrzehnte unter guten Lagerbedingungen sind auf alle Fälle drin. Aber für den Härtetest müsste die Luftfeuchte hoch, damit sich ggbf. Säure bilden kann. Die Tintenfraßpanik ist aber übertrieben, die populären Extremfälle haben Fehler in der Tinte.

https://www.youtube.com/watch?v=Nmep8eQMwm0&t=9s
Downfall

Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Downfall »

Um Tintenfraß mache ich mir generell auch keine Sorgen, mir ging es darum, dass die Schrift lesbar bleibt und nicht verblasst. Das scheint aber ja realistisch zu sein.

Luftfeuchtigkeit...hohe relative Luftfeuchte sollte sich ja auch im Backofen mit "Aufgüssen" recht einfach gestalten. Im Gefrierfach wird es sicherlich dauerhaft feucht sein, bei den Temperaturen brauchts ja nicht viel Feuchte für hohe relative Luftfeuchtigkeit. Wie sieht es mit den Temperaturwechseln aus? Macht das Sinn?

Blatt #1 auf dem Balkon wird aber auf alle Fälle schonmal ein guter Indikator sein. Ich mache mir da eher Sorgen um das Papier als um die Tinte.
Gast1
Beiträge: 600
Registriert: 01.06.2024 14:35

Re: Test: Archivsicher Schreiben und Kleben

Beitrag von Gast1 »

Downfall hat geschrieben:
10.07.2024 22:44
... Blatt #1 auf dem Balkon wird aber auf alle Fälle schonmal ein guter Indikator sein. Ich mache mir da eher Sorgen um das Papier als um die Tinte.
Im Buch hast Du keine hohe Lichtexposition und mit Wasser geht der EG-Anteil nicht weg, egal ob die Tinte 1 Stunde, 1 Tag oder 1 Woche unter Wasser ist. Hitze und Luftfeuchte werden die Reaktionen mit dem Papier wahrscheinlich am deutlichsten zeigen. Das ändert sich aber bei hoher Lichtexposition, da wird die Tinte auf dem Balkon am ehesten angreifbar sein.
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