Federn en Gros - warum?

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duckrider
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Federn en Gros - warum?

Beitrag von duckrider »

Als newbie im Forum läuft man Gefahr, den Kennern und alten Hasen auf die Füsse zu treten; ich bitte daher um Nachsicht, wenn Ihr diese schöne Seite schon kennen solltet:
http://www.kallipos.de/schreibfedern-sammlung.htm
Den Bereich "Verkauf" sollte ein jeder mit schwachem Widerstand gegen die Gefahren des Habenwollens allerdings tunlichst meiden! :roll:

Aber eigenlich poste ich hier, weil ich eine Frage habe:
Warum wurden Stahlschreibfedern "en Gros" = 144Stück verkauft? So eine Feder sollte doch bei sachgerechtem Umgang eine halbe Ewigkeit halten.
Ich erinnere mich noch an meien Kindheit in einen kleinen Eifeldorf, der dortige Tante Emma laden hatte Schreibgerät in einer Vielfalt, wie sie heute manchen Fachgeschäft gut anstehen würde.
Konnten die zigtausend Federn je verkauft werden?
Leider kann ich dort nicht mehr recherchieren, deshalb bitte ich hier um intensive Beiträge...

Dank' Euch
Thomas
Zuletzt geändert von duckrider am 23.02.2014 18:42, insgesamt 1-mal geändert.
Norika
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Re: Fedren en Gros - warum?

Beitrag von Norika »

Wenn ich mit einer Steckfeder aus Stahl kalligrafisch unterwegs bin und sie ordentlich flexe ist sie nach spätestens zwei Wochen unbrauchbar und ich muss sie gegen eine frische auswechseln. Mit der Haltbarkeit ist es also nicht weit her. Und da solche Federn ja eigentlich Pfennigartikel sind wurden sie in entsprechender Stückzahl an den Handel verkauft sodaß die Hersteller noch einen Gewinn damit machen konnten. Und mit den 144 Stück hat wahrscheinlich mal irgendwer angefangen und die Konkurrenz hat nachgezogen.
Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur.
meinauda
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Re: Fedren en Gros - warum?

Beitrag von meinauda »

Norika hat geschrieben:Wenn ich mit einer Steckfeder aus Stahl kalligrafisch unterwegs bin und sie ordentlich flexe ist sie nach spätestens zwei Wochen unbrauchbar und ich muss sie gegen eine frische auswechseln. Mit der Haltbarkeit ist es also nicht weit her.
Ja, das ist leider so. Schön flexen bedeutet flott brechen.
Und Pfennigartikel sind sie leider auch nicht mehr, meistens werden es mittlerweile 'Pfennige' über einen Euro. :|
Thom

Re: Fedren en Gros - warum?

Beitrag von Thom »

Die Grospackungen stammen aber auch aus einer Zeit, als das die "Kulis" waren. (Brause hat aber auch heute die Cito und Pfannen noch in 100er Schachteln; aber auch kleinere Stckz.)
Damals gab es weltweit sehr viel mehr Federhersteller als heute. Im 2. Weltkrieg hat die ganze Metallverarbeitung auf Kriegsproduktion umgestellt und danach war die Hochzeit dieser Federn nun wirklich rum. Die Firmen sind verschwunden, aber wie Du heute siehst, nein, die Federn konnten nicht alle verkauft werden. :)

Viele Grüße
Thomas

P.S. Ich hab allerdings den Verdacht, dass heute in jeder 2. indischen Stadt einer Füllerfedern lunnert.
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YETI
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Re: Fedren en Gros - warum?

Beitrag von YETI »

Es gab noch einen anderen Grund. meine Eltern haben mir mal erzählt, daß ihre Schulmeister (Lehrer) immer Ersatzfedern hatten, damit niemand als Ausrede eine kaputte Feder angeben konnte. Diese Ersatzfedern wurden den Eltern in Rechnung gestellt. Die waren natürlich nicht begeistert und zumindest mein Vater hatte deshalb auch öfter Sitzbeschwerden, wenn er wieder mal eine Feder verbogen hatte.

Schöne Grüße

Adreas
Es ist besser ein kleines Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen.
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duckrider
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Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von duckrider »

Merci für Eure posts!

In einer Zeit, wo "ex und hopp" gilt, TFT Displays wegenn eines durchgebrannten Kondensators auf den Elektroschrott fliegen, nix mehr repariert wird, da sehne ich mich halt nach "der guten Zeit" zurück, wo mit Ressourcen noch etwas verantwortungsvoller umgegangen wurde....

Da passt diese "Verschwendung" der Federn irgenwie nicht so recht ins Bild. Eure Argumente Hosenbodenmassage" und "ordentlich flexen" lasse ich aber gerne gelten; dass man mit einem "Pfennigartikel" nur seines Preises wegen geaast haben soll, das will ich noch nicht glauben.

Dass die Federn bei diesem Herstellungsaufwand so günstig waren, finde ich trotz Massenfertigung wirklich beeindruckend.

@Thom: "Grospackungen" ist hier im Zusammenhang ein schönes Wort, fast wäre ich drauf reingefallen! ;)

guten Start in die Woche
Thomas

...der eben ein neues "Pfennigartikel"-Sammelgebiet zu erobern beginnt - Herr, wo ist meine Stärke???
Thom

Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von Thom »

Die Vergangenheit ist heute auch nicht mehr das, was sie früher war. :)

V.G.
Thomas
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Tenryu
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Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von Tenryu »

Diese alten Federn hatten kein Schreibkorn aus Hartmetall.
Außerdem wurde früher noch fast alles mit der Hand geschrieben. In einem Büro konnten da schnell einige Federn verbraucht werden.

Nach ca. 1000 Seiten ist so eine Feder stark abgenutzt. Wenn man Wert, auf ein feines, gleich bleibendes Schriftbild legt, sollte man sie schon nach der Hälfte ersetzen.
Ich denke, eine Schreibkraft hat sicher mind 30-40 Seiten am Tag produziert. Allein das Kopieren von Schriftstücken nahm einen großen Raum ein.

Inder alten Zeit, als noch mit Federkielen geschrieben wurde, war der Verbrauch noch viel größer. Dafür wiederum wurde deutlich weniger geschrieben, weil es nicht so viel Bürokratie und Verwaltung gab.
Thom

Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von Thom »

Federkiele war enorm. Um 1800 in Deutschland 50 Mio. pro Jahr.

V.G.
Thomas
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Strombomboli
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Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von Strombomboli »

Tenryu hat geschrieben:weil es nicht so viel Bürokratie und Verwaltung gab.
Das möchte ich stark bezweifeln.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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Tenryu
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Re: Federn en Gros - warum?

Beitrag von Tenryu »

Die Bürokratie fing erst mit der Industrialisierung und Verstädterung an.
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