Lion Pen

[YETI]

Eigentlich muß man ihn nicht mehr identifizieren; es steht ja drauf, wie er heisst.
Aber dieser Füller hat einige Besonderheiten, die mich neugierig machen, mehr darüber zu erfahren.
Auf der einen Seite macht er keinen besonders hochwertigen Eindruck. An der Kappenspitze sind deutlich die Gussnähte zu sehen.
Andererseits besitzt er eine Goldfeder und die Kolbenmechanik ist mit einem Messingring von hinten im Schaft gesichert.
Das Blindkäppchen ist nicht wie üblich auf den Schaft aufgeschraubt, sondern greift mit seinem Gewinde in den Schaft.
Der Füllknopf erinnert mich an einen modernen Konverter.
Zu dieser modern anmutenden Mechanik passt allerdings nicht der Korkkolben, an dem man gut erkennen kann, daß der Füller noch nie Tinte gesehen hat.
Ich habe mit Wasser getestet - der Kolben ist dicht. Das Tintensichtfenster ist glasklar; die Trübung auf dem Foto ist Restfeuchtigkeit von meinem Dichtigkeitstest.
Wer kann mir mehr über diesen interessanten kleinen Füller erzählen?

Neugierige Grüße

Andreas

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[vospen]

So Andreas

Nun mal zu Deinem Lion-Pen.

Es ist eine ganz vergessene Marke aus Bulgarien (Burgas). Ganz typisch erkennbar die Messing-Mechanik. Von Aussen betrachtet, meint man es sei ein Billigfüller aus China. Ist es aber nicht. Es gibt sehr wohl einen China-Amerikanischen Hersteller für Billigfüller Lion Pen. Dagegen spricht eindeutig die Messing- und Korkteile.

Ganz am Anfang bestand die Firma Dekewo, seit 1924, sie produzierten hauptsächlich Blei- und Farbstifte. In den 30er Jahren begannen sie mit der Füllhalterproduktion gemäss deutschem Vorbild (die 3 Söhne hatten in Deutschland studiert). Ab 1947 wurde die Firma verstaatlicht und umbenannt in HemusMark. Aus dieser Firma stammt übrigens der Hemus-Füllhalter. HemusMark wurde dann in 2007 von Koh-I.Noor übernommen.

Da die Füllhalterherstellung nur 2.rangig war, findet man heute extrem wenig über die Marken und Vorgeschichte der bulgarischen Füller.

Deinen Füller schätze ich so gegen Ende der Dekewo-Ära, leider lässt sich dies nicht bestätigen.

Ich hoffe dennoch, Dir ein wenig geholfen zu haben.

[YETI]

Hallo Katharina

Das ist jetzt echt komisch. ich glaube, ich habe ein Radar für bulgarische Füller. Nach einem Hemus Patronenfüller und einem Musala, ist das jetzt wohl ein Dekewo.
Ob du es glaubst oder nicht, die drei Füller habe ich in größeren zeitlichen Abständen auf Flohmärkten in Solingen, Haan und Düsseldorf gekauft.
Bei diesem hier hatte ich garnicht damit gerechnet. Der englische Namen und die Warranted USA Feder hatten mich in einer ganz anderen Richtung suchen lassen.
Jetzt habe ich aber ein Problem. Der absolut saubere Korkkolben zeigt mir, daß der Füller noch nie Tinte gesehen hat. Die Feder macht aber einen guten, flexiblen Eindruck. Sollich den Stift nun als besonderes Belegstück in der Sammlung liegen lassen, oder soll ich ihn betanken und benutzen? Das ist eine Gewissensfrage.
Vielen Dank erst mal für deine Arbeit und schöne Grüße aus Solingen. Wir sehen uns dann hoffentlich in Köln.

Andreas

[vospen]

Hallo Andreas

Ob Du ihn betanken willst oder nicht, kann ich Dir die Entscheidung nicht abnehmen. Grundsätzlich wirst Du vom Sammlerwert her, nicht viel kriegen, da die Nachfrage danach viel zu klein ist. Zumindest zum jetzigen Stand der Dinge. Ich persönlich käme gar nicht dazu alle zu betanken, ich habe schlichtweg zu viel Auswahl.

Ja, das wollte ich auch noch schreiben. Die Warranted-Feder ist nichts ungewöhnliches im Osten, es war billiger als eigene herzustellen. Richtig schön Original wäre dann eine лъв-Feder (übersetzt Löwen-Feder). Der Löwenkopf ist im Gegensatz zur Rupp-Feder nach links gerichtet (Sicht nach links). Ob man die noch irgendwo finden wird, ist fraglich.

Einen ganz schönen Abend wünscht
Katharina

[YETI]

Ach, weißt du, was der Füller kostet, ist mir ziemlich egal. Den geb ich eh nicht mehr her.
Aber wie oft bekommt man so ein altes Stück im Neuzustand?
Naja, das muß ich nicht sofort entscheiden.

Schönen Abend

Andreas

[DiBa]

Hallo,
ohne den Bulgaren zu nahe treten zu wollen habe ich eher den Verdacht, dass sie heimlich die Maschinen von C.J.Lamy nutzten. Zumindest sieht mein Artus Favorit verdächtig ähnlich. Die Mechanik ist mit einem Metallring gesichert welcher zwei Nuten hat. Wer wie ich das Spezialwerkzeug dafür nicht hat kann versuchen, mittels zweier Schraubendreher den Ring herauszudrehen.
Lamy produzierte in allerlei Farben und Formen für diverse Kunden mit allerlei Aufdrucken oder Gravuren.
Dennoch kann ich natürlich den rein bulgarischen Hintergrund nicht ausschließen. Möglich ist alles.

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[vospen]

Hallo Dirk

Der Artus Favorit sieht verblüffend gleich aus. Tatsache ist, dass die 3 Söhne in Nürnberg, Hannover und Jena studiert hatten. Der Vater Velchev hatte damals auch gute Kontakte und Abnahmen in Deutschland. Es wäre also nicht auszuschliessen, dass er solche Füller bei Lamy abgekauft hatte, evtl. mit eigenem Druck. Leider lässt sich dies nicht nachweisen.

Interessanterweise gibt es im Osten, Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn und Bulgarien, jede Menge alte Artus Favorit's zu kaufen und zwar mit Aufdruck Artus.

Schlussendlich muss ich aufgrund der mangelnden Dokumenten auch passen.

[newlife]

@Diba

Man kann sich beim Zerlegen gut entweder mit einem zurechtgefeilten metallenen Hohlraumdübel behelfen oder aber man besorgt sich dünnes Alu- oder Kupferrohr, das man sich ebenfalls zurechtfeilt. So schont man das Füllerinnere und braucht auch keine drei Hände . . .

[YETI]

Hallo
Ich habe mich durchgerungen und den Kleinen befüllt; es war kein Fehler.
Der Kolben hält dicht, der Stift schreibt sehr schön, fein und mit leicht flexibler Feder.
Genau so mag ich es.
Was die genaue Herkunft angeht, habe ich jetzt genug, um weitersuchen zu können. Ich war auf die Feder hereingefallen und hatte nur in Richtung Amerika geforscht. Das konnte ja wohl nichts geben.

Vielen Dank an alle!

Andreas