Pelikan Federn

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Saarländerin
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Pelikan Federn

Beitrag von Saarländerin »

Hallo PlenumsteilnehmerInnen,
bei meinen Tests mit verschiedenen Pelikan - Federn ist mir aufgefallen, dass an meinem 600er eine 18Karat - F - Feder montiert ist, die nach meiner Ansicht mindestens die Strichbreite einer M - Feder erreicht.
An meinem 800er sitzt ebenfalls eine 18Karat - F - Feder, die allerdings bestenfalls wie eine EF auf dem Papier wirkt. Beide FH sind mit der gleichen Tinte befüllt..........
Kann mir jemand verraten, ob dermassen enorme Produktionsschwankungen bei den Hochkarätern im Gegensatz zu den Stahlfedern Standard sind ?
Gruss Saarländerin
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esp
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Re: Pelikan Federn

Beitrag von esp »

Saarländerin hat geschrieben:bei meinen Tests mit verschiedenen Pelikan - Federn ist mir aufgefallen, dass an meinem 600er eine 18Karat - F - Feder montiert ist, die nach meiner Ansicht mindestens die Strichbreite einer M - Feder erreicht. [...]
Hallo Saarländerin (gibt es eigentlich in Deutschland auch ein Neunkirchen oder bist Du Österreicherin?)

Das mit den Federstärken verwirrt mich auch immer mehr. Besser wäre wohl eine absolute Angabe der Strichstärke. Denn - über alle Marken und Materialien (Gold, vergoldet, Stahl) muss ich feststellen, dass die Angabe der Stärke wenig mit der tatsächlichen Strichstärke korreliert :cry:

So habe ich einige meiner M-Federn durch neue F-Federn ausgetauscht, nur um feststellen zu müssen, dass sie jetzt um nichts feiner schreiben als vorher. Andererseits habe ich M-Federn, die entweder wie EF schreiben oder aber auch mindesten B (wie ich mir B vorstelle) entsprechen :?
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Edi
Stefan Nielsen
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Beitrag von Stefan Nielsen »

Hallo,

Schwankungen in der Federbreite von Goldfedern sind ganz offenbar durchaus die Norm. Hier spielt wohl die Handarbeit eine Rolle. Ich besitze zwei F-Federn von Pelikan, eine 14k in einem M250 und eine 18k in einem M800. Nun könnte man vermuten, daß die größere 18k-F-Feder des M800 auch etwas breiter ausfällt - das genaue Gegenteil ist aber der Fall. Während mir die 14k-Feder im Vergleich mit den anderen Federbreiten als "echte" F-Feder erscheint, ist die F-Feder des M800 eigentlich eine EF-Feder, zumindest ist die Schriftbreite exakt dieselbe wie bei der EF-Feder meines Waterman Charleston. (Nebenbei angemerkt: Die F-Feder des M250 entspricht in etwa der Breiten der M-Federn meines Delta DolceVita und meines Aurora Optima.)

Ich habe vor einiger Zeit die allgegenwärtige Frau Jathe bei Pelikan angemailt und um die Angabe der Durchschnittsbreiten der Pelikan-Federn gebeten. Als Antwort erhielt ich Auskunft, daß aufgrund von Fertigungsschwankungen exakte Breitenangaben nicht möglich seien. Dafür habe ich einen Pelikan-Katalog bekommen :D

Der einzige Hersteller, der meines Wissens Angaben über die Federbreiten (im Katalog) macht, ist OMAS. Die dort angegebenen Breiten sind in mm: 0,60 (EF), 0,80 (F), 1,00 (M), 1,20 (B), 1,4 (BB).

Schönen Restsonntag
Stefan
Saarländerin
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Beitrag von Saarländerin »

Hi Edi,
nein, ich bin keine Österreicherin.
In Deutschland gibt es mehrere Neunkirchen - eins davon im Saarland, es ist eine Mittelstadt (ca. 50.000 Einwohner) und darin wohne ich.
Gruss Saarländerin
Saarländerin
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Volltreffer - "alter" M 400

Beitrag von Saarländerin »

:D Werte PlenumsteilnehmerInnen, insbesondere Hallo Herr Dr. Baier,
heute ist er mit der Post eingetroffen und seit heute glaube ich zu wissen, was Sie, Herr Dr. Baier, über die Eigenschaften der älteren Langschnäbel immer wieder zu vermitteln suchen:
Es ist ein alter 400er, er besitzt eine 585 - Feder, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Die Längsrillen im Tintenleiter deuten auf Ebonit hin, die Feder gleitet übers Papier und hat dennoch Biss - es ist schwer zu beschreiben, man muss es erleben. Je nach Haltung und Druck ergibt sich ein leicht anderes Schriftbild, insgesamt, betrachtet man eine ganze Seite, sehr ansprechend und mit keinem der modernen FH zu erreichen.
Vielleicht kann mit noch jemand mitteilen, wann dieser 400er etwa vertrieben wurde: er ist nur 12,3 cm lang mit relativ flachem Kappenkopf, die Federstärke ist in den Füllknopf eingraviert, er trägt einen goldfarbenen Zierring am Kappenende - und hat mich via ebay mitsamt alter Pelikan - Dose (wofür war die eigentlich gedacht?) 45,50 EUR gekostet bei hervorragendem Erhaltungszustand............
Es scheint, als habe ich endlich gefunden, wonach ich lange suchte........
Freundliche Grüsse Saarländerin :lol:
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esp
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Re: Volltreffer - "alter" M 400

Beitrag von esp »

Saarländerin hat geschrieben::Die Längsrillen im Tintenleiter deuten auf Ebonit hin, die Feder gleitet übers Papier und hat dennoch Biss - es ist schwer zu beschreiben, man muss es erleben.
Hallo Saarländerin und alle anderen, die an dem "Geschreibsel" interessiert sind :wink:

Ich habe diese Woche auch einen alten Pelikan - einen 140er - bekommen, dessen Tintenleiter Längsrillen aufweißt. Auf der Feder steht als Stärkenangabe KM (was bedeutet eigentlich das K?) und sie schreibt für eine M-Feder relativ dick. Aber sehr gut.

Was mich an der Feder / Füllfeder jedoch stört, sind zwei Dinge:

1. Die Feder quietscht :? Nein, sie kratzt nicht, sondern quietscht wirklich. Was bedeutet das? Kann man das "abtellen"? Aber sie gleitet wunderbar übers Papier ...
2. Sie ist sehr klein. Obwohl meine Hände nicht groß sind, könnte ich nicht länger mit ihr schreiben. Das ist auch der Grund, weshalb ich von der Anschaffung einer 300er jetzt Abstand nehme - obwohl, gefallen täten sie mir schon :wink:
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Edi
C. Röhrmann
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Beitrag von C. Röhrmann »

Hallo, werte Forumsteilnehmer,

als Neuling in diesem Forum finde ich die Diskussion um die alten Federn wirklich interessant.

Die alten Federn taugen halt doch noch mehr. Leider kommt auch mein nagelneuer M405 mit seiner wunderschönen rhodinierten Feder nicht an das Schreibgefühl eines 50er/60er Jahre Pelikan 400 (mit Langsrillen im Tintenleiter) heran. Wobei ich das Gefühl habe, daß die modernen Federn sehr viel sparsamer mit der Tinte umgehen. Falscher Geiz?

Beste Grüße,
Claas Röhrmann
frank
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Beitrag von frank »

Hallo,

falscher Geiz! Wir könnten auch alle mit wesentlich günstigeren Schreibgeräten schreiben :wink: . Ich sehs mal so, daß die "Betriebskosten" von unseren Lieblingen eben ein Wenig höher sind als von modernen High Tech Geräten. Dafür machen sie uns ja auch viel mehr Freude!

Liebe Grüsse aus Wien,
Frank
Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier »

Hallo,

ich freue mich, liebe Saarländerin, daß Sie mit dem 400er ins Schwarze getroffen haben.

Die 400er wurden von 1950 bis 1965 produziert, von 1950 bis 55 der ursprüngliche, den Sie mutmaßlich auch haben, und der im wesentlichen im Aussehen identisch ist mit den M 400 bis 1997.

Abgelöst wurde er vom gesuchten und unbezahlbaren 400 N, der eine etwas längere Kappe und einen etwas längeren gerundeten Füllgriff hatte und von 1955 bis 1957 hergestellt wurde.

Er wurde wiederum ersetzt durch den 400 NN mit langer abgerundeter Kappe, langem gerundetem Füllgriff.

1965 wurden die in der Herstellung aufwendigen Füller der 400er Serie und auch die 140/120er gestrichen. Was danach kam, war in Design und Materialauswahl eine Katastrophe und hat auch zum Niedegang des Ansehens der Marke unter dem sinkenden Stern der Füllhalter-Nachfrage auch mit beigetragen.

Celluloid, Ebonit-Tintenleiter und die daraus resuliterende Art der Fertigung waren einfach nicht mehr rentabel und diese Art der Füller, und Füller überhaupt, altmodisch.

Alle diese Modelle haben die einfarbige 14 K Goldfeder mit dem Ebonit-Tintenleiter und den entsprechenden Längsrillen.

Die Modelle gab es in
schwarz, grün-, schwarz- und graugestreift mit schwarzer und
in schildpattgestreift mit dunkelbrauner Kappe (und dunkelbraunem Griffstück),
in dunkelgrün mit dunkelgrüner Kappe (nur 400er)
und als Demonstrator in grün transparent.

Bei den 400 N und 400 NN gab es die schwarzen Versionen mit grünem oder gestreiften Tintensichtfenster.

Hinzu kamen noch die 500er (in schwarz-, grün- und schildpattgestreift mit 14 K-goldplattierte Kappe), 520er (in 14 K goldplattiert), 600er (schwarz oder schildpattfarben mit 14 K Goldkappe)und 700er (in 14 K Goldausführung). Bei den 500/520ern waren dabei die Füllknöpfe goldplattiert bzw. bei den 600ern aus 14 K Gold.

In Größe und Schreibverhalten sind diese Füller vergleichbar. Beim 400 NN ist das Griffstück etwas dünner im Durchmesser.

Die gängigsten Federn waren:
Steno, EF, F und M (runde Spitze)
KEF, KF und KM (Kugelspitze) (= das beantwortet eine weitere Frage gleichzeitig)
B und BB (breite Spitze)
DEF, DF und DM (Durchschreibfedern mit harter Spitze)
OF, OM, OB und OBB (mit linksschräger Spitze).

Die Ebonit-Tintenleiter sind viel "saftiger" als die heutige Spritzkunststoff-Massenfertigung. Manche alte Tintenleiter sind dabei recht klecksfreudig, andere auch nach heutigen Begriffen sehr gut. Das ist bei den Pelikanen sehr gut gelungen und daher sind diese Tintenleiter auch im Flugzeug und bei Temperaturwechseln, etc. unproblematisch.

Ein teurer MB hat dabei einen Tintenleiter in der Preisklasse von vielleicht einem Euro Prod.-Kosten. Das ist ja das Schlimme, daß der Tintenleiter eines Billigfüllers an sich nicht billiger und schon gar nicht schlechter sein muß als bei einem Hochkaräter. Das führt dann immer wieder zu bösem Erwachen, wenn ein billiger Waterman beser schreibt als manche Hochpreisprodukte. Und wer einen zeitgenössischen Vergleich haben möchte, der vergleiche bitte einen Pelikan P 1 von 1959-63 mit seinem "modernen" Tintenleiter mit einem "altmodischen" 400er. Da sieht der P 1 ganz alt aus.

Wer aktuell vergleichen will, nehme einen OMAS zur Hand. Da sehen auch die Pelikane nicht mehr ganz so gut aus. Dann kann man auch sehen, wie Tinte bei entsprechendem Tintenfluß leuchten kann.

Man muß den Interessierten die Augen öffnen, daß sie die Stellglieder Tintenleiter, Federcharakteristik, Federproduktion an Federschlitz und -spitze auseinanderzuhalten lernen. Damit kann auch die ewige Mär von der kratzigen harten F-Feder, die in so gefürchteter Form heute häufig angeboten wird, rehabilitiert werden. Auch die Schrägfedern, die manche im Plenum (Verzeihung) völlig unzutreffend als Schreibhaltungsfehler-Federn beschrieben, muß man von dieser Einschätzung befreien. Und das gelingt durch die alten Füller, als die Hersteller noch wußten, wofür diese Federn da sind.

Ich werde bei Gelegenheit eine kleine Federkunde aus meiner persönlichen Sicht einbringen.

Vielleicht wird das Interesse finden.

Viele Grüße an Euch alle
Euer Thomas Baier
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